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Psychologie
Was du über Verschwörungstheorien wissen solltest
Verschwörungstheorien gibt es schon lange. In Zeiten des Internets scheinen sie präsenter denn je zu sein. Was wir darüber wissen – ein Überblick.
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Inhalt
- Was ist eine Verschwörungstheorie (und was nicht)?
- Warum glauben Menschen an Verschwörungsmythen?
- Wer glaubt an Verschwörungsmythen?
- Was ist typisch für Verschwörungsdenken?
- Sind Verschwörungsmythen erst durch das Internet groß geworden?
- Sind Verschwörungsmythen gefährlich?
- Wie argumentieren Verschwörungsmystiker?
- Wie kann man mit Verschwörungsmythen umgehen?
- Was ist eine Verschwörungstheorie (und was nicht)?
- Warum glauben Menschen an Verschwörungsmythen?
- Wer glaubt an Verschwörungsmythen?
- Was ist typisch für Verschwörungsdenken?
- Sind Verschwörungsmythen erst durch das Internet groß geworden?
- Sind Verschwörungsmythen gefährlich?
- Wie argumentieren Verschwörungsmystiker?
- Wie kann man mit Verschwörungsmythen umgehen?
Artikel Abschnitt: Was ist eine Verschwörungstheorie (und was nicht)?
Was ist eine Verschwörungstheorie (und was nicht)?
Eine Anmerkung an dieser Stelle: Wir wiederholen in diesem Text bewusst nur wenige konkrete Beispiele für Verschwörungstheorien, weil allein die Wiederholung der Erzählung einen Effekt haben kann.
Verschwörungserzählungen oder Verschwörungsmythen
Viele Forschende sprechen allerdings nicht von Verschwörungstheorien, sondern von Verschwörungserzählungen oder Verschwörungsmythen. Der Grund: Theorien basieren auf Fakten, die man wissenschaftlich prüfen kann. Wenn die Fakten der Theorie widersprechen, kann man die Theorie anpassen oder verwerfen. Verschwörungserzählungen dagegen können zwar einzelne korrekte Fakten enthalten, die Verbindungen zwischen ihnen und Schlussfolgerungen daraus sind aber erfunden. Ihre Anhänger wollen die Erzählung nicht nachprüfen oder gar korrigieren, wenn es Gegenbeweise gibt. Deshalb sprechen wir im Folgenden von Verschwörungsmythen oder Verschwörungserzählungen statt von Verschwörungstheorien.
Auch wenn der Übergang fließend sein kann, sind Falschmeldungen oder Fake News nicht das Gleiche wie Verschwörungsmythen. Die Hauptunterschiede: Fake News beinhalten nicht zwingend eine geheime Verschwörung und den Verfassern ist bewusst, dass sie falsch sind. Das trifft etwa auf ein Wahlkampfteam zu, dass gezielt Falschinformationen über die Gegenkandidatin verbreitet. Im Gegensatz dazu glaubt die Mehrheit der Verschwörungsgläubigen wirklich an das, was sie verbreiten. Das ist zum Beispiel bei vielen Menschen der Fall, die bestimmte medizinische Maßnahmen ablehnen.
Artikel Abschnitt: Warum glauben Menschen an Verschwörungsmythen?
Warum glauben Menschen an Verschwörungsmythen?
Forschende haben aber noch andere Funktionen von Verschwörungsmythen ausgemacht, die auf den ersten Blick weniger auf der Hand liegen. Da Verschwörungsmythen immer ein klares Feindbild haben, können sie ein starkes Gemeinschaftsgefühl unter den Gleichgesinnten hervorrufen. Verschwörungsglaube kann Menschen außerdem von der eigenen Verantwortung entlasten. Wer etwa glaubt, es gäbe keine Viren, der muss sich auch nicht mit aufwendigen Gegenmaßnahmen befassen.
Einige Menschen befriedigen durch Verschwörungsdenken auch ihr Bedürfnis nach Einzigartigkeit und den Wunsch, sich von der Masse abzuheben. Auf diese Weise, so vermuten Psychologinnen und Psychologen, könne der Glaube an Verschwörungsmythen das Selbstwertgefühl von Menschen steigern.
Verschwörungsdenken kann für manche Menschen auch ein Mittel sein, Kritik und Unzufriedenheit an Autoritäten auszudrücken – wie wir es zuletzt in der Coronakrise erleben.
Artikel Abschnitt: Wer glaubt an Verschwörungsmythen?
Wer glaubt an Verschwörungsmythen?
