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Schwangerschaft
Wir sollten offener über Fehlgeburten sprechen
Fehlgeburten sind ein Tabu-Thema. Dabei würde es vielen Frauen helfen, mehr emotionale Unterstützung aus ihrem sozialen Umfeld zu bekommen.
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Inhalt
- Darum geht’s: Jede sechste schwangere Frau hat eine Fehlgeburt
- Darum müssen wir drüber sprechen: Für viele Frauen ist eine Fehlgeburt ein schwerer Verlust
- Aber: Trotz der Häufigkeit sind Fehlgeburten ein Tabu-Thema
- Und jetzt? Wie gut Frauen mit dem Verlust umgehen können, hängt auch von ihrem Umfeld ab
- Darum geht’s: Jede sechste schwangere Frau hat eine Fehlgeburt
- Darum müssen wir drüber sprechen: Für viele Frauen ist eine Fehlgeburt ein schwerer Verlust
- Aber: Trotz der Häufigkeit sind Fehlgeburten ein Tabu-Thema
- Und jetzt? Wie gut Frauen mit dem Verlust umgehen können, hängt auch von ihrem Umfeld ab
Artikel Abschnitt: Darum geht’s:
Darum geht’s:
Jede sechste schwangere Frau hat eine Fehlgeburt
Die meisten Fehlgeburten passieren in den ersten drei Monaten. Danach sinkt die Wahrscheinlichkeit deutlich. Zwischen dem dritten und sechsten Monat haben nur noch ein bis vier Prozent der schwangeren Frauen eine Fehlgeburt.
In den meisten Fällen hängen Fehlgeburten damit zusammen, dass der Embryo sich nicht richtig entwickelt. So etwas kann vorkommen und es muss keine spezifischen Gründe dafür im Körper der Frau oder des Mannes geben. Wenn Frauen wiederholt eine Fehlgeburt haben, sollten Mann und Frau sich untersuchen lassen. So etwas ist allerdings selten. Eine wiederkehrende Fehlgeburt ist von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) so definiert, dass Frauen dreimal oder öfter hintereinander eine Fehlgeburt vor der 20. Schwangerschaftswoche haben. Darunter leidet etwa ein Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter. Die Amerikanische Fachgesellschaft definiert schon zwei Fehlgeburten hintereinander als wiederkehrende Fehlgeburt.
Wichtig sind solche Definitionen, um unnötige Untersuchungen und Stigmatisierung zu vermeiden. „Wenn eine Frau erst einmal eine Fehlgeburt hatte, dann unterziehen wir sie nicht den ganzen Untersuchungen, die nötig sind, um eine mögliche Ursache herauszufinden“, sagt Prof. Thomas Strowitzki, Ärztlicher Direktor der Gynäkologischen Endokrinologie und Fertilitätsstörungen am Universitätsklinikum Heidelberg. „Bei den meisten Frauen würde man keine Ursache finden.“
Die meisten Fehlgeburten haben keine spezifische Ursache
Ein Großteil der Fehlgeburten passiert durch Entwicklungsstörungen des Embryos. Das können genetische Störungen sein oder es kann etwas schief laufen, wenn der Embryo an das Gefäßsystem der Mutter andockt, um von ihr versorgt zu werden. Solche Störungen können zufällig passieren. „Das Andocken an das mütterliche System ist derart komplex, dass in dieser Phase viel schief gehen kann“, sagt Strowitzki. Wenn Frauen erst eine Fehlgeburt hatten, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie in der nächsten Schwangerschaft ein gesundes Baby bekommen.
Generell sind Fehlgeburten bei älteren Frauen wahrscheinlicher. Bei Frauen im Alter bis zu 34 Jahren liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Fehlgeburt bei bis zu 15 Prozent, zwischen 35 und 39 Jahren bei etwa 25 Prozent und zwischen 40 und 44 Jahren bei etwa 50 Prozent.
Mehrere Studien zeigen, dass Rauchen das Risiko für eine Fehlgeburt erhöht. Auch wenn der Mann raucht, steigt das Risiko für eine Fehlgeburt. Auch Alkohol und Koffein können das Risiko für Fehlgeburten erhöhen.
Was Alkohol in der Schwangerschaft mit dem Baby macht, erklären wir hier
Wenn Frauen mehrere Fehlgeburten hintereinander haben, kann es dafür verschiedene Ursachen geben:
- Bei fünf bis 20 Prozent der Frauen mit wiederkehrenden Fehlgeburten wird das sogenannte Antiphospholipid-Syndrom (APS) festgestellt – eine Autoimmunkrankheit, die das Risiko für Fehlgeburten erhöht. APS gilt als die am besten behandelbare Ursache für wiederkehrende Fehlgeburten.
- Ein anderer Grund können Chromosomenstörungen der Eltern sein, die bisher nicht aufgefallen sind. Wenn die Frau betroffen ist, kann man ihr Eizellen entnehmen und sie vor der Befruchtung untersuchen. Ist der Mann betroffen, kann man die befruchtete Eizelle vor dem Einsetzen untersuchen.
