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Lieblingsmenschen
So entstehen deine Freundschaften
Ein Sprichwort sagt: Freunde sind die Familie, die du dir selbst aussuchst. Und bei der Auswahl dieser speziellen Menschen spielen viele Faktoren eine Rolle.
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Artikel Abschnitt: Warum brauchen wir überhaupt Freundschaft?
Warum brauchen wir überhaupt Freundschaft?
Im Schnitt hat jeder Deutsche 3,7 enge Freundinnen und Freunde, das zeigen regelmäßige Abfragen. Dazu kommen noch etwa elf Personen, die dem erweiterten Freundeskreis zugeordnet werden. Forschende beschäftigen sich schon lange mit dem Thema Freundschaft – und in dem Zusammenhang auch mit der Frage: Wie entscheiden wir eigentlich, mit wem wir befreundet sein wollen?
Artikel Abschnitt: Gründe für eine Freundschaft
Gründe für eine Freundschaft
1. Ihr verbringt viel gute Zeit zusammen
"Freundinnen und Freunde sind meistens diejenigen, die einem nach einer bestimmten Zeit gut spiegeln können, wie man sich selbst über die Jahre verändert hat", erklärt Schobin.
Warum nicht alle Menschen in deinem Leben Platz haben, erklären wir hier.
Aber damit es überhaupt zu einer Freundschaft kommt, müssen alle Seiten dafür auch etwas tun. Schon 1965 kamen die amerikanischen Sozialpsychologen Irwin Altman und William Haythorn nach verschiedenen Untersuchungen zu der Schätzung, dass sich Bekannte nach etwa 60 Stunden gemeinsam verbrachter Zeit zu "Gelegenheitsfreunden" entwickeln.
Jeffrey Hall von der Universität Kansas untersuchte die Zeitfrage mithilfe von Hunderten Fragebögen und Befragungen von verschiedenen Gruppen ebenfalls und kam 2018 zu dem Schluss: Es braucht 40 bis 60 Stunden, bis sich aus Bekanntschaft eine lockere Freundschaft entwickelt.
Eine "richtige" Freundschaft braucht immerhin 80 bis 100 Stunden – und um jemanden seinen besten Freund oder seine beste Freundin zu nennen, müssen beide über 200 Stunden gemeinsame Zeit investieren.
Dabei sei es wichtig, so Hall, dass diese Zeit, die man miteinander verbringt, selbst gewählt ist. "Man kann 400 oder 600 Stunden mit jemandem arbeiten, ohne dass eine Freundschaft daraus wird." Die bewusste Entscheidung, auch außerhalb eines vorgegebenen Kontextes Zeit miteinander zu verbringen, sei hier der wichtigste Faktor.
Das kann die Mittagspause sein, die Sportverabredung nach Feierabend oder die gemeinsame Fahrt zum Arbeitsplatz. "Dieser sogenannte Kontext-Shift ist sehr wichtig", erklärt Jeffrey Hall.
Gemeinsam verbrachte Zeit tut nicht nur der Freundschaft gut, sondern auch dem Individuum selbst. Der niederländische Psychologe Jaap Denissen hat festgestellt, dass Menschen an Tagen, an denen sie ihre Freunde treffen, ein höheres Selbstwertgefühl haben. Und die qualitativ hochwertige Zeit wird immer dann um einiges wertvoller, wenn man den nächsten wichtigen Punkt betrachtet.
Wieso sind deine Freundschaften eigentlich so wichtig? Hier findet ihr unsere Podcast-Folge dazu!
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2. Ihr vertraut euch gegenseitig Dinge an
Für ihn ist diese "Geheimniskommunikation" eine moderne Form der Blutsbrüderschaft. In der heutigen Zeit gehe man in einer Freundschaft ein Bündnis mit Rechten und Pflichten ein, indem man sich Dinge anvertraut, nicht indem man sich den Finger aufschlitze.
Gerade auf lange Sicht ist es laut Schobin auch wichtig, dass eine Freundschaft beidseitig verläuft. "Gegenseitigkeit stabilisiert eine Freundschaft ganz erheblich", so der Soziologe. Einige Zeit könne eine Freundschaft allerdings auch funktionieren, in der die eine Person mehr gibt als die andere.
Einige Freundschaften, die über einen langen Zeitraum bestehen, halten ein Ungleichgewicht sogar relativ lange aus, "gerade über verschiedene Lebensphasen hinweg". Aber irgendwann komme laut Schobin der Knick. "Eine komplette Unwucht hält kaum eine Freundschaft aus, das wird häufig auch von mindestens einer der beiden Parteien nicht akzeptiert."
