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Nachhaltig anbauen
Ökopunkte: So könnte die Landwirtschaft umweltfreundlicher werden
Belastetes Grundwasser, gefährdete Artenvielfalt – die Landwirte wieder. Fakt ist aber: Naturschutz ist oft einfach zu teuer. Das ließe sich ändern – es gibt eine vielversprechende Idee.
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Inhalt
- Darum geht‘s: Umweltfreundliche Landwirtschaft wird kaum belohnt
- Darum müssen wir drüber sprechen: Es gibt gute Ansätze, das zu ändern – durch Ökopunkte
- Und jetzt? Bauernhöfe müssen wieder vielfältiger werden
- Darum geht‘s: Umweltfreundliche Landwirtschaft wird kaum belohnt
- Darum müssen wir drüber sprechen: Es gibt gute Ansätze, das zu ändern – durch Ökopunkte
- Und jetzt? Bauernhöfe müssen wieder vielfältiger werden
Artikel Abschnitt: Darum geht's:
Darum geht's:
Umweltfreundliche Landwirtschaft wird kaum belohnt
Andersherum gilt: Wo Insekten, Hasen und Feldvögel ungestört leben und sich viele Pflanzen abseits der Feldfrüchte ansiedeln können, wirft die Landwirtschaft meist weniger Erträge und Gewinne ab. Daraus ergibt sich ein grundsätzliches Problem: Je intensiver die Landwirtschaft, umso weniger Arten gibt es. Doch je strenger der Artenschutz, umso geringer sind die Erträge. Ein Dilemma. Umweltschutz ist für Landwirte also eine Zusatzleistung, die meist mit wirtschaftlichen Einbußen einhergeht.
Für Landwirte muss es deshalb reizvoller werden, in Umweltleistungen zu investieren – fordert etwa eine Gruppe von Wissenschaftlern, die das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft berät. Aktuell fehlt dieser Anreiz. Der Knackpunkt sind die Agrarsubventionen der EU. Im Schnitt bekommen Landwirte aus den EU-Töpfen 281 Euro öffentliche Gelder je Hektar Fläche. Je größer also der Betrieb, umso mehr Geld gibt es – und zwar größtenteils unabhängig davon, was auf diesen Feldern und Weiden passiert.
Artikel Abschnitt: Darum müssen wir darüber sprechen:
Darum müssen wir darüber sprechen:
Es gibt gute Ansätze, das zu ändern – durch Ökopunkte
Wie das in der Praxis funktionieren könnte? Mit jeder umweltfreundlichen Maßnahme – sei es das Errichten von Blühstreifen oder der Verzicht auf Pestizide – sammeln Landwirte Ökopunkte. So sieht es zum Beispiel das Konzept der "Gemeinwohlprämie" vor, das Forscher der Universität Kiel und des Deutschen Verbands für Landschaftspflege entwickelt haben. Das Spannende: Nicht nur der Bio-Anbau profitiert – sondern genauso konventionelle Betriebe, die umweltfreundlich anbauen.
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So können Landwirte Ökopunkte sammeln:
Mehr Grünland! Die meisten Höfe haben zum Großteil Ackerland. Wiesen aber dienen nicht nur als Weidefläche für Nutztiere oder zur Futtermittelherstellung, das Grünland bietet auch vielen Pflanzen und Tieren eine Lebensgrundlage. Außerdem ist der Boden hier oft reich an Nährstoffen und schützt vor Erosion. Je mehr Grünland Landwirte also besitzen, desto besser ist das im Sinne der Umwelt – und wird dementsprechend mit Ökopunkten belohnt.
Auch viele unterschiedliche Feldfrüchte auf dem Acker bringen Ökopunkte. In der konventionellen Landwirtschaft werden meist nur bis zu drei, selten bis zu fünf unterschiedliche Kulturarten angebaut – häufig Getreide. Durch vielfältigere Fruchtfolgen, die beispielsweise auch Leguminosen wie Bohnen oder Erbsen enthalten, kann der Boden auf natürliche Weise mit Stickstoff angereichert und so der Einsatz von Mineraldüngern reduziert werden. Leguminosen etwa bereichern außerdem das Angebot an Blüten für Insekten. Mehr Anbauvielfalt, insbesondere auf kleinen Ackerflächen, bedeutet also auch mehr Lebensräume für wildlebende Arten.
