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Coronavirus
Corona: Kinder impfen – ja oder nein?
Bei Kindern ist die Pandemie besonders unfair: Sie sind am wenigsten gefährdet, aber mit am stärksten getroffen. Sollte man kleine Kinder impfen lassen? Die Fakten.
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Artikel Abschnitt: Darum geht's:
Darum geht's:
Impfstoffe sind jetzt auch für Kinder zugelassen
Hinzu kommt: Die Inzidenzen in den jungen Altersgruppen sind hoch, weil Schüler und Schülerinnen besonders viele direkte und indirekte Kontakte haben – und auch, weil in Schulen häufig getestet wird.
Falls du mehr über die Übertragung bei Kindern wissen möchtest, klick hier.
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Spezielle Dosierung der Corona-Impfstoffe für Kleinkinder
- 5 bis 11 Jahre: Impf-Empfehlung für vorerkrankte Kinder
mit mRNA-Impfstoff von Biontech (niedriger dosiert mit 10 Mikrogramm je Dosis) - 12 bis 17 Jahre: Generelle Impf-Empfehlung
mit mRNA-Impfstoff von Biontech (genauso dosiert wie bei Erwachsenen mit 30 Mikrogramm je Dosis)
Die Frage, ob man vor allem kleinere Kinder überhaupt impfen sollte, ist gar nicht so einfach zu beantworten. Ja, Jüngere haben ein niedriges Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken oder gar zu versterben. Aber selbst, wenn es nur wenige Kinder trifft: Schwere Erkrankungen, Krankheits-Komplikationen oder sogar Todesfälle bei Kindern sind unüblich – und sollten auf jeden Fall vermieden werden.
Macht die Impfung also Sinn? Worauf muss man achten – und wie häufig sind Impfreaktionen und Nebenwirkungen? Das schauen wir uns an, und zwar differenziert nach Altersgruppen. Denn ein Kind ist nicht gleich Kind ist nicht gleich Jugendlicher.
Artikel Abschnitt: Darum müssen wir drüber sprechen:
Darum müssen wir drüber sprechen:
Die Risikoeinschätzung bei Kindern ist anders
Für das Coronavirus ist dieses Konzept aber schon länger überholt, denn:
- Die Impfstoffe schützen nicht vollständig davor, sich mit dem Virus anzustecken – und damit auch nicht davor, es an andere weiterzugeben
- Auch Genesene können sich wieder infizieren, gerade bei neuen Varianten
Ohnehin wäre der Fremdschutz allein kein ausreichender Grund, Kinder zu impfen. Eine Covid-Impfung muss vor allem die Kinder selbst vor einem höheren Risiko bewahren.
Die andere Risiko-Nutzen-Abwägung
Das viel wichtigere Argument für oder gegen eine Impfung ist die medizinische Risiken-Nutzen-Abwägung – und die fällt bei Kindern anders aus als bei Erwachsenen.
- Wie hoch ist das Risiko für einen schweren Verlauf?
- Wie hoch ist das Risiko für mögliche Spätfolgen nach einer Virusinfektion?
- Welche Impfreaktionen oder möglichen Nebenwirkungen beobachtet man nach einer Impfung?
1. Wie hoch ist das Risiko für einen schweren Verlauf?
Gering. (Klein-)Kinder haben einer Studie der Charité zur Folge den Vorteil, dass ihre oberen Atemwege eine deutlich effektivere Immunantwort haben, wenn sie sich infizieren. Das erklärt die vielen asymptomatischen oder milden Verläufe. Kinder haben also ein geringeres, aber kein Nullrisiko.
Krankenhauseinweisungen und Todesfälle sind bei Kindern aber weiterhin sehr selten. Das Risiko dafür hängt auch bei Kindern vom Alter ab. Eine Studie hat sich die Daten aus zehn europäischen Ländern angeschaut, darunter auch aus Deutschland.
Demnach wurden in der Altersgruppe von 0 bis 17 Jahren etwa ein Prozent mit Covid-19 im Krankenhaus behandelt, nicht einmal 0,1 Prozent auf der Intensivstation. Bei Säuglingen und Kleinkindern zwischen 0 und 2 war das Risiko größer, hier wurden rund acht Prozent ins Krankenhaus gebracht und etwa ein Prozent auf der Intensivstation behandelt.