Außerdem, das haben Beobachtungen von Jaap Denissen ergeben, suchen wir uns Menschen als Freundinnen oder Freunde aus, von denen wir etwas erwarten, meist auf emotionaler Ebene. Wir erhoffen uns also, dass diese Menschen uns besonders gut unterstützen können, uns gute Ratschläge geben werden oder unsere Geheimnisse für sich behalten. Dieses Gefühl wird durch das Teilen von Erlebnissen und Gedanken nur gestärkt.
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3. Ihr seid euch ähnlich
In einem Experiment von 2018 haben amerikanische Forschende den Teilnehmer:innen kurze Videoclips gezeigt und dabei ihre neuronalen Aktivitäten im Gehirn gemessen. Die Ergebnisse zeigten, dass Menschen, die miteinander befreundet waren, ähnliche neuronale Reaktionen aufwiesen.
Die Forschenden schließen daraus, dass Freund:innen die Welt auf eine ähnliche Art und Weise betrachten und einordnen. Außerdem war eine der Schlussfolgerungen des Experiments: Durch Messung der Hirnwellen konnten die Fachleute sogar teilweise vorhersagen, welche Menschen sich voraussichtlich gut verstehen würden. Ohne zu wissen, wer befreundet ist, haben die Forschenden mithilfe eines Algorithmus Vorhersagen getroffen und konnten in 40 Prozent der Fälle eine Freundschaft allein durch den Hirnwellenvergleich erkennen.
Ähnlich wie beim Henne-Ei-Problem ist es allerdings schwierig, abschließend zu sagen, ob man sich Freund;innen sucht, weil sie ähnlich ticken wie man selbst, oder ob sich die neuronalen Aktivitäten durch beispielsweise gemeinsame Erlebnisse auch im Laufe der Freundschaft einander angleichen. Forschende gehen von einer Mischung aus beidem aus.
Sich gut riechen können
Israelische Forschende haben außerdem herausgefunden, dass sich Freund:innen nicht nur sprichwörtlich "gut riechen können". Bei einer – zugegeben sehr kleinen – Studie haben sie 20 Freundespaare untersucht, bei denen es sofort nach dem ersten Kennenlernen gefunkt hatte (auf freundschaftlicher Basis, versteht sich).
Die insgesamt 40 Personen wurden gebeten, getragene T-Shirts als Untersuchungsobjekte mitzubringen, in denen sie zuvor zwei Nächte lang geschlafen hatten. Duschen durften sie in der Zwischenzeit auch, aber nur mit unparfümierter Seife. Die T-Shirts wurden dann von einem Apparat mit Sensoren, der sich "elektronische Nase" nennt, auf verschiedene chemische Komponenten analysiert.
Alle Proband:innen bekamen so ein spezielles Geruchsprofil zugewiesen und diese wurden miteinander verglichen. Das Ergebnis: Die Geruchsprofile von befreundeten Menschen waren sich deutlich ähnlicher. Nach der Roboternase durften auch echte menschliche Nasen noch mal den Geruchstest machen und bestätigten die Ergebnisse erneut.
Auch bei diesem Experiment wollten die Forschenden ausschließen, dass Freund:innen einfach durch eine ähnliche Lebensumgebung einen ähnlichen Körpergeruch entwickeln. Daher luden sie weitere Probandinnen und Probanden ein und führten ein weiteres Experiment durch.
Diesmal waren die Testpersonen sich komplett fremd. Von ihnen wurde durch die elektronische Nase ebenfalls jeweils ein Geruchsprofil erstellt. Dann mussten sie eine Art Spiel machen, in dem sie sich in verschiedenen Zweierkonstellationen gegenüberstanden und sich vorstellen sollten, sie seien das Spiegelbild der jeweils anderen Person.
So sollten sie die Handbewegungen der gegenüberstehenden Person nachmachen, ohne miteinander zu sprechen. Danach sollten sie beurteilen, ob es mit ihrem Gegenüber "klick" gemacht habe – und die Forschenden glichen die Einschätzungen mit den Geruchsprofilen der Proband:innen ab.
Es zeigte sich: Partner;innen, die nach eigenem Empfinden gut beim Spiegelbildspiel miteinander harmoniert hatten, hatten ähnliche Geruchsprofile. Es gelang den Forschenden sogar, anhand der Profile vorherzusagen, welche Personen beim Spiel besonders gut zusammenarbeiten würden.
Die sieben Säulen der Freundschaft
Darüber hinaus hat der Freundschaftsforscher Robin Dunbar die "Sieben Säulen der Freundschaft" entwickelt. Diese Theorie besagt: In je mehr Feldern die Menschen Ähnlichkeiten oder Gemeinsamkeiten aufweisen, umso stärker kann die Freundschaft sein, die sie verbindet.