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Mehr Umweltschutz bringt mehr Ökopunkte
Zu der Frage, wie sich umweltfreundliche Landwirtschaft honorieren und die bisherige Agrarpolitik neuregeln ließe, haben auch andere Akteure Vorschläge unterbreitet – etwa die Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft, die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft oder der NABU. Die Kieler Forscher haben ihren Ansatz als Einzige aber bereits in der Praxis getestet, an 32 Bauernhöfen aus Schleswig Holstein. Sie erzielten 9,6 bis 63,9 Ökopunkte, im Mittel waren es 26,9 Punkte. Mit einem eindeutigen Ergebnis: Vielfältig strukturierte Bauernhöfe, die aber nur eine begrenzte Zahl an Nutztieren halten, erzielen mehr Ökopunkte als Höfe, die sich nur auf eine Sache spezialisiert haben, etwa Ackerbau oder Milchproduktion.
Der Vorteil: Es muss nicht das Bio-Siegel sein
Auch konventionelle Höfe, die umweltfreundlich anbauen, werden belohnt. Zwar erfüllen Bio-Bauern ein gewisses Grundniveau an Punkten, da sie auf Mineraldünger und chemische Pestizide verzichten – was grundsätzlich viele Ökopunkte bringt. Doch schneiden Öko-Betriebe nicht grundsätzlich in allen Kriterien gut ab. So erzielte ein Öko-Hof, der auf Milchproduktion spezialisiert ist, in einem Praxistest auch nur eine mittlere Summe an Ökopunkten. Grundsätzlich kann jeder Landwirt Naturschutzmaßnahmen umsetzen, Ökopunkte sammeln – und so finanziell profitieren.
Artikel Abschnitt: Und jetzt?
Und jetzt?
Bauernhöfe müssen wieder vielfältiger werden
So produzieren Ökolandwirte, die einige Naturschutzmaßnahmen per Gesetz erfüllen müssen, je nach Kultur bis zu 40 Prozent weniger als ihre konventionellen Kollegen, wie verschiedene Untersuchungen zeigen. Was man aber nicht vergessen darf: Landwirtschaft ist dazu da, um uns alle zu ernähren. Ist der Wunsch nach einer umweltfreundlichen Landwirtschaft also überhaupt realistisch?
Der Lindhof zeigt: Es geht!
Erste Modellprojekte zeigen, dass sich ökologischer Landbau mit einer ertragreichen Landwirtschaft vereinen lässt – durch Vielfalt. Ein Beispiel ist der Lindhof, ein Versuchsbauernhof der Universität Kiel. Der Hof erzeugt Hafer, Weizen und Kartoffeln, er hält Legehennen, Schweine und Bienenvölker. Spezialisiert hat er sich aber auf intensive Milchproduktion.
Mit Erfolg: Die Kühe dort erzielen mit 5654 kg Milch pro Kuh immerhin 80 Prozent der Menge, die durchschnittliche Rinder in Schleswig Holstein produzieren. Aus mehreren Gründen: Statt Schwarzbunte Kühe, wie man sie normalerweise von Deutschlands Weiden kennt, grasen auf dem Lindhof deutlich kleinere, nur 450 Kilogramm schwere Jerseykühe – eine der ältesten Rinderrassen der Welt. Ihr Vorteil: Ihnen reicht größtenteils das Futter, das von den hofeigenen Weiden stammt: Klee, Luzerne und Leguminosen.
Und: Die Tiere produzieren nur so wenig Gülle, dass diese komplett zum Düngen der eigenen Äcker verwendet werden kann – weder ist Mineraldünger nötig, noch entstehen Überschüsse, die den Boden mit Nitrat belasten. Auf diese Weise schafft es der Lindhof, die Stickstoff-Überschüsse im Boden, die auf lange Sicht das Grundwasser belasten könnten, um etwa 75 Prozent zu reduzieren.
Über den/die AutorIn:
Ja, so ein Umbau wäre sinnvoll. Wer mehr Ökopunkte hat kann teurer verkaufen? Wo kommt das Geld dafür her? Wie hat man was davon, wenn der Ökofrevler billiger verkauft und so das Rennen macht., weil die Einzelhändler diese Waren aufkaufen. Kann man so was gesetzlich verankern? Der Verbraucher hat auch… Weiterlesen »