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Wüste
Warum die Welt
langsam vertrocknet
langsam vertrocknet
Zwei Drittel der Landfläche stehen heute davor, in Zukunft unfruchtbar zu sein. Fast zwei Milliarden Menschen sind dann gefährdet.
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Artikel Abschnitt: Warum sind Wüsten gefährlich?
Warum sind Wüsten gefährlich?
Die UN schätzt, dass derzeit bereits 250 Millionen Menschen bedroht sind, für 135 Millionen könnte es in den nächsten Jahrzehnten zu einer akuten Fluchtursache werden, wenn sie keine Perspektive mehr sehen.
Menschen verlieren ihre Lebensgrundlage
Die konsequente Ausbeutung der Böden entzieht den Menschen auf Dauer ihre Lebensgrundlage. Die Zahl der Pflanzen geht zurück, der Boden nimmt weniger Wasser auf, vertrocknet, versalzt oder versandet. Irgendwann lässt sich der Ursprungszustand nicht mehr herstellen. Der Boden ist vollständig degradiert und damit nahezu tot.
Es entsteht ein gefährlicher Teufelskreis. Wo die Menschen das Land nicht mehr nutzen und die Familie nicht mehr ernähren können, sind sie gezwungen, woanders nach Land oder Arbeit zu suchen. Doch je mehr Land unwiederbringlich zerstört ist, desto weniger Land muss immer mehr Menschen ernähren. Das kann zu Spannungen und Konflikten führen.
Artikel Abschnitt: Wie häufig sind Wüsten?
Wie häufig sind Wüsten?
Fast die Hälfte der Landmasse auf unserem Planeten besteht zudem aus mehr oder weniger trockenen Gebieten. Dieser Anteil könnte in Zukunft stark anwachsen, denn derzeit sind rund 70 Prozent der Trockenflächen durch die Folgen des menschlichen Handels von der Austrocknung bedroht – eine Fläche doppelt so groß wie Europa.
Artikel Abschnitt: Wie entstehen Wüsten?
Wie entstehen Wüsten?
Starke Winde können Wüsten verändern
Die meisten natürlichen Wüsten sind sehr stabile Gebilde, weil sie von den Winden und Niederschlagszyklen abhängen. Doch starke Winde können den Sand über den ganzen Globus transportieren. Ebenso können Wüsten über Winde wandern oder sich vergrößern. Derzeit erobern die Wüsten immer mehr Fläche und machen vor nichts Halt. Die Wüste Gobi hat nach Angaben der UN seit den 1950er Jahren etwa 8,5 Millionen Hektar Landfläche verschluckt, egal ob Ackerfläche oder Wald – das entspricht einem Viertel Deutschlands.
Artikel Abschnitt: Wie verändert Desertifikation die Landschaft?
Wie verändert Desertifikation die Landschaft?
Prominente Beispiele
Der Aralsee in Zentralasien ist ein Beispiel, wie wirtschaftliches Wachstum die Ökologie vollständig zerstören kann. Die Einwohner haben zu viel Wasser verbraucht und den See so in wenigen Jahrzehnten fast vollständig ausgetrocknet. Heute ist er zum großen Teil versalzt. Das eigentliche Ziel, die Region wirtschaftlich aufzubauen, hat sich selbst seiner Grundlage beraubt. Dasselbe gilt für den Tschadsee oder den Lake Faguibine in Mali. Heute sind es insbesondere große Agrarlandschaften wie in Saudi-Arabien, die über jahrtausendealtes Grundwasser betrieben werden. Der Verbrauch ist aber weit höher als über den Regen wieder nachgeliefert wird.
Geologen warnen schon seit Jahrzehnten vor der anhaltenden Ausbeutung des Bodens. Doch die schiere Not der Menschen und der ständige Druck, besser zu wirtschaften, haben diese Kritik bisher konsequent übertönt.
Artikel Abschnitt: Welche Rolle spielt der Klimawandel?
Welche Rolle spielt der Klimawandel?
Für die Sahelzone werden vor allem mehr Starkregenereignisse erwartet. Das bedeutet zwar viel Regen. Der bereits erodierte Boden kann die Menge allerdings nicht aufnehmen. Es fehlen dann Grundfeuchte, Wurzeln und Lebewesen, die den Boden auflockern. Tritt der Fall ein, gehen Experten davon aus, dass die Menge des oft sehnlichst erwarteten Regenwassers, das auf den Boden prasselt, vermutlich einfach über die Oberfläche abfließt, zu Überschwemmungen führt und den Boden weiterhin zerstört.
Vor allem bereits trockene Gebiete leiden
Neben Extremwetterereignissen wie Starkregen nehmen auch Dürreperioden zu. Bisher treten sie etwa in Afrika alle 30 Jahre auf. Die Trockenphasen in den Wüsten, die von den Monsunregen unterbrochen werden, könnten in Zukunft länger andauern.
Sollte die globale Durchschnittstemperatur, wie bisher angenommen, zwischen ein und zwei Grad Celsius steigen und sinken gleichzeitig die Niederschläge, könnte dies das absickernde Wasser um 40 bis 70 Prozent reduzieren, wie Forscher etwa für die europäischen Regionen festgestellt haben. Solch gravierende Veränderungen können insbesondere bereits trockene Landschaften nachhaltig verändern.
Artikel Abschnitt: Ist auch Europa von Wüsten bedroht?
Ist auch Europa von Wüsten bedroht?
Die Gründe reichen teilweise einige Jahrhunderte zurück, als die spanische Krone für ihre mächtige Flotte riesige Landstriche vollständig hat roden lassen, um Baumaterial für die Schiffe zu bekommen. Doch auch exzessiver Wasserverbrauch spielt heute eine Rolle und der Boden hat nur selten bis gar nicht die Chance, sich zu regenerieren. Auch hier droht die Landwirtschaft, große Flächen auf Dauer zu verlieren.
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Welche Lösungen gibt es?
Trotzdem gibt es Erfolgsgeschichten, allerdings in viel kleineren Maßstäben. In einigen Regionen Afrikas haben die Menschen nicht nur neue Bäume gepflanzt, sondern gleichzeitig auch versucht, das wenige Regenwasser zurückzuhalten. Durch natürliche Barrieren ist somit mehr Wasser im Boden versickert als verdampft. Über die Jahre hat sich die Vegetation erholt. Technische Innovationen könnten zudem in Zukunft helfen, das Wassermanagement vor Ort zu verbessern – insbesondere in den Entwicklungsländern wäre das nötig.
Böden müssen sich erholen können
Solche Versuche, das haben Wissenschaftler in einigen Projekten vor Ort mehrfach erfahren, haben allerdings nur Erfolg, wenn die Bewirtschaftung weniger intensiv betrieben wird. Dann können sich Böden über Jahre erholen, Nährstoffe anreichern und mehr Wasser speichern. Das ließe sich im auch im großen Stil umsetzen, doch die finanziellen Mittel vor Ort sind zu gering und auch derzeitige Milliardenhilfen aus Industrieländern reichen nicht ansatzweise aus, um die Situation grundlegend zu verändern – die instabilen politischen Verhältnisse erschweren es zusätzlich.
Ein weiteres Problem: Damit sich die Böden erholen können, müssen Bauern und Viehhalter die Flächen teilweise für Jahre meiden. Doch gerade in den Entwicklungsländern können die Menschen gar nicht an so etwas Abstraktes wie die Bodenfruchtbarkeit in fünf Jahren denken, wenn sie heute ihre Kinder ernähren müssen und selbst um das Überleben kämpfen.
Die wachsende Bevölkerung ist ein Problem
Während die Böden weiter degradieren, wächst die Bevölkerung. Zwischen 1960 und 2010 hat sie sich in Afrika auf mehr als eine Milliarde Menschen mehr als verdreifacht, in Zentralasien mehr als verdoppelt. Experten hoffen, dass eine geringe Kindersterblichkeit, bessere Gesundheitsversorgung und Bildungschancen dazu beitragen, dass die Wachstumsraten in Zukunft abnehmen. Bis 2050 könnten auf dem Planeten trotzdem fast zehn Milliarden Menschen leben.
Eine dauerhafte Versorgung scheint nur dann möglich, wenn die Flächen ab sofort nachhaltig und effizienter bewirtschaftet werden. Dazu zählt auch ein verhältnismäßiger Konsum. Die Zukunft verlangt daher unpopuläre Maßnahmen, die genauso drastisch scheinen, wie die Ausbeutung der vergangenen Jahrzehnte.
Autor: Mathias Tertilt
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