Forschende sprechen von Verschwörungsmentalität
Die Tendenz, an Verschwörungserzählungen zu glauben, bezeichnen Forschende als Verschwörungsmentalität. Sie erheben sie in Fragebögen. Darin wird etwa abgefragt, wie sehr man einer Aussage wie “Politiker und andere Führungspersönlichkeiten sind nur Marionetten der dahinterstehenden Mächte” zustimmt.
Menschen mit ausgeprägter Verschwörungsmentalität zeigen ein generelles Misstrauen gegenüber “denen da oben”, also gegenüber Personen oder Gruppen mit hohem gesellschaftlichem Status. Dazu können zum Beispiel Politiker, Banker, aber auch die medizinische Forschung an sich gehören. Eine höhere Verschwörungsmentalität geht mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einher, Gewalt zu befürworten oder sogar selbst gewalttätig zu werden.
Artikel Abschnitt: Was ist typisch für Verschwörungsdenken?
Was ist typisch für Verschwörungsdenken?
- C = Contradictory = Widersprüchlichkeit: Verschwörungsgläubige können an Ideen glauben, die sich gegenseitig widersprechen. Laut einer Umfrage der Universität Erfurt glauben zehn Prozent der Befragten sowohl, dass das Coronavirus nicht existiert, als auch, dass es eine Biowaffe aus dem Labor ist.
- O = Overriding Suspicion = Generalverdacht: Der Verschwörungsglaube geht über gesunde Skepsis hinaus. So entsteht durch extremes Misstrauen eine prinzipielle Ablehnung gegenüber offiziellen Erklärungen.
- N = Nefarious intent = Üble Absichten: Anhänger von Verschwörungstheorien gehen immer davon aus, dass der Gesellschaft geschadet werden soll. Es gibt keine Verschwörungserzählung, die positive Beweggründe unterstellt.
- S = Something must be wrong = Etwas stimmt nicht: Verschwörungstheoretiker sind sich sicher, dass die gängige Erklärung auf jeden Fall falsch ist – selbst wenn sie Einzelheiten ihrer eigenen Erzählung mal fallen lassen, ändern oder neu bewerten, bleiben sie dabei, dass “die da oben” etwas im Schilde führen.
- P = Persecuted Victim = Opferrolle: Verschwörungsgläubige nehmen sich gleichzeitig als Opfer der Gesellschaft und als mutige Helden im Kampf gegen den Mainstream wahr.
- I = Immune to Evidence = Immun gegen Beweise: Gegenbeweise oder Widerlegungen prallen in der Regel an Verschwörungserzählungen ab. Kritik kann sogar dazu führen, dass Anhänger noch stärker an ihre Theorie glauben.
- R = Re-interpreting Randomness = Zufälligkeiten uminterpretieren: Zufällige, eigentlich unwichtige und nebensächliche Ereignisse (etwa wie oft ein bestimmter Buchstabe in einem Text vorkommt) werden stets so interpretiert, dass sie zur Verschwörungserzählung und einem vermeintlich zusammenhängenden Muster passen.
Artikel Abschnitt: Sind Verschwörungsmythen erst durch das Internet groß geworden?
Sind Verschwörungsmythen erst durch das Internet groß geworden?
Internet sorgt für leichtere Verbreitung
Trotzdem gehen Forschende davon aus, dass sich bestimmte Verschwörungsmythen durch das Internet leichter und schneller verbreiten. Ein Forscherteam aus den USA hat für eine Studie 30 Anhänger der Flachen-Erde-Verschwörung gefragt, wie sie Kontakt zur Theorie bekommen haben. 29 von ihnen gaben an, dass sie auf Youtube auf das Thema gestoßen seien. Es gibt allerdings noch keine Daten dazu, wie groß die Zunahme im Glauben an Verschwörungsmythen durch das Internet ist. Man weiß jedoch, dass sich Gerüchte (zum Beispiel über das Zikavirus) auch online viel schneller und umfassender verbreiten als deren Richtigstellungen.
Vier Fragen, bevor du einen Inhalt teilst
Doch es scheint auch Möglichkeiten zu geben, wie die schnelle Verbreitung von Falschmeldungen im Netz verhindert werden kann. So konnte eine Studie zeigen, dass Menschen Verschwörungsmythen von Klimaleugnern weniger verbreiten, wenn sie sich vor dem Teilen in sozialen Netzwerken vier Fragen stellten:
- Kenne ich die Nachrichtenagentur, die die Meldung veröffentlicht hat?
- Erscheinen die Informationen in der Meldung glaubwürdig?
- Ist der Beitrag in einem Stil geschrieben, den ich von einer professionellen Nachrichtenagentur erwarte?