Die sieben Säulen, auf denen die betreffende Freundschaft stehen kann, sind von Dunbar definiert als:
- dieselbe Sprache beziehungsweise denselben Dialekt sprechen
- einen ähnlichen Bildungshintergrund haben
- in örtlicher Nähe zueinander aufwachsen
- Hobbies und Interessen teilen
- einen ähnlichen Musikgeschmack haben
- moralische, religiöse und politische Ansichten teilen
- den Humor des jeweils anderen nachvollziehen können
Laut Dunbar sind die Säulen gleich zu bewerten; trotzdem scheint besonders der Musikgeschmack ausschlaggebend dafür zu sein, wie gut und wie schnell Menschen miteinander klarkommen. Es ist trotzdem wichtig zu verstehen, dass diese sieben Säulen kulturell geprägt sind.
Die Wahrscheinlichkeit, mit jemandem aus demselben oder einem ähnlichen Kulturkreis befreundet zu sein, ist daher höher als bei einem Menschen, der kulturell komplett anders aufgewachsen ist. Unmöglich ist dies jedoch trotzdem nicht.
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4. Ihr wurdet zufällig zusammengebracht
Backs Studie begann mit der Einführungsveranstaltung. Den Studierenden wurden Plätze im Hörsaal zugewiesen. Ein Jahr später wurden sie von Back und seinem Team befragt und es stellte sich heraus: Diejenigen, die nebeneinander oder auch nur in der gleichen Reihe gesessen hatten, waren enger miteinander befreundet. "Menschen bewerten andere spontan positiv, wenn sie sich in unmittelbarer Nähe befinden", so Mitja Back.
Artikel Abschnitt: Freund:in für immer?
Freund:in für immer?
Seinen Erkenntnissen zufolge wandelt sich der Stellenwert der einzelnen Beziehungen. Nur ein Drittel der Menschen, die jemandem als praktische Helfer:in und Freund:in zur Seite standen, waren sieben Jahre später immer noch in dieser Rolle.
Freundschaft als schlafende Reserve?
Das hat natürlich häufig auch mit Wechseln von Wohn- und Arbeitsorten zu tun. Molenhorsts Untersuchung nach sind nur die Hälfte der Personen, die Teil eines Freundschaftsnetzwerks waren, nach sieben Jahren überhaupt noch da. Was nicht heißt, dass sie nicht aus irgendwelchen Gründen wieder aufleben können.
Das Schöne an Freundschaft sei, so Soziologe Janosch Schobin, dass sie auch ab und zu in eine Art Winterschlaf fallen könne, ohne zwingend zu einem Ende kommen zu müssen. Weil Freundschaften ja in den seltensten Fällen wie Liebesbeziehungen aktiv beendet werden, können sie so als eine Art "schlafende Reserve" dienen, die man immer dann aktivieren kann, wenn man sie braucht.
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Quellenangaben zum Artikel:
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Sophie,Caro ihr seit zwei kluge Frauen.Kinder haben=Armutsfalle.Ich bin auch Tubensterilisiert und glücklich mit meinen Jungs.Werde sehr verwöhnt.
Ich wohne mit meinen zwei Jungs(24 ,25)in einer WG.Wir leben Freundschaft Plus.Sie verwöhnen mich in jeder Beziehung.Wir drei wollen kein Kind,keine Heirat etc.Super mit meinen Jungs.
Sophie,wie verhütest du? Ich (27)lebe liebe auch Freundschaft Plus.Bin sterilisiert.Wir wollen auch kein Nachwuchs.Sind Reise Freaks.
meine Freundin (seit Kindergarten)und ich sind uns sehr Nahe.Wir lieben uns.Sind sehr glücklich und verstehen uns perfekt.Meine Freundin ist ein Familienmitglieder.Meine Eltern sind sehr zufrieden mit unserem Glück.
Viel Liebe und Glück euch Beiden!
Frau weiss was Frau möchte ,nicht nur sexuell.Bin mit meinem Schatz auch sehr glücklich.Beide kein Kinderwunsch dafür sind wir Reise Freaks.
Ich mag meinen, dass nicht korrekt gegendert wurde. Da ich mich gerade aufgrund meiner Masterthesis verstärkt damit auseinandersetze kann hier der : beim Plural von Freund:in nicht verwendet werden, weil das Wort vor dem : keinen Sinn ergibt. Mitarbeiter:innen wäre z.B. korrekt, weil sowohl vor dem :, als auch nach… Weiterlesen »
Gute Besserung!!!!!!!
Mir hat der Artikel sehr gut gefallen. Herzlichen Dank hierfür!
Sehr gerne!