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Psychologie
Darum verbreiten sich Verschwörungsmythen so leicht
Viele Youtube-Videos und Facebook-Posts sind alles andere als verlässliche Quellen. Warum glauben trotzdem so viele, was im Internet steht?
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Inhalt
- Wie häufig sind Verschwörungsmythen in den sozialen Medien?
- Wieso verbreiten sich Verschwörungsmythen im Internet so gut?
- Warum glauben Menschen, was Fremde in den sozialen Medien behaupten?
- Sind Algorithmen schuld an der Verbreitung von Verschwörungsmythen in den sozialen Medien?
- Was kann ich tun, wenn Freunde oder Verwandte Verschwörungsmythen teilen?
- Wie häufig sind Verschwörungsmythen in den sozialen Medien?
- Wieso verbreiten sich Verschwörungsmythen im Internet so gut?
- Warum glauben Menschen, was Fremde in den sozialen Medien behaupten?
- Sind Algorithmen schuld an der Verbreitung von Verschwörungsmythen in den sozialen Medien?
- Was kann ich tun, wenn Freunde oder Verwandte Verschwörungsmythen teilen?
Artikel Abschnitt: Wie häufig sind Verschwörungsmythen in den sozialen Medien?
Wie häufig sind Verschwörungsmythen in den sozialen Medien?
So wurden in einer Studie aus dem Jahr 2018 zum Beispiel die beliebtesten Youtube-Videos zum Zika-Virus untersucht. Etwa ein Viertel enthielten irreführende Informationen. Eine andere Studie betrachtete die weltweit beliebtesten Youtube-Videos über das Thema Impfen. In über 65 Prozent der Videos wurde vom Impfen abgeraten, obwohl es keine wissenschaftliche Grundlage für diesen Ratschlag gibt. Außerdem sind Inhalte mit Falschinformationen in den sozialen Medien meistens beliebter als solche, die auf Fakten basieren, und werden deshalb häufiger geteilt.
Auch bei der aktuellen Coronavirus-Pandemie gibt es eine Menge Verschwörungsmythen im Internet. Von den weltweit beliebtesten Youtube-Videos zum Coronavirus enthält über ein Viertel Falschinformationen. Und: Wer eher an Verschwörungsmythen über das Coronavirus glaubt, informiert sich auch eher in den sozialen Medien über die Pandemie, wo dann eben besonders viele falsche Infos zu finden sind. Zu Beginn der Corona-Pandemie warnte die Weltgesundheitsorganisation WHO sogar vor einer sogenannten Infodemie. Über das Coronavirus seien viel zu viele Informationen im Umlauf, wahre und falsche, und deshalb könnten Laien nur schwer vertrauenswürdige Quellen finden.
Die sozialen Medien machen es Verschwörungsgläubigen leicht
Falschinformationen in den sozialen Medien zu verbreiten ist einfach: Jeder kann einen Account erstellen und sich einen pseudowissenschaftlichen Namen zulegen. Für Verbreiter von Verschwörungsmythen ist das sehr verlockend: Über soziale Medien können sie schnell sehr viele Menschen erreichen, und ihre Inhalte werden kaum auf den Wahrheitsgehalt überprüft. Manche wählen zudem bewusst vertrauenserweckende Begriffe in ihrem Namen. "Institut" ist beispielsweise nicht geschützt und kann von jedem verwendet werden – ein prominentes Beispiel der Klimaleugnerszene ist das Europäische Institut für Klima und Energie (EIKE). Geforscht wird dort nicht, der offizielle Klang verleiht EIKE trotzdem eine Art Pseudoautorität.
Woran du einen Verschwörungsmythos erkennst, erfährst du hier.
Artikel Abschnitt: Wieso verbreiten sich Verschwörungsmythen im Internet so gut?
Wieso verbreiten sich Verschwörungsmythen im Internet so gut?
Eine Erklärung für die schnellere und weitflächigere Verbreitung von Falschinformationen ist: Falschinformationen erscheinen neuer und unbekannter, und Neuigkeiten werden häufiger geteilt. Im eigenen sozialen (Online-)Umfeld sind neue Informationen wertvoller, weil sie den Teilenden den Status verleihen, mehr zu wissen als andere und vielleicht sogar ein "Insider" zu sein. "In den sozialen Medien geht es nicht darum, lange über eine Information nachzudenken", sagt Prof. Katharina Kleinen-von Königslöw, die an der Universität Hamburg zu Falschinformationen und Meinungsblasen in den sozialen Medien forscht. "Man will eher eine bestimmte Stimmung mit anderen teilen oder der Erste im Freundeskreis sein, der etwas Interessantes entdeckt hat."
Und es spielt auch eine Rolle, wer in den sozialen Medien Posts teilt: Einer chinesischen Studie zufolge neigen vor allem Menschen dazu, Gerüchte im Internet zu verbreiten, die sich wenig mit Wissenschaft auskennen und eher naiv an Informationen über Gesundheitswissen herangehen. Auch das befördert die Verbreitung von Verschwörungsmythen.
Artikel Abschnitt: Warum glauben Menschen, was Fremde in den sozialen Medien behaupten?