Daten dazu müssen mit Vorsicht betrachtet werden, das Risiko ist vermutlich noch geringer. Denn:
- Die Dunkelziffer bei Kindern ist hoch, gerade wegen der vielen milden und asymptomatischen Covid-19-Fälle – die Anteile der Kinder mit schweren Verläufen wären demnach geringer
- Nicht alle Kinder, die ins Krankenhaus kommen, sind wegen ihrer Corona-Infektion dort. Daten aus Österreich zufolge ist nur bei knapp über der Hälfte der Kinder im Krankenhaus Covid-19 auch die Hauptdiagnose, auf Intensivstationen sogar nur bei einem Drittel.
Besonders betroffen von schweren Verläufen sind vor allem Kinder mit Vorerkrankungen. Für sie ist das Risiko für Hospitalisierung, Intensivstation oder Tod deutlicher erhöht (7 bis 27 mal so hoch). Und: Mehr als die Hälfte der bisher gemeldeten Todesfälle waren Kinder mit Vorerkrankungen. Laut Daten der US-Seuchenschutzbehörde CDC liegt die Sterblichkeit bei 0- bis 14-Jährigen sogar niedriger als bei Influenza.
Wer das Covid-Risiko für Kinder allerdings nur an den Krankenhauseinweisungen festmacht, vereinfacht es stark. Denn klar ist mittlerweile auch: Wer als genesen gilt, ist nicht unbedingt auch gesund.
Ein weiteres Risiko: PIM-S
Nicht alle Komplikationen treten während der akuten Infektion auf. Laut einer dänischen Studie erkrankt etwa eines von 4000 Kindern nach Covid-19 am sogenannten PIM-Syndrom (PIM-S oder MIS-C). Bei PIMS handelt es sich um ein multisystemisches Entzündungssyndrom. Hier kommt es nach einer Virusinfektion zu einer Überreaktion des Immunsystems mit Entzündungsreaktionen im ganzen Körper. Die Erkrankung tritt plötzlich auf – und oft Wochen nach der eigentlichen Infektion.
Für Deutschland und Österreich führt die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) eine Datensammlung zu PIMS-Fällen. Demnach berichteten alle meldenden Kliniken von insgesamt 464 Fällen. 93,5 Prozent der Kinder waren nach Entlassung wieder gesund, 6,5 Prozent hingegen litten an Folgeschäden, vor allem am Herz- und Kreislaufsystem. Todesfälle wurden bislang nicht berichtet, in anderen Ländern.
Wie viele Kinder an PIM-S erkranken, scheint aber mit den Infektionswellen stark zu variieren. Die meisten Fälle wurden demnach zu Beginn der Pandemie gemeldet, in der Alpha- und der Delta-Welle waren es weniger. Bisher ist unklar, welchen Einfluss oder welchen Unterschied Infektionen und Erkrankungen mit der Omikron-Variante machen.
2. Wie hoch ist das Risiko für Spätfolgen nach einer Covid-Infektion?
Bislang gibt es zu wenige Erkenntnisse zu Spätfolgen bei Kindern, oft Long Covid genannt. Gemeint sind Symptome, die auch noch drei Monate nach der Infektion auftreten. Solche Spätfolgen kennt man auch von anderen Viruserkrankungen, etwa dem Pfeifferschen Drüsenfieber. Hier waren weniger als zehn Prozent der Kinder nach einer Infektion für längere Zeit eingeschränkt. Die allermeisten erholen sich, aber ein niedriger, einstelliger Prozentbereich bleibt geschädigt zurück.
Wie viele Kinder tatsächlich von Long Covid betroffen sind und unter welchen Beschwerden sie leiden, das ist immer noch völlig unzureichend untersucht.
Sehr wahrscheinlich sind Schätzungen, dass bis zu 30 oder 40 Prozent der infizierten Kinder Long Covid entwickeln, deutlich zu hoch. Oftmals basieren die Zahlen auf Erhebungen mit vielen Schwächen:
Sehr kurze Zeiträume (unter drei Monaten)
Kindern mit schweren Verläufen
Keine Unterscheidung der Krankheitsschwere
Keine medizinische Untersuchung, sondern telefonische Befragungen der Eltern
Keine Kontrollgruppe (Kinder, die nicht infiziert waren)
Bei Studien mit Kontrollgruppen zeigt sich nämlich, dass einige der Symptome auch bei Kindern ohne Infektion vorkommen. Heißt: Auch Faktoren wie die Pandemie-Maßnahmen könnten die Ursache sein – oder es sind Beschwerden, die man eben immer mal wieder hat und die keinen Bezug zur Infektion haben müssen.
In guten, systematischen Untersuchungen treten Long Covid-Symptome bei ein bis fünf Prozent der Kinder auf. Diese Kinder sind auch Monate nach der Infektion noch nicht fit, zu müde oder verwirrt für die Schule oder den Alltag. Die meisten
Da Impfungen zumindest zeitweise das Risiko für Infektion verringern, dürfte auch das Risiko für Long Covid sinken. Völlig verhindern lässt sich Long Covid aber nach einer Impfung vermutlich nicht.
Eine Impfung bei Kindern hätte also folgenden Nutzen:
- Vermeidung von schweren Verläufen und Todesfällen, insbesondere bei vorerkrankten Kindern
- Mindestens kurzfristige Vermeidung von Long Covid-Symptomen, die auch nach milden oder asymptomatischen Verläufen auftreten können
- Kurzfristige Verringerung der Ansteckungsrate geimpfter Kinder und Jugendlicher
Artikel Abschnitt: Aber:
Aber:
Erste Daten sprechen für sichere Impfungen
Forschende suchen Kompromiss aus wirksam und verträglich
Zusätzliche und speziell auf Kinder zugeschnittene Studien sind sinnvoll, um die richtige Dosis zu ermitteln und zu untersuchen, wie das Immunsystem von Kindern reagiert. So tastet man sich zunächst mit niedrigeren Dosierungen heran, um eine Dosis zu finden, die den besten Kompromiss aus Wirksamkeit, Verträglichkeit und Sicherheit bietet.
- Für die Altersgruppe 12 bis 17 ist bislang dieselbe Dosis vorgesehen wie bei Erwachsenen (Biontech: 30 Mikrogramm, Moderna: 100 Mikrogramm).
Der Moderna-Impfstoff wird mittlerweile aber nur noch an Personen über 30 verimpft (siehe unten). - Für 5 bis 11-Jährige ist der Biontech-Impfstoff mit 10 Mikrogramm deutlich niedriger dosiert.
Also, wie gut schützen die Impfstoffe?
Grob gesagt gilt für einige Impfstoffe: Je jünger die geimpfte Person, desto besser die Immunreaktion – desto höher aber auch die Impfreaktionen bei gleicher Dosis.
Laut den Zulassungsstudien zeigten die Impfstoffe für alle Kinder und Jugendliche ab 5 eine relative Schutzwirkung von mehr als 90 Prozent. Diese Daten beruhen aber auf Studien mit nur wenigen Kindern und den damals vorherrschenden Varianten.
Mittlerweile sieht die Datenlage anders aus: Auch mit der Omikron-Variante schützen die Impfstoffe in allen Altersgruppen robust vor schweren Verläufen. Was aber den Schutz vor Infektionen angeht, so schützen die Impfstoffe einer vorläufigen, aktuellen Studie zufolge deutlich schlechter: Bei Kindern ab 12 Jahren anfangs zu 76 Prozent, dann fällt die Wirksamkeit innerhalb eines Monats auf 56 Prozent ab. Und: Ein Teil dieser Kinder war bereits dreifach geimpft, was laut allen bisherigen Untersuchungen den größten Effekt gegenüber einer Omikron-Infektion hat.
Bei den 5 bis 11-Jährigen hingegen, die ja eine geringere Dosis bekommen haben, sank der Schutz vor Infektionen schon innerhalb eines Monats auf nur noch 12 Prozent, war also kaum noch vorhanden. Kinder können sich also trotz Impfung recht schnell wieder mit dem Virus infizieren.
