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Klimabilanz
Darum solltest du torffreie Blumenerde kaufen
Blumenerde besteht größtenteils aus Torf – dem Stoff aus Mooren, der täglich tonnenweise CO2 freisetzt. Doch es gibt gute Alternativen.
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Blumenerden bestehen zu 90 Prozent aus Torf
Mit steigendem Bewusstsein für die Bekämpfung der Erderwärmung gibt es immer mehr Hersteller, die den Torfgehalt in Blumenerde reduzieren oder Torf sogar ganz weglassen. Doch selbst Blumenerden mit dem Etikett "bio" oder "torfreduziert" können bis zu 80 Prozent Torf enthalten.
Den Torfgehalt in Blumenerde zu reduzieren, ist mit Schwierigkeiten verbunden. Denn Torf ist ein einzigartiges Substrat.
Funktionen von Torf in Blumenerde
Torf bietet Pflanzen durch seine chemisch-physikalischen Eigenschaften besonders gute Wachstumsbedingungen:
- hohe Wasserkapazität und hohe Luftkapazität gleichzeitig
- niedriger pH-Wert, sodass hohe pH-Werte in der Mischung ausgeglichen werden
- niedriger Nährstoffgehalt, sodass Erdmischung durch Düngen gezielt an Bedürfnisse der Pflanzen angepasst werden kann
- frei von Schadstoffen, Krankheitserregern und Unkrautsamen
- geringes Gewicht (niedrige Transportkosten)
Besonderer Pluspunkt: Torfhaltige Gartenerde hat konstante Qualität. Das ermöglicht eine standardisierte Anzucht und sichert den Ertrag.
CO2-Emissionen durch Blumenerde
Der größte Teil der Emissionen entsteht allerdings nicht direkt aus den Torfabbauflächen, sondern entweicht erst über die Jahre aus unserer Gartenerde:
- < 10 Prozent Emissionen aus Abbauflächen in Mooren
- > 90 Prozent Emissionen aus Gartenerde
Zu diesen Zahlen kommt eine Berechnung vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie in Niedersachsen (LBEG). Die beteiligten Autor:innen gehen davon aus, dass es etwa zehn Jahre dauert, bis der gesamte Kohlenstoff aus Gartenerde freigesetzt wird. Aktuellere Messungen indizieren sogar einen Zeitraum von 20 Jahren.
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Warum ist Torfabbau klimaschädlich?
Durch Torfabbau wird dieser gespeicherte Kohlenstoff wieder freigesetzt. Sobald der schlammige Torf getrocknet wird, kommt der gebundene Kohlenstoff in Kontakt mit Luft und entweicht nach und nach in Form von CO2 zurück in die Atmosphäre.
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Darum müssen wir drüber sprechen:
Torfabbau ist ein globales Problem
Torfabbau hat zwar nur einen sehr kleinen Anteil an diesen Emissionen. Aber: Beim Torfabbau entweichen die gebundenen Klimagase besonders schnell. In einem Moor, bei dem Torf aktiv abgebaut wird, entweichen die Klimagase zwei- bis zehnmal schneller als in einem entwässerten Moor, das ruht.
Deutschland ist Top-Torfproduzent für den Gartenbau
Mehr als 90 Prozent der globalen Torfproduktion findet in europäischen Ländern statt, vor allem in Finnland, Deutschland, Belarus, Schweden und Irland. In Europa werden etwa 70 Millionen Kubikmeter Torf pro Jahr abgebaut – ein Volumen von 28.000 olympischen Schwimmbecken. Die Hälfte des Torfes wird für die Substratherstellung im Gartenbau genutzt, also für Erde zum Gemüseanbau, Blumen- und Zierpflanzen sowie Baumschulen. Die andere Hälfte wird zur Energiegewinnung verbrannt.
Deutschland gehört neben dem Baltikum, Irland und Russland zu den wichtigsten Torfproduzenten für den Gartenbau. Hierzulande werden pro Jahr knapp acht Millionen Tonnen Torf verarbeitet. Etwa 50 Prozent stammen aus entwässerten Moorflächen in Niedersachsen, der Rest wird aus dem Ausland importiert – vor allem aus dem Baltikum. In einigen osteuropäischen Ländern wird Torf sehr günstig abgebaut und über weite Entfernungen transportiert, was das Klima zusätzlich belastet.
Im Jahr 2018 sind in Deutschland etwa 2,19 Millionen Tonnen Klimagase durch Torfabbau entstanden, gibt der Industrieverband Garten e. V. an. Das entspricht etwa 0,25 Prozent der deutschen Gesamtemissionen.
CO2 wieder in Mooren zu binden, dauert ewig
Klimagase, die aus Mooren freigesetzt wurden, können so schnell nicht wieder gebunden werden. Selbst wenn die Moorflächen verwässert werden, sodass sie wieder Torf bilden, statt zu verlieren, würde es ewig dauern, bis dieselben Mengen Kohlenstoff wieder in Torfschichten eingelagert werden.
In unseren Breiten wächst eine Torfschicht im Schnitt um einen Millimeter pro Jahr. Es dauert also rund 100 Jahre, um eine Torfschicht von zehn Zentimetern aufzubauen. Auf den Torfabbauflächen in Deutschland wird eine Torfschicht dieser Dicke in nur zwei Jahren abgebaut.
