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Internetsucht
Ab wann ist man onlinesüchtig?
Wir sind alle ständig online. Wie problematisch ist das? Und wo fängt Onlinesucht an?
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Artikel Abschnitt: Gibt es tatsächlich eine Onlinesucht?
Gibt es tatsächlich eine Onlinesucht?
- Computerspiele (Gaming)
- Glücksspiel (wie zum Beispiel Onlinepoker, Lotto oder Wetten)
- Pornografie
- Shopping
- Kommunikation (dazu zählen Messenger-Dienste und Social-Media-Plattformen).
Das heißt: Nicht das Internet an sich ist das Problem. Es sind bestimmte Online-Anwendungen, die Menschen abhängig machen können. Forschende sprechen daher auch von “Internetnutzungsstörung” statt von Onlinesucht, Handysucht oder Pornosucht.
Vorwurf der Suchtgefahr bei TikTok lite
Ein Beispiel: Im April 2024 war die Social-Media-App TikTok lite in die Kritik der EU geraten. Der Vorwurf: besonders hohe Suchtgefahr für Kinder und Jugendliche. Die App verfügt über ein Punktesystem, das langes Schauen von Videos sowie das Einladen weiterer Freunde mit digitalen Münzen belohnt.
Onlinerollenspiele haben ein besonders hohes Suchtrisiko
Oft sind Betroffene von mehreren Anwendungen abhängig, sie sind also beispielsweise Onlinesex- und kaufsüchtig. Unter den Onlinespielen haben Onlinerollenspiele ein besonderes Suchtrisiko. Vermutlich, weil sie das klassische Computerspiel mit einer sozialen Komponente verbinden.
Allen Formen der Onlinesucht ist gemeinsam, dass sie das Belohnungssystem des Gehirns aktivieren. Sie benötigen dafür – anders als sogenannte stoffgebundene Süchte – keine chemischen Substanzen wie Alkohol oder Nikotin, die direkt in den Hirnstoffwechsel eingreifen. Sie zählen damit zu den Verhaltenssüchten. Die kennt man auch offline, etwa die Glücksspiel- oder die Kaufsucht.
Hier erklären wir, welche Auswege es aus einer Pornosucht gibt
Artikel Abschnitt: Gilt jemand, der viel online ist, als krank?
Gilt jemand, der viel online ist, als krank?
Der ICD-Katalog der WHO ist eine Auflistung medizinischer Diagnosen. Auch die deutschen Krankenkassen orientieren sich daran. Das heißt: Wenn eine Krankheit einen ICD-Diagnoseschlüssel bekommen hat, kann ihre Therapie auch bei der Krankenkasse als solche abgerechnet werden. Bis dahin wird sie unter "andere Diagnosen" gefasst, im Falle von Onlinespielsucht beispielsweise unter “Impulskontrollstörung”.
Anerkennung von Onlinespielsucht als Krankheit ist umstritten
Der ICD-11-Katalog ist zwar am 1. Januar 2022 in Kraft getreten und grundsätzlich einsetzbar. Es existiert aber noch keine offizielle Version in deutscher Sprache, weshalb oft noch die Vorgängervariante (ICD-10) zur Anwendung kommt.
Die Anerkennung von Onlinespielsucht als Krankheit ist umstritten. Kritiker:innen, nämlich einige Medienwissenschaftler:innen und die Gaming-Industrie, sagen, dass das Phänomen der Computerspielsucht noch nicht gut genug erforscht sei. Sie befürchten, dass dadurch Menschen zu Unrecht für krank erklärt werden.
Unter den Befürworter:innen der Diagnose sind vor allem Ärzt:innen und Therapeut:innen, die mit Suchterkrankten arbeiten. Für sie ist die offizielle Diagnose ein wichtiger Schritt, um den Betroffenen besser helfen zu können und auch die Ausbildung und Forschung in dem Bereich voranzubringen.
Artikel Abschnitt: Wie häufig kommt Onlinesucht überhaupt vor?
Wie häufig kommt Onlinesucht überhaupt vor?
Warum gibt es keine genauen Zahlen? Weil die Forschenden kaum hinterherkommen. Die Entwicklung der Digitalisierung geht so rasant, dass die Daten bei Veröffentlichung schon wieder kaum den aktuellen Stand der Dinge abbilden können.
Zu den größeren Befragungen zählt eine von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aus dem Jahr 2015. Mittlerweile liegen dazu aktualisierte Zahlen aus 2019 vor. Demnach haben in Deutschland schätzungsweise über eine viertel Million Jugendliche eine “problematische Internetnutzung”, sind also onlinesüchtig oder drohen, es zu werden. Und: Bei 8,4 Prozent der 12- bis 17-jährigen Jugendlichen sowie bei 5,5 Prozent der 18- bis 25-Jährigen ist bereits von einer computer- oder internetbezogenen Störung auszugehen.
Artikel Abschnitt: Woran erkennt man, ob jemand onlinesüchtig ist?
Woran erkennt man, ob jemand onlinesüchtig ist?
- Kontrollverlust über das Onlinespiel. Das heißt, die Betroffenen haben erfolglos versucht, ihr Spielen zu reduzieren. Sie können gar nicht oder nur sehr schwer steuern, wann, wie oft, wie intensiv, wie lange und in welchen Situationen sie spielen. Ihnen fehlt etwas, wenn sie nicht spielen können.
- Das Onlinespiel ist die Hauptbeschäftigung. Das heißt, die Gedanken der Betroffenen kreisen nur noch um vergangene und kommende Spiele und das Spielen gewinnt immer mehr an Priorität und nimmt einen immer größeren Raum auf Kosten anderer Interessen und Aktivitäten ein. Hobbys und Freund:innen werden vernachlässigt oder ganz aufgegeben.
- Die Betroffenen riskieren negative Konsequenzen. Das heißt, sie spielen exzessiv weiter, obwohl wichtige Beziehungen oder schulische und berufliche Chancen schon darunter leiden, etwa wenn die Partnerin oder der Partner droht, sich zu trennen, oder der Job in Gefahr ist.
Eine Diagnose können nur Ärzt:innen und Therapeut:innen stellen. Sie sprechen ausführlich mit den Betroffenen und eventuell auch mit den Angehörigen.
Es gibt auch Selbsttests im Internet, die zeigen sollen, ob man online-süchtig ist. Nicht alle sind fundiert und aussagekräftig, einige können aber als Anhaltspunkt dienen, um die eigene Internetnutzung zu überdenken. Außerdem gibt es inzwischen einige Apps, die die tägliche Bildschirmzeit am Handy messen und eine gute Rückmeldung sein können. Wer sich Sorgen macht, sollte aber ärztlichen oder therapeutischen Rat suchen.
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