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Sojaprodukte
Ist Tofu gefährlich?
Sojaprodukte enthalten Phytohormone, pflanzliche Stoffe, die dem menschlichen Sexualhormon Östrogen ähneln. Welche Effekte hat das auf unseren Körper?
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Aber: Sojaprodukte sind umstritten. Das liegt auch an den sogenannten Isoflavonen, einer Gruppe von Pflanzenstoffen, die natürlicherweise in Sojabohnen vorkommen. Die Isoflavone zählen zu den Phytohormonen und ähneln dem menschlichen Sexualhormon Östrogen. Deshalb werden sie auch Phytoöstrogen, also Pflanzenöstrogen genannt.
Eine Vielzahl von Studien hat untersucht, welche Wirkung Isoflavone auf den menschlichen Körper haben – mit unterschiedlichen Ergebnissen. Die wichtigsten Erkenntnisse.
Artikel Abschnitt: Worin sind Phytohormone enthalten?
Worin sind Phytohormone enthalten?
Auch Isoflavone, die zu den Phytohormonen zählen, kommen in einer Vielzahl von Pflanzen vor. In hohen Konzentrationen aber vor allem in der Sojabohne, im Rotklee und in Produkten, in denen diese Pflanzen verarbeitet sind. Als Abgrenzung zu anderen Phytohormonen werden Isoflavone auch als Phytoöstrogene bezeichnet.
Artikel Abschnitt: Wie aktivieren Phytohormone Prozesse im menschlichen Körper?
Wie aktivieren Phytohormone Prozesse im menschlichen Körper?
Weil Isoflavone den Östrogenen aber nur ähneln und nicht mit ihnen identisch sind, ist ihre Bindung an den Rezeptor deutlich schwächer. Dazu kommt, dass die Phytohormone neben einem aktivierenden auch einen blockierenden Effekt haben können. In diesem Fall hemmen sie sogar die Wirkung des körpereigenen Östrogens. Wie die Isoflavone wirken, ist dabei sowohl abhängig vom Rezeptortyp als auch von der Anzahl der Rezeptoren im jeweiligen Gewebe und der Konzentration an körpereigenem Östrogen.
Artikel Abschnitt: Darf ich meinem Baby Sojaprodukte geben?
Darf ich meinem Baby Sojaprodukte geben?
US-Forschende haben bei weiblichen Babys, die mit Sojaprodukten gefüttert wurden, Veränderungen in der Entwicklung der Gebärmutter und des Scheidengewebes beobachtet. Kleine Jungen zeigten eine veränderte Entwicklung der Brustknospung. Ob diese Veränderungen auch bestehen bleiben, wenn die Kinder älter sind, ist nicht klar.
Eine Studie aus dem Januar 2019 hat gezeigt, dass Frauen, die als Kind mit Ersatzmilch aus Soja gefüttert wurden, im Teenageralter öfter mit besonders schmerzhaften Perioden zu kämpfen hatten. Bei dieser Studie handelt es sich allerdings um eine retrospektive Befragung. Die Frauen wurden also im Erwachsenenalter rückblickend nach ihren Erfahrungen befragt. Aufgrund dieses Studienaufbaus kann man nicht von einer klaren Ursache-Wirkungs-Beziehung sprechen, denn der Einfluss anderer Faktoren auf die Menstruationsschmerzen kann nicht ausgeschlossen werden.
Weil aber auch mehrere Tierstudien gezeigt haben, dass Sojaprodukte und Isoflavone Effekte auf die Fruchtbarkeit haben können, raten Expert:innen aus Vorsorgegründen dazu, bei Babys möglichst auf Sojaprodukte zu verzichten.
Artikel Abschnitt: Können Phytohormone vor Brustkrebs schützen?
Können Phytohormone vor Brustkrebs schützen?
Das könnte laut den Autor:innen daran liegen, dass Frauen in Asien und im Westen die Isoflavone auf unterschiedliche Art und Weise zu sich nehmen. In Asien sind Sojaprodukte wie Tofu ein integraler Bestandteil vieler Mahlzeiten. Im Westen nehmen Frauen Isoflavone dagegen oft über spezielle Präparate oder Nahrungsergänzungsmittel zu sich.
Einige Tierstudien weisen wiederum in eine völlig gegensätzliche Richtung. In diesen Studien beschleunigte die Verfütterung von Isoflavonen das Wachstum von Brustkrebszellen.
Artikel Abschnitt: Wie sieht es mit den Wechseljahren aus?
Wie sieht es mit den Wechseljahren aus?
Dazu kommt, dass die Wirkstoffkonzentration der Präparate teilweise unklar und zu hoch ist. Generell ist bei Nahrungsergänzungsmitteln Vorsicht geboten. In Verbindung mit der Einnahme anderer Medikamente kann es zu Wechselwirkungen kommen.
Artikel Abschnitt: Was ist eigentlich mit Männern?
Was ist eigentlich mit Männern?
Auch hier gilt aber: Es waren beobachtende Studien und keine kontrollierten Versuche. Eine klare Aussage über Ursache und Wirkung gibt es deshalb auch hier nicht.
Artikel Abschnitt: Welche Mengen sind bedenklich?
Welche Mengen sind bedenklich?
Eine klare Aussage, ab welcher Tageshöchstmenge negative Effekte auftreten können, gibt es wegen der vielen widersprüchlichen Studien nicht. Nach Untersuchungen an Ratten errechneten die Autor:innen einer Studie aus dem Jahr 2006 für Erwachsene einen maximalen Wert von 50 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag. Wer unter dieser Menge an Isoflavonen bleibt, hat statistisch nicht mit negativen Auswirkungen zu rechnen. Für eine Frau von 60 Kilo wären es maximal 3000 Milligramm Isoflavone pro Tag.
Artikel Abschnitt: Und jetzt?
Und jetzt?
Klar ist: Ein Tofu-Schnitzel oder ein Soja-Latte haben noch niemanden umgebracht. Bei Nahrungsergänzungsmitteln sollte man dagegen Vorsicht walten lassen. Eine positive Wirkung ist nicht nachgewiesen. Auch der Speiseplan von Babys und Kleinkinder sollte möglichst nur geringe Mengen an Sojaprodukten enthalten. Bei konkreten Fragen empfiehlt sich ein Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin des Vertrauens.
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Bitte fragt um Gottes Willen bei Ernährungsthemen keine Ärzt*innen. Ökotropholog*innen sind hierfür ausgebildet. Ärzt*innen nur mit Zusatzausbildung in diesem Bereich, geben aber teils wirklich unqualifizierte Kommentare. Von einer wissenschaftlichen Seite würde ich erwarten, dass man diese Unterscheidung kennt. Und wie schon angemerkt wurde, ist die Studienlage zu dem Thema nicht… Weiterlesen »
Danke für deine Kritik, nehmen wir mit in die Redaktion!
Wenn die Studienlage so und nicht anders ist, was soll einem dann ein Arzt noch raten können, die wissen wahrscheinlich sogar weniger. Vielleicht sollte man auf das Körpergefühl achten.
Was motzt Ihr hier denn alle rum? Der Artikel ist nicht einseitig, sondern zeigt lediglich auf, wie widersprüchlich die Studienlage ist. Ihr wollt eine Antwort auf die Titelfrage? Jesses, der gesamte Artikel zeigt auf, warum es die derzeit nicht geben kann. Einigermaßen gesichert scheinen nur die Auswirkungen im Babyalter zu… Weiterlesen »
Ich muss auch sagen, der Artikel ist sehr einseitig geschrieben. Und ganz ehrlich, Ärzte können hier oft nicht wirklich kompetent beraten.
[12:58, 6.7.2020] julay: Hello! Wieso wurden für diese eher einseitige Darstellung denn nicht die Konsenspositionen folgender Fachgesellschaften berücksichtig?: British Dietetic Association (BDA) / Dietitians of Canda (CD) / The Israel Dietitians and Nutritionists Association & The Ministry of Health / American Academy of Pediatrics (AAP) / Canadian Paediatric Society (CPS)… Weiterlesen »