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Quarks Daily Spezial
Homeoffice versus Büro –
was ist besser?
was ist besser?
Arbeitsgeber:innen beschäftigt die Frage: Ist Homeoffice oder Büro besser für mich, mein Unternehmen und meine Gesundheit?
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Corona macht’s möglich
Bevor ein kleines Virus den größten Teil von uns zu Hause arbeiten ließ, war Homeoffice in Deutschland eher eine Rarität: In den Jahren 2017 bis 2019 stiegen die Zahlen von gerade mal elf auf 13 Prozent der Arbeitnehmer:innen, die ab und an mal von zu Hause aus gearbeitet haben.
Dann kam das Jahr 2020 und mit Corona ändert sich das radikal: In den Lockdowns haben – je nach Branche – bis zu 75 Prozent der Beschäftigten von zu Hause aus gearbeitet. Es gab plötzlich eine gesetzliche "Homeoffice-Pflicht“, das heißt, Arbeitgeber:innen mussten bei Büroarbeiten oder vergleichbaren Tätigkeiten grundsätzlich die Möglichkeit zum Arbeiten im Homeoffice anbieten – sofern nicht zwingende betriebliche Gründe dagegensprachen. Und so manche Chefin oder mancher Chef hat – genau wie die Angestellten – in dieser Zeit dann überrascht festgestellt, wie "erstaunlich gut" das mit dem Homeoffice doch klappen kann.
Das Homeoffice hat Vor- und Nachteile
Viele Arbeitnehmer:innen konnten von den Vorteilen des Homeoffice profitieren. So fiel beispielsweise die tägliche Pendelei zum Arbeitsplatz weg, die Nerven, Zeit und Geld kostet.
Aber es gab auch Nachteile: Plötzlich gab es keinen netten Plausch mehr auf dem Flur mit den Kolleg:innen, man sah sich nur noch in der Videoschalte.
Jetzt – im Jahr 2023 – arbeitet knapp ein Viertel der Beschäftigten zumindest teilweise von zu Hause. Und die meisten wollen auch nicht mehr darauf verzichten. Auf Unternehmensseite wünscht man sich dagegen wieder mehr Präsenz im Büro, das Argument ist oft: Eine Unternehmenskultur, Innovationen, große Durchbrüche … all so was fände nur statt, wenn man physisch zusammen sei.
Wer zu Hause arbeitet, arbeitet länger
Welche Effekte das Homeoffice auf unsere Produktivität hat, wusste man schon vor Corona. Eine Studie der Standford University hatte gezeigt, dass zu Hause bis zu 13 Prozent produktiver gearbeitet wurde.
Aber auch währende der Pandemie konnte eine große Studie der Harvard-Universität zeigen: Wir arbeiten auf jeden Fall länger, wenn wir im Homeoffice sind. In der Studie wurden im Jahr 2021 – also mitten in der Pandemie – 3,1 Millionen Menschen aus 16 Städten auf der ganzen Welt zu ihrem Arbeitsverhalten befragt (nicht nur Amerika war dabei, sondern auch Europa und Israel). Ergebnis: Im Homeoffice wurde im Schnitt 48,5 Minuten am Tag länger gearbeitet.
Das lag vor allem daran, dass die Zahl der Meetings zugenommen hat. Die virtuellen Treffen waren zwar um 20 Prozent kürzer als die Treffen in echt, aber es waren durchschnittlich 13 Prozent mehr Meetings insgesamt.
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Mehr Meetings, mehr Schalten, mehr Mails
Auch gemailt wurde mehr als im Büro. Wenn der Flurfunk wegfällt, das schnelle Abstimmen mit den Kollegen, dann muss mehr getippt werden beziehungsweise sich per Videoschalte ausgetauscht werden.
Die Studie aus Harvard hat außerdem gezeigt: Eine klare Grenze zwischen Beruf und Privatem zu ziehen, fällt den meisten von uns im Homeoffice schwer.
Die Fachleute sprechen von "Entgrenzung“
Wenn sich Freizeit und Arbeit nicht mehr klar voneinander abgrenzen lassen, sondern mehr und mehr verschmelzen, ist das aber nicht zwingend schlecht. Denn die "Entgrenzung“ wirkt sich nicht auf alle Menschen gleich aus.
Ein Team um den Psychologen Blake Ashforth hat bereits im Jahr 2000 die sogenannte "Boundary Theory“ entwickelt. Sie beschreibt zwei Strategien, wie Menschen Arbeit und Privates verbinden können: Entweder sie behandeln beide Bereiche getrennt oder sie vereinen sie. Welche Strategie uns lieber ist, ist Typsache.
Wer im Homeoffice arbeitet, ist unkreativer
Ein klarer Nachteil des Homeoffice aber ist: Wir sind messbar unkreativer, wenn wir mit anderen nur über den Bildschirm kommunizieren. Das haben Forschende von der Columbia University und der Stanford University in einem Versuch gezeigt.
Aus 602 Versuchspersonen wurden zufällige Paare gebildet, die sich fünf Minuten lang originelle Verwendungen für ein Produkt überlegen sollten. Die eine Hälfte der kreativen Paare war dabei zusammen in einem Laborraum, die andere Hälfte war per Videoschalte verbunden. Ergebnis: Die per Bildschirm verbundenen Paare haben deutlich weniger kreative Vorschläge geliefert, als die, die einander persönlich im selben Raum gegenübersaßen.
Diesen Befund haben die Forschenden dann in einem groß angelegten Feldversuch überprüft: knapp 1500 Ingenieur:innen aus fünf Ländern in Europa, dem Nahen Osten und Südasien haben je eine Stunde lang paarweise Produktideen entwickelt. Und wieder waren die direkt Kommunizierenden kreativer als die virtuell Verbundenen.
Fazit dieser Studie ist also: Arbeiten, bei denen es um die Entwicklung kreativer Ideen geht, sollten besser in persönlicher Runde stattfinden. Wenn mehr und effektiver gearbeitet werden soll, bleibt man besser im Homeoffice.
Für die meisten von uns ist wahrscheinlich eine Mischform ideal: Mal ins Büro gehen, um die Kollegen zu sehen, gemeinsam kreativ zu sein, mal effizienter von zu Hause aus arbeiten, ohne pendeln zu müssen. Viele Arbeitgeber:innen bieten das inzwischen auch an.
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Hallo,
danke für die Episode. Wo finde ich den Text der Episode finde?
Vielen Dank im Voraus
LG
Arezoo
Danke für das Video. 2 Dinge fehlen mir: 1. Homeoffice hilft Familien und vor allem Frauen und der Gleichberechtigung aus mehreren Gründen. Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit, da zahlt sich Flexibilität ohne Pendeln noch mehr aus. Hausfrauen können flexibler sein, weil es manchmal einfach genügt wenn der Partner nur anwesend… Weiterlesen »