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Atomausstieg
Kohlekraftwerke abschalten
statt Atomkraftwerke?
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Atomkraftwerke gelten als emissionsfreie Energiequelle. Taugen sie als Lösung gegen den Klimawandel? Wir haben durchgerechnet, wie viel CO2 deutsche Atomkraftwerke einsparen könnten.
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Artikel Abschnitt: Darum geht’s:
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Deutsche Kernkraftwerke werden bald stillgelegt
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Längere AKW-Laufzeit würde CO2 einsparen
Immer wieder werden daher in der aktuellen Diskussion Atomkraftwerke als praktikable Lösung ins Spiel gebracht, um den CO2-Ausstoß schnell zu senken. Angesichts des Klimawandels habe man die Prioritäten falsch gesetzt, sei zu früh aus der Atomenergie ausgestiegen und betreibe weiter die umweltschädlichen Braunkohlekraftwerke, sagen Kritiker:innen des Atomausstiegs.
Die übrigen Atomkraftwerke könnten Teile der Braunkohleenergie ersetzen
Gar CO2-frei könne man wie schon alle Jahrzehnte zuvor zuverlässigen und sauberen Strom einspeisen, so die These. Richtig ist, dass die verbliebenen sechs deutschen Kernkraftwerke ihre ursprünglich geplante Laufzeit von 40 Jahren noch nicht erreicht haben. Die letzten sechs sind zwischen 31 und 35 Jahre alt. Theoretisch könnte man sie also über das Jahr 2022 hinaus noch einige Jahre weiter betreiben.
Wäre es daher sinnvoller, statt der Atomkraftwerke lieber die besonders klimaschädlichen Braunkohlekraftwerke vom Netz zu nehmen? Das haben wir durchgerechnet.
2019 haben die noch aktiven Kernkraftwerke insgesamt 60,95 Terawattstunden ins Netz eingespeist, die übrigen Braunkohlekraftwerke mit rund 100 Terawattstunden deutlich mehr. Alle Braunkohlekraftwerke ließen sich daher nicht ersetzen, einige aber schon.
Anfangs mehr als 50 Millionen Tonnen CO2-Ersparnis
Würde man alle sechs Kernkraftwerke über das Jahr 2022 am Netz lassen, könnte man fünf Braunkohlekraftwerke ersetzen: Neurath, Niederaußem, Boxberg, Jänschwalde und Lippendorf. Darunter sind auch die zwei Braunkohlekraftwerke mit den höchsten CO2-Emissionen.
Insgesamt würde das CO2-Emissionen von schätzungsweise* 70 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einsparen – das entspricht fast einem Drittel der energiebedingten Emissionen und rund zehn Prozent der deutschlandweiten Emissionen.
* berechnet anhand der veränderten Stromerzeugung zwischen 2018 und 2020 sowie der Emissionen von 2018.
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Weniger CO2, dafür kurze Laufzeit und Atommüll
Bis zum geplanten Kohleausstieg im Jahr 2038, wenn es in Deutschland weder Kohle- noch Atomstrom mehr geben wird, wird man die Kernkraftwerke nicht mehr betreiben können. Im Ausland, etwa in den USA, aber auch in der Schweiz, wird zwar diskutiert, die Laufzeit um bis zu 20 Jahre zu verlängern. In der Theorie ist das durchaus möglich.
Allerdings werden mit fortschreitendem Alter teure Nachbesserungen und Nachrüstungen nötig. Manch seltene Verschleiß- oder Abnutzungserscheinungen lassen sich im schlimmsten Fall überhaupt nicht reparieren. Am Ende ist es häufig eine Kostenfrage. Laut einem aktuellen MIT-Report sind die Kosten für die Kernenergie ein fundamentales Problem. Erneuerbare Energie ist meist eine deutlich kostengünstigere Variante.
Auch Kernenergie verursacht CO2
Strom aus Atomkraftwerken ist laut Umweltbundesamt (UBA) nicht CO2-neutral, wie es an vielen Stellen und besonders in den sozialen Medien oft beworben wird. Die Treibhausgase entstehen besonders vor und nach der Stromproduktion, etwa beim Uranabbau, beim Kraftwerksbau oder -rückbau bis hin zur Endlagerung. Den gesamten Lebenszyklus der Braunkohle und -Kraftwerke zu berücksichtigen, würde die dortigen Emissionen übrigens ebenfalls erhöhen.
Dem Bericht der weltweiten Klimakommission IPCC aus dem Jahr 2014 zufolge emittieren die Kernkraftwerke zwischen 3,7 bis 110 Gramm CO2-Äquivalente pro Kilowattstunde, wahrscheinlich eher im Bereich von 12 Gramm. Für das Jahr 2019 ergäbe das schätzungsweise 731 000 Tonnen CO2 – es bliebe also noch immer eine Ersparnis von vermutlich mehr als 54 Millionen Tonnen pro Jahr.
