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Ozeanversauerung
Saures Meerwasser:
So leiden Tiere und Pflanzen darunter
So leiden Tiere und Pflanzen darunter
Das Meer nimmt riesige Mengen CO2 auf – und verlangsamt so den Klimawandel. Erst mal gut – im Meer brechen aber ganze Lebensräume weg.
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Inhalt
- Warum wird das Meer immer saurer?
- Wie viel saurer ist das Meer schon geworden und wie sauer wird es werden?
- Was sind die Folgen für Tiere und Pflanzen im Meer?
- Was hat Ozeanversauerung mit Sauerstoffmangel zu tun?
- Wie gefährlich ist Ozeanversauerung – im Vergleich zu Temperaturerhöhung, Sauerstoffmangel und Plastik im Meer?
- Warum wird das Meer immer saurer?
- Wie viel saurer ist das Meer schon geworden und wie sauer wird es werden?
- Was sind die Folgen für Tiere und Pflanzen im Meer?
- Was hat Ozeanversauerung mit Sauerstoffmangel zu tun?
- Wie gefährlich ist Ozeanversauerung – im Vergleich zu Temperaturerhöhung, Sauerstoffmangel und Plastik im Meer?
Artikel Abschnitt: Warum wird das Meer immer saurer?
Warum wird das Meer immer saurer?
Der eigentliche Prozess der Versauerung lässt sich wie der Effekt von Kohlensäure im Mineralwasser erklären. Sie entsteht, wenn sich das in Wasser gesprudelte Kohlenstoffdioxid darin löst und mit ihm reagiert. Die Folge: Das Mineralwasser schmeckt sauer. Ähnliches passiert derzeit in allen Gewässern weltweit.
Das Meer als Klimaretter
Denn ist mehr Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre vorhanden, strebt das System einen Ausgleich zwischen Atmosphäre und Wasser an. Die Folge: Das Meer schluckt große Mengen CO2. So hat das Meerwasser bisher ungefähr 30 Prozent des gesamten Kohlenstoffdioxids aufgenommen, das der Mensch bisher produziert hat – und dadurch den Klimawandel verlangsamt. Gleichzeitig wird das Meerwasser dadurch aber eben auch immer saurer.
Meersalz als Puffer
Der Vorteil von Meerwasser: Es enthält Salze und kann dadurch einen Teil des Prozesses abpuffern, sodass weniger Säure als im Süßwasser gebildet wird. Bestimmte im Meerwasser enthaltene Ionen, die Karbonat- und Bikarbonationen, reagieren mit der Kohlensäure und neutralisieren sie. Trotzdem ist schon heute der offene Ozean saurer als noch zu vorindustriellen Zeiten.
Weitere Angaben zum Artikel:
So misst man, wie sauer das Meer ist
- der pH-Wert
- die Gesamtmenge an anorganischem Kohlenstoff im Meer
- das Säurebindungsvermögen des Meeres
- der Partialdruck an gelöstem CO2 im Wasser
Misst man zwei davon, kann man die anderen zwei berechnen – und die Auswirkung auf Meereschemie, Tiere und Pflanzen ermitteln.
Artikel Abschnitt: Wie viel saurer ist das Meer schon geworden – und wie sauer wird es werden?
Wie viel saurer ist das Meer schon geworden – und wie sauer wird es werden?
Bis zu doppelt so viel Säure
Wie tief der pH-Wert noch sinken wird, hängt davon ab, wie viel CO2 wir noch in die Atmosphäre pusten werden. Bis zum Ende des Jahrhunderts werden pH-Werte zwischen 8,05 und 7,75 erwartet. (Wer sich jetzt fragt: Stopp, aber das ist doch dann immer noch basisch! Stimmt. Das Wasser wird nicht sauer, sondern saurer – und damit immer weniger basisch.) Sollte der schlimmste Fall eintreten, bedeutet das eine Verdopplung des Säuregehalts im Wasser im Gegensatz zu vor der Industrialisierung.
Artikel Abschnitt: Was sind die Folgen für Tiere und Pflanzen im Meer?
Was sind die Folgen für Tiere und Pflanzen im Meer?
Direkt auflösen tut das saurere Meerwasser die Kalkstrukturen von Tieren zwar nicht. Es kann ihnen aber schwerer fallen, sie zu produzieren. Gleichzeitig bestehen aber auch nicht alle Kalkstrukturen aus genau denselben Materialien. Während Krebse zum Beispiel in ihren Panzern eine stabilere Form von Kalk, das Kalzit, einlagern, bestehen die Skelette von Seesternen zu einem großen Teil aus leichter löslichem Kalk, dem Aragonit. Schon deshalb reagieren verschiedene Tierarten unterschiedlich empfindlich auf Ozeanversauerung.
