Darum solltest du einer Knieprothese nicht gleich zustimmen

Wenn Schmerzen im Knie das Laufen zur Qual machen, steckt oft eine Arthrose dahinter. Schätzungsweise fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden an dieser Erkrankung. Manchmal hilft dann nur noch ein neues Kniegelenk. Seit 2013 ist die Anzahl der Knieprotheseneingriffe in Deutschland allerdings um 18,5 Prozent gestiegen. Ein Anstieg, der sich mit der veränderten Altersstruktur allein nicht erklären lässt.

Besonders bedenklich ist, dass die Anzahl der Patient:innen unter 60 Jahren kontinuierlich zunimmt: 2016 unterzogen sich rund 31 Prozent mehr Patient:innen aus dieser Altersgruppe der Operation als noch 2009. Das Problem: Je jünger man ist, desto häufiger muss die Knieprothese ausgetauscht werden. In der Regel alle 20 Jahre. Diese wiederholten Operationen sind aber komplizierter und führen besonders häufig zu Komplikationen. Eine Operation sollte deshalb so lange wie möglich herausgezögert werden.

Leider passiert das viel zu selten: Anonyme Gespräche mit Ärzt:innen, Krankenkassenvertreter:innen, Klinikchef:innen und Klinikcontroller:innen geben Anhaltspunkte dafür, dass finanzielle Anreize ein Grund dafür sein könnten. Das liegt daran, dass ein Krankenhaus für das Einsetzen eines neuen Kniegelenks einen festen Betrag von der Krankenkasse erhält, eine sogenannte Fallpauschale. Finanziell lohnt sich das mehr als beispielsweise Notfallmaßnahmen oder die Geburtshilfe.

Wer vor der Entscheidung steht, sich eine Knieprothese einsetzen zu lassen, sollte also gut abwägen. Man sollte sich genau fragen, was sich wie verändern wird durch das neue Gelenk: Werden die Schmerzen komplett verschwinden? Wie lange wird das Gelenk halten und was werde ich dann wieder tun können?
Bevor eine OP infrage kommt, sollten zudem andere Maßnahmen ausprobiert werden, zum Beispiel Krankengymnastik, Schmerzmittel, Übergewicht verringern und mehr Bewegung. Denn auch wenn ein neues Kniegelenk besser ist als das alte, ist es nicht perfekt. Einen Marathon kann man mit einer Knieprothese nicht laufen, selbst Joggen kann problematisch sein.

Auch die Meinung eines anderen Arztes/einer anderen Ärztin kann helfen, eine Entscheidung zu treffen. Falls man sich am Ende für eine Knieprothese entscheidet, sollte man das dort tun, wo es viel Erfahrung mit dieser Operation gibt – denn je mehr Erfahrung, desto besser das Ergebnis und desto weniger Komplikationen treten auf, das haben Studien deutlich gezeigt.

Die EndoCert Initiative der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie vergibt nach Prüfung verschiedener Qualitätsmerkmale die Auszeichnung "Endoprothetikzentrum" – an der man sich orientieren kann.