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Klimawandel
Warum der bisherige Umgang mit Umweltproblemen wenig Hoffnung macht
Der Mensch hat schon einige Umweltkatastrophen verhindern können. Welche Schlüsse lassen sich daraus für den Klimawandel ziehen?
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Der Mensch ist für die Umwelt ein Problem
Bereits im Jahr 1992 fand die erste Klimarahmenkonvention statt. Und dennoch: Über die Maßnahmen gegen den Klimawandel wird immer noch mehr diskutiert als umgesetzt. Einer der wenigen Erfolge der Umweltpolitik: Das Ozonloch. Es hat sich seit dem Montreal-Protokoll (einem Umweltschutzabkommen zwischen 24 Ländern und der damaligen europäischen Gemeinschaft) und dem Verbot von FCKW-Treibhausgasen größtenteils erholt. Gibt das angesichts der heutigen Probleme wie Klimawandel und Insektensterben Grund zur Hoffnung?
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Deshalb sollten wir darüber reden:
Einige Umweltprobleme haben wir gelöst
Doch in der Vergangenheit konnte der Mensch auch andere Umweltkatastrophen abwenden oder zumindest beschränken. Eines war ihnen gemeinsam: Die Umweltprobleme bekamen erst dann eine größere öffentliche Aufmerksamkeit, als sie bereits größere Ausmaße angenommen hatten – selbst wenn sie Wissenschaftlern schon länger bekannt waren. Dazu zählt beispielsweise die starke Luftverschmutzung im Ruhrgebiet.
Die Luftverschmutzung war offensichtlich
In den 50er Jahren, die Zeit des deutschen Wirtschaftswunders, pusteten die unzähligen Schlote im Westen ungehindert Abgase in die Umwelt. Eine Staubschicht legte sich über das ganze Ruhrgebiet, teilweise mehr als fünf Kilogramm pro einhundert Quadratmeter im Monat. Ärzte stellten mit systematischen Untersuchungen fest, dass Kinder im Ruhrgebiet kleiner waren, weniger wogen und häufiger an Atemwegserkrankungen litten als solche, die auf dem Land aufwuchsen. Bis in die 60er Jahre verbesserte sich nichts. 1962 die erste Smog-Warnung: Autoverbot im Ruhrgebiet. Doch die Stahlwerke waren wegen ihrer Arbeitsplätze und Auftragslage willkommen, der Autoverkehr nahm zu, die Leute heizten mit Kohleöfen. Wer gesundheitlich vorgeschädigt war, litt besonders unter dem Smog. Die Sterblichkeit stieg in den Jahren deutlich an.
Der wirtschaftliche Aufschwung hatte Priorität
Erst 1964 reagierte die Politik, setzte systematische Luftmessungen und Verordnungen durch. Die üblichen Kohleöfen wichen Ölheizungen. Die Industrie musste anfangen umzudenken. Die ersten Abgas- und Luftfilter aber wurden erst langsam entwickelt. Zu langsam für viele Waldgebiete. Sie litten unter dem so genannten sauren Regen, bei dem sich die Wassertropfen etwa mit schwefeliger Säure oder Schwefelsäure verbunden hatten. Ein Drittel der Waldgebiete waren damals vermutlich betroffen. Bis in die 70er Jahre dauerte es, die Abgase industriell zu reinigen. Ein Erfolg ist das Bundesemmissionsschutzgesetz von 1974. Die Luftqualität wurde allmählich besser. Allerdings nicht nur wegen der Filter, sondern auch, weil die Stahlproduktion im Ruhrgebiet massiv einbrach. Hier fielen politische Maßnahmen und günstige Umstände zusammen.
Zu dieser Zeit verschmutzte die Industrie nicht nur die Luft, sondern auch die Flüsse. Üblicherweise leiteten die großen Chemieunternehmen ihre Abfälle und Abwasser ungehindert in große Flüsse wie die Elbe oder den Rhein. Bezeichnend für damals war ein dicker, bräunlicher Schaum auf der Wasseroberfläche. Zahlreiche Fischarten wie der Lachs starben aus. Der Rhein wurde bekannt als die Kloake Europas.
Erst ein Chemie-GAU, dann die ersten Maßnahmen
Dynamik bekam das Anliegen erst nach einem großen Chemieunfall. Dem Schweizer Chemiekonzern Sandoz entflossen 1986 mehr als 20 Tonnen Chemikalien in den Rhein. Von da an wurde die Wasserqualität im Rhein verbessert und die Industrieabwässer über Kläranlagen aufgereinigt.
