Darum gibt es in Deutschland wenige alte Bäume

Natur

Darum gibt es in Deutschland wenige alte Bäume

Knorrige Baumriesen, über 1000 Jahre alt – klingt faszinierend. Doch wissenschaftlich ist umstritten, ob es in Deutschland so alte Bäume gibt.

11. Februar 2020 | Aktualisiert: 20. Juni 2023

Inhalt

Welche Baumarten werden in Deutschland besonders alt?
Warum ist das Baumalter schwer zu bestimmen?
Wie ist das Baumalter definiert?
Was ist der älteste Baum Deutschlands?
Warum werden Bäume in Deutschland nicht so alt?
Wie alt werden Bäume weltweit?

Welche Baumarten werden in Deutschland besonders alt?
Warum ist das Baumalter schwer zu bestimmen?
Wie ist das Baumalter definiert?
Was ist der älteste Baum Deutschlands?
Warum werden Bäume in Deutschland nicht so alt?
Wie alt werden Bäume weltweit?

Welche Baumarten werden in Deutschland besonders alt?

Besonders alte, dicke Bäume werden oft "tausendjährig" genannt. In Deutschland sind das meist mächtige Eichen und Linden, die auf Dorfplätzen, in Parks oder auf Feldern stehen. Auch manche knorrige Eiben in den Bergregionen heißen "tausendjährig".

Es ist aber schwer zu bestimmen, wie alt diese Bäume wirklich sind. So kann es sein, dass es in Deutschland zwar Bäume gibt, die viele hundert Jahre alt sind, aber keinen, der tatsächlich tausend Jahre erreicht.

Warum ist das Baumalter schwer zu bestimmen?

Mit den Jahrhunderten zerfällt das Holz im Inneren des Stammes und die Bäume werden hohl: Das macht es schwierig, ihr Alter genau zu bestimmen. Denn die Jahresringe verraten nicht mehr, wie alt der Baum ist. Auch dann nicht, wenn man eine Probebohrung in das Holz macht und sie zählt.

Bei den hohlen Stämmen zeigen sie nur, wie alt die äußerste Schicht des Holzes ist, die noch erhalten sind. Aber sie sagen nichts darüber aus, wann der Baum begonnen hat zu wachsen. So können Experten das Baumalter nur abschätzen, etwa anhand des Umfangs. Auch alte Aufzeichnungen können Anhaltspunkte liefern.

Wie ist das Baumalter definiert?

Manchmal ist das Alter eines Baums auch Definitionssache: Wenn der ursprüngliche Stamm stirbt, können die Wurzeln wieder austreiben und es entsteht ein neuer Stamm. Oft bilden sich auch mehrere neue Triebe.

Aber ist ein Baum, dessen erster Stamm komplett abgestorben ist, noch der gleiche Baum? Es gibt es verschiedene Auffassungen darüber, wie man das Alter eines solchen Baumes definieren soll.

Was ist der älteste Baum Deutschlands?

Auch das Alter des vielleicht ältesten Baumes in Deutschland ist nicht sicher bestimmbar. Die Linde im Dorf Schenklengsfeld in Osthessen soll nach Abgaben der Gemeinde 1200 Jahre alt sein.

Kein Baum über 1000 Jahre alt?

Doch daran gibt es Zweifel. Der Forstwissenschaftler Prof. Andreas Roloff von der Technischen Universität in Dresden geht davon aus, dass heute nicht mehr der ursprüngliche Stamm des Baumes erhalten ist, sondern neue Austriebe, die wesentlich jünger sind. Roloff hat als Wissenschaftler und Vorstandsmitglied der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft viele alte Bäume untersucht und ist der Meinung, kein Baum in Deutschland sei über 1000 Jahre alt. Auch nicht eine Eiche bei Raesfeld im westlichen Münsterland und eine Eibe bei Balgerschwang im Allgäu, die ebenfalls als besonders alt gelten.

Warum werden Bäume in Deutschland nicht so alt?

Wie alt ein Baum wird, hängt unter anderem von der Baumart ab: Eichen wachsen langsam, sind dafür aber sehr widerstandsfähig, Linden können sich gut von Schäden erholen. Aber nicht nur die Art ist wichtig, sondern auch, wo der Baum steht: Viele besonders alte Bäume stehen einzeln und nicht im Wald. So bekommen sie genügend Licht.

Bäume werden gefällt oder zurückgeschnitten

Doch wenn die Bäume allein und an belebten Orten wie Dorfplätzen stehen, kann das auch ein Problem sein. Es besteht die Gefahr, dass sie gefällt oder so lange immer weiter zurückgeschnitten werden, bis sie sterben. "Heute passiert das bei alten Bäumen in Deutschland oft, weil man sich um die Sicherheit sorgt. Man will Menschen vor herabfallenden Ästen schützen", sagt Forstwissenschaftler Andreas Roloff.

In anderen Ländern wie Großbritannien sei man hier weniger streng. Zudem seien in der Vergangenheit in Deutschland viele Bäume durch Kriege zerstört worden oder weil Menschen sie fällen mussten, weil sie Brennholz brauchten.

Wie alt werden Bäume weltweit?

In anderen europäischen Ländern gibt es ältere Bäume als in Deutschland. Aber auch bei ihnen ist das Alter oft umstritten: Schaut man auf Europa, werden oft etwa 1200 Jahre alte Kiefern in Italien oder Griechenland, Olivenbäume auf Korfu oder Eiben in Großbritannien als besonders alte Bäume genannt. Der älteste Baume weltweit könnte eine etwa 5000 Jahre alte Kiefer im Südwesten der USA sein. Klone von Baumwurzeln, die immer wieder neue Stämme bilden, werden allerdings noch viel älter: Sie können 10.000 Jahre oder mehr erreichen.

Autorin: Alexandra Hostert