Artikel Kopfzeile:
Erholung
Waldbaden zum Stressabbau
Im Wald einfach nur spazieren gehen oder seinen Hund ausführen? Das war gestern. Vom "Waldbaden" erhoffen sich gestresste Großstädter mehr: Gesundheit! Es gibt erste wissenschaftliche Studien und immer mehr Fans.
Sprungmarken des Artikels:
Inhalt
- Darum geht’s: Waldbaden gegen Stress und für eine bessere Gesundheit
- Darum müssen wir drüber sprechen: Die Idee aus Japan klingt innovativ und originell. Erste kommerzielle Angebote machen neugierig
- Aber: Die Wirkung des Waldbadens ist wenig überraschend und "Bergbaden" bringt genauso viel
- Und jetzt? Raus in die Natur – ohne Joggingschuhe und Pulsuhr
- Darum geht’s: Waldbaden gegen Stress und für eine bessere Gesundheit
- Darum müssen wir drüber sprechen: Die Idee aus Japan klingt innovativ und originell. Erste kommerzielle Angebote machen neugierig
- Aber: Die Wirkung des Waldbadens ist wenig überraschend und "Bergbaden" bringt genauso viel
- Und jetzt? Raus in die Natur – ohne Joggingschuhe und Pulsuhr
Artikel Abschnitt: Darum geht’s:
Darum geht’s:
Waldbaden gegen Stress und für eine bessere Gesundheit
Mit oder ohne Anleitung kannst du schlendern, trödeln und rasten, lauschen, riechen und schauen. Auch Meditation und Atemübungen können dazugehören.
Idee und Trend kommen aus Japan – aber auch immer mehr Europäer sind interessiert. Shinrin-Yoku heißt es im Japanischen; 森林浴 (Übersetzung: 森 Shin = großer Wald, 林 rin = kleiner Wald, 浴 Yoku = Baden).
Dass das für die Gesundheit eine gute Sache sein kann, belegen Studien seit Jahrzehnten. Eine Untersuchung aus dem Jahr 1984 kann vielleicht als "Mutter" aller "Natur-tut-gut-Studien" gelten. Ein schwedischer Forscher wertete 46 Patientenakten aus einem Krankenhaus aus: Die eine Hälfte hatte während ihrer Genesung auf eine Mauer, die andere aus dem Fenster ins Grüne geschaut. Wer ins Grüne schauen durfte, konnte im Schnitt einen Tag früher entlassen werden. Seitdem werden immer wieder Probanden ins Grüne oder in die Stadt geschickt oder sie schauen sich Bilder von Landschaften oder Städten an, riechen unter kontrollierten Bedingungen Wald- oder Stadtluft – und anschließend werden unterschiedliche physiologische Parameter verglichen: Blutdruck, Herzschlagrate, Aktivität des Parasympathikus (ein Indiz für Entspannung) und des Sympathikus (Stress) oder die Anzahl bestimmter Immunzellen.
Vor allem aus Japan stammen zahlreiche Ergebnisse von Studien, bei denen der Effekt des "Waldbadens" mit der Wirkung eines Aufenthalt in der Stadt verglichen wurde. Dabei zeigte sich, dass auch noch Tage nach dem Besuch im Wald der Blutdruck und der Cortisolspiegel niedriger sein können und die Zahl der Abwehrzellen angestiegen ist.
Dass allein Waldluft einen Effekt haben kann, verdeutlicht eine kleine Studie ebenfalls aus Japan. Nach einer Nacht im Hotel, war die Zahl der Killerzellen bei der einen Hälfte der Probanden angestiegen, ohne dass sie selbst wussten, worum es in dem Versuch ging: Ihr Zimmer wurde während der Nacht mit flüchtigen Stoffen beduftet, die vor allem Nadelbäume produzieren: Terpene. Ob dieser Effekt allerdings auch für deutsche Wälder gilt, ist dadurch nicht nachgewiesen, die verwendeten Terpene stammten von einer für Japan typischen Zypressenart, die bei uns im Wald kaum vorkommt.