Heute transportiert der Rhein wie viele andere Flüsse zwar weiterhin unzählige anthropogene Rückstände wie Arzneimittel. Ihre Konzentrationen sind aber so klein, dass ihre Wirkung unbekannt, möglicherweise vernachlässigbar sind. Zumindest erreicht das Rheinwasser Trinkwasserqualität – für mehr als 20 Millionen Menschen. Der Rhein ist ein Erfolg.
Der Faktor ist Mensch ist entscheidend
Auch das Ausmaß der Fischerei stand (und steht) in der Kritik. Die industrielle Fischerei hat die Bestände im vergangenen Jahrhundert erheblich dezimiert. Die nachhaltige Fischwirtschaft, nach der die Fischbestände sich erstmals erholen und nun stabil bleiben sollen, wurde nicht nur aus Gründen der Ökologie getroffen, sondern auch, weil der bisherige Fischfang die Branche mancherorts existenziell bedroht hat – und damit auch die Nahrungsgrundlage von Milliarden von Menschen. Umweltpolitisches Handeln hat daher immer auch aus wirtschaftlichem Eigeninteresse stattgefunden.
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Aber:
Die Probleme von heute sind anders und komplizierter
Trotzdem braucht es für politische Maßnahmen immer auch einen gewissen Handlungsdruck. Der ergibt sich vor allem von Seiten der Betroffenen, damals aus dem offensichtlichen Dreck, den medizinischen Befunden und Krankenfällen im Ruhrgebiet. 2011 war es der Reaktorunfall in Fukushima, der trotz aller Unterschiede zu deutschen Atomkraftwerken hierzulande zur Abschaltung geführt hat. Es scheint so, als brauche der Mensch erst die Katastrophe, um richtig und konsequent zu reagieren. Nur beim Klimawandel wird das so nicht funktionieren: Wenn die Klimakatastrophe schon da ist, können wir sie nicht mehr umkehren.
Dennoch spielt auch der Druck von Seiten der Wissenschaft und Gesellschaft eine entscheidende Rolle. Insbesondere die gesellschaftliche Haltung in Deutschland hat dazu geführt, dass man die AKWs hier abgeschaltet hat, während sie in den Nachbarländern weiter betrieben werden.
Die großen Probleme entstehen schleichend im Hintergrund
Besonders schleichende Veränderungen wie Artenverluste, Grundwasserbelastung und Flächenverbrauch habe man jedoch nicht gelöst, schreibt Martin Jänicke, Professor für Umweltpolitik an der FU Berlin, in einem Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung. Das Insektensterben und der Klimawandel gehören zweifelsfrei zu dieser Art von Problemen. Laut aktuellen Einschätzungen schreiten beide Prozesse zwar schneller als erwartet voran, trotzdem: Die Inseln gehen nicht von heute auf morgen unter, gesundheitliche Folgen lassen sich nur schwer dem Klimawandel zuschreiben und noch hat der Insektenschwund die Ernten und das Lebensmittelangebot noch nicht derart gefährdet, als dass die Supermarktregale leer bleiben oder Gärten nicht mehr blühen.
Böse gesagt lässt sich mit Umweltverschmutzung heute immer noch lukrativ Geld verdienen und noch beraubt der fortschreitende Klimawandel nicht die wirtschaftliche Grundlage. Dabei besagen Prognosen genau das: Durch Dürren und Schädlingsausbreitung werden Ernteausfälle häufiger, ebenso Umweltkatastrophen mit hohen Versicherungsschäden wie Hochwasser und Stürme. Ganz zu schweigen vom steigenden Meeresspiegel, der ganze Landstriche verschlucken könnte.
Das Klima hält nicht an der Grenze
Im Gegensatz zu den beispielhaften Problemen wie Luftverschmutzung im Ruhrgebiet oder gefährlichen Chemikalien lässt sich der Klimawandel aber nicht auf regionaler oder nationaler Ebene lösen. International Kompromisse zu finden, Umweltschutz und widerstrebende Interessen zu verbinden, das macht den Prozess weitaus schwieriger. Zeitgleich werden die Argumente für den Klimawandel von Skeptikern und Fake News in Zweifel gezogen. Das macht es schwieriger, die breite Bevölkerung von den Auswirkungen zu überzeugen.
Zum ersten Mal in der Geschichte sieht der Mensch sich derart bewusst und mit Vorlauf auf eine globale Umweltkatastrophe zusteuern. Wissenschaftlich steht auch fest: Im Gegensatz zur damaligen Luftverschmutzung oder Chemieunfällen lässt sich ein Temperaturanstieg aber nicht umkehren. Das CO2 verbleibt rund 100 Jahre in der Atmosphäre, andere Treibhausgase noch länger.
