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Tesla vs. Umweltschutz
Wie problematisch ist der Bau von Teslas Gigafabrik?
Tesla will in Brandenburg eine große Fabrik für E-Autos bauen. Doch es gibt Bedenken – auch von Umweltschützern.
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Inhalt
- Darum geht’s: In Grünheide in Brandenburg soll eine Tesla-Fabrik für Elektroautos entstehen
- Darum sollten wir drüber sprechen: Umweltverbände, Wasserversorger und einige Bürger sorgen sich vor allem um die Wasserversorgung
- Aber: Der Protest richtet sich nicht grundsätzlich gegen Tesla
- Und jetzt? Wie und ob die Umweltprobleme gelöst werden, ist bisher nicht klar
- Darum geht’s: In Grünheide in Brandenburg soll eine Tesla-Fabrik für Elektroautos entstehen
- Darum sollten wir drüber sprechen: Umweltverbände, Wasserversorger und einige Bürger sorgen sich vor allem um die Wasserversorgung
- Aber: Der Protest richtet sich nicht grundsätzlich gegen Tesla
- Und jetzt? Wie und ob die Umweltprobleme gelöst werden, ist bisher nicht klar
Artikel Abschnitt: Darum geht’s:
Darum geht’s:
Im brandenburgischen Grünheide soll eine Tesla Gigafabrik gebaut werden. Gegen Teile der Pläne regt sich Widerstand.
Tesla hatte die Erlaubnis, schon vor der Baugenehmigung mit der Rodung eines Teilstücks zu beginnen. Unter der Bedingung, dass, sollte die Genehmigung nicht erteilt werden, die gefällten Bäume wieder aufgeforstet werden müssen. Damit wollte das Unternehmen Tempo in die Bauarbeiten bringen. Der Rest des Geländes soll gerodet werden, wenn die Brutsaison im Herbst vorüber ist.
Vor knapp 20 Jahren wurde das Areal schon einmal gerodet, damals gab es den Versuch, ein BMW-Werk hier anzusiedeln. Das ist seinerzeit gescheitert.
Artikel Abschnitt: Darum sollten wir drüber sprechen:
Darum sollten wir drüber sprechen:
Möglicherweise gibt es Probleme bei der Trinkwasserversorgung
Wald ökologisch nicht besonders wertvoll
Der Wald bestehe "in Monokultur zu mehr als 90 Prozent aus Kiefern", heißt es dazu in einer Stellungnahme des Landesamts für Umwelt in Brandenburg, das auch für die Genehmigung der Fabrik zuständig ist. In dem Umweltverträglichkeitsgutachten, das Tesla beauftragt hat, beschreiben die Gutachter die Kiefernforste als "strukturell verarmt" und weisen ihnen einen "aus naturschutzfachlicher Sicht insgesamt mittleren Wert" zu.
Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) in Brandenburg macht sich ebenfalls eher wenig Sorgen um die Bäume: „Der Wald, der gerodet wird beziehungsweise gerodet werden soll, ist nicht besonders naturnah“, meint der Landesvorsitzende Friedhelm Schmitz-Jersch. Und er betont: Es würden Ausgleichsflächen von der Flächenagentur Brandenburg zur Verfügung gestellt, auf denen ökologisch hochwertigerer Mischwald angepflanzt werden soll.
Es soll sogar hochwertigerer Wald entstehen
Das hat Tesla zugesichert. Solche Ersatz-Aufforstungen sind Pflicht bei neuen Bauprojekten. Mischwälder sind ökologisch besonders wertvoll, weil bei einer Vielfalt der Baumarten die Biomasseproduktion steigt – und damit auch die Kapazität zur Kohlenstoffspeicherung. Das hilft, um dem Klimawandel entgegenzuwirken.
Das eigentlich Problem könnte die Wasserversorgung sein
Problematisch könnte hingegen die Wasserversorgung der Gigafabrik sein. Bei der Produktion von E-Batterien wird extrem viel Wasser verbraucht. 243 Kubikmeter pro Stunde gibt Tesla an. 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Das sind knapp 2,1 Millionen Kubikmeter Wasser mehr, die der örtliche Wasserversorger, der Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE), zur Verfügung stellen müsste. Ursprünglich war der Wasserverbrauch sogar noch höher. In dem Gutachten zur Umweltverträglichkeit ist noch von 372 Kubikmetern die Rede, inzwischen hat Tesla den prognostizierten Verbrauch – vermutlich durch bessere Effizienz bei den geplanten Produktionsabläufen – bereits gesenkt.
Und das sieht der WSE als Problem: "Wir versorgen derzeit rund 170.000 Menschen. Wenn Tesla dazu kommt, entspricht das dem Verbrauch von rund 70.000 Menschen mehr. Dazu haben wir derzeit nicht die Kapazitäten", erklärt WSE-Sprecherin Sandra Ponesky.
Kapazität reicht derzeit nicht aus
Um die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung sicherzustellen, entnimmt der WSE derzeit knapp 11 Millionen Kubikmeter Grundwasser. Wenn die Tesla-Fabrik an den Start geht, ziehen vermutlich auch mehr Menschen in die Region (es sollen rund 12.000 Arbeitsplätze entstehen), um dann noch eine Reserve von 30 Prozent zu haben für "Spitzenverbräuche" etwa in heißen Sommern rechnet Ponesky damit, dass der WSE rund 18 Millionen Kubikmeter Grundwasser entnehmen müsste.
Genehmigen müsste das das Landesamt für Umwelt. Auch die entsprechende Infrastruktur für mehr Wasser ist bisher nicht vorhanden. Die WSE schreibt in einer Stellungnahme: "Gegenwärtig kann weder die Trinkwasserversorgung noch die Schmutzwasserversorgung in dem von Tesla gewünschten Zeitraum gewährleistet werden." Beim Landesamt für Umwelt heißt es hingegen: "Es wurde bisher keine eigene wasserrechtliche Erlaubnis für eine Grundwasserentnahme beantragt."
Folgen für geschützte Gewässer befürchtet
Und es gibt weitere Bedenken: „Das Baugebiet liegt in einer Trinkwasserschutzzone“, so die WSE. Auch NABU-Mann Schmitz-Jersch ist skeptisch: „Das ist ein hydrologisch sehr sensibler Bereich“, sagt er.
Die beiden Flusstäler der Löcknitz und der Müggelspree befinden sich in der Nähe des Fabrikgeländes. Wenn mehr Grundwasser entnommen wird, könnte dies auch negative Auswirkungen auf andere Feuchtgebiete haben, die in der Nähe der geplanten Fabrik liegen und zum Teil unter der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) unter Schutz stehen.
„Die Wasserproblematik rückt immer weiter in den Vordergrund“, so Schmitz-Jersch. Auch, weil das betroffene Gebiet besonders stark von den Dürren der vergangenen Jahre betroffen war. Daher sind mögliche Konflikte um das Grundwasser mit der Landwirtschaft absehbar: „Es gibt Bestrebungen für eine Entnahme-Genehmigung, um landwirtschaftliche Flächen, auf denen Mais angebaut wird, zu bekommen“, betont der NABU-Mann. Ein einziger landwirtschaftlicher Betrieb wolle in den wenigen Vegetations-Monaten beinahe ebenso viel Grundwasser entnehmen wie Tesla, sagt Schmitz-Jersch. Denn diese Region Brandenburgs sei regenarm, die Böden sind sandig und halten das Wasser nicht besonders gut.
Künftige Nutzungskonflikte möglich
Lange war man davon ausgegangen, dass es in Deutschland kein Problem mit der Trinkwasserversorgung gibt, meint Bernd Kirschbaum vom Umweltbundesamt. Aber weil sich die bislang verwendeten Daten zur Wasserverfügbarkeit in Deutschland und damit auch zu den Grundwasserständen und -vorräten auf ein langjähriges Mittel aus den Jahre 1961 bis 1991 beziehen, habe man dabei den Klimawandel noch nicht ausreichend berücksichtigt.
Der führe dazu, dass sich die Grundwasserneubildung in bestimmten Regionen in Deutschland verlangsame. Teilweise stelle man fest, dass sich an einigen Standorten in Deutschland etwa nach mehreren Dürrejahren der Grundwasserspiegel nicht so schnell regeneriere, betont auch Hydrologe Andreas Musolff vom Helmholtz Zentrum für Umweltforschung in Leipzig. Hinzu komme, dass mit der Klimaerwärmung mehr Felder als bisher großflächig und regelmäßig bewässert werden.
„Künftig könnte es sein, dass wir mehr Nutzungskonflikte haben: Trinkwasserversorgung, Landwirtschaft und Industrie könnten miteinander konkurrieren“, fasst Kirschbaum zusammen. Und: „Es darf nur so viel Grundwasser entnommen werden, dass grundwasserabhängige Ökosysteme nicht gefährdet werden“. So müsse auch der Naturschutz eine Rolle spielen.
Artikel Abschnitt: Aber:
Aber:
Arbeitsplätze in einer Zukunftstechnologie sollen entstehen
Ähnlich argumentiert die Grüne Liga Brandenburg. Sie will vor allem verhindern, dass Tesla in einer Art Schnellverfahren eine Baugenehmigung erhält und dabei Belange des Umwelt- und Naturschutzes unter den Tisch fallen. Das könnte dann einen Präzedenzfall schaffen für künftige Projekte. Schon jetzt werden aus Wirtschaft und Politik Rufe laut, Planungsverfahren zu kürzen – indem man die Protestmöglichkeiten einschränkt.
Autorin: Annika Franck
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