Mehr Impfreaktionen bei Kindern
Wichtig ist immer die Unterscheidung zwischen Impfreaktionen und Impfkomplikationen.
- Impfreaktionen:
Darunter fallen lokale Reaktionen oder Nebenwirkungen wie Schmerzen an der Einstichstelle oder Rötungen; aber auch systemische Reaktionen wie Schüttelfrost und Fieber. Impfreaktionen sind meist nur von kurzer Dauer, allerdings wurden sie (laut Befragungen und in seltenen Fällen) bis zu vier Wochen lang beobachtet - Impfkomplikationen:
eher seltene, schwere Nebenwirkungen, die auch fortbestehen können
Aus den Daten der kanadischen Zulassungsbehörde geht hervor, dass Impfreaktionen unter Jüngeren (12 bis 17 Jahre) relativ häufig waren – etwa um ein Fünftel häufiger als bei Erwachsenen. Die Impfreaktionen treten laut den Daten nach der zweiten Impfdosis häufiger auf, nach einer Booster-Impfung seltener.
- Schmerzen an der Injektionsstelle: mehr als 90 Prozent
- Müdigkeit und Kopfschmerzen: mehr als 70 Prozent
- Muskelschmerzen und Schüttelfrost: mehr als 40 Prozent
- Gelenkschmerzen und Fieber: mehr als 20 Prozent
Bei der geringeren Dosis für Kinder bis 11 Jahren dürften die Reaktionen hingegen seltener vorkommen oder schwächer sein.
Herzmuskelentzündungen: Was ist mit seltenen Nebenwirkungen?
Impfkomplikationen traten während der Beobachtungszeit der Zulassungsstudien nicht auf. Aber: Seltene Nebenwirkungen werden, sofern sie auftreten sollten, immer erst bei deutlich mehr Impfungen sichtbar – also erst nach der Zulassung.
So haben Wissenschaftler:innen seit dem Frühjahr eine Häufung von Herzmuskelentzündungen (Myokarditis) nach einer mRNA-Impfung festgestellt – besonders bei jungen Menschen bis 29. In bis zu 90 Prozent der Fälle waren es Jungen und männliche Jugendliche.
Konkret:
- Am höchsten war das Risiko für eine Herzmuskelentzündung bei Jungen zwischen 16 und 19 – da war es bis zu 14 Mal so hoch, wie eigentlich in der Altersgruppe zu erwarten wäre. Damit war etwa einer von 6000 Geimpften betroffen, also immer noch selten.
- Für junge Frauen zeigt sich lediglich nach der zweiten Moderna-Impfung ein erhöhtes Risiko. Ansonsten sind Mädchen hiervon nicht auffällig betroffen.
- Für jüngere Kinder scheint das Risiko deutlich geringer zu sein: Bei den 5- bis 11-Jährigen wurden in den USA nach mehr als acht Millionen Impfdosen zwölf Herzmuskelerkrankungen gemeldet – also 1,5 Herzmuskelentzündungen pro 1 Million geimpfte Kinder.
Auch wichtig: Rund 75 bis 95 Prozent der Fälle verlaufen laut mehreren Studien mild. Die Kinder und Jugendlichen können das Krankenhaus nach wenigen Tagen und ohne Beschwerden oder Auffälligkeiten wieder verlassen.
Die richtige Risikoeinschätzung: Höheres Risiko nach Infektion oder Impfung?
Um das Risiko nach einer Impfung sinnvoll beurteilen zu können, muss man es mit dem Risiko durch eine Infektion vergleichen. Über alle Altersgruppen hinweg kann man sagen: Das Risiko für eine Herzmuskelentzündung ist für Menschen, die sich mit dem Virus infiziert haben, sechsfach höher als für Geimpfte.
Anders bei männlichen Jugendlichen und jungen Männern, die mit dem hochdosierten Impfstoff von Moderna geimpft wurden: Da scheint das Risiko einer Herzmuskelentzündung nach der Impfung höher zu liegen als nach einer Infektion mit dem Virus – das deuten Studien an.
