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Verdauung
Darum sind Pupse stinknormal
Fürze sind ein Tabuthema. Warum eigentlich? Ohne Pupse würde unsere Verdauung nicht funktionieren.
Artikel Abschnitt: Warum pupsen wir?
Warum pupsen wir?
Die Gase bilden sich an drei unterschiedlichen Orten:
- Speiseröhre: Es entstehen Pupse, sobald wir anfangen zu essen. Wir schlucken nicht nur die zerkaute Mahlzeit, sondern eine Menge Luft in Form von Sauerstoff (O2) und Stickstoff (N2) herunter – vor allem dann, wenn wir uns keine Zeit lassen und das Essen hinunterschlingen. Speisebrei, Sauerstoff und Stickstoff rutschen über die Speiseröhre in Richtung Magen.
- Dünndarm: Nachdem der Speisebrei den Magen passiert hat, haftet Magensäure an ihm. Diese neutralisiert der Körper im Dünndarm. Außerdem verdaut er hier Fette aus der Nahrung. Bei beiden Prozessen entsteht Kohlendioxid (CO2).
- Dickdarm: Im Dickdarm bahnen sich die meisten Pupse an. Hier zerlegen Bakterien wie Anaerobier und E. coli den Speiserest. Sie bauen unverdauliche Kohlenhydrate und Eiweiße ab. Dabei produzieren sie CO2, Wasserstoff (H2) und Methan (CH4).
Insgesamt bilden sich bis zu 2,5 Liter Gase pro Tag. Zum Glück müssen wir die nicht alle auspupsen: Den Großteil der Winde schickt unser Dickdarm über die Blutbahn in unsere Lungen. Von dort aus atmen wir die Gase aus.
Nur einen halben Liter befördert der Dickdarm in Richtung Po. Hier lassen die Gase beim Abdrücken den Anus vibrieren – das klassische Pups-Geräusch ertönt.
Artikel Abschnitt: Wann stinken Pupse?
Wann stinken Pupse?
- Vollkornprodukte,
- Haferflocken,
- Hülsenfrüchte,
- Quinoa
- und Nüsse.
Typische schwefelhaltige Produkte sind:
- Fleisch,
- Eier,
- Milch und Milchprodukte,
- Bohnen,
- Kohl wie Rosenkohl oder Grünkohl
- und Zwiebeln.
Artikel Abschnitt: Wie viele Pupse sind normal?
Wie viele Pupse sind normal?
Die Darmwinde müssen sich nicht regelmäßig über den Tag verteilen. Im Gegenteil: Meist häufen sie sich nach den Mahlzeiten. Nachts fährt der Körper seine Funktionen herunter, darunter auch die Verdauung. Daher müssen wir im Schlaf weniger pupsen.
Artikel Abschnitt: Was steckt hinter Blähungen?
Was steckt hinter Blähungen?
Es kommt zu vermehrten Gasen, wenn wir besonders viele Ballaststoffe wie etwa aus Hülsenfrüchten, Vollkornbrot und Nüssen gegessen haben. Auch bestimmte Gemüsesorten wie Kohl und Zwiebeln begünstigen mehr Luft im Darm. Blähungen sind in der Regel harmlos und verschwinden automatisch wieder, wenn wir auf das betreffende Lebensmittel verzichten.
Oft treten die vermehrten Gase bei einer Ernährungsumstellung zu einer vollwertigeren, vegetarischen oder veganen Kost auf. Hier stehen meist Hülsenfrüchte und viel frisches Gemüse und Obst – und damit besonders viele Ballaststoffe – auf dem Speiseplan. Die gute Nachricht: Der Darm ist dazu fähig, sich an die großen Ballaststoff-Mengen zu gewöhnen. Die Betroffenen sollten dazu schrittweise die Portionen an Hülsenfrüchten und Co. erhöhen.
Wann Betroffene zum Arzt gehen sollten
Wer über längere Zeit mehr als 24-mal am Tag pupsen muss und unter anderen Symptomen wie einem Blähbauch, Bauchschmerzen, Krämpfen, Durchfall, Verstopfungen oder Übelkeit und Erbrechen leidet, sollte seine Beschwerden von seinem Hausarzt abklären lassen.
In diesem Fall werden Pupse zu einem wertvollen Signal für Erkrankungen. Der Arzt oder die Ärztin befragt seine Patientin oder seinen Patienten in der Regel nach seinen Ernährungsgewohnheiten und möglichen Vorerkrankungen. Außerdem tastet und klopft er den Bauch ab. In manchen Fällen nimmt er zusätzlich Blut ab oder untersucht den Bauch mithilfe eines Ultraschalls. So kann der Mediziner feststellen, ob beispielsweise eine akute Verstopfung oder ein Magen-Darm-Infekt die Beschwerden auslöst.
Hat der Arzt den Verdacht, dass eine Unverträglichkeit von Milchzucker (Laktose) oder Fruchtzucker (Fruktose) hinter den Blähungen steckt, veranlasst er einen Wasserstoff-Atemtest. Dabei trinkt der Patient eine milch- oder fruchtzuckerhaltige Lösung. Sowohl Laktose als auch Fruktose verdaut der Körper normalerweise im Dünndarm. Liegt eine Unverträglichkeit vor, gelangen die Bestandteile in den Dickdarm. Dort werden sie von den Bakterien zu Wasserstoff zersetzt. Diesen atmen wir teilweise über die Lungen ab – der Atemtest schlägt an.
In manchen Fällen veranlasst der Mediziner zusätzlich eine Stuhlprobe und eine Darmspiegelung, um ernstere Ursachen wie beispielsweise chronische Entzündungen oder Dickdarmkrebs auszuschließen.
Kann der Arzt bei der Untersuchung keine organische Ursache finden, spricht er von funktionellen Beschwerden oder einem Reizdarmsyndrom. Die Auslöser sind in der Regel psychische Faktoren wie Stress oder Depressionen und Angsterkrankungen.
Artikel Abschnitt: Was hilft gegen übermäßiges Pupsen?
Was hilft gegen übermäßiges Pupsen?
Wer anfällig für Blähungen ist, sollte kritische Nahrungsmittel wie Hülsenfrüchte, Kohl und Zwiebeln in kleinen Portionen, aber trotzdem regelmäßig zu sich nehmen. Mit der Zeit gewöhnt sich der Darm an die Lebensmittel. Es hilft außerdem, diese Speisen gründlich zu waschen oder einzuweichen und lange zu kochen. Wer eine Unverträglichkeit wie eine Laktoseintoleranz hat, sollte auf die entsprechenden Lebensmittel verzichten.
Als Hausmittel kann ein Tee aus Fenchel, Kümmel, Anis oder Pfefferminz gegen Blähungen helfen. Stecken Stress und psychische Erkrankungen hinter den Beschwerden, lohnt es sich, Entspannungsverfahren wie Achtsamkeitstraining oder Progressive Muskelentspannung auszuprobieren.
Es gibt auch Medikamente wie sogenannte Entschäumer und alternative Methoden wie Akupunktur, Homöopathie oder eine Darmsanierung. Es gibt jedoch keine Studien, die den Nutzen bei Blähungen belegen.
Autorin: Katrin Ewert
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