Artikel Kopfzeile:
Work-Life-Balance
Sollten wir alle weniger arbeiten?
Eine kürzere Arbeitszeit hat viele Vorteile, zum Beispiel macht sie uns gesünder. Warum hat eine Vollzeitarbeitswoche dann immer noch 40 Stunden?
Sprungmarken des Artikels:
Artikel Abschnitt: Darum geht’s:
Darum geht’s:
Arbeitnehmer:innen wollen weniger arbeiten
Das ist vielen Angestellten zu viel, wie eine Studie der Bertelsmann-Stiftung ergeben hat.
Rund jeder Zweite ist "überbeschäftigt"
Demnach arbeiten 50 Prozent der Männer und 41 Prozent der Frauen mehr, als sie gerne würden. Sie gelten in der Forschung damit als "überbeschäftigt".
- Männer arbeiten laut der Untersuchung rund 41 bis 44 Stunden die Woche und wünschen sich 37 bis 40 Stunden.
- Frauen sind etwa 31 bis 35 Stunden tätig und wünschen sich 30.
Für die Studie wurden unter anderem Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) genutzt. Hierfür werden jährlich rund 30.000 Deutsche befragt.
Teilzeitbeschäftigte kommen näher an ihr Ideal
Die Autor:innen stellten zudem fest, dass die Differenz zwischen der tatsächlichen und der gewünschten Arbeitszeit bei Vollzeitbeschäftigten deutlich größer ist als bei Teilzeitbeschäftigten.
"Offenbar sind Teilzeitbeschäftigte im Durchschnitt häufiger in der Lage, ihre Arbeitszeitwünsche zu verwirklichen", schlussfolgern sie.
- Das könnte ein Grund dafür sein, dass die Zahl der Teilzeitbeschäftigten seit den 80er-Jahren steigt. Waren 1985 nur 1,4 Prozent der männlichen Angestellten in Teilzeit beschäftigt, waren es 2018 bereits 11,2 Prozent.
- Bei den Frauen ist der Anteil der Angestellten, die in Teilzeit arbeiten, von knapp 29 auf knapp 48 Prozent gestiegen.
Der Wunsch nach mehr Freizeit
Natürlich gibt es für Angestellte auch rein praktische Gründe, ihre Stundenzahl zu kürzen - selbst wenn sie eigentlich mehr arbeiten wollen. Beispielsweise weil sie ein kleines Kind und keine geeignete Betreuung haben. Oder weil sie Angehörige pflegen. Oder weil sie einfach keine Stelle mit mehr Stunden bekommen.
Dennoch zeigen Untersuchungen, dass es daneben bei vielen Angestellten immer häufiger den Wunsch gibt, mehr Freizeit zu haben. Tatsächlich liebäugeln auch Unternehmen damit, Arbeitsstunden zu streichen – auch ohne Gehälter zu kürzen. Manche Betriebe probieren es bereits aus.
In Deutschland gibt es bereits Betriebe, in denen der Tag nur sechs Stunden oder die Arbeitswoche nur vier Tage hat. Auch zusätzliche Urlaubstage sind eine Möglichkeit.
Verhandlungen von Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden drehen sich daher immer häufiger um dieses Thema. Die Diskussionen sind nicht neu, schon in den 1970ern wurde um die 35-Stunden-Woche gerungen, denn die Arbeitszeitverkürzungen haben Vorteile.
Artikel Abschnitt: Darum müssen wir drüber sprechen:
Darum müssen wir drüber sprechen:
Kürzere Arbeitszeiten haben Vorteile
Das Zentrum für Public Health in Wien hat festgestellt, dass spätestens ab der zehnten Arbeitsstunde ein deutlicher Leistungsknick eintritt. Laut der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin kann die Effizienz sogar schon ab Stunde sieben deutlich abnehmen. Dagegen steigt die Gefahr für Unfälle im Beruf oder im Straßenverkehr – was weder im Interesse von Arbeitnehmer:innen noch Arbeitgeber:innen liegt.
In einer Umfrage unter 2.000 britischen Büroangestellten kam sogar raus, dass die Mehrheit nur knapp drei von acht Stunden produktiv arbeitet.
Mehr Motivation, weniger Krankheiten
Beschäftigte mit einem kürzeren Tag sind nicht nur motivierter – sie fehlen auch seltener auf der Arbeit. Zudem haben sie weniger Rückenschmerzen und Herzbeschwerden. Das sagt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.
Das dürfte zum einen daran liegen, dass sie mehr Zeit haben, um sich von ihrem Arbeitstag zu erholen. Zum anderen nutzen Menschen ihre zusätzliche Freizeit für gesundheitsförderndes Verhalten. Sprich: Sie bewegen sich. Das ist das Ergebnis einer Metaanalyse von Forschenden der Uni Bielefeld.
Sport kommt dann wiederum der Produktivität zugute – denn regelmäßige Bewegung wirkt sich positiv auf die kognitive Leistungsfähigkeit aus.
iframe embed
Artikel Abschnitt:
Mehr Wohlbefinden, besserer Schlaf
Zudem verbessern sich Schlafqualität und -dauer. So war es zumindest bei den rund 350 Proband:innen einer Untersuchung aus dem Jahr 2016.
Die Bielefelder Forschenden ermittelten in ihrer Metaanalyse, dass der überwiegende Teil der Studien auch einen positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit feststellte. Vor allem stieg demnach bei Menschen mit kürzeren Arbeitszeiten das Wohlbefinden und sie fühlten sich weniger gestresst.
Work und Life
Das dürfte nicht zuletzt auch daran liegen, dass sie Familie und Beruf besser unter einen Hut kriegen. Gerade jüngeren Arbeitnehmer:innen ist es laut Umfragen wichtig, nicht nur für ihren Job zu leben.
Mehr Gleichberechtigung
Auch in puncto Gleichberechtigung werden kürzere Arbeitszeiten diskutiert. Klassischerweise arbeitet der Mann nach Familiengründung weiter 40 Stunden, während die Frau irgendwann wieder in Teilzeit einsteigt – und dabei bleibt.
Fast 60 Prozent der beschäftigten Frauen arbeiteten 2019 in Teilzeitjobs, ergab eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Damit besetzten sie drei Viertel aller Teilzeitstellen – aber nur ein Drittel aller Vollzeitarbeitsplätze.
Was wäre aber, wenn es für Männer und Frauen eine kürzere Vollzeit gäbe? Von 35 oder gar 30 Stunden? Das könnte dazu beitragen, Aufgaben gerechter zu verteilen.
So war es zumindest in einem Versuch in Island. Rund 2500 Menschen haben dort ihre Arbeitswoche auf 35 oder 36 Stunden verkürzt – wissenschaftlich begleitet.
Viele Teilnehmende berichteten, dass sich während des Experiments die Aufgabenteilung im Haushalt tatsächlich änderte. Insbesondere das Putzen und Kochen wurde häufiger von den Männern übernommen.
Weniger arbeiten für die Gesellschaft?
Doch nicht nur für einzelne Arbeitnehmer:innen kann eine kürzere Arbeitszeit von Vorteil sein. Forschende haben die Hoffnung, so auch besser auf neue Entwicklungen und Krisen reagieren zu können. Im Folgenden einige Beispiele:
1. Auf den Fachkräftemangel reagieren
Der Fachkräftemangel ist so ein Beispiel. Er ist seit geraumer Zeit ein Thema, insbesondere für Unternehmen, die in naturwissenschaftlichen und technischen Gebieten tätig sind. "Mehr als 50 Prozent der Unternehmen sehen darin die größte Gefahr für ihre Geschäftsentwicklung", sagt das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi).
Ein Grund für die Engpässe ist der demografische Wandel: Deutschland hat eine alternde Gesellschaft. Das Ministerium geht davon aus, dass es bis 2030 knapp vier Millionen Menschen weniger gibt, die im erwerbsfähigen Alter sind.
Eine Möglichkeit, um darauf zu reagieren, wäre beispielsweise, ältere Arbeitnehmer:innen möglichst lange im Job zu halten – mit verkürzten Arbeitszeiten. Selbiges gilt für Fachkräfte, die zeitlich eingeschränkt sind, weil sie zum Beispiel Angehörige pflegen oder Kinder erziehen. Sie könnte man mit kürzeren Arbeitszeiten für Stellen gewinnen.
Verkürzte Arbeitszeiten können dann auch Vorteile für die Unternehmen haben – beispielsweise weil sie Betriebs- und Servicezeiten mit Fach- statt Aushilfskräften ausdehnen könnten.
2. Auf die Digitalisierung reagieren
Kürzere Arbeitszeiten werden auch ins Feld geführt, wenn es um Jobs geht, die infolge der Digitalisierung und Automatisierung wegfallen könnten.
Viele Wissenschaftler:innen befürchten, dass insbesondere geringqualifizierte Arbeitnehmer:innen Gefahr laufen, durch Maschinen ersetzt zu werden. Mehr Menschen würden arbeitslos, was weitreichende Folgen hätte.
Wie stark Arbeitslosigkeit die Gesundheit belasten kann, erklären wir hier.
Arbeit auf mehr Leute verteilen – die Lösung?
Eine mögliche Lösung könnte sein, die Arbeit stattdessen auf mehr Köpfe mit weniger Arbeitsstunden umzuverteilen. Das ist allerdings umstritten.
Zwar wird in Krisensituationen – wie Corona – immer wieder auf kürzere Arbeitszeiten zurückgegriffen, um Beschäftigung zu sichern. Die Frage ist allerdings, ob eine dauerhafte Kürzung hilft, um einem möglichen Stellenabbau infolge der Digitalisierung zu begegnen.
Manche Ökonom:innen schlagen stattdessen vor, Arbeitnehmenden lieber dabei zu helfen, sich an die neue Situation anzupassen – und sich besser zu qualifizieren.
Es gibt noch viel Zukunftsmusik
Ein Grund, warum das Thema Beschäftigung und Digitalisierung so heiß diskutiert ist, dürfte sein, dass da noch viel Zukunftsmusik drin ist.
Klar, es hat schon viele Umbrüche gegeben. Stellen sind weggefallen, neue sind entstanden. Aber bislang warten Forschung, Politik und Wirtschaft noch auf die großen Effekte der Digitalisierung – zumindest, was unsere Produktivität angeht.
Wo bleiben die Effekte des digitalen Wandels? Klar, wir arbeiten mittlerweile mit einer Menge Maschinen, die uns Aufgaben abnehmen oder erleichtern. Dennoch kriegen wir offensichtlich nicht mehr auf die Reihe. Das lässt zumindest unsere Wirtschaftsleistung vermuten: Trotz Digitalisierung bleibt der große Produktivitätsschub bisher aus.
Die Forschung kann sich nicht genau erklären, warum wir nicht wesentlich produktiver arbeiten. Sie hat dieses Rätsel daher "Produktivitätsparadoxon" getauft. Zu den möglichen Ursachen gibt es bislang nur Vermutungen:
- Es braucht einfach noch eine Reifezeit, bis wird durch Maschinen wirklich produktiver arbeiten.
- Viele Betriebe sind noch gar nicht so digital – deshalb kann der Wandel noch gar nicht greifen.
- Wir sind produktiver, als man denkt – können die digitalen Fortschritte aber noch nicht messbar machen.
- In unserer Volkswirtschaft werden mittlerweile mehr Dienstleistungen nachgefragt. Der Sektor weist aber generell nicht so große Produktivitätszuwächse auf wie beispielsweise die Industrie.
3. Auf den Klimawandel reagieren
Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) prognostiziert, dass bis 2030 rund 80 Millionen Vollzeitstellen verloren gehen. Grund dafür ist der Hitzestress, der durch steigende Temperaturen entsteht. Betroffen sind vor allem agrarwirtschaftlich geprägte Länder.
Deutschland gehört nicht zu den direkt betroffenen Staaten. Dennoch wird auch hierzulande gefordert, dass unsere Wirtschaft nachhaltiger gestaltet werden muss. Es gibt verschiedene Ansätze, wie das geschehen könnte.
Die Frage, ob die Wirtschaft wirklich immer wachsen muss, behandeln wir hier.
Diskutiert wird dabei auch, ob eine Arbeitszeitverkürzung zu mehr Nachhaltigkeit beitragen könnte.
Arbeitszeitverkürzung als Baustein für mehr Nachhaltigkeit
Empirisch ist das noch nicht umfassend belegt, meint der Wirtschaftssoziologe Steffen Liebig von der Uni Jena. Aber: Man könne dennoch davon ausgehen, dass Arbeitszeitverkürzung ein wichtiger Baustein ist, um Klimawandel und Ressourcenverbrauch entgegenzuwirken.
Es gibt mehrere Effekte, die hier eine Rolle spielen. Einer ist laut Liebig, dass eine kürzere Arbeitszeit automatisch zu einer ökologischeren Lebensweise führen könnte. Ein Beispiel wäre, dass Emissionen reduziert werden, weil Arbeitswege durch freie Tage wegfallen.
Allerdings: Noch ist nicht ausreichend untersucht, ob Arbeitnehmer:innen dann die freie Zeit nutzen, um stattdessen mit dem Flugzeug ins lange Wochenende zu fliegen.
Ein anderes Beispiel wäre, dass Menschen durch Arbeitszeitverkürzungen die Gelegenheit haben, ihre Zeit in nichtbezahlte Arbeit zu investieren. Beispielsweise in die Pflege ihres Gartens und den Anbau von Lebensmitteln.
Die Vor- und Nachteile des Konsums
Ein weiterer Effekt ist, dass der Konsum sinken könnte. Längere Arbeitszeiten tragen zur Steigerung des Bruttoinlandsprodukts und damit zu einer stärkeren Umweltbelastung bei, erläutert Wirtschaftssoziologe Liebig.
Zum einen, weil bei längeren Arbeitszeiten mehr produziert und damit auch mehr verkauft werden kann. Zum anderen, weil jemand, der mehr arbeitet, auch mehr verdient – und deshalb mehr konsumieren kann.
Produzieren und konsumieren wir dagegen weniger, trägt dies dazu bei, dass weniger Ressourcen verbraucht werden. Gleichzeitig ist eine sinkende Nachfrage aber auch ein Problem in unserem Wirtschaftssystem, das auf Wachstum basiert.
Artikel Abschnitt: Aber:
Aber:
Darum konnten sich kürzere Arbeitszeiten bislang nicht durchsetzen
Es hat dann eine Weile gedauert, aber Mitte der 1960er-Jahre wurde die 40-Stunden-Woche dann in den ersten Branchen eingeführt und konnte sich nach und nach etablieren.
Die letzten großen Kämpfe um Arbeitszeitverkürzungen gab es in den 1980ern. Die DGB-Gewerkschaften versuchten, die 35-Stunden-Woche als tarifliche Regelarbeitszeit durchzusetzen. Das gelang aber nur in wenigen Branchen.
Und selbst das ist schon ein Weilchen her. Würde nun mal wieder eine Verkürzung anstehen? Schließlich haben wir gesehen, dass weniger Arbeit eine ganze Palette von Vorteilen hat.
Tja, nun kommt das Aber: Es gibt auch eine ganze Reihe von Hürden.
Versuche eingestampft
In Schweden gab es einen bekannten Versuch, den Sechsstundentag einzuführen: Zwei Jahre lang wurde in einem Altenwohnheim in Göteborg die Arbeitszeit bei gleichem Lohn gekürzt.
Das Experiment hat positives Feedback hervorgebracht: Die Mitarbeiter:innen waren fokussiert bei der Arbeit und stellten gleichzeitig positive Auswirkungen auf ihre Gesundheit fest.
Weitergeführt wurde das Projekt aber nicht: Es war zu teuer. 15 neue Mitarbeiter:innen mussten eingestellt werden. Mittlerweile wird in Göteborg daher wieder acht Stunden gearbeitet.
Göteborg ist nicht der einzige Versuch, kürzere Arbeitszeiten einzuführen. "Trotz der überwiegend positiven Resultate wurde bei einer Vielzahl von Organisationen die Arbeitszeit wieder auf die ursprüngliche zurückgestellt", resümieren die Bielefelder Forschenden. Der Hauptgrund waren auch dort die Kosten – insbesondere für neues Personal.
Probleme für Unternehmen
Steigende Personalkosten sind nicht die einzigen Fallstricke für Unternehmen. Neueinstellungen führen auch dazu, dass die Personalplanungen aufwendiger werden. Dadurch steigen die Kosten für Verwaltung. Viele Übergaben zwischen Mitarbeiter:innen sind zudem Quellen für potenzielle Fehler.
Entscheidend ist außerdem die Frage, ob die Betriebe überhaupt weitere Fachkräfte finden. Je nach Branche mangelt es an qualifizierten Bewerber:innen – beispielsweise in der Pflege.
Nachteile von Verkürzungen
Es gibt aber auch Branchen, in denen wären Arbeitszeitverkürzungen ohne neues Personal umsetzbar. Zum Beispiel weil es kein Schichtsystem gibt – und die Mitarbeitenden nach Hause gehen, sobald sie ihr Tagespensum erledigt haben.
Doch auch hier sollte man die Arbeitszeiten nicht "mal eben so" kürzen. Stattdessen müssen Prozesse angepasst und modernisiert werden.
Geschieht das nicht, müssen Mitarbeitende die gleichen Aufgaben in weniger Zeit erledigen. Das hat dann sogar Nachteile für sie:
- Es kann zu einer Verdichtung der Arbeit kommen. Die Zahl der Aufgaben ist in reduzierter Zeit nicht zu schaffen, daher kommt es zu Stress.
- Mikropausen während kurzer Leerläufe könnten wegfallen. Dadurch gibt es weniger Möglichkeiten, sich zu erholen.
- Die soziale Einbindung in das Arbeitsumfeld könnte leiden. Wie wichtig das sein kann, lest ihr hier. Dadurch könnte sich auch die Stimmung bei Teamarbeit verschlechtern.
Artikel Abschnitt: Und jetzt?
Und jetzt?
Veränderung braucht Zeit – und Daten
Aus diesen Gründen wird darum gerungen, Arbeitszeit zu reduzieren. Bisherige Modellversuche haben allerdings nicht dazu geführt, dass sich eine kürzere Woche flächendeckend durchgesetzt hat.
Weitere Daten nötig
Dabei ist sich die Wissenschaft weitgehend einig darüber, dass kürzere Arbeitszeiten positiv für die Gesundheit sind. Auch für eine höhere Effizienz gibt es viele Hinweise.
Bislang ist allerdings noch nicht klar, ob sie auch vorteilhaft auf die Beschäftigung wirken. Zumal es in puncto Digitalisierung und Arbeitswelt ohnehin noch einige Unwägbarkeiten gibt.
Und dass man mit weniger Arbeit eine nachhaltige Entwicklung anstoßen kann, wird zwar vermutet – aber abgesichert ist das noch nicht. Hier ist die Wissenschaft noch gefragt.
Wie steht’s um die praktische Umsetzung?
Ein weiteres Problem ist, dass kaum konkrete Arbeitszeitmodelle für eine praktische Umsetzung diskutiert werden, sagt Wirtschaftssoziologe Steffen Liebig. Das scheint aber nötig. Denn Unternehmen müssen genau planen, wie sie eine Arbeitszeitverkürzung einführen.
Man muss sich Arbeitsprozesse ansehen und analysieren, wie sie effizienter werden können. Ansonsten macht man den Mitarbeiter:innen das Leben schwerer statt leichter. Es müssen Ziele und Wege definiert, möglicherweise auch neue Technologien eingeführt werden.
Das ist mit Aufwand verbunden und mit Kosten – was insbesondere kleinere Betriebe vor Herausforderungen stellt.
Auch Kosten für mehr Personal können, je nach Branche, auf die Unternehmen zukommen.
Warten auf die 40-Stunden-Woche
Und mit einem Blick in die Geschichte sieht man, dass strukturelle Entwicklungen manchmal Zeit und Engagement brauchen. Schon die 40-Stunden-Woche hatte auf sich warten lassen.
Und: Solche Veränderungen hängen häufig mit einem Gesellschaftswandel zusammen. Auch die aktuelle Diskussion um kürzere Arbeitszeiten wird vor dem Hintergrund von Geschlechtergerechtigkeit, Klimawandel und Digitalisierung geführt.
Ob Arbeitszeitverkürzungen für diese Herausforderungen eine Lösung sind, muss allerdings noch breiter untersucht und diskutiert werden.
Über den/die AutorIn:
Quellenangaben zum Artikel:
Social Sharing:
Artikel Überschrift:
Ich arbeite in einem nicht tarifrechtlich geregelten Bereich (Agraringenieurin). Wir müssen die Wünsche aller Mitarbeiter erfüllen hinsichtlich Teilzeit / Vollzeit, sonst verlieren wir unser hoch qualifiziertes Personal. Das geht von 10 – 40+ Stunden. Das Problem ist, daß ich immer noch einen Arbeitsplatz im Büro vorhalten muss und je mehr… Weiterlesen »
Als Softwarearchitekt und -entwickler ist mir flexible Arbeitszeit wesentlich wichtiger als kürzere. Denn man ist nicht immer gleich produktiv und kreativ. Manchmal geht einfach gar nichts, da ist es besser, wenn man an einem solchen Tag mit entwickeln aufhört und etwas völlig anderes macht. Manchmal hat man einen Lauf, da… Weiterlesen »
Softwarearchitekt. Was ist das?