- Ist der Beitrag politisch motiviert?
Artikel Abschnitt: Sind Verschwörungsmythen gefährlich?
Sind Verschwörungsmythen gefährlich?
Verschwörungsmythen können dazu führen, dass Menschen sich weniger politisch engagieren oder weniger dazu bereit sind, klimaschädliches Verhalten zu reduzieren. Manche Verschwörungsgläubige stellen medizinisches Wissen wie eine Krebstherapie oder Schutzimpfungen in Frage und schaden damit nicht nur sich, sondern auch anderen.
Artikel Abschnitt: Wie argumentieren Verschwörungsmystiker?
Wie argumentieren Verschwörungsmystiker?
Eine andere rhetorische Strategie, die sich laut Forschenden insbesondere in der westlichen Welt in den letzten Jahrzehnten weit verbreitet hat, ist das “Nur-Fragen-Stellen”. Damit lassen sich gezielt Zweifel an anerkannten Erklärungen und Misstrauen gegenüber offiziellen Institutionen sähen. Gleichzeitig sind die Verbreitenden schwerer angreifbar, weil man gegen Fragen schwer argumentieren kann.
Artikel Abschnitt: Wie kann man mit Verschwörungsmythen umgehen?
Wie kann man mit Verschwörungsmythen umgehen?
Studien haben gezeigt, dass Menschen weniger an Verschwörungserzählungen glauben, wenn man sie vor dem ersten Kontakt mit einer bestimmten Theorie warnt, dass eine Irreführung droht und die Falschinformationen präventiv widerlegt. Das sei wirksamer als das nachträgliche Widerlegen.
Fakten und Berichtigungen können wirken
Bei Menschen, die keine überzeugten Verschwörungsanhänger sind, können auch faktenbasierte Widerlegungen und Berichtigungen wirksam sein. Das kann zum Beispiel auf die stillen Mitlesenden einer Social-Media-Diskussion zutreffen.
Überzeugte Verschwörungsgläubige zu verspotten oder ihren Mythos aggressiv zu zerlegen kann wiederum dazu führen, dass sich ihre Position festigt. Fachleute empfehlen deshalb, Einfühlungsvermögen zu zeigen und über Fragen (zum Beispiel: Was macht für dich eine seriöse Quelle aus?) das kritische Denken zu bekräftigen. Wer das Gefühl hat, dass ein Mensch im Freundes- oder Familienkreis abdriftet, kann sich an eine Beratungsstelle aus dem Bereich der Sektenberatung oder an Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt wenden.
Über den/die AutorIn:
Kaufman Plan für Africa ist dringend notwendig und KEINE Verschwörungstheorie.Sonst werden wir (Europa) überrollt.72% der Africaner sind UNTER 25.Dies ist NICHT Rassismus sondern Tatsache.Zahlen ;UN Bevölkerungabteilung.
Hallo Quarks, Vielleicht haben sogenannte „Verschwörungsmythen“ ja auch nur hochkonjunktur, weil die aufklärenden Medien es versäumen, objektiv, transparent und mit allen Fakten auf dem Tisch, zu berichten? Möglich ist es auch eine Gefahr für die Demokratie, wenn die Politiker ihre wesentlichen Entscheidungen hinter verschlossenen Türen treffen, mit Experten, die nicht… Weiterlesen »
Was mir in meinem Umfeld geholfen hat, war: „Du bist ja wunderbar kritisch gegenüber allem, was von offizieller Seite gesagt wird. Bist du auch kritisch gegenüber deinen eigenen Theorien bzw. Quellen?“
Abschnitt „Wer glaubt an Verschwörungsmythen“ ist schlecht recherchiert. Prof. Tilmann Betsch, Erfurt, 2019. Zwar nicht an den big six, aber: „In einer großangelegten quantitativen Studie mit rund 600 Teilnehmern fanden wir heraus, dass individuelle Unterschiede zwischen Menschen eine große Rolle spielen. Personen, die paranormale Überzeugungen hegen, betrachten die Welt eher… Weiterlesen »
Wir sehen ja, wie spätere Raucher in der Pubertät ihre Instinkte und Lunge einem Gewinn an sozialer Nähe opfern. Ein Selbstwert-Mangel und Unsicherheit machen es möglich. Der Mechanismus, subversiv Bullshit im Opfer zu verankern, wirkt in der Regel über das Zuckerle „Selbstwert“. Mindestens per Herabsetzung eines Lagers („Juden, der Westen, Ungläubige“). Alles bekannt, aber… Weiterlesen »