Insgesamt ist die Studienlage unübersichtlich, es gibt viele kleine Studien und die meisten sind nicht umfassend und allgemeingültig genug angelegt. Welche Effekte genau sind von einem wie langen Waldaufenthalt zu erwarten? Und "wirkt" der europäische Wald wie der japanische?
Unbestritten aber ist, dass Wald dem Menschen guttut. "Biophilia" nannte das vor 40 Jahren der Evolutionsbiologe Edward Wilson. Seine Idee: Der Mensch ist quasi genetisch dazu "bestimmt", die Natur zu lieben. Eine Metaanalyse bestätigte, dass allein der regelmäßige Anblick von Natur und Grün der Gesundheit guttut. Aber das trifft dann eben nicht nur auf den Wald zu; selbst Parkanlagen haben so einen Effekt.
Artikel Abschnitt: Darum müssen wir drüber sprechen:
Darum müssen wir drüber sprechen:
Die Idee aus Japan klingt innovativ und originell
Wir können uns schon vorstellen, wie "Waldbade-Kurse" demnächst in den Volkshochschulplänen auftauchen oder spezielle Kleidung für "Shinrin-Yoku" in Outdoor-Läden angeboten wird. Und Förster machen eine Zusatzausbildung als "Waldbademeister", um sich am Wochenende etwas dazuzuverdienen.
Und ist das dann schlimm? Nein. Wir sollten nur wissen, was wir da tun. Und dazu gehört, dass wir uns klarmachen, dass Waldbaden nicht erholsamer und Blutdruck senkender ist als andere entspannende Aktivitäten in der Natur auch. Wer sich erholen und die gesundheitsschädlichen Stresshormone aus seinem Blut verbannen möchte, kann auch durch die Berge, am Feld oder Strand spazieren gehen (an letzterem kann man dann übrigens auch "baden" und wird sogar nass!). Denn das, was am Waldbaden gesund ist, gilt auch dort:
Weitere Angaben zum Artikel:
- Es gibt weniger Lärm, Feinstaub und Stress.
- Wir sind (wenn alles so läuft wie geplant) selbstbestimmt. Wir sind freiwillig im Wald, am Meer oder im Gebirge. Kein anderer zwingt uns seine Entscheidungen auf.
- Es erwarten uns Kontraste und Überraschungen. In der Natur haben wir Distanz zum Alltag und all unsere Sinne erleben alltagsfremde Eindrücke.
- Der Blick kann schweifen, weil in der Umgebung keine Gesichter, Verkehrsmittel oder Häuser auftauchen, die den Blick und die Aufmerksamkeit bannen.
- Inmitten der Natur nimmt man sich nicht mehr so wichtig, weil man ehrfürchtig ist. Das löst Druck.
- Wichtig: Der Geist soll beschäftigt aber nicht überfordert werden. Dafür kann es in der Tat gut sein, wenn einem ein "Profi" Tipps gibt.
Artikel Abschnitt: Aber:
Aber:
Die Wirkung des Waldbadens ist wenig überraschend und ``Bergbaden`` bringt genauso viel
Am besten ist es, wenn Entspannen in der Natur gelingt, ohne dass man zu viel Geld ausgibt. Denn das muss man ja auch wieder verdienen, was wieder Stress macht, weil man keine Zeit hat, die einem dann fürs Entspannen fehlt.
Artikel Abschnitt: Und jetzt?
Und jetzt?
Raus in die Natur – ohne Joggingschuhe und Pulsuhr
Autorin: Angela Sommer
Quellenangaben zum Artikel:
Social Sharing:
Artikel Überschrift:
Das ist so nicht ganz richtig. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Studien, die belegen, dass die gesundheitlichen Wirkungen des Waldes messbar vorhanden sind. Insofern würde ich sagen, dass der Spaziergang am (mitunter pestizidbelasteten) Feld gut ist, der Aufenthalt im Wald aber seine ganz speziellen Vorteile bietet.