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Klimawandel-Skepsis
Darum liegen Klimamodelle manchmal daneben
Fehler in Klimamodellen sind ein gefundenes Fressen für Klimawandelskeptiker. Aber: Nur weil es Unsicherheiten gibt, heißt das nicht, dass die Modelle komplett falsch sind.
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Wir brauchen Klimamodelle – aber sie liegen öfter daneben
Der Weltklimabericht spricht von einer Erhöhung der durchschnittlichen globalen Oberflächentemperatur um 1,5 bis 4,5 Grad Celsius. Das klingt relativ genau, die Prognose hat ja schließlich nur eine Spanne von drei Grad. In Wahrheit zeigt jedoch schon diese Spanne, wie unsicher sich Wissenschaftler:innen mit vielen Daten sind. Auch eine Erhöhung der Temperatur um 1,5 Grad würde weitreichende Veränderungen im Ökosystem Erde nach sich ziehen - doch ein Plus von 4,5 Grad Celsius würde die Welt, wie wir sie kennen, extrem verändern: heftigere Unwetter und Naturkatastrophen, große Dürren, die Vernichtung vieler derzeitiger Landzüge und Arten.
Es ist kein Wunder, dass solche Ungenauigkeiten Klimaskeptiker:innen anziehen, wie Licht die Mücken. Trotz aller Ungenauigkeiten steht jedoch fest: Der derzeitige Klimawandel ist menschengemacht. Darüber herrscht in der Wissenschaft Konsens. Der vermehrte Anteil von Kohlenstoffdioxid (CO2) in der Atmosphäre ist schon seit mehr als 60 Jahren als Hauptursache bekannt.
Wie stark aber das Klima in den nächsten Jahrzehnten beeinflusst wird, wie sehr es sich verändert, das hängt von vielen Faktoren ab. Einige davon haben Wissenschaftler:innen nur in Ansätzen verstanden oder können sie nicht ausreichend berechnen. Trotzdem fließen diese Faktoren in die Klimamodelle mit ein. Immer wieder kommt es daher vor, dass sich Berechnungen und Beobachtungen nicht decken.
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Darum müssen wir drüber sprechen:
Die Fehler sind erklärbar und die Modelle extrem wichtig
Die Modelle müssen vereinfacht werden
Damit selbst die besten Supercomputer unserer Zeit die Modelle berechnen können, müssen diese vereinfacht werden. Denn die derzeitigen Computer können hyperkomplexe Modelle noch gar nicht berechnen – zumindest nicht in einer akzeptablen Zeit. Selbst mehr als eine Billiarde Rechenschritte pro Sekunde reichen noch nicht aus, um den chaotischen Komplex Klima zu simulieren.
Einziger Ausweg: Die Forschenden müssen die Modelle vereinfachen oder aber die Auflösung verringern. So entstehen künstliche Gleichungen, mit denen sie dennoch die richtigen Ergebnisse erzeugen wollen. Klingt paradox, funktioniert aber erstaunlich gut. Anstatt jedes Molekül über den gesamten Zeitraum zu berechnen, arbeitet der Computer mit größeren Gebieten und mit festen Zeitintervallen. Dieses gröbere Gittermodell erlaubt es den Supercomputern, Klimaszenarien zu liefern.
Nicht alle Prozesse sind richtig verstanden
Erschwerend hinzu kommt, dass nicht alle Faktoren, die sich auf das Klima auswirken, ausreichend verstanden sind. So zum Beispiel der Einfluss der Wolkendecke. Grundsätzlich verantworten die Wolken beziehungsweise der Wasserstoffdampf in unserer Atmosphäre zum Großteil den natürlichen Treibhauseffekt. Rund zwei Drittel dieser Wirkung gehen ausschließlich auf die Wolken zurück. Sie reflektieren einen Teil der Strahlung, die von der Sonne kommt. Gleichzeitig führen sie dazu, dass die Wärmestrahlung der Erde nicht sofort ins Weltall entweicht.
Inwiefern sich diese Balance von Abkühl- und Aufheizeffekt in Zukunft mit steigenden Temperaturen verändert, weiß man noch nicht. Genauso schlecht kann man die Wolkenbildung und -verteilung in kleineren Maßstäben für globale Simulationen berechnen. Dabei ist jedoch enorm wichtig, wie sich die Wolken verteilen: So könnten die Wolken entweder zu einem Turm aufragen oder aber verteilt eine Art Teppich über der Erde bilden.
Insgesamt arbeiten die Wissenschaftler:innen des Weltklimarates mit mehr als 20 Modellen. Jedes fokussiert und vernachlässigt dabei einzelne Prozesse des Klimas. Erst im Zusammenspiel ergeben sich sinnvolle Aussagen für die Zukunft. Gleichzeitig entsteht so aber auch die große Spannbreite der Temperaturanstiege. Da alles mit fast allem irgendwie zusammenhängt, führt das unweigerlich zu den Unsicherheiten, mit denen Wissenschaftler:innen und Politiker:innen heute umgehen müssen.
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Und jetzt?
Forschende brauchen mehr Daten und bessere Computer
Wenn die Wissenschaftler:innen also die fehlenden Prozesse genauer untersuchen und die Rechenleistung weiter steigt, dann könnten die Aussagen sehr viel genauer sein, als sie es heute sind. Sie sind schon heute recht zuverlässig, auch wenn nicht alle Faktoren und Rückkopplungen genau nachgebildet werden können.
Klimapolitik zu verteufeln, weil die Modelle nicht perfekt sind, ist jedoch eine verfehlte Maßnahme. Die Modelle sind das nötige und das beste Werkzeug, das wir haben, um die jetzige und künftige Situation sinnvoll einzuschätzen. Nur mit diesem Wissen können Politiker:innen entscheiden, welche Maßnahmen, Regelungen und Gesetze nötig sind, um den Klimawandel zu verlangsamen und abzuschwächen. Insofern sollte die gezielte wie grundsätzliche Klimaforschung im Interesse aller liegen.
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