Warum wir uns nicht selbst kitzeln können

Dazu passt die Theorie, dass das Kitzeln oder das Lachen, das damit verbunden ist, uns dazu bringen soll, miteinander zu agieren und so den sozialen Zusammenhalt zu stärken. Denn das wäre ein evolutionärer Vorteil für die Fortpflanzung und damit fürs Überleben.

Die Psychologin Dr. Christine Harris von der University of California in San Diego sieht im Kitzeln, beziehungsweise der Reaktion darauf, eher einen Schutzreflex unseres Körpers. Dafür spricht auch, dass wir an einigen Körperstellen kitzeliger sind als an anderen. Die meisten von uns sind besonders unter den Achselhöhlen, den Fußsohlen, an den Rippen und am Bauch empfindlich. Möglicherweise will unser Körper uns damit zeigen, dass wir besonders aufmerksam sein sollen, wenn diese Stellen "angegriffen" werden und nicht vergessen, sie besonders gut zu schützen.

Interessant ist auch, dass wir weniger kitzelig sind, wenn wir schlechte Laune haben – darauf deuten zumindest Tierversuche hin.

Dahinter steckt ein Selbstschutzmechanismus, meinen Wissenschaftler:innen. Denn wir haben es ständig mit so vielen Reizen zu tun, dass unser Gehirn gelernt hat, gefährliche von harmlosen zu unterscheiden. Die Botschaft dahinter: Alles, was von uns selbst ausgeht, muss uns nicht weiter beschäftigen.

Das Kleinhirn gibt Entwarnung

Dazu machten Forschende vom Londoner University College eine interessante Entdeckung. Sie beobachteten in der Magnetresonanztomografie (MRT) die Gehirnregionen ihrer Proband:innen, während diese gekitzelt wurden und während sich die Testpersonen selbst kitzelten. Bei Letzterem wurde das Kleinhirn aktiv und gab sozusagen Entwarnung. In dieser Hirnregion werden unter anderem unsere Bewegungen gesteuert. Für diese Theorie spricht auch, dass wir nicht kitzelig sind, wenn etwa die Arme beim Gehen am Rumpf entlangstreifen.

Biolog:innen der Humboldt-Universität haben noch eine andere Idee. Bei Versuchen mit Ratten stellten sie fest, dass bestimmte Zellen im Gehirn eine Rolle spielen könnten. Diese Zellen reagierten ganz besonders, wenn die Tiere gekitzelt wurden. Putzten sich die Ratten aber selbst, waren die Zellen nicht aktiv. Dieser Unterdrückungsmechanismus könnte auch beim Menschen der Grund dafür sein, dass wir uns nicht selbst kitzeln können. Warum es ihn gibt, ist aber noch unerforscht.