Artikel Kopfzeile:
Luftverschmutzung
Darum müssen auch Schiffe ihre Stickoxid-Emissionen senken
Alle schimpfen über den Diesel auf den Straßen – über Schiffe spricht kaum jemand. Doch auch diese stoßen Stickoxide aus.
Sprungmarken des Artikels:
Artikel Abschnitt: Darum geht's
Darum geht's
Auch Schiffe blasen Stickoxide in die Luft
Doch nicht nur Dieselfahrzeuge stoßen Stickoxide aus, auch Schiffe pusten NOxin die Luft, wenn sie übers Wasser tuckern. 2013 haben die Schiffe in Hamburg fast 8000 Tonnen Stickoxide in die Luft geblasen – und damit mehr als der Straßenverkehr in der Stadt.
Das muss nicht unbedingt heißen, dass die Schiffsemissionen die Städte mehr belasten als der Verkehr: Stickoxide belasten die Luft sehr punktuell und verflüchtigen sich schnell, vor allem auf weiten Flächen wie Flüssen oder Meeren.
In hochbebauten Straßen können sich die NOx-Moleküle aber lokal ansammeln. "Während in einer stark befahrenen Straße die Grenzwerte überschritten werden, kann in der Nebenstraße die Konzentration deutlich niedriger liegen", sagt Volker Matthias vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht.
Die Hotspots für Schiffsemissionen liegen vor allem am Hafen und in Ufernähe. Je weiter man sich davon entfernt, desto geringer ist der Anteil der Schiffe an den Stickoxiden, wie auch Modellrechnungen der Stadt Hamburg zeigen.
An stark befahrenen Straßen wie der Stresemannstraße sind demnach nicht mehr die Schiffe, sondern die Autos und Lastwagen die Hauptemittenten. Hier gilt: Wer die Stickoxid-Werte senken will, muss den Verkehr neu regeln – weniger Fahrzeuge, modernere Motoren.
Dass Schiffe die Stickoxid-Konzentrationen an bestimmten Orten stark erhöhen können, konnte die Wochenzeitung "Die Zeit" mit eigenen Messungen bestätigen. Innerhalb eines Monats nahm Die Zeit Stickoxid-Messungen an 20 Standorten in Hamburg vor.
Das Ergebnis: An den Landungsbrücken wurden mithilfe die höchste Stickstoffdioxid-Konzentration gemessen: 89μg/m3. Dieser Wert überschreitet den Grenzwert von 40 μg/m3um mehr als das Doppelte.
Wie sich das genau auf die Gesundheit auswirkt, ist unklar. "Wir haben noch keine exakten Daten, wie stark die die gesundheitliche Belastung von Stickoxiden aus Schiffsabgasen für Stadtbewohner sind", sagt Volker Matthias.
Klar ist: Auch die Schiffe belasten mit ihren Emissionen die Luft – ob an Hafenstädten wie Hamburg oder auf den Flüssen im Inland. Daher untersucht der Atmosphärenphysikernun auch innerhalb des europäischen Forschungsprojekts Clean Inland Shipping (Clinsh) die Luftbelastung durch die Binnenschifffahrt.
Dass Schiffsabgase auch die Städte belasten, die am Rhein liegen, darunter Köln, Bonn oder Düsseldorf, ist inzwischen bekannt. Nach Modellberechnungen der Stadt Düsseldorf stammen fast sieben Prozent der Stickoxide an der Merowingerstraße von Schiffen.
Auch nahe der Küste belasten Schiffsemissionen die Umwelt. Das Problem hier: "Die Stickoxide reagieren mit dem in der Landwirtschaft entstehenden Ammoniak zu Feinstaub", sagt Volker Matthias. Das könne eine zusätzliche Gesundheitsgefahr darstellen. Denn: Feinstaub sei im Vergleich zu Stickoxiden langlebig und könne sich weiter verbreiten.
Artikel Abschnitt: Darum müssen wir drüber sprechen
Darum müssen wir drüber sprechen
Stickoxide können dem Körper schaden
Es kann in der Bronchialschleimhaut und in den Lungenbläschen eine Entzündung auslösen. Das kann zu Husten und Luftnot führen. Zu den Riskogruppen zählen Kinder, ältere Menschen und Kranke, beispielsweise Asthmatiker.
Zudem steigt durch Stickstoffdioxid die Wahrscheinlichkeit, dass sich bestehende Lungenkrankheiten verschlimmern. NO2hat auch eine große Bedeutung für die Luftverschmutzung, da es eine Vorläufersubstanz von Fein- und Ultrafeinstaub ist.
Aktuell gilt der EU-weite Grenzwert von 40 µg/m3. Dieser Jahresmittelwert soll eingehalten werden, um gesundheitliche Risiken zu vermeiden.
Artikel Abschnitt: Und jetzt?
Und jetzt?
Ab 2021: Neue Regelungen für Schiffe in Nord- und Ostsee
In der Nord- und Ostsee sollen ab 2021 neue Grenzwerte für die Stickoxid-Emissionen von Schiffneubauten gelten. Das Problem bleiben jedoch die alten Schiffe, die noch Jahrzehnte über die Flüsse und Meere fahren werden.
Dabei helfen ähnliche Maßnahmen wie bei den Autos. Alleine ein Katalysator kann die Stickoxid-Emissionen von Schiffen um über 95 Prozent verringern. Aber auch die Häfen können etwas tun und mehr Möglichkeiten bieten, mehr Strom vom Land zu beziehen.
Im Hamburger Hafen entstehen 65 Prozent der Schiffsemissionen während der Liegezeiten der Seeschiffe. Würden diese ihren Motor abschalten, wäre auch schon viel erreicht.
Quellenangaben zum Artikel:
Social Sharing:
Artikel Überschrift:
Erster 🙂