Auch Pflanzen können leiden
Meerespflanzen, Algen und Seegras, haben selten Kalkstrukturen. Trotzdem können auch sie unter der Versauerung leiden. Früher nahm man an, dass die Pflanzen von mehr CO2 im Wasser sogar profitieren könnten, weil sie besser wachsen. Heute weiß man aber, dass beispielsweise einige Algen in saurerem Milieu weniger chemische Stoffe bilden können, mit denen sie Feinde abwehren. Ist das Wasser also saurer, können sie besser gefressen werden.
Empfindlicher Nachwuchs
Und auch bei Tieren kann saures Wasser nicht nur die Bildung von Kalk beeinflussen. Viele Stoffwechselprozesse in der Zelle sind vom richtigen pH-Wert abhängig, gerade auch bei der Fortpflanzung und der Entwicklung. Deshalb sind häufig auch frühe Lebensstadien bei Tieren und auch Pflanzen besonders empfindlich gegenüber der Ozeanversauerung. Junge Organismen wachsen bei niedrigen pH-Werten viel langsamer – und selbst die Rate an erfolgreichen Befruchtungen kann sinken.
Artikel Abschnitt: Was hat Ozeanversauerung mit Sauerstoffmangel zu tun?
Was hat Ozeanversauerung mit Sauerstoffmangel zu tun?
Im Meer ist es nicht das Brot, das die Bakterien ernährt. Gerade an den Küsten gelangen über Dünger in der Landwirtschaft oder Abwässer viele Nährstoffe ins Meer, was zu einer verstärkten Blüte mikroskopisch kleiner Algen führt – die erst einmal CO2 aufnehmen und Sauerstoff produzieren. Sterben sie aber ab und sinken auf den Meeresboden, werden sie dort von Bakterien zersetzt. Die Bakterien produzieren dabei CO2 und verbrauchen Sauerstoff. Dadurch bilden sich sogenannte tote Zonen mit besonders wenig Sauerstoff, aber auch mit besonders hohem Kohlenstoffdioxid und damit sehr saurem Wasser. Hier leben so gut wie keine Tiere und Pflanzen.
In Zukunft noch weniger Sauerstoff
Das sehr saure Wasser kann in Küstengebieten auch nach oben schwappen. So kann man an der Ostseeküste, wo das Wasser eh weniger salzig ist und damit nicht so gut puffern kann, bei bestimmten Windverhältnissen nicht nur in der Tiefe, sondern auch im Oberflächenwasser zum Teil pH-Werte von bis zu 7,5 messen. Zum Vergleich: Im offenen Ozean beträgt der pH-Wert derzeit rund 8,1. Vorindustriell lag er bei 8,2.
Durch den Klimawandel könnten zukünftig noch häufiger solche toten Zonen auftreten. Und auch das sehr sauerstoffarme, saure Wasser könnte häufiger weiter nach oben schwappen. Das hat natürlich Folgen für die Meeresbewohner.
Wärmeres Wasser, weniger Sauerstoff
Auch im offenen Ozean sinkt der Sauerstoffgehalt im Wasser. Das hat aber weniger mit den Nährstoffen und mehr mit der Temperaturerhöhung zu tun. Denn in wärmerem Wasser kann sich rein physikalisch weniger Sauerstoff lösen – was den Sauerstoffgehalt in Küstengewässern noch zusätzlich sinken lässt.
Artikel Abschnitt: Wie gefährlich ist Ozeanversauerung – im Vergleich zu Temperaturerhöhung, Sauerstoffmangel und Plastik im Meer?
Wie gefährlich ist Ozeanversauerung – im Vergleich zu Temperaturerhöhung, Sauerstoffmangel und Plastik im Meer?
Ganze Lebensräume zerstört
Kommen dann noch Faktoren wie das Plastik im Meer, Überfischung oder Überdüngung dazu, kann die Ozeanversauerung in Kombination ganze Ökosysteme verändern – und Lebensräume zerstören.
Schon jetzt kann man das etwa bei gebleichten Korallen sehen: Das saurere Wasser greift die Kalkstrukturen der Korallen an – die einzelligen Zooxanthellen, die sonst auf diesen Strukturen siedeln und die eigentliche Koralle ausmachen, können im wärmeren, saurerem Wasser nicht mehr überleben. Dadurch bricht mit den Korallenriffen ein ganzer Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen weg.
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