Artikel Kopfzeile:
Quarks Daily Spezial
Was passiert mit unseren Akkus?
Kopfhörer bis E-Auto – alles per Akku. Doch dafür werden oft Rohstoffe unter zweifelhaften Bedingungen gewonnen. Was lässt sich ändern?
iframe embed
Artikel Abschnitt:
Mehr Akkus als Batterien
Bis 2018 wurden in Deutschland noch mehr Batterien als Akkus verkauft - inzwischen ist es genau anders herum. Der Vorteil: Lithium-Ionen-Akkus sind relativ leicht, speichern viel Energie, lassen sich natürlich wiederaufladen - und stecken in unserem Bluetooth-Kopfhörer, im Babyphone und im Handstaubsauger. Akkus haben unsere Welt verändert und verändern sie im Moment vielleicht noch mehr als je zuvor: Schließlich fahren nicht nur immer mehr Menschen E-Bike oder E-Scooter, sondern auch E-Autos mit leistungsstarken Energiespeichern, der klassische Verbrennermotor ist ein Auslaufmodell.
Problematische Rohstoffe
In modernen Akkus stecken unter anderem Lithium und Kobalt. Wichtig Abbaugebiete für Lithium liegen in Chile oder Argentinien. Der Abbau bringt Arbeitsplätze für die Bevölkerung, aber führt auch zu Umweltproblemen - durch Wasserknappheit und gefährliche Chemikalien, die in die Umwelt gelangen. Kobalt kommt zum Großteil aus dem Kongo. In den Minen arbeiten auch Kinder, die unter den oft gefährlichen Arbeitsbedingungen leiden. Immer mehr wertvolle Rohstoffe zu fördern kann keine nachhaltige Lösung sein. Aber in unseren alten ausgedienten Akkus stecken Lithium, Kobalt, Nickel und weitere Ressourcen, die den Rohstoffhunger reduzieren könnten - wir müssen sie nur recyceln.
Dass Akkus zu selten recycelt werden, liegt auch an uns
Wer alte Geräte mit Akkus entsorgen will, muss zum örtlichen Wertstoffhof, zum Elektro- oder Supermarkt. Diese Händler sind verpflichtet, alte Elektrogeräte zurückzunehmen. Doch tatsächlich entsorgen wir viele Akkus falsch, sie landen im Restmüll oder in der gelben Tonne. Eine Studie des Öko-Instituts zeigt, dass nur ungefähr die Hälfte aller alten Akkus und Batterien gesammelt und recycelt wird. Das Umweltbundesamt (UBA) hat für eine Untersuchung den Inhalt von über 2800 Mülltonnen genauer unter die Lupe genommen und kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: In 60 Prozent der untersuchten Müllproben wurden alte Batterien oder Akkus gefunden.
Weitere Angaben zum Artikel:
Du willst täglich mehr wissen?
Artikel Abschnitt:
Gefahr durch brennende Akkus
Falsch entsorgte Akkus können gefährlich werden: Immer wieder kommt es in Müllsortieranlagen von Recyclingunternehmen zu kleinen und großen Bränden. Das Problem: Wenn die Akkus in den Anlagen beschädigt werden, können sie schnell sehr heiß werden und Feuer fangen. Das liegt unter anderem am Lithium, das sehr reaktionsfreudig ist. In den vergangenen Jahren sind schon ganze Hallen von Entsorgungsbetrieben abgebrannt - wahrscheinlich ausgelöst durch falsch entsorgte Akkus.
Erst wenig Akku-Recycling in Deutschland
In Deutschland gibt es erst wenige Betriebe, die Lithium-Ionen-Akkus recyceln. Beim Entsorgungsunternehmen Redux Recycling in Bremerhaven zum Beispiel werden die Akkus stark erhitzt und mechanisch zerkleinert. Bestimmte Klebstoffe, Beschichtungen oder Kunststoffe werden dabei aussortiert. Am Ende bleibt die sogenannte Aktivmasse übrig: ein schwarzes Pulver, in dem unter anderem Nickel und Kobalt enthalten sind. Beides wertvolle Stoffe, die man auch für die Produktion neuer Akkus verwenden kann.
Doch das Akku-Recycling findet bislang noch nicht in dem großen industriellen Maßstab statt, wie wir es eigentlich bräuchten - gerade wenn in den nächsten Jahren und Jahrzehnten immer mehr E-Auto-Batterien recycelt werden sollen. Im Moment landen noch zu wenige unserer alten Akkus wieder im Recycling-Prozess. Und das meiste Kobalt, Nickel und Lithium für neue Akkus kommt eben nicht aus dem Recycling, sondern aus dem Abbau in Chile, Kongo und anderen Ländern.
DIE MACHER:INNEN
Johannes Döbbelt ist Wissenschaftsjournalist und recherchiert vor allem zu Themen rund um Klima, Umwelt und Mobilität.
Sebastian Sonntag ist leidenschaftlicher Radiomoderator, Quarks-Daily-Host und tourt immer mal wieder mit seinem Lastenrad durch das Umland von Köln.
Social Sharing:
Quellenangaben zum Artikel:
Artikel Überschrift: