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Mimik
Warum strecken manche beim Konzentrieren die Zunge raus?
Eine schwierige Aufgabe und schon wandert die Zunge aus dem Mund zwischen die Zähne. Wir erklären, was dabei in unserem Gehirn passiert.
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Viele Menschen beißen zur besseren Konzentration auf die Zunge
Eigentlich brauchst du die Zunge beim Kauen, Schlucken und zum Schmecken. Darüber hinaus ist sie natürlich auch unverzichtbar beim Sprechen. Doch was macht deine Zunge eigentlich gerade, wenn du zum Beispiel diesen Text liest? Zum Teil bildet die Zunge bestimmte Wörter, über die man gerade nachdenkt.
Besonders Kinder pressen häufig ihre Zunge zwischen die Lippen, wenn sie sich bei einer Aufgabe stark konzentrieren. Aber auch bei manchen Erwachsenen kommt es bei präzisen Geschicklichkeitsaufgaben, wie zum Beispiel dem Einfädeln einer Nadel, zu einer herausgestreckten Zunge.
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Die Ursache fürs Zungenbeißen ist noch nicht völlig klar
Da die Zunge die ganze Zeit den Mund abtastet und somit Signale an das Gehirn sendet, ist die Annahme, dass die Zunge durch das Draufbeißen fixiert wird. Somit sendet sie weniger Informationen ans Gehirn. Die Kinder haben dann mehr Gehirnkapazität für das Lösen der Aufgabe.
Demnach müsste gerade bei besonders schwierigen Aufgaben die Zunge aus dem Mund wandern. Doch eine groß angelegte Untersuchung aus dem Jahr 2015 kommt zu dem Ergebnis, dass es gar nicht nur die feinmotorischen Aufgaben sind, bei der die Zunge herausgestreckt wird.
In der Studie mussten vierjährige Kinder unterschiedliche Aufgaben lösen. Darunter feinmotorisch anspruchsvollere, wie das Öffnen eines Vorhängeschlosses, grobmotorische Aufgaben wie ein Klopfspiel, oder ihnen wurde eine Geschichte erzählt, von der sie sich bestimmte Dinge merken sollten. Bei allen Aufgaben streckten die Kinder die Zunge heraus, am häufigsten jedoch beim Klopfspiel. Die Forschenden erklären dies mit den strengen Regeln des Klopfspiels. Diese beinhalteten nämlich schnelles Drehen und definierte Handgesten.
Menschliche Sprache aus Handgesten entwickelt
Diese Handgesten seien zudem grundlegende Bestandteile der frühen Sprache in der Entwicklung der Menschheit gewesen. Forschende vermuten, dass sich die menschliche Sprache aus der Kommunikation mit Handgesten entwickelt hat. Sie erklären dies mit der engen Verbindung zwischen den Gehirnregionen, die zum einen für das Sprechen und zum anderen für die Kontrolle von Händen und Armen verantwortlich sind.
So zeigen Untersuchungen, dass Menschen bei der Aussprache gestört werden können, wenn sie gleichzeitig mit der Hand etwas greifen sollen. Und auch Studien mit Schimpansen beweisen, dass die Tiere bei feinmotorischen Aufgaben bestimmte Mundbewegungen machen.
Die meisten Menschen gewöhnen sich noch zum Ende der Kindheit das Herausstrecken der Zunge ab, manchen behalten dies aber auch noch im Erwachsenenalter bei. Ein sehr berühmtes Beispiel ist der Basketballer Michael Jordan, von dem es eine Vielzahl von Fotos gibt, bei denen er die Zunge, kurz bevor er den Ball in den Korb wirft, herausstreckt.
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Und jetzt?
Ist es ein anerkanntes Zeichen für Konzentration?
Bei beiden Untersuchungen mussten die Probanden und Probandinnen eine Person entweder unterbrechen oder nach etwas fragen. Hatte die Person dabei die Zunge herausgestreckt oder sich darauf gebissen, konnten die Experimente eine zeitliche Latenz in der Aktion feststellen. Sprich, wenn die Person sich auf die Zunge gebissen hatte, haben sich die Probanden erst später getraut, sie zu unterbrechen. Dabei war es egal, ob eine Frau oder ein Mann sich auf die Zunge gebissen hat.
Anders sieht dies übrigens noch heute in einigen Gebieten in Tibet aus. Dort wird man mit einer rausgestreckten Zunge begrüßt, um dem jeweils anderen zu zeigen, dass man keine Reinkarnation des Bösen ist, da die eine dunkle Zunge hätte.
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Ich finde das Thema sehr spannend, denn ich arbeite als Gesangspädagogin sehr viel mit der Zunge beim Singen. Und da gibt es einige interessante neurologische Verschaltungen, die ich nicht wirklich bisher verstehe, die aber durch empirisches Ausprobieren wirklich funktionieren. Ich werde also mal in die Quellen hineinlesen, wenn sie zugänglich… Weiterlesen »
Danke für dein Interesse und viel Spaß beim Stöbern durch die Quellen! Bezüglich deiner Frage: Für uns arbeiten viele freiberufliche Autorinnen und Autoren als Wissenschaftsjournalisten. Meist haben diese schon ihr Spezialgebiet, auf dem sie besonders tief in der Materie sind, aber alle haben eine gute journalistische Ausbildung genossen und wissen,… Weiterlesen »