Warum glauben Menschen, was Fremde in den sozialen Medien behaupten?
Wir tendieren dazu, Links eher anzuklicken, wenn enge Freunde und Freundinnen sie teilen. Das liegt auch daran, dass wir wissen möchten, was Freunde lesen. Wir vertiefen damit vor allem unser Wissen über unsere Freunde und weniger die Erkenntnisse über das spezielle Thema. Glauben wir auch noch, die Freunde haben in dem entsprechenden Thema Ahnung und eine ähnliche politische Einstellung wie wir selbst, schätzen wir den geteilten Artikel umso relevanter für unser Leben ein.
Verschwörungsmentalitäten sind nicht selten
Nun glaubt nicht jeder sofort an eine Weltverschwörung, nur weil eine Freundin einen Artikel dazu auf Facebook teilt. Aber jede Konfrontation mit einem Verschwörungsmythos festigt diesen im Gedächtnis, denn jede Wiederholung macht die Behauptung bekannter. Und was bekannter ist, ist für das Gehirn automatisch ein Stück wahrer. Wer dann auch noch zu einer sogenannten Verschwörungsmentalität neigt, glaubt vielleicht nicht an die Weltverschwörung – aber doch an einzelne Pseudofakten, die im Facebook-Artikel aufgezählt wurden.
Verschwörungsmentalität bedeutet, dass man zum Beispiel glaubt, Medien und Politik würden im Geheimen zusammenarbeiten, oder dass man lieber seinen Gefühlen vertraut anstelle von wissenschaftlichen Fakten. So glauben der Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung zufolge über 40 Prozent der Befragten, geheime Organisationen hätten Einfluss auf politische Entscheidungen. Diese Verschwörungsmentalität ist also alles andere als selten.
Man sucht nach Infos, die zum Weltbild passen
Ein weiterer Effekt ist der sogenannte Bestätigungsfehler (englisch: confirmation bias): Man glaubt Informationen eher, wenn sie ins eigene Weltbild passen. Denn jede unpassende Information kann alle bisherigen Überzeugungen in Wanken bringen und ist daher zunächst bedrohlich. Dieser Mechanismus ist gut erforscht. Eine Metastudie geht davon aus, dass es doppelt so wahrscheinlich ist, dass man sich eine Information sucht, die sich mit den eigenen Überzeugungen vereinbaren lässt. Besonders stark wirkt der Bestätigungsfehler, wenn es um politische Ansichten oder eigene Werte geht.
Durch diesen Effekt interagiert man online eher mit Menschen, die dieselben Ansichten haben wie man selbst. Wer sich mit verschwörungsmythischen Quellen zu einem Thema in den sozialen Medien informiert, gerät schnell auch bei anderen Themen in die verschwörungsmythische "Blase". Und da im Internet so viele Informationen verfügbar sind, ist es einfach, die zu finden, die am besten zum eigenen Weltbild passen, sagt Dr. Walter Quattrociocchi von der Universität Venedig. Mit seinem Team erforscht er große Datensätze von Nutzern sozialer Medien mit Blick auf verschwörungsmythische Inhalte. "Es ist sehr wichtig, welche Narrative Informationen in den sozialen Medien bedienen", sagt er. "Wissenschaft ist meistens eher langweilig, mit wissenschaftlichen Fakten wird keine Geschichte erzählt. Eine Verschwörungstheorie hat die bessere Story, sie fasziniert mehr und ist deshalb anziehender."
Artikel Abschnitt: Sind Algorithmen schuld an der Verbreitung von Verschwörungsmythen in den sozialen Medien?
Sind Algorithmen schuld an der Verbreitung von Verschwörungsmythen in den sozialen Medien?
Trotzdem bilden sich in den sozialen Medien sogenannte Echokammern dadurch, dass man eher die Informationen und Quellen auswählt, die zum eigenen Weltbild passen. Das gilt sowohl für Verschwörungsgläubige als auch für Nutzer, die sich für wissenschaftliche Informationen interessieren. Walter Quattrociocchi hat in seiner Forschung über eine Million italienische Facebook-Accounts untersucht und herausgefunden: Es haben sich Meinungsblasen gebildet, die entweder der Wissenschaft vertrauen oder Verschwörungsmythen glauben. Die Nutzer in beiden Echokammern bleiben stark unter sich, sind eher mit Nutzern derselben Echokammer befreundet und folgen eher Seiten mit den Narrativen, denen sie auch zustimmen.
Überschätzt werden sollten diese Echokammern allerdings nicht: Auch Nutzer der sozialen Medien konsumieren noch klassische journalistische Produkte wie Radio, Fernsehen und Zeitungen und sind dadurch nicht in der Meinungsblase gefangen. Hinzu kommt, dass Facebook-Freunde, Instagram- oder Twitter-Follower normalerweise nicht alle dieselben Einstellungen haben und schon dadurch die Echokammer durchbrochen wird. Es gibt ausreichend Belege, dass Echokammern existieren und der Effekt verstärkt wird, wenn Menschen nach Informationen suchen, die zu ihren Einstellungen passen. Aber sie sind nicht undurchdringlich.
