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Quarks Storys Folge 25
Birdwatcher, Twitcher & Ornitholog:innen – Helfen sie den Vögeln?
Längst nicht jede Vogelbeobachtung dient dem Schutz der Tiere und liefert wissenschaftliche Daten. Einigen Vogelbeobachter:innen geht es sogar nur um den ersten Platz in einer High-Score-Liste. Bei der Ornithologie können die Grenzen zwischen Wahn und Wissenschaft schnell verschwimmen.
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Was fasziniert Hobby-Ornitholog:innen?
Kaum eine Tiergruppe dürfte mehr Fans haben als die Vögel. Allein in Europa und den USA gibt es Millionen Hobby-Ornitholog:innen, Twitcher oder Birdwatcher. Vögel sind extrem unterschiedlich, begeistern mit variierenden Gesängen, bunten Federkleidern, Flugkünsten und Brutgebieten von Wald bis Ozean. Vögel finden sich überall. Und Fans, die es mitunter übertreiben, leider auch.
Vogelsichtung als Wettbewerb
Twitchern etwa geht es oft nicht mehr nur darum, sich am Beobachten der Tiere zu erfreuen, sondern mehr Vögel gesichtet und fotografiert zu haben als andere Hobby-Ornitholog:innen. Im Internet und in sozialen Netzwerken gibt es Ranglisten, wer wo welches Tier gesehen hat. Das Ziel: So viele verschiedene Arten wie möglich.
Der Schweizer Ruben Lippuner ist einer von ihnen. 2019 arbeitet er sich an einer Jahresliste ab. "Ich wollte unbedingt auch mal auf dem ersten Platz sein", sagt er. Dafür reist er ganze Tage von morgen bis abends durch das Land, für eine Blauracke an einem Tag ins Tessin und für den Steinwälzer ins Neeracher Ried, wo er den Vogel aber verpasst. Für Ruben entwickelt sich ein Wettlauf. Je näher er dem Sieg kommt, desto mehr stellt er jedoch auch das Jagen mit Fernglas und Kamera infrage.
Viele Vogelarten sind bedroht
Weniger Ruhe, weniger Platz, weniger Insekten – Vögeln geht es in ganz Deutschland ziemlich schlecht. Der Ornithologe Peter Berthold sagt: "Seit dem Jahr 1800 haben wir 80 Prozent der Vogel-Individuen in Deutschland verloren. Wir leben jetzt mit dem Bodensatz von ungefähr 20 Prozent. Mehr als die Hälfte aller Arten ist im Fortbestand bedroht." Er ist der Meinung, dass wir dringend mehr für die Vögel tun müssen.
Amateur-Ornitholog:innen – zwischen Nutzen und Schaden
Mit den Hobby-Ornitholog:innen ist das so eine Sache. Ihre weltweiten Beobachtungen und Aufzeichnungen helfen der Forschung dabei, herauszufinden, wie gut oder schlecht es einer Vogelart geht, zum Beispiel aus welchen Gebieten sich eine Art zurückgezogen hat oder wo sie plötzlich heimisch wird. Das Problem: Wenn die Jagd nach der nächsten Sichtung im Vordergrund steht, schadet das den Vögeln eher. Inzwischen sind Twitcher und Amateur-Ornitholog:innen über Social Media bestens vernetzt. Wenn jemand einen seltenen Vogel sichtet, sind innerhalb kürzester Zeit viele Menschen an Ort und Stelle, um das Exemplar zu beobachten – aber sie belasten so auch die Umwelt und setzen die Tiere möglicherweise sogar unter Stress. Die Grenzen zwischen Wahn und Wissenschaft sind da manchmal gar nicht so leicht zu definieren.
Wie sehr Vögel faszinieren können und wie wir das richtige Maß beim Beobachten finden, hat unsere Reporterin Vera Pache mit Twitchern, Birdwatchern und Wissenschaftler:innen geklärt.
Die Macher:innen
Autorin: Vera Pache
Moderation: Sebastian Sonntag
Regie: Sophie Garke
Storyline: Sven Preger
Technik: Wolfgang Mertens
Redaktion: Jan Friese
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