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Meeresbiologie
Darum haben Meerestiere immer öfter ein Schlafproblem
Ob mit offenen Augen oder nur mit einer Gehirnhälfte – Meerestiere schlafen unterschiedlich. Trotzdem haben viele von ihnen das gleiche Problem.
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So faszinierend schlafen Meerestiere
Auch zeigen verschiedene Studien, dass die Fische in Schlafphasen deutlich unempfindlicher sind. So gibt es in Korallenriffen mehrere Schneckenarten, die sich an schlafende Fische anschleichen und sie anknabbern.
Schlafen im Schleimkokon
Zur Tarnung vor Fressfeinden schlafen Plattfische und einige Lippfischarten am Meeresboden und graben sich dabei zum Teil in den Sand ein. Manche Süßwasserfische wechseln, während sie am Boden oder auf Pflanzenteilen ruhen, die Körperfarbe und werden gräulich bleich.
Noch interessanter schlafen bestimmte Arten der Papageifische. Um sich während des Schlafens vor Parasiten zu schützen, scheiden sie in der Nacht einen Kokon aus Schleim aus, in den sie sich begeben. Der Kokon ist dabei vorne und hinten offen, sodass immer frisches Wasser durchfließen kann.
Viele Fischarten nutzen auch Korallenriffe, um sich zum Schlafen zu verstecken. Forschende haben herausgefunden, dass nicht nur die Fische vom Versteck profitieren – auch die Korallenzweige, in denen die Fische schlafen, werden besser mit Sauerstoff versorgt als Korallen ohne Fische. Der Grund: Die Flossenbewegungen der schlafenden Fische sorgen für einen besseren Wasseraustausch.
So schlafen Delfine und Wale
Im Gegensatz zu Fischen müssen Säugetiere im Wasser regelmäßig an die Oberfläche, um Luft auszutauschen. Das Atmen bei Delfinen und Walen ist dabei, anders als bei Menschen, ein bewusster Prozess. Um das Atmen auch beim Schlafen zu garantieren und Fressfeinde zu erkennen, schläft bei Delfinen immer nur eine Gehirnhälfte. Die andere Gehirnhälfte ist auch in den Ruhephasen wach.
Interessant ist, dass jeweils die gegenüberliegende Gehirnhälfte aktiviert ist: Schläft das rechte Auge, so steuert die rechte Gehirnhälfte das linke Auge. Schwertwale schlafen genauso wie Delfine mit nur einer Gehirnhälfte, bei Pottwalen schlafen anscheinend beide Hirnhälften. Die Tiere lassen sich dabei senkrecht nahe der Wasseroberfläche treiben und haben somit nur einen kurzen Weg, um mit dem Blasloch am Rücken zu atmen.
All diese unterschiedlichen Schlafmodi helfen den Tieren, sich besser an die Umgebung anzupassen und sich vor Feinden zu schützen. Und trotzdem haben viele dieselben Probleme beim Schlafen.
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Lärm und Lichtverschmutzung stören die Tiere
Schon grell beleuchtete Brücken können dabei unüberwindbare Hindernisse für Fische wie den Aal werden. Aale schwimmen meistens nachts flussabwärts zu ihren Laichplätzen. Doch wenn eine beleuchtete Brücke auftaucht, nehmen die Aale sie als Hindernis wahr und schwimmen nicht weiter. Dadurch kann es passieren, dass sie nicht an ihrem Laichplatz ankommen und deswegen keinen Nachwuchs in die Welt setzen können.
Gestörtes Wachstum
Eine weitere Folge der Lichtverschmutzung: Forschende des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) haben sich den Barsch genauer angeschaut und herausgefunden, dass das ständige Licht den Melatoninhaushalt der Tiere beeinflussen kann. Bereits geringe Beleuchtungsstärken reichen dabei schon aus, um die Produktion von Melatonin zu hemmen.
Da der Melatoninspiegel auch wichtig für andere Hormone wie beispielsweise die der Schilddrüse ist, kann die Lichtverschmutzungen somit Auswirkungen auf Wachstum und Entwicklung der Fische haben.
Da die meisten Fischarten in Küsten- oder Süßwasserumgebungen leben, sind sie außer dem Licht auch noch menschengemachtem Lärm ausgesetzt – etwa durch Schiffsmotoren oder Bauarbeiten. Studien zeigen, dass Lärm die Kommunikation von Fischen stört.
Wale hören schlechter – oder werden taub
Ein weiteres Problem: Die Fische müssen wegen des Lärms teilweise lautere Geräusche von sich geben, wenn sie untereinander kommunizieren. Das kann dazu führen, dass sie einen höheren Energiebedarf haben und schneller von Raubtieren entdeckt werden. Die Wissenschaft vermutet, dass der Lärm ebenfalls den Schlaf der Fische stört. Erforscht ist das bislang aber noch nicht.
Bei Walen haben Studien schon gezeigt, dass ihr Schlaf gestört wird, wenn in der Nähe ein Schiff vorbeifährt. Außerdem kann es passieren, dass Wale nach lauten Ereignissen eine Zeit lang schlechter hören. Im schlimmsten Fall werden sie bei sehr lauten Geräuschen, wie bei einer Unterwassersprengung, sogar taub. Auch bei Robben konnten Forschende nachweisen, dass sie durch Lärm zu wenig schlafen.
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Und jetzt?
Schutzgebiete und Ruhezonen können helfen
Um den Lärm unter Wasser generell zu senken, fordern verschiedene Umweltschutzorganisationen, dass Schiffe nicht mehr so schnell fahren dürfen. Darüber hinaus setzen sie sich für Zonen ein, in denen überhaupt kein Lärm zu hören ist. Alternative Schifffahrtsrouten könnten helfen, gewissen Schutzgebiete zu umfahren, um so sensible Lebensräume zu schützen.
Die Lichtverschmutzung ließe sich in den Griff bekommen, wenn jedes Mal überprüft würde, ob eine neue Lichtquelle auch wirklich notwendig ist – und wenn ja, wie viel Licht sie in die Umwelt freisetzt. Bei Straßenlaternen wäre es sinnvoll, darauf zu achten, dass sie nur den Weg anstrahlen und nicht unnötig die Umgebung beleuchten.
Weitere Lösungen, um die Lichtverschmutzung zu reduzieren: Laternen können ab einer bestimmten Uhrzeit abgeschaltet oder so eingestellt werden, dass sie nicht mehr so hell strahlen. In Ländern wie Dänemark gibt es mittlerweile auch Laternen, die mit einem Bewegungssensor versehen sind. Passieren Fußgängerinnen oder Radfahrer die Laterne, so wird das Licht heller. Nach einer gewissen Zeit fährt die Laterne dann die Lichtintensität wieder herunter.
Generell gilt aber gerade der Schlaf von Fischen noch als ziemlich wenig erforscht. Um genauere Schutzkonzepte zu verfassen, fehlen oft noch Daten.
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Die faszinierende Welt der Meerestiere und ihr einzigartiger Schlaf sind hier so lebendig beschrieben! Johanns Einblicke aus der Forschung vermitteln nicht nur Wissen, sondern wecken auch eine tiefe Verbindung zu den Herausforderungen, die Lärm und Lichtverschmutzung für diese faszinierenden Geschöpfe darstellen. Ein Aufruf zum Schutz unserer <a href="http://Wale“ target=“_blank“>Ozeane und… Weiterlesen »
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