Und bisher hat sich die Menschheit mit noch keinem Problem auseinandersetzen müssen, das gleichermaßen bedrohlich wie komplex ist: Während es früher einfacher war, wie im Falle des Schwefeldioxids ein einzelnes Gas umfangreich zu reduzieren oder zu verbannen, steht der Mensch bei Kohlenstoffdioxid vor einem weitaus größeren Problem. Das CO2 nämlich entsteht heute praktisch überall – nicht nur wie damals vor allem im Ruhrgebiet, sondern weltweit. Das macht einen fundamentalen Unterschied aus.
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Und jetzt?
Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz schließen sich nicht aus
Immerhin: Der viel beschworene Markt, der alles von selbst regelt, der bildet sich gerade jetzt durch eine neue Generation, die den Umweltschutz mit hoher, wenn nicht sogar höchster Priorität bewertet.
Gleichzeitig ist eine vieldiskutierte Frage, wie viel Macht und Verantwortung der Einzelne mit seinem Lebensstil hat. Mit seinem Wahlrecht kann er die Umweltpolitik beeinflussen, ebenso auch durch die Art und eine Reduzierung des täglichen Konsums.
Klimaschutz ist günstiger als die Folgen der Erderwärmung
Was die Wirtschaftlichkeit angeht, kommen wissenschaftliche Studien immer wieder zu demselben Urteil: Heute zu handeln, käme den Menschen günstiger. Die in weiter Zukunft nötigen Anpassungen und Schäden durch den Klimawandel, also steigende Pegel, stärkere Unwetter und Umweltkatastrophen sind weitaus höher als die derzeit geforderten Investitionen, um den Klimawandel abzuschwächen. Zu diesem Urteil kommt etwa das so genannte „Stern Review“ vom ehemaligen Chefökonom der Weltbank, das von der britischen Regierung in Auftrag gegeben wurde und die internationalen Kosten des Klimawandels untersucht hat. Auch die ökonomischen Berechnungen des Recipe Projekts vom Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung kommen zu dem Urteil, dass die Investitionen zwar das Wachstum und die Wohlstandsentwicklung verlangsamen würden, allerdings bis 2051 nur um ein Jahr. Doch auch das Ausmaß der nötigen Investitionssummen ist Gegenstand der Diskussion, denn die Schätzungen gehen weit auseinander.
Fest steht aber, dass Wirtschaft und Umweltschutz zusammen funktionieren können. In der EU hat das Bruttoinlandsprodukt in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen – ungeachtet dessen, dass so viel Geld für Umweltschutz investiert wurde, wie noch nie zuvor. Zusätzlich sind Umweltfaktoren wie Luftreinheit, Trinkwasserqualität und Bodenqualität auch wirtschaftliche Standortfaktoren und daher auch im Interesse der Ökonomie. Bauern können unter diesen Parametern besser anbauen, Unternehmensstandorte werden damit für Fachkräfte attraktiver.
Der gesellschaftliche Wille muss in konkreten Maßnahmen münden
Mit den Demonstrationen gegen die politische Trägheit im Kampf gegen den Klimawandel steigt der Handlungsdruck. Dass etwa Bayern politisch gegen das Insektensterben vorgeht und Städte über Klimanotstände diskutieren, kann auf den ersten Blick nach Symbolpolitik aussehen. Letztlich zeigt es aber, dass die Politik das Thema immer wieder auf die Agenda und die gesellschaftlichen Interesse ernst nimmt. Es mehren sich konkrete Vorschläge, um die Umweltbilanzen zu verbessern, etwa in der Besteuerung von Kerosin und der Förderung des Bahnnetzes.
Die Politik kann weitere wirtschaftliche Anreize schaffen, um Unternehmen zum umweltverträglichen Handeln zu verleiten und sie kann die Industrie zusätzlich sanktionieren, wenn klimarelevante Ziele nicht eingehalten werden. Sicher ist: Einige Branchen wird das wirtschaftlich einiges kosten, andere Branchen, wie etwa der Sektor für erneuerbare Energien, werden profitieren.
Eigenverantwortliches Handeln und grundlegende, politische Maßnahmen können diese Dynamiken beschleunigen – je früher, desto besser.
Autor: Mathias Tertilt
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Wegen Ozonabbau verlangsamt. Wo misst man das denn? „Ozon, hier ist eine Messstelle, bitte wunschgemäß erscheinen“. Mit dem CO2 der selbe Humbug., den man auch noch hochrechnet. Zwei Links dazu mit unterschiedlicher Darstellung Ozon betreffend. https://www.youtube.com/watch?v=YmL7mJExaFQ https://de.wikipedia.org/wiki/Ozonloch Natürlich gibt es noch unzählige Links zur Thematik. Entscheidend ist welche man anführt… Weiterlesen »