Artikel Kopfzeile:
Quarks Daily Spezial
Ein Trauma überwinden – wie kann das gelingen?
Missbrauch oder Überfall. Solche Erlebnisse sind schwer zu verarbeiten. Manche Menschen entwickeln dann eine posttraumatische Belastungsstörung.
iframe embed
Artikel Abschnitt:
Was ist sind die Ursachen?
Auslöser einer posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist ein traumatisches Erlebnis. Das kann ein Gewaltverbrechen sein, ein Krieg, sexueller Missbrauch, ein Verkehrsunfall oder eine Naturkatastrophe. Ob jemand danach eine PTBS entwickelt, hängt aber auch noch von weiteren Faktoren ab: Was genau ist passiert, wie intensiv und anhaltend war das Ereignis und traten die Belastungen wiederholt auf? Außerdem spielt es eine Rolle, wie resilient man ist und ob man Vorerkrankungen hat.
Artikel Abschnitt:
Typisches Merkmal: Flashbacks
Ein typisches Symptom der posttraumatischen Belastungsstörung sind die sogenannten "Flashbacks". Manche nennen sie auch "Erinnerungsblitze" oder "Rückblenden". Dabei haben Betroffene das Gefühl, in die Vergangenheit zurückversetzt worden zu sein und das Geschehene erneut durchzumachen. Das liegt daran, dass in der traumatischen Situation überwiegend die evolutionär gesehen frühen Hirnareale tätig sind, also die Bereiche, die für die "Urinstinkte" zuständig sind. Der Rest – zum Beispiel das bewusste Reflektieren – funktioniert in dem Moment nicht mehr richtig.
Wie ein zersprungener Spiegel
Dass wir in einer traumatischen Situation nicht erst reflektieren, macht auch Sinn. Denn nur so können wir schnell reagieren: Wir versuchen der Situation zu entfliehen oder zu kämpfen. Das Ganze hat aber den Nachtteil, dass unser Gehirn das traumatische Ereignis nicht zusammenhängend speichert. Das schreckliche Erlebnis wird stattdessen wie ein zersplitterter Spiegel in Einzelteilen zerlegt. Da mal ein Splitter mit dem Geruch, da ein Splitter mit dem Geräusch. Und: Die Splitter werden gespeichert wie in der Situation selbst – ganz unverändert. Wird ein "Splitter" aktiviert, weil ein Geräusch ähnlich ist oder ein Geruch, fühlt sich das für Betroffene an, als würde das Trauma genau jetzt noch einmal erlebt werden.
Weitere Angaben zum Artikel:
Du willst täglich mehr wissen?
Artikel Abschnitt:
Übererregt oder phlegmatisch
Neben den Flashbacks gibt es auch noch andere PTBS-Symptome, beispielsweise Albträume, Schlafstörungen, Gereiztheit, Konzentrationsschwäche oder Schreckhaftigkeit. Die PTBS kann sich dabei in zwei Richtungen zeigen: Entweder als Übererregung, man ist eigentlich ständig alarmiert. Oder als Untererregung: Man ist ständig müde, unkonzentriert, depressiv, kriegt gar nichts mehr hin. Typisch ist auch, dass die Symptome erst eine ganze Zeit nach dem eigentlichen auslösenden Trauma auftreten.
Was tun?
Die PTBS ist gut behandelbar, wenn sie frühzeitig therapiert wird. Dabei stehen Betroffenen gleich mehrere Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Zu den Verhaltenstherapien gehört auch die sogenannte EMDR-Methode (Eye Movement Desensitization and Reprocessing). Zentrales Element sind hier geleitete Augenbewegungen: Betroffene folgen dem Finger der Therapeutin oder des Therapeuten mit den Augen (Rechts-Links-Stimulation). Währenddessen denken sie an das auslösende Ereignis. So wird das Gehirn dazu angeregt, die Splitter zu einer Geschichte zusammenzufügen, die man dann verarbeiten kann. Die genauen physiologischen Vorgänge, die dabei ablaufen, sind nicht umfassend bekannt. Aber es gibt auch andere Verfahren, die helfen können, etwa die Konfrontationstherapie, in der sich Betroffene in einem geschützten Raum wieder an die traumatische Situation erinnern und sich so daran gewöhnen können. Auch kreative Therapieverfahren, wie Musiktherapie oder Kunsttherapie, können helfen.
Über den/die AutorIn:
Über den/die AutorIn:
Quellenangaben zum Artikel:
Social Sharing:
Artikel Überschrift:
„Psychische“, „Psychosomatische“ und „Persönlichkeits-Störungen“ haben in der Zivilisation / Hochkultur ihre Ursache allermeist in der kollektivneurotisch bedingten Nichtheilung von seelischen Verletzungen / Traumatisierungen bzw. in der Verwirrung von Kindern durch kollektivneurotisches Denken / Reden / Verhalten anderer. Die „kollektive Neurose“ / „Massen-Neurose“ / „Gesellschaftsneurose“ / „Menschheitsneurose“ (S. Freud) / „Normalneurose“… Weiterlesen »
Danke fûr diesen interessanten Beitrag! Ich finde es allerdings sehr schade das ihr die extrem vielversprechenden Forschungsergebnisse von MDMA in der Traumatherapiebehandlung -und die Tatsache das MDMA assistet therapy in Australien letztes Jahr legalisiert wurde und es sehr wahrscheinlich ist das das bald auch in den USA passieren wird nichtmal… Weiterlesen »
Hallo Birgit, wir sind im Beitrag nur auf Methoden eingegangen, die bereits in Deutschland anwendbar sind. Aber es wäre tatsächlich spannend, sich die MDMA-Methode genauer anzuschauen, da die Studien vielversprechend aussehen und sie jetzt ja sogar schon eingesetzt wird. Danke für die Anregung, vielleicht gibt es dazu mal eine Ergänzung… Weiterlesen »
Liebes Quarks-Team, vielen Dank für Euren insgesamt guten und wichtigen Beitrag. Mich stört allerdings, dass die EMDR-Methode der Verhaltenstherapie zugeordnet wird, weil das einfach nicht zutrifft. Francis Shapiro hat sie unabhängig von der VT oder TP entwickelt. Ich würde mich freuen, wenn ihr das korrigiert. Ich schreibe das auch, weil… Weiterlesen »