- Weitere Gründe für wiederkehrende Fehlgeburten können zum Beispiel Fehlbildungen in der Gebärmutter, hormonelle Störungen oder Infektionen sein.
Bei etwa der Hälfte der Paare, die wiederkehrende Fehlgeburten erleben, können Medizinerinnen und Mediziner allerdings keinen eindeutigen Grund feststellen.
Artikel Abschnitt: Darum müssen wir drüber sprechen:
Darum müssen wir drüber sprechen:
Für viele Frauen ist eine Fehlgeburt ein schwerer Verlust
Eine Review aus dem Jahr 2018 kommt zu dem Ergebnis, dass vier bis sechs Wochen nach der Fehlgeburt acht bis 20 Prozent der Frauen Symptome einer leichten Depression zeigten. 18 bis 32 Prozent hatten stärkere Angstgefühle. Ein Jahr nach der Fehlgeburt waren die Symptome in der Regel wieder verschwunden. In einer anderen Studie befragte eine Forscherin queere Frauen, die eine Fehlgeburt erlebt hatten. Die Antworten legten nahe, dass sie den Verlust teilweise schmerzhafter erlebten als heterosexuelle Frauen, da es für sie schwieriger war, überhaupt schwanger zu werden. Allerdings handelt es sich nicht um eine vergleichende Studie und hier ist weitere Forschung nötig.
Auch zur Trauer von Männern nach der Fehlgeburt ihrer Partnerin gibt es deutlich weniger Studien als zur Trauer von heterosexuellen Frauen. Auch Männer trauern nach dem Verlust einer Schwangerschaft, allerdings ist ihre Trauer oft weniger intensiv und kürzer.
Generell ist es wichtig zu wissen, dass jeder Mensch anders trauert. Nicht alle Frauen erleben die Fehlgeburt als tiefen Verlust. Manche reagieren relativ gleichgültig, andere brauchen therapeutische Hilfe. Und natürlich sind auch bei den Partnern und Partnerinnen die Reaktionen unterschiedlich.
Hier erfährst du, wie unterschiedlich Menschen Krisen bewältigen.
Artikel Abschnitt: Aber:
Aber:
Dennoch sind Fehlgeburten ein Tabu-Thema
Viele Frauen trauen sich nicht, offen über ihre Fehlgeburten zu sprechen. Und wenn sie es tun, weiß das Umfeld oft nicht, wie es damit umgehen soll. Manche erkennen nicht die Tragweite der Erfahrung und wie schwer der Verlust ist. Wenn aber Ärzte und Ärztinnen, Pfleger oder Freundinnen die Erfahrung herunterspielen, kann das den Prozess der Trauer beschädigen. Die Betroffenen bekommen nicht die Unterstützung und Zuwendung, die sie brauchen und erholen sich vielleicht schlechter.
Auch die Unterstützung und der Austausch zwischen den Partnern ist wichtig. Zum Beispiel hatten Frauen, die sechs Monate nach der Fehlgeburt immer noch stark litten, mit höherer Wahrscheinlichkeit einen Partner, der nicht darüber sprechen wollte und weniger unterstützend war als Frauen, die nach sechs Monaten nicht mehr trauerten.
Artikel Abschnitt: Und jetzt?
Und jetzt?
Wie gut Menschen mit dem Verlust umgehen können, hängt auch von ihrem Umfeld ab
Wenn Frauen über ihre Trauer sprechen, ist es wichtig, sie ernst zu nehmen und nicht zu erwarten, dass die Trauer ein paar Wochen nach der Fehlgeburt schon vorbei ist. Außerdem kann eine psychologische Beratung nach der Fehlgeburt dabei helfen, das Leiden der Frauen zu lindern. Der Mediziner Strowitzki findet es außerdem wichtig, Frauen nach der ersten Fehlgeburt vor dem Irrglauben zu warnen, sie hätten jetzt mit großer Wahrscheinlichkeit jedes Mal eine Fehlgeburt.
Außerdem ist es wichtig, welche Worte wir wählen. In einer Fallstudie in Großbritannien haben Forscherinnen und Forscher speziell mit Eltern gesprochen, die ihr Kind zwischen der 20. und 23. Schwangerschaftswoche verloren. Das ist am Ende des Zeitraumes, in dem der Verlust der Schwangerschaft offiziell noch als Fehlgeburt definiert ist. Die Betroffenen sagten, dass es sich falsch anfühlte, wenn andere ihren Verlust als Fehlgeburt bezeichneten. Ihr Erleben war, dass sie ihr Baby verloren und es half ihnen, wenn auch andere so über ihren Verlust sprachen.
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Mich würde interesieren in wie weit es eine genetische Disposition dafür gibt. Ich hatre selbst 2 Fehlgeburten und eine Totgeburt
Das war sehr informativ