Menge an Atommüll steigt, Endlager nicht in Sicht
Viel schwieriger wiegt vermutlich der zusätzliche Atommüll, der zum Schutz der Umwelt sicher gelagert sein muss. Jedes Jahr fallen in Deutschland derzeit schätzungsweise rund 150 Tonnen hoch radioaktive, abgebrannte Brennelemente an.
Bis 2080 prognostiziert die Bundesgesellschaft für Endlagerung mehr als 10.500 Tonnen hoch radioaktiven Abfall(ein Teil wurde nach Großbritannien und Frankreich entsorgt). Das entspricht rund 27. 000 Kubikmetern. Hinzu kommen mehr als 300. 000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abfälle, vom einfachen Putzlappen bis hin zum Bauschutt der abgebauten Kernkraftwerke. Für diesen Teil des radioaktiven Abfalls ist mit dem stillgelegten Eisenerzbergwerk in Salzgitter das erste Endlager in Deutschland gefunden.
Im weltweiten Vergleich oder allein zu den USA sind die Zahlen niedrig. Die Atomkraftwerke weiterlaufen zu lassen, würde die Gesamtmenge um etwa ein Drittel erhöhen. Am Ende ist weniger die Menge entscheidend, sondern ob man ein passendes Endlager findet. In Europa hat lediglich Finnland bisher ein Endlager für hoch radioaktive Abfälle gebaut. In Deutschland läuft die Suche.
Die Sicherheit von Lagern wie Asse, wo die Atommüllfässer damals zum Teil unbedacht und unsicher abgekippt wurden, steht schon lange in der Kritik. Das nun beschlossene Lager Konrad kann bisher die Hälfte des schwach- und mittelradioaktiven Abfalls einlagern. Für die andere Hälfte fehlt bisher eine endgültige Unterbringung und Einlagerung.
Per Gesetz muss die sichere Lagerung für hoch radioaktive Abfälle für mehr als eine Million Jahre gewährleistet sein. Vermutlich ein Ding der Unmöglichkeit.
Der Atomausstieg ist beschlossen
Am Atomausstieg wird derzeit nicht gerüttelt. Die Atomkraftwerke werden die letzten sein und nun noch zwei Jahre mit sinkender Auslastung weiterlaufen. An der Gesamtstromproduktion in Deutschland hat die Kernenergie nur noch einen kleinen Anteil. Der angekündigte Abschied hat auch dazu geführt, dass es immer weniger Expertise im Bereich Atomphysik gibt. Von ehemals mehr als zehn Studiengängen sind in Deutschland nur zwei Masterstudiengänge übrig geblieben.
Auch anderswo sieht es ähnlich aus. Ein Blick auf das Nachbarland Frankreich, das seinen Strom zu viel größeren Anteilen aus Kernkraft bezieht, zeigt, wie der Strom aus Brennelementen an Bedeutung verliert. Die Auslastung der Kernkraftwerke in Frankreich sinkt seit Jahren. Im Sommer erwärmen sich beispielsweise die Flüsse immer häufiger so stark, dass das Wasser nicht mehr wie geplant als Kühlwasser taugt.
Die Konzepte von sogenannten „schnellen“ Reaktoren, den aktuellsten und trotzdem mehr als 50 Jahre alten Typen von Kernkraftwerken, die quasi Atommüll zu Energie umwandeln sollen, haben sich nie wirklich durchgesetzt.
Trotz einiger Vorteile bestehen auch hier bestimmte Risiken und Nachteile. Oftmals haben schlicht die Kosten einen Strich durch die Rechnung gemacht. In Deutschland bekam ein solcher Reaktor in Nordrhein-Westfalen niemals die Betriebserlaubnis. Überhaupt haben Neubauten von Reaktoren bislang die ursprünglich geplanten Kosten nicht eingehalten.
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Und jetzt?
Atomkraft hat in Deutschland keine Zukunft
Sie haben in Deutschland politisch jedoch keine Zukunft. Sie erreichen in den kommenden Jahren ihre geplante Laufzeit von 40 Jahren. Auch die Betreiber sprechen sich mittlerweile gegen eine Verlängerung aus. Nach dieser Zeit würde sich erneut die Frage stellen: Woher beziehen wir den Strom? Die teuren Nachrüstungen und Modernisierungen, um die Laufzeit zu erhöhen, stehen oft in keinem Verhältnis zum Nutzen. Der Ausbau erneuerbarer Energie reduziert in gleichem Maße die CO2-Emissionen und wäre insgesamt günstiger.
