Was tun im Fall eines Atomunfalls?

Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz und das Bundesamt für Strahlenschutz beobachten die Situation aufmerksam. Bisher liegen keine Hinweise vor, dass in der Ukraine radioaktive Stoffe ausgetreten sein könnten oder eine Freisetzung bevorsteht.

"Es gibt vorbereitete Pläne vom Bundesamt für Strahlenschutz, falls so etwas passieren sollte. Wir sind vorbereitet, wir sind auf alle Szenarien eingestellt. Aber wir gehen im Moment nicht davon aus, dass konkrete Gefahr herrscht", sagt Innenministerin Nancy Faeser bereits 2022 in der ARD.

Kontamination und Strahlenbelastung abschätzen

Die Gesellschaft für Reaktorsicherheit kann mithilfe der technischen Details eines Kraftwerksunfalls abschätzen, ob, welche und wie viele radioaktive Stoffe aus dem Kraftwerk austreten werden. Mit diesen Daten und den aktuellen Wetterprognose kann das Bundesamt für Strahlenschutz wichtige Gefahrenwerte errechnen:

• welche Gebiete von einer radioaktiven Wolke betroffen sein werden
• wann die Wolke ein Gebiet in etwa erreichen wird
• welche radioaktiven Stoffe die Wolke enthält
• welche direkte Belastung für die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten entsteht, wenn keine Schutzmaßnahme ergriffen werden
• wie stark noch nicht geerntete landwirtschaftliche Produkte belastet sein werden

Fukushima: Wie gefährlich das radioaktive Wasser ist, erfährst du hier.

Verteilung von Jodtabletten

In Deutschland sind 189,5 Millionen Jodtabletten in den Bundesländern vorrätig. Die Katastrophenschutzbehörden würden die Tabletten verteilen, sobald ein Eintrag von radioaktivem Jod in die Luft zu erwarten ist. In den betroffenen Gebieten im Umkreis bis zu 100 km gehen die Tabletten an:

• alle Personen bis 45 Jahre (ab dieser Altersgrenze überwiegen die Risiken der Jodeinnahme den Nutzen)
• Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre
• Schwangere und Stillende

Von einer selbständigen Einnahme der Tabletten wird dringend abgeraten. Eine Selbstmedikation birgt erhebliche gesundheitliche Risiken und hat aktuell keinerlei Nutzen. Aufgrund der Entfernung zur Ukraine ist nicht damit zu rechnen, dass eine Einnahme von Jodtabletten in Deutschland erforderlich werden könnte.

Evakuierung

Ab einer bestimmten Strahlenbelastung kann es dazu kommen, dass ganze Gebiete von der Regierung evakuiert werden. Auch dafür gibt es Pläne und ausgearbeitete Vorgehensweisen. Was man wissen sollte:

• Nicht in Panik verfallen
• Nur das Nötigste mitnehmen (täglicher Bedarf, Kleidung, Hygieneartikel)
• Licht und elektrische Geräte ausschalten (außer Kühlschrank)
• Fenster und Türen schließen

Das Bundesamt für Strahlenschutz rät dringend davon ab, auf eigene Faust zu fliehen. Ein Auto habe beispielsweise nur einen geringen Schutz vor Strahlung. Und die Gefahr sei groß, dass durch die Belüftungsanlage radioaktive Partikel ins Auto gelangen. Falls es dann noch regnet, wäre die Wahrscheinlichkeit sehr viel höher, dass der Körper radioaktive Strahlen aufnimmt.

Wie kannst du dich vor Strahlenbelastung schützen?

Neben der Einnahme von Jodtabletten gäbe es noch weitere Maßnahmen, um dich vor Strahlung zu schützen. Wir haben mit Odette Klepper vom Bündnis "Ärzte gegen Atomkrieg" (IPPNW) über konkrete Tipps gesprochen, die Schutz bieten können.