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Moore: Vom Klimahelfer zum Klimakiller?
Moore speichern mehr CO2 als der Regenwald. Durch Entwässerung setzen sie das Klimagas nun frei. Was jetzt zu tun ist.
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Moore sind wichtige Kohlenstoffspeicher
Moore sind die größten terrestrischen Kohlenstofflager der Erde. Im Vergleich zu anderen Ökosystemen enthalten sie überproportional viel Kohlenstoff. Etwa 25 Prozent des globalen Bodenkohlenstoffs sind in Mooren eingelagert, obwohl sie nur drei Prozent der Landfläche einnehmen. Über Jahrtausende haben sie konzentrierte Mengen Kohlenstoff in ihren Torfschichten eingelagert. Und zwar so:
Die wässrigen Ökosysteme zersetzen Pflanzenreste zu schlammigen Torfschichten, die zu mehr als 90 Prozent aus Kohlenstoffverbindungen bestehen. Durch diesen sogenannten "Torfaufwuchs" wachsen nasse Moore immer weiter in die Höhe.
Durch Moorzerstörung wird CO2 frei
Durch die Entwässerung von Mooren wird der Kohlenstoff wieder freigesetzt. Sobald Torf in Kontakt mit Luft kommt, oxidiert der gebundene Kohlenstoff und entweicht nach und nach in Form von CO2 in die Atmosphäre. So sind entwässerte Moore aktuell eine bedeutende Quelle von Treibhausgasemissionen.
Entwässerung, Degradierung und Moorbrände sind aktuell für fast fünf Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Indonesien ist das Land, das die weltweite Rangliste von Mooremittenten anführt, die EU ist auf Platz zwei. Innerhalb der EU entfällt die Hälfte der Mooremissionen auf Deutschland, Finnland und Polen.
In Deutschland verursachen entwässerte Moorböden jedes Jahr etwa 53 Millionen Tonnen Treibhausgase – etwa fünfmal so viel wie Inlandsflüge und insgesamt 7,5 Prozent der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen.
Ohne Moorschutz verfehlen wir die globalen Klimaziele
Ohne Gegenmaßnahmen könnten die Emissionen aus entwässerten Mooren bis zum Jahr 2100 zwischen 12 und 41 Prozent des globalen Emissionsbudgets verbrauchen, das uns noch verbleibt, um die globale Erwärmung unter 1,5 beziehungsweise 2 Grad zu halten.
"Um das Pariser Klimaziel zu schaffen, müssten in Deutschland 50.000 Hektar wiederverwässert werden, in Europa eine Millionen Hektar und weltweit zwei Millionen Hektar pro Jahr", erklärt Prof. Hans Joosten, Moorforscher an der Universität Greifswald.
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Die Lösung heißt Wiedervernässung
Eine Projektion zeigt, dass sich die gesamte Landfläche der Erde bis zum Jahr 2100 zu einer Nettokohlenstoffsenke entwickeln kann, wenn alle die Zerstörung intakter Moorflächen stoppen und mindestens 60 Prozent der degradierten Moore wiedervernässt werden. Durch Wiedervernässung hat Torf keinen Kontakt mehr zur Luft uns setzt Kohlenstoff nicht mehr frei.
Neben dem positiven Effekt fürs Klima hat die Wiedervernässung weitere nennenswerte Vorteile für den Wasserhaushalt der Böden, den Hochwasserschutz, die Kühlung der Landschaft sowie die Biodiversität.
Die Idee der Paludikultur
Weltweit forschen Wissenschaftler:innen intensiv daran, wie man Moorflächen wiedervernässen und trotzdem agrarwirtschaftlich nutzen kann. Unter dem Begriff "Paludikultur" werden je nach Region Anbauverfahren verschiedenster Nutzpflanzen ausprobiert, bei denen die wertvollen Torfschichten keinen Kohlenstoff freisetzen.
Im Europäischen Raum liegt der Fokus derzeit auf folgenden Nutzpflanzen oder -tieren:
• Torfmoose als Substratersatz für Torf im Gartenbau
• Süß- und Sauergräser als Fasern für Papier und Pappe, Einweggeschirr und Bauplatten
• Schilf für hochwertige Bau-, Dämm- und Werkstoffe
• Rohrkolben für Bauplatten, zur Isolation, als Viehfutter, Torf- und Plastikersatz (Einspeisung in Bioraffinerie, Prozesse, um daraus Plattformchemikalien und Biokunststoffe zu erzeugen).
• Erle für Bau-, Dämm- und Werkstoffe, zum Beispiel Möbel und Furniere)
• Sonnentau für medizinische Zwecke
• unspezifizierte Biomasse, aber auch Schilf, Seggen, Rohrglanzgras (energetische Verwertung für Wärme und Energie)
• Wasserbüffel für Fleisch und Milch
Konkrete Ziele für Deutschland
In Deutschland wurden bereits konkrete Ziele abgesteckt: Im Jahr 2019 wurde mit dem Transformationspfad Moor festgelegt, dass bis 2045 pro Jahr 50.000 Hektar Moor wiedervernässt werden sollen. Im Oktober 2021 haben Bund und Länder eine Zielvereinbarung unterzeichnet, dass die jährlichen Treibhausgasemissionen aus Moorböden um fünf Millionen Tonnen CO2-Äquivalente reduziert werden sollen.
Umbau der Landwirtschaft notwendig
Für die betroffenen Landwirt:innen ist es ein großer Aufwand, auf Paludikultur umzustellen. Nicht nur, dass der Wasserstand angehoben und neue Pflanzen etabliert werden müssen. In den meisten Fällen muss zudem die gesamte Produktionskette neu konzeptioniert werden und es bedarf neuer Technik, weil beispielsweise die herkömmlichen Traktoren nicht mehr genutzt werden können. Außerdem fehlen finanzielle Anreize, eine Honorierung der Klimaleistung und wirtschaftliche Sicherheit für eine Umstellung.
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Wir sollten nicht nur die Moore wieder vernässen sondern auch generell die Entwässerung zurückbauen. Desto trockender die Böden desto weniger SOC (Kohlenstoff im Boden) kann er speichern. Desto weniger SOC ein Boden hat desto weniger kann er Nährstoffe wie Wasser, Stickstoff,… speichern. Je weniger Närhstoffe ein Boden Speichern kann, desto… Weiterlesen »
Hallo, wieder so ein dummer Versuch den Menschen die Butter vom Brot zu nehmen. Also wirklich, könnt ihr von unseren Geldern nicht einmal was vernünftiges berichten als nur diesen vorgegebenen Schwachsinn der Finanzeliten? Habt ihr gar keine eigene Meinung, kein schlechtes Gewissen oder keine Ahnung? Journalismus ist jedenfalls was anderes,… Weiterlesen »