Youtube-Algorithmus liefert extreme Ergebnisse
Eine der sozialen Plattformen hat allerdings durchaus einen Algorithmus, der radikalisieren kann: der Empfehlungsalgorithmus der Videoplattform Youtube. "Damit man möglichst lange dranbleibt, werden den Zuschauern Videos empfohlen, die immer ein bisschen extremer sind als die, die man schon angesehen hat", sagt Kleinen-von Königslöw. "Das zu erkennen und an anderen Orten nach Informationen zum selben Thema zu suchen, fällt vielen schwer. Es ist viel leichter, einfach das nächste, extremere Video anzusehen."
Das bestätigt auch ein Bericht des Informatikers Guillaume Chaslot, der mehrere Jahre lang am Youtube-Algorithmus mitgearbeitet hat. Er erklärt in einem Artikel auf medium.com, dass Youtube Videos empfiehlt, die besonders lange angeschaut wurden. Wenn man zum Beispiel auf Youtube herausfinden möchte, ob die Erde rund ist, werden eher Videos vorgeschlagen, die die Behauptung unterstützen, die Erde wäre flach. Denn diese unwissenschaftlichen Videos werden länger angesehen als solche, die bestätigen, was allgemein bekannt ist. Auf diese Weise unterstützt der Youtube-Algorithmus extreme und verschwörungsmythische Ansichten.
Artikel Abschnitt: Was kann ich tun, wenn Freunde oder Verwandte Verschwörungsmythen teilen?
Was kann ich tun, wenn Freunde oder Verwandte Verschwörungsmythen teilen?
Trotzdem kann man öffentlichen Posts mit Fakten widersprechen, damit unbeteiligte Mitlesende nicht auch noch auf den Verschwörungsmythos hereinfallen. Es kann auch helfen, auf Widersprüche in der verschwörungsmythischen Argumentation hinzuweisen oder einen Link zu einem Faktencheck zu posten.
Wie kann man Verschwörungsgläubige überzeugen?
Möchte man tatsächlich mit dem Verschwörungsgläubigen ins Gespräch kommen und ihn vielleicht sogar von den Fakten überzeugen, sollte man sich dazu einen anderen Rahmen suchen. Das kann ein persönlicher Chat sein oder sogar ein direktes Gespräch. "Wenn ich jemanden öffentlich angehe, gerät er in eine Verteidigungshaltung, das bringt wenig Erfolg", sagt Kleinen-von Königslöw. "Besser ist es, die Personen direkt anzusprechen und einfach nachzufragen, warum sie das geteilt haben. Das kann sie dazu motivieren, beim nächsten Mal etwas vorsichtiger damit umzugehen." Sie sagt außerdem, gerade ältere Generationen seien oft unsicher im Umgang mit Onlinemedien. Wenn man ihnen einige Beispiele für Falschinformationen und Verschwörungsmythen zeigt, kann der Lerneffekt schon sehr groß sein.
Außerdem kann es helfen, das Gegenüber zu ermutigen, analytisch zu denken und sich nicht einfach auf das Bauchgefühl zu verlassen, und ihm so ein gewisses Gefühl von Kontrolle zurückzugeben. Denn wer das Gefühl hat, die Kontrolle zu haben, glaubt seltener an Verschwörungsmythen. In jedem Fall sollte aber klar sein: Die Auseinandersetzung mit jemandem, dessen Ansichten tief im Verschwörungsglauben verwurzelt sind, können anstrengend sein und vielleicht auch ins Leere laufen. Man sollte sich deshalb vorher Gedanken darüber machen, wie viel man leisten kann und ob man wirklich der Richtige für diese Aufgabe ist. Oder ob man nicht doch jemanden hinzuziehen möchte, der der betreffenden Person noch nähersteht und sie eher erreichen kann.
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Artikel Überschrift:
Seufz. Stellen sie ich vor sie studieren jahrelang und kommen nicht auf die gloreiche Idee in einem Pflegeheim nachzusehen was Fakt und was Fiction ist … .
Die WHO iat auch an das Internet angeschlossen.
Das zum Thema Verschwörungstheorie.
*Seufz… Stellen Sie sich vor, Sie studieren Biologie, ackern sich für Jahre durch Lehrmitteln, Klausuren und Forschungen, nur um dann von Verwandten SARS-CoV Verschwörungen anhören zu müssen, die sie aus dem Internet aufgeschnappt haben. Es muss ja schliesslich wahr sein, weil es aus dem Internet kommt. Die ganze Sache wäre… Weiterlesen »
Diese Information ist sehr interessant und nachvollziehbar! Wissenschaft hat im Periodensystem der Elemente über H und die Zerfallsprodukte der Nuklearindustrie mit Neutronen und anderen Nuklearstrahlen den Spaltungs- und Zerfallsprozess in der Natur im Erdinnern und den Sternen erforscht. Die Wahrheit darüber wird in den Medien und unseren Grenzbereichen in der… Weiterlesen »
Was haben „die Leute“ davon, Verschwörungstheorien in die Welt zu setzen, wer steckt dahinter, wo ist der Ursprung..?