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Echte Verschwörungen: Manipulieren uns Konzerne?
Viele Verschwörungstheorien sind nicht belegbarer Blödsinn. Aber es gibt tatsächlich nachgewiesene Verschwörungen mit dem Ziel, die Wahrheit zu manipulieren. Einige Konzerne haben immer wieder Studien und uns beeinflusst, um ihre Produkte uneingeschränkt verkaufen zu können.
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Echte Verschwörungen
Es gibt weder Reptilienmenschen noch Chemtrails. Aber es gibt Strategien, mit denen große Konzerne immer wieder von wissenschaftlichen Fakten ablenken oder sie leugnen. Sie beeinflussen außerdem die Wissenschaft und verfälschen damit, wie wir und auch Politiker:innen über bestimmte Themen denken und diskutieren. Das zieht sich durch die vergangenen Jahrzehnte, egal ob bei Tabak, Klimawandel oder Medikamenten. Es geht nie um die Weltherrschaft, sondern darum, die eigenen Produkte möglichst lange unreguliert verkaufen zu können.
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Die Tabak-Lobby hat es vorgemacht
Anfangs galt Rauchen als harmlos. Doch in den 1950er- und 60er-Jahren zeigten Studien den Zusammenhang von Rauchen und Lungenkrebs. Die Tabakindustrie fürchtete, dass Rauchen verboten oder stark reglementiert wird. Sie entwickelte eine Strategie, um das zu verhindern oder wenigstens lange herauszuzögern.
Diese Strategie lieferte quasi die Blaupause dafür, wie eine Industrie Wissenschaft für sich einnimmt, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen und die Wahrnehmung von Risiken zu verfälschen.
Die Wahrheit findet sich in Millionen von Papieren
Sieben große Tabakkonzerne – auch bekannt als "Big Tobacco" – verloren 1998 in den USA ein Gerichtsverfahren und mussten als Konsequenz geheime Firmendokumente herausgeben: Briefe, Memos und Faxe, geschrieben an Wissenschaftler:innen, Rechtsanwält:innen, strategische Berater:innen und Manager:innen: Insgesamt handelt es sich um etwa sechs Millionen Dokumente: eine Fundgrube für alle, die sich mit dem Thema beschäftigen.
Die Strategie
Die Strategie lautet: Zweifel säen, um Zeit gewinnen. Es ist nicht notwendig, wissenschaftlich zu widerlegen, dass Rauchen Lungenkrebs verursacht, sondern es genügt, Zweifel zu säen und darauf zu bestehen, dass weitere Studien notwendig sind. Denn: Solange Zweifel daran bestehen, dass Rauchen Lungenkrebs verursacht, trifft die Politik keine drastischen Entscheidungen.
Viele folgten dieser Blaupause
Der Erdölkonzern Exxon Mobil wusste bereits Ende der 70er-Jahre, dass fossile Brennstoffe für eine Klimaerwärmung sorgen. Der Ölkonzern besaß Forschungsdaten, die sehr genau vorhersagten, worauf wir zusteuern, aber die Daten wurden künstlich ungenau gemacht, heruntergespielt und zurückgehalten. Das haben Forschende der renommierten Harvard-Universität später herausgefunden. Auch Hersteller von verschiedenen Medikamenten haben solche Strategien angewendet: Das jüngste Beispiel ist Oxycontin. Ein schnell süchtig machendes Schmerzmittel, das in den USA zu häufig und zu hoch dosiert verschrieben wurde. Möglich war das durch falsche Behauptungen, durch finanzielle Anreize für Ärzt:innen und durch skrupelloses Marketing. So entstand die aktuelle Opioid-Krise, durch die jedes Jahr mehr als hunderttausend Menschen in den USA sterben.
Auch die Ernährungsmittelindustrie benutzt solche Strategien, um weiterhin uneingeschränkt ungesunde Lebensmittel für Kinder bewerben zu können.
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So verdrehte die Tabak-Lobby die Faktenlage
Besonders mit drei Maßnahmen vereinnahmte man die Wissenschaft:
- Finde einen anderen Bösewicht und lenke damit ab von der Tatsache, dass Rauchen Krebs verursacht. Zum Beispiel Luftverschmutzung oder Ernährung.
- Zweifel die Studienergebnisse an, die zeigen, dass Rauchen Lungenkrebs verursacht, durch Argumente wie zum Beispiel: "Das sind ja nur Tierversuche", "bisher konnte kein einziger Fall von Krebs eindeutig aufs Rauchen zurückgeführt werden" und so weiter.
- Lass selbst Studien durchführen, die zeigen sollen, dass Rauchen gar nicht so schädlich ist. Beispiel: Eine Studie, die feststellt: In Japan rauchen viele Menschen viele Zigaretten – aber Japaner haben eine vergleichsweise hohe Lebenserwartung. Kurzschluss: Wenn man sich nur wie die Japaner fettarm ernährt, dann schadet Rauchen nicht.
Wissenschaft wurde durch Geld beeinflusst
Die Konzerne haben mehr oder weniger transparent Institute und Wissenschaftler:innen finanziell "unterstützt" – und hatten dadurch Einfluss darauf, wie Studien designt wurden, ob Studien veröffentlicht wurden oder in der Schublade verschwanden. Darüber hinaus griff die "White Coat Strategy" – Weißkittel-Strategie: Man lässt Forschende oder Ärzt:innen verbreiten, was man verbreitet haben will, denn sie sind glaubwürdiger, als wenn jemand von Philip Morris selbst sagt: "Rauchen ist gar nicht so schlimm". Das geschah auch in Deutschland.
Auch Teile der Lebensmittelindustrie folgen diesen Strategien
Schon lange fordern mehrere medizinische Fachgesellschaften ein Verbot für Werbung für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder richtet. Teile der Lebensmittelindustrie wollen das verhindern und behaupten: Es ist bisher nicht bewiesen, dass sich durch solch ein Werbeverbot weniger Kinder Übergewicht anfuttern. Dieses Vorgehen nennt sich: "Manufactured controversary", weil eine Diskussion "fabriziert wird", die eigentlich überflüssig ist. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und UNICEF legen dagegen Studien vor, die zeigen: Die Werbung beeinflusst, was für Lebensmittel Kinder und Jugendliche essen und kaufen.
Was kann man tun?
Es sollte mehr Studien geben, die nicht von der Industrie finanziert werden. Jeder einzelne sollte vorsichtig sein, wenn Argumente zu positiv klingen, um wahr zu sein. Nichtregierungsorganisationen (NGOs) decken manche solcher Verschwörungen auf und ordnen Studien wissenschaftlich ein. Zu guter Letzt: Wer Quarks hört, ist gut informiert über solche Themen 😉
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Glaubt ihr nicht,dass die Konzerne ihre Akten(Papier ,Computer)nicht schon längst vernichtet,gereinigt haben.Die Wenigsten sind so dumm wie die Stasi (nicht gelöschte Akten).
Die Bekämpfung der manipulativen Einflüsse von Industrie erinnert an das Wettrennen zwischen Hase und Igel. Es geht hierbei doch grundsätzlich um die Systemfrage und zwar ohne der Industrie Moralverstöße vorzuwerfen. Heruntergebrochen bedeutet dies: Kredite müssen mit Zins zurückbezahlt werden – oder auch – Anleger erwarten Rendite. Egal wie stark sich… Weiterlesen »