Aktuell geht man daher davon aus, dass männliche Jugendliche und junge Männer ein erhöhtes Risiko haben, nach einer Corona-Impfung eine Herzmuskelentzündung zu entwickeln. Aus diesem Grund werden junge Menschen in Deutschland nur noch mit dem Biontech-Impfstoff geimpft, der niedriger dosiert ist.
Eine Infektion erhöht nicht nur das Risiko von Herzmuskelentzündungen
Aber zur Einordnung. Bei allem Wirbel um Herzmuskelentzündungen, die eine ernsthafte Nebenwirkung darstellen: Eine Infektion mit dem Coronavirus erhöht gleichzeitig das Risiko für zahlreiche weitere Beschwerden, Krankheiten oder mögliche Folgeschäden, wie eine Studie in Nature zeigt.
Insgesamt empfiehlt die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) daher Covid 19-Impfstoffe für Kinder und Jugendliche zwischen 5 bis 17 Jahren, weil das Risiko der Impfung unter dem Risiko der Infektion liegt. So sah es auch die US-amerikanische Zulassungsbehörde (FDA) in einer Risikoanalyse für die Impfempfehlung der Altersgruppen zwischen 5 bis 17 Jahre.
Allerdings galten diese Einschätzungen auch gemessen an einem gewissen Impfschutz vor Infektion und an verhinderten Krankenhausfällen, die mit einem nachlassenden Impfschutz über die Zeit oder bei Immunflucht-Varianten wie Omikron so nicht mehr zutreffen und alsbald aktualisiert werden sollten.
Falls Du mehr über die Herzmuskelentzündungen nach einer Impfung erfahren willst, klick hier.
Artikel Abschnitt: Und jetzt?
Und jetzt?
Gleichzeitig stecken sich Kinder und Jugendliche im Alltag mit hoher Wahrscheinlichkeit an. Das persönliche Risiko der Kinder muss also in die Entscheidung für oder gegen eine Impfung einbezogen werden.
Kinder-Impfstoff muss besonders sicher sein
Klar ist: Die Impfstoffe müssen für Säuglinge, Kleinkinder und Jugendliche besonders verträglich und sicher sein. Erste Studien belegen das bereits, die ersten Erfahrungen nach der Zulassung bestätigen es ebenfalls. Die Sicherheits-Daten für die Impfung von Kindern zwischen 5 bis 11 Jahre sind noch nicht vollständig.
Die niedrigeren Dosierungen oder nur eine einmalige Dosis bei Kindern scheinen zu weniger Nebenwirkungen zu führen – mit Omikron scheint der Schutz vor Infektion allerdings deutlich geringer zu sein. Das müssen neue Daten erneut bestätigen. Eine Zweifach-Impfung scheint das Risiko schwerer Erkrankungen weiter zu reduzieren, gilt aber auch fast ausschließlich nur als Eigen- und nicht als Fremdschutz.
Das Risiko von Herzmuskelentzündungen steht vielen Risiken gegenüber
Klar ist aber auch: Es gibt ein Risiko für Herzmuskelentzündungen, vor allem bei männlichen Jugendlichen mit dem hochdosierten Moderna-Impfstoff. Aber genau deshalb werden Kinder und Jugendliche gar nicht mehr mit Moderna geimpft, sondern mit dem Biontech-Impfstoff. Da ist das Risiko zwar auch erhöht, aber deutlich weniger – und vor allem ist es nicht größer als die Risiken durch eine Covid-Infektion, die die Impfung ja gerade verhindern soll.
Die Stiko empfiehlt die Impfung mittlerweile für alle Jugendlichen zwischen 12 und 17, für 5 bis 11-Jährige beschränkt sich die STIKO-Empfehlung bislang auf vorerkrankte Kinder. Eine Impfung ist aber definitiv möglich.
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte vertritt hierzulande die Position, dass die junge Altersgruppe nur dann generell geimpft werden soll, wenn EMA und Stiko das empfehlen. Der Zugang zum Alltag solle für Kinder nicht von einer Impfung abhängig gemacht werden.
Warum Covid-19 womöglich irgendwann zu einer Kinderkrankheit wird, erklären wir hier.
Nichtsdestotrotz sollte nicht alles Augenmerk nur auf die Impfung gelegt werden. Damit im Herbst und Winter Schulen nicht erneut zu Hotspots werden, sollten niedrige Inzidenzen und hohe Impfquoten bei Erwachsenen das Risiko für die ungeimpften Kinder mindern. Bislang ist nicht klar, ob bzw. inwiefern ständige Infektionen, auch mit anderen Varianten, zu Schäden führen können.
Und: Zusätzlich zu Impfungen bei Jüngeren braucht es in Schulen endlich genauso kluge wie praktikable Schutzkonzepte, die das Ansteckungsrisiko verringern und Infektionsketten verhindern – auch von neuen Varianten.
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Wenn doch eine Impfung gründlich überprüft und zugelassen wurde, dann verstehe ich nicht die Diskussion für eine Risikoabschätzung. Ist doch eine sichere Impfung, oder?
Mich würde die aktuelle Risikoeinschätzung zum Jahreswechsel sehr interessieren. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass sich über die Weihnachtsferien sehr viele Menschen mit der Omikron-Variante infiziert haben. Die aktuell wieder ansteigenden Inzidenzen legen diesen Schluss nahe. Damit stiege auch das Risiko einer Infektion an, so dass die Kinder über… Weiterlesen »
Hallo! Also bezüglich der Omikron-Variante und Kindern gibt es leider noch nicht ausreichende Erkenntnisse, inwieweit sich der Verlauf von bspw. der Delta-Variante unterscheidet. Bislang ist nicht bekannt, dass Kinder bei Omikron-Infektion einer höheren Gefahr ausgesetzt wären. Bei den vorherigen Varianten verlief eine Infektion bei Kindern in seltenen Fällen schwer, sodass… Weiterlesen »
„Eine Impfung bei Kindern hätte also folgenden Nutzen: Vermeidung von schweren Verläufen und Todesfällen, insbesondere bei vorerkrankten Kindern“ NEIN, das ist, um es schlicht zu sagen – falsch. Es gibt bisher keine Zahlen für die Behauptung das bei gesunden Kindern eine Impfung einen Nutzen hätte. Wenn sie schreiben würden „Eine… Weiterlesen »
Liebes Quarksteam, Vielen Dank für die sehr übersichtliche Darstellung. Doch ist die Argumentation nicht ganz rund. Ihr schreibt bspw. „Demnach liege das Risiko für eine Herzmuskelentzündung für Positiv-Getestete sechsfach höher als für Geimpfte“. Wenn wir die Risiken der Impfung den Risiken eines schweren Verlaufs gegenüber stellen wollen, müsste im ersten… Weiterlesen »
Im Prinzip ist die Überlegung korrekt, dass man das Infektionsrisiko mit einberechnen muss. Allerdings kann spätestens mit Omikron davon ausgegangen werden, dass sich jeder früher oder später infiziert, dh. das Risiko bei 100% liegt. Damit bleibt es nur noch beim Unterschied in der Rate der Myokarditiden.
Das ist wiederum relativ, da die schweren Verläufe sich mit Omikron reduziert haben, wodurch die Rate der Herzmuskelentzündungen so nicht vergleichen lässt. Wir gehen allerdings auch von einer 100% Chance einer Ansteckung mittlerweile aus, nur fragen wir uns, ob wir eine Impfung der neuen an Omikron angepassten Generation für unser… Weiterlesen »
Gibt es auch Informationen zu Impfungen für Kinder unter 5 Jahren, oder habe ich den Teil bloß überlesen?
Dazu gibt es doch sicherlich auch Daten und Empfehlungen?
Ansonsten guter, informativer Artikel – dankeschön.
Es laufen derzeit klinische Studien von Biontech mit Impfungen für Kinder zwischen sechs Monaten und vier Jahren. Allerdings gibt es dazu bisher noch keine Ergebnisse.
Hier ein Artikel zum aktuellen Stand:
https://www.tagesspiegel.de/politik/schlechtere-immunreaktion-als-bei-erwachsenen-biontech-will-dritte-impfdosis-bei-kleinen-kindern-pruefen/27905172.html