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Quarks Daily Spezial
Work-Life-Balance - Sollen wir weniger arbeiten?
Nine to five, fünf Tage die Woche – ist das wirklich produktiv oder sollten wir weniger arbeiten müssen, um zufrieden und gesund zu sein?
(aktualisierter Repost)
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Weniger Arbeit – das gleiche Geld
Fünf Stunden am Tag arbeiten und das gleiche Geld verdienen wie für einen Achtstundentag? Davon träumen nicht nur Gewerkschaften, auch viele Arbeitnehmer:innen würden gern raus aus dem Achtstundenkorsett. Diese Idee ist nicht neu, John Maynard Keynes, ein britischer Ökonom, hat schon Ende der 1920er-Jahre ausgerechnet, dass seine Enkel in Zukunft weniger als acht Stunden arbeiten müssen, auch weil dann Maschinen ihre Jobs machen. Doch dazu ist es trotz technischer Fortschritte und Digitalisierung nicht gekommen.
Wie viel wollen wir arbeiten?
Auf die Frage nach ihrer Wunscharbeitszeit haben Menschen in der aktuellen BauA-Umfrage (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin) geantwortet, dass sie gern fünf Stunden weniger arbeiten würden, als sie es aktuell tun. Dann kämen sie auf 37,8 Stunden in der Woche. Das ist deshalb immer noch verhältnismäßig viel, weil die Menschen, die 38,4 Stunden in ihrem Vertrag stehen haben, im Schnitt 43,4 Stunden arbeiten. Wer Teilzeit arbeitet, würde dagegen gern aufstocken, auch des Geldes wegen.
Was sagt die Wissenschaft?
In einer Studie aus Großbritannien aus dem Jahr 2018 wurden 70.000 Menschen zu ihren Arbeits- und Lebensgewohnheiten befragt. Ein Ergebnis ist, dass es eigentlich gar keine so große Rolle spielt, wie viele Stunden sie arbeiten. Wichtig ist vor allem, dass sie Arbeit hatten. Denn, auch das weiß die Wissenschaft, zu wenig Arbeit kann genauso krank machen wie zu viel Arbeit. Schon wer acht Stunden in der Woche – also nicht am Tag – arbeitet, reduziert laut Studie das Risiko, psychisch krank zu werden, um fast ein Drittel im Vergleich zu den Menschen, die arbeitslos sind. Aber: Die meisten Teilnehmenden wollten keinen Achtstundentag, sondern weniger arbeiten.
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Sind vier Tage besser als fünf?
In Island hat die Regierung dazu eine Studie in Auftrag gegeben. 2500 Menschen haben mitgemacht – mehr als ein Prozent der arbeitenden Menschen im Land. Über viereinhalb Jahre lang haben sie statt fünf Tage in der Woche nur vier gearbeitet. Das Ergebnis: Im Vergleich zu Menschen, die fünf Tage arbeiten mussten, fühlten sie sich weniger gestresst, weniger Burn-out-gefährdet und glücklicher. Auch die Produktivität hat nicht gelitten. Im Gegenteil seien viele sogar produktiver gewesen, obwohl ihnen ein Tag fehlte, sagen die Forschenden.
Produktivität leidet, wenn wir zu lange am Stück arbeiten
Wir Menschen schaffen nicht unbedingt mehr, nur weil wir länger am Stück arbeiten. Das zeigen Studien. Selbst wenn wir es wollten: nach vier oder fünf Stunden lässt die Konzentration nach und wir sind weniger produktiv. Und machen mehr Fehler. Außerdem zeigen Untersuchungen, dass wir effektiver arbeiten, wenn wir weniger Zeit haben. Das funktioniert zumindest für Schreibtischjobs. In anderen Bereichen aber nicht. Pflegende kommen zum Beispiel in die Bredouille, wenn sie weniger Zeit für das gleiche Arbeitspensum haben, weil sie ohnehin schon eng getaktet sind.
Neue Lebensmodelle ziehen neue Arbeitsmodelle nach sich
Der Vater, der mehr Zeit mit seinen Kindern verbringen möchte, die Mutter, die möglichst schnell wieder zurück in den Job möchte. Junge Menschen ohne Familien, die keine Lust auf eine klassische Karriere haben und stattdessen lieber mehr Zeit für sich hätten? Die Lebensmodelle sind vielfältiger geworden und deshalb auch der Wunsch nach flexibleren Arbeitszeitmodellen. Doch was in der Kreativbranche funktioniert, funktioniert für Kurierfahrer:innen noch lange nicht.
Patentlösung ist nicht in Sicht
Dafür sind die Bedürfnisse der Menschen und die Anforderungen im Job zu unterschiedlich. Aber Unternehmen merken, dass auch sie profitieren, wenn sie ihren Mitarbeitenden flexiblere Arbeitszeitmodelle anbieten. Je offener die Betriebe dafür sind, desto größer ihre Chance, auf dem umkämpften Fachkräftemarkt qualifizierte Leute zu bekommen.
DIE MACHER:INNEN
Christiane Tovar ist Wissenschaftsjournalistin und liebt ihren Beruf. Sie macht Podcasts und Radio für Quarks und berichtet besonders gern über Medizin, Ernährung, Nachhaltigkeit und Psychologie.
Sebastian Sonntag ist leidenschaftlicher Radiomoderator und Quarks-Daily-Host.
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Vielen Dank. Aber wo finde ich den Text dieses Interviews?
Moin und gerne! Welches Interview meinst Du genau?
Hallo, mit Interesse habe ich den Beitrag zur Work-Life Balance gehört. Sie haben hier aus Ihrer eher persönlichen Perspektive dieses Thema beleuchtet. Nach meinem Gefühl wurde hier jedoch die Perspektive der gebildeten Schicht mit Fokus auf die Kreativwirtschaft zu stark betont und damit die vereinfachte Botschaft: 4 Tage Woche bzw.… Weiterlesen »
Guten Tag, ich finde das Thema und die vielschichtigen Aspekte wichtig. In den Sendungen zum Thema wird eine Thematik oft nicht benannt. Hier wurde Sie zumindest angeschnitten. Die Frage wie zufrieden bin ich mit meiner Arbeit. Wie sehr sehe ich einen Sinn in meinem Handeln?. Die meißten bekannten sind unzufrieden… Weiterlesen »