Angesichts der Produktionsüberschüsse ließen sich schon jetzt mehrere Braunkohlekraftwerke problemlos vom Netz nehmen. Eine Analyse der RWTH Aachen zeigte bereits 2018, dass ein vollständiger Wechsel von Braunkohle möglich sei – bei gleichbleibender Energieproduktion. Dort wurde die Energie dann durch Erdgas bereitgestellt.
Gleichzeitig muss die Bundesregierung den Ausbau erneuerbarer Energie weiter vorantreiben, um sowohl die zukünftige Energieversorgung zu sichern als auch große Mengen an Treibhausgasen einzusparen. Wichtig wäre aber eine konsequente Politik, um Planungssicherheit und Verbindlichkeiten zu schaffen.
Autor: Mathias Tertilt
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Was Quarks vergisst zu erwähnen. OnShore Windkraftanlagen (laut UBA) produzieren genauso viel CO2 wie die AKWs. Nur diese AKWs sind schon gebaut. CO2frei ist keine Art der Energieerzeugung. Von der Vorstellung können wir uns schon mal verabschieden. Aber mit CCS Maßnahmen lassen sich bei 12g/kWh oder 12kg je MWh dieses… Weiterlesen »
Mich würde zur Frage der Lagerung des Atommülls interessieren, warum in Deutschland einerseits ein Aufstand wegen einiger tausend Tonnen hochradioaktiven Mülls gemacht wird, aber Millionen Tonnen hoch-toxischer Giftmüll in tiefengeologischen Endlagern gelagert wird (wir haben 42 davon und importieren diese Art von Müll sogar) . In der Gefährlichkeit sind beide… Weiterlesen »
Vielen Dank, wir nehmen das gerne als Themenvorschlag mit auf die große Wunschliste!
Es wird sehr deutlich, das die Einsparungen der Ampel praktisch völlig von der Abschaltung der AKW`s aufgefressen wird. Genau das wird nicht thematisiert und auch durch diesen hochmanipulativen Artikel verschwiegen. Eine ganz spannende Lösung wäre es, wenn wir die Milliarden nicht die Deutschland für die Energiewende investieren. Dämmen und Solar… Weiterlesen »
Der Autor des Berichts bleibt den quantitativen Vergleich des CO2-Ausstoßes bei der Stromerzeugung von unterschiedlicher Energie leider schuldig. Er nennt nur eine „große Zahl“ von 730000 Tonnen CO2 im Jahr 2019 für Kernkraft, verschweigt jedoch die CO2 Mengen der anderen Stromerzeugungsformen. Das Weglassen von Informationen ist ein wichtiges Instrument der… Weiterlesen »
Es geht doch vor allem um das „Argument“, Atomkraft sei CO2-FREI. Und damit „grüne“ Energie. Und dass das falsch ist, belegt diese Aussage. Unabhängig davon, dass andere Umweltfaktoren wie Wasserverbrauch für Produktion, gefährlicher Abbau der Materialien inklusive Krankenhauskosten für Geschädigte etc. pp auch lieber verschwiegen werden.
Anmerkungen lesen hilft übrigens: „Aufgrund der bisher weltweit fehlenden Lösung des Entsorgungsproblems liegen keine Daten vor, um mit einiger Sicherheit dafür Lebenswegbilanzen zu erstellen. Das Öko-Institut bemüht sich derzeit um eine Abschätzung zu den erwartbaren Größenordnungen“
Nun, Atomstrom produziert im Verhältnis KWh/CO2 gleich viel CO2 wie z.B. Windkraft. Windkraftstrom kann jedoch nur zu 10% seiner Nennleistung genutzt werden, da keine Bandenergie. Effektiv gerechnet wäre Windkraft so, sogar 10 x schlechter als Atomstrom. Da ist viel Ideologie im spiel. Wenn sie das so genau sehen wollen, wären… Weiterlesen »
Da ich ein wenig Langeweile habe mache ich mir mal die Mühe, da so viele Falschinformationen in Ihrem Beitrag vorhanden sind. 1: Über den gesamten Lebenszyklus (Abbau der Rohstoffe bis Endlagerung) emittieren AKWs rund 33 g/kWh und WEAs in etwa 9 g/kWh. Ja AKWs sind bereits gebaut aber der Betrieb… Weiterlesen »
Eigene Atomkraft ist politisch fertig, aber wenn ein anderes Land , Beispiel Frankreich nur die Elektrizitaet liefern wuerde und alle weitere Sachen , Atommuell inklusive selber beseitigen wuerde? Wuerde Deutschland so eine langzeit Beziehung annehmen?.