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Geburt
Darum müssen wir über Wochenbettdepressionen sprechen
Depressionen nach der Geburt sind häufig, werden aber selten erkannt – sowohl bei Müttern als auch bei ihren Partnern.
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Artikel Abschnitt: Was sind Wochenbettdepressionen?
Was sind Wochenbettdepressionen?
Solche Wochenbettdepressionen – auch postpartale Depressionen genannt – können sowohl Mütter als auch Väter entwickeln. Viele Betroffene schämen sich für ihre Beschwerden und sprechen nicht darüber. Wochenbettdepressionen werden daher selten entdeckt und sind in der Gesellschaft ein wenig bekanntes Thema.
Kein Baby Blues
Nicht zu verwechseln sind die Wochenbettdepressionen mit dem weitaus häufigeren Baby Blues. Darunter leiden etwa 50 bis 80 Prozent der Mütter nach der Geburt ihres Kindes. Die Betroffenen haben Stimmungsschwankungen und brechen schnell in Tränen aus.
Diese Symptome sind auf die Hormone im Körper der Frau zurückzuführen und verschwinden nach einigen Tagen von allein. Postpartale Depressionen können hingegen erst einige Wochen oder Monate nach der Geburt entstehen. Im Gegensatz zum Baby Blues sind sie schwerwiegender und halten mindestens zwei Wochen an.
Neben den Wochenbettdepressionen gibt es noch eine weitere, aber sehr seltene psychische Erkrankung nach der Geburt: Die sogenannten postpartalen Psychosen oder Wochenbettpsychosen, die nur bei etwa 0,1 bis 0,2 Prozent der Mütter auftreten. Die Betroffenen leiden unter Realitätsverlust, Wahnvorstellungen und Halluzinationen. Im Gegensatz zu Wochenbettdepressionen müssen Psychosen sofort stationär behandelt werden.
Artikel Abschnitt: Wie häufig sind Wochenbettdepressionen?
Wie häufig sind Wochenbettdepressionen?
Diese Werte schwanken je nach Studie etwas. Die Ergebnisse hängen davon ab, ob die Studienautorinnen und -autoren einen Fragebogen benutzen oder die Teilnehmenden persönlich befragen und zu welchem Zeitpunkt sie die Daten erheben. Bei Vätern ist die Inzidenz beispielsweise drei bis sechs Monate nach der Geburt höher als wenige Wochen nach der Geburt. Das weist darauf hin, dass Männer erst später erkranken.
Einige Studien zeigen zudem, dass postpartale Depressionen bei Müttern und Vätern zusammenhängen. Bei der Hälfte der betroffenen Väter leidet die Mutter ebenfalls an Wochenbettdepressionen. Ist ein Elternteil betroffen, steigt also das Risiko für den Partner oder die Partnerin, auch eine Depression zu entwickeln.
Die bisherigen Studien untersuchen jedoch nur traditionelle Mütter-Vater-Konstellationen. Es ist nicht bekannt, wie viele Alleinerziehende betroffen sind. Es gibt auch keine Daten zu LGBT-Paaren, die zum Beispiel ein Kind adoptieren oder durch eine künstliche Befruchtung bekommen.
Artikel Abschnitt: Welche Symptome haben Betroffene?
Welche Symptome haben Betroffene?
- Gefühllosigkeit dem Kind gegenüber
- Probleme, sich über Fortschritte des Babys zu freuen
- Schuldgefühle
- Angst, als Mutter oder Vater zu versagen
- übermäßige Ängste und Sorgen um das Kind
- Erschöpfung
- übermäßige Reizbarkeit
- Zwangsgedanken
Auch körperliche Beschwerden wie Kopf- und Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Verdauungsprobleme, Taubheitsgefühle und sexuelle Unlust können die Wochenbettdepression begleiten. Mütter haben häufig Probleme beim Stillen. Bei Männern sind die Symptome der postpartalen Depression oftmals schwächer ausgeprägt als bei Frauen.
Artikel Abschnitt: Wie entstehen Wochenbettdepressionen?
Wie entstehen Wochenbettdepressionen?
Es gibt jedoch einige Argumente, die gegen die Hormon-These sprechen. Zum einen untersuchten Forschende den Hormon-Status von gesunden und betroffenen Müttern und konnten keinen Unterschied feststellen. Zum anderen sind auch Männer von postpartalen Depressionen betroffen. Bei ihnen ändert sich die Östrogenkonzentration bekanntlich nicht.
Heute vermuten Wissenschaftler, dass mehrere Faktoren in Kombination die Depression auslösen:
- Körperliche Faktoren wie Komplikationen in der Schwangerschaft oder bei der Geburt
- Psychische Faktoren wie erhöhter Stress während der Schwangerschaft und nach der Geburt, ein traumatisches Geburtserlebnis oder Veränderung der eigenen Identität durch die Elternrolle
- Soziale Faktoren wie Probleme in der Partnerschaft, mangelnde Unterstützung sowie finanzielle Probleme
- Gesellschaftliche Faktoren wie zu hohe Erwartungen an die Eltern
Es sind häufiger Eltern betroffen, die bereits vor der Geburt ihres Kindes eine psychische Erkrankung wie Depressionen oder eine Angststörung durchmachen mussten. Auch bei einer ungewollten Schwangerschaft ist das Risiko für Wochenbettdepressionen höher.
In einigen Fällen handelt es sich bei Symptomen wie Energiemangel und Erschöpfung nach der Geburt nicht um eine Wochenbettdepression, sondern um eine Schilddrüsenerkrankung. Der Grund dafür ist, dass sich die Schilddrüsenhormone nach der Geburt verändern.
Podcast: Babyblues oder Schilddrüsenprobleme?
Artikel Abschnitt: Was hilft gegen Wochenbettdepressionen?
Was hilft gegen Wochenbettdepressionen?
Betroffene Mütter und Väter sollten sich daher nicht scheuen, über ihre Beschwerden zu sprechen und sich professionelle Hilfe zu suchen. Der erste Ansprechpartner kann der Hausarzt, die Hebamme oder der Frauenarzt sein. Sie werden das Paar zunächst über die Erkrankung aufklären.
Für die Eltern ist es wichtig zu wissen, dass eine Wochenbettdepression nicht bedeutet, dass sie in ihrer Mutter- und Vaterrolle versagt haben oder dass sie ihr Kind nicht ausreichend lieben. Es handelt sich stattdessen um eine Krankheit, die gut behandelbar ist.
Das kann helfen
Ärzte und Hebammen helfen den Eltern dabei, Unterstützung zu finden. Betreuungs- und Notmütterdienste sowie Haushaltshilfen können die junge Familie entlasten. Bei einer Psychotherapie lernen die Betroffenen, negative Gedankenmuster durch positive zu ersetzen und die Beziehung zum Kind zu verbessern. Dafür gibt es verschiedene Ansätze – etwa die kognitive Verhaltenstherapie oder die interpersonelle Psychotherapie. Viele Therapeutinnen und Therapeuten beziehen auch den Partner und weitere Familienmitglieder ein.
Studien konnten außerdem zeigen, dass Sport und Bewegung Depressionen nach der Geburt lindern können. Mütter sollten aber darauf achten, dass sie sich im Wochenbett nicht belasten. Sie können ihre Hebamme oder ihren Arzt danach fragen, welche Art von Bewegung zu welchem Zeitpunkt erlaubt ist und guttut.
Wenn die Wochenbettdepressionen schwer verlaufen, sind zusätzlich Antidepressiva sinnvoll. Die Medikamente können jedoch in die Muttermilch übergehen. Bei stillenden Frauen muss der Arzt oder die Ärztin vorher den Nutzen und das Risiko abwägen, bevor Antidepressiva verschrieben werden.
Betroffene können sich außerdem auf der Website der Organisation “Schatten und Licht” informieren. Hier finden Eltern Selbsthilfegruppen, Berater und Einrichtungen in ihrer Nähe.
Artikel Abschnitt: Wie lange dauern Wochenbettdepressionen?
Wie lange dauern Wochenbettdepressionen?
Bei dem Großteil der Patientinnen und Patienten verläuft die Depression durch die Behandlung kürzer und milder. Bei einigen reichen bereits Betreuungsdienste aus, bei anderen hilft die Psychotherapie oder eine Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten.
In der Regel sind Wochendepressionen nicht gefährlich. In einigen wenigen Fällen verläuft die Depression jedoch so schwer, dass die betroffene Person Suizidgedanken bekommt. In diesem Fall muss der oder die Betroffene sofort stationär behandelt werden. An einigen psychiatrischen Kliniken gibt es spezielle Eltern-Kind-Abteilungen, in denen Ärzte die Mutter oder den Vater zusammen mit dem Kind aufnehmen.
Artikel Abschnitt: Wie kann man Wochenbettdepressionen vorbeugen?
Wie kann man Wochenbettdepressionen vorbeugen?
Für Risikopersonen ist es also sinnvoll, sich bereits während der Schwangerschaft auf die erste Zeit mit dem Kind vorzubereiten. Dazu gehört es, mit einem Psychotherapeuten über aufkommende Sorgen und Ängste zu sprechen und sich frühzeitig um Unterstützung bei der Babypflege oder im Haushalt zu kümmern. Sind die Eltern nach der Geburt überfordert oder kommen Symptome wie Niedergeschlagenheit oder Gefühllosigkeit auf, sollten sie nicht zögern, ihre Hebamme um Hilfe zu bitten. Mütter und Väter können sich außerdem an das Programm “Frühe Hilfen” wenden. Dieses berät Schwangere und Eltern zum Beispiel bei der Versorgung des Babys und bei Erziehungsfragen.
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VIEL Ywichtiger: Nährstoffmangel: Omega 3 Fettsäuren,… Wieso steht das nicht bei den Ursachen?????
Depressionen haben immer eine psychische Ursache. Meist verursacht durch frühkindliche Traumata wie Verlust einer Bezugsperson, Monotraumata, Missbrauch, psychische oder physische Gewalt, Parentisierung in der Kindheit. Durch Triggern dieser Ursachen, werden, wie bei einer Geburt, die se Ängste, Wut und Trauer wie damals wieder aktiv und der Mensch zeigt depressive Symptome… Weiterlesen »