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Torf ist wichtig für den Gartenbau
Torfalternativen wie Holzfasern, Rindenhumus, Grüngutkompost oder Kokosprodukte werden zwar immer häufiger in der Industrie benutzt. In Europa machen sie allerdings gerade mal einen Anteil von 25 Prozent aus. 75 Prozent der professionell verwendeten Substrate für Gartenerde werden weiterhin aus Torf hergestellt.
So ist der Torfertrag in Deutschland auf die Fachsparten verteilt:
- 51 Prozent Gemüseanbau
- 39 Prozent Blumen- und Zierpflanzen
- 9 Prozent Baumschulen
- 1 Prozent Pilz- und Obstanbau
Ohne Torf keine Ertragssicherheit
Auf Torf zu verzichten, stellt den Gartenbau vor Herausforderungen. Wer seine Produktion auf Torfersatzstoffe umstellt, muss seine gesamte Düngungs- und Bewässerungsstrategie verändern. Denn: Alternative Substrate haben andere Eigenschaften als Torf. Außerdem haben sie große Schwankungen in ihrer Beschaffenheit. Es besteht das Risiko, dass der Ertrag oder das Wachstum der Pflanzen vom Ideal abweicht.
"Es sind gegenwärtig nicht ausreichend alternative Ausgangsstoffe – in notwendiger Qualität und zu marktfähigen Preisen – verfügbar, um Torf weitgehend zu ersetzen", schreibt der Industrieverband Garten IVG auf seiner Website.
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Und jetzt?
Alternativen zu Torf nutzen, wo es geht
Was kannst du tun?
Zum Hobbygärtnern im Hochbeet, auf dem Balkon oder im Garten ist torfhaltige Erde weniger wichtig als in der Gartenbauindustrie. Hier gibt es bereits ein großes Angebot an torffreien Erden, die eine Mischung aus guten alternativen Substraten enthalten, wie zum Beispiel:
- Kokosprodukte: Kokosmark oder Kokosfasern, die bei der Verarbeitung übrig bleiben, ähneln der Luftkapazität und Wasserhaltefähigkeit von Torf. Nachteil: Lange Transportwege und gegebenenfalls schlechte sozioökologische Produktionsbedingungen
- Holzfasern: Holzschnitzeln von Fichten, Kiefern, Douglasien und anderen Nadelhölzern aus Sägewerken können Wasser sehr gut ableiten, sodass Wurzeln genügend Sauerstoff bekommen. Sie sind besonders geeignet für Pflanzen, die trockene Erde vorziehen.
- Grüngutkompost: Organischer Abfall beinhaltet Nährstoffe, Humus sowie biologische Aktivität. Er kann nützliche Mikroorganismen, aber auch Unkrautsamen oder pflanzliche Krankheitserreger enthalten. Nur Komposte mit RAL-Kennzeichen sind frei davon.
Gärtnern mit torffreier Erde kann etwas mehr Aufwand bedeuten. Aber: Mit der richtigen Substratmischung, Bewässerung und Düngung können Pflanzen genauso gut wachsen wie in torfhaltiger Erde.
Vorteile von torffreier Erde:
+ deutlich umwelt- und klimafreundlicher
+ teilweise günstiger als Erde mit Torf
Nachtteile von torffreier Erde:
- braucht richtige Mischung von Erde und Substrat
- braucht etwa zehn Prozent mehr Wasser
- braucht häufiger Dünger
Eine Liste mit torffreien Produkten bieten das Portal torffrei.info des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sowie der Einkaufsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
Torfmoose als Alternative der Zukunft
Auch für die Torfindustrie gibt es einen Hoffnungsträger: Torfmoose. Die grünen, pelzigen Pflanzen wachsen in nassen Mooren und es gibt vielversprechende Hinweise, dass sie sich als idealer Torfersatz als Substrat in Gartenerde einsetzen lassen. So könnten trockengelegte Moorflächen, auf denen Torfabbau stattfindet, wiedervernässt und für den Anbau von Torfmoos genutzt werden.
Der Vorteil: Die Moorflächen würden dann keine Klimagase mehr abgeben, sondern wieder Kohlenstoff aufnehmen.
Aktuell laufen diverse Forschungsprojekte, um Torfmoose für die Gartenbauindustrie einsetzbar und marktfähig zu machen und um Anreize für Landwirt:innen zu schaffen, Torfmoose anzubauen. Bis das so weit ist, kann es allerdings noch dauern.
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Quellenangaben zum Artikel:
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Solange Panzer , Raketen Drohnen und anderes Kriegsgerät massenhaft von allen Seiten eingesetzt wird, dürfte Torf das geringste Klimaproblem sein!
Hallo liebes Quarksteam, ich bin immer wieder fasziniert wie störrisch unwissenschaftlich Sie beim Thema Klima sind. Torf ist ganz böse fürs Klima in Blumenerde aber bei der fälschlicherweise als erneuerbare Energien bezeichneten Stromerzeugung in Deutschland ist Torf ein Hauptbestandteil bei Biogasanlagen, was wiederum gut für das Klima ist. Jetzt bin… Weiterlesen »
Torf in Biogasanlage ? Das ergibt ja gar keinen Sinn ! Torf reagiert nicht mehr und wäre somit das sinnfreiste Substrat in einer Biogasanlage was mir einfällt.
Das vom Torf gebundene CO2 ist aber vor mind. 1000 Jahren gebunden wurden, und hat also keine ausgleichende Wirkung.