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Kaum erforscht
Darum wissen wir viel zu wenig über Tampons und Co.
Sie stecken stundenlang im Körper, jeden Monat, mehr als 30 Jahre lang – Tampons oder Menstruationstassen. Was uns erstaunt: Es gibt erschreckend wenige Studien zu "Hygieneprodukten".
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Darum geht’s:
Tampons und Menstruationstassen sind kaum erforscht
Das Problem ist nur: Man weiß erstaunlich wenig über weibliche Hygieneprodukte – egal ob Menstruationstassen oder Tampons. So formulieren es auch die Autor:innen der Übersichtsstudie.
Die Forschenden haben selbst keine Experimente durchgeführt, sondern für ihre Übersicht nach Studien zu Menstruationstassen gesucht. Sie fanden nur wenige – und kaum eine Studie war von guter Qualität. Das Fazit: Mehr und bessere Forschung ist notwendig.
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So funktioniert die Menstruationstasse:
Ist sie entfaltet, saugt sie sich mit leichtem Unterdruck fest und fängt das Menstruationsblut auf. Zum Wechseln zieht man die Tasse am Stiel heraus, wäscht sie aus und führt sie dann wieder ein. Ein Vorteil für viele Frauen: Man kann die Menstruationstasse bis zu zehn Jahre nutzen – statt Tausende von Tampons zu verwenden.
Artikel Abschnitt: Darum müssen wir drüber sprechen:
Darum müssen wir drüber sprechen:
Sie liegen direkt an der Schleimhaut der Vagina
Sie ist gut durchblutet und deutlich aufnahmefähiger als unsere Haut, vor allem für wasserlösliche Stoffe. Eine amerikanische Studie etwa zeigt: Wenn das Hormon Östrogen über die Scheide zugeführt wird, steigt der Östrogengehalt im Gewebe und im Blut viel stärker an, als wenn die gleiche Menge Östrogen über den Mund in den Körper gelangt.
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Aber:
Ein paar Erkenntnisse gibt es
1. Das Toxische Schocksyndrom
Es steht auf jeder Tampon-Schachtel: In sehr seltenen Fällen kann es zum toxischen Schocksyndrom kommen, wenn ein Tampon zu lange in der Vagina bleibt. Unbehandelt ist TSS lebensgefährlich. Ausgelöst wird es durch bestimmte Bakterien, die sich in dem vollgesogenen Tampon vermehren und giftige Stoffe produzieren. Diese Stoffe können das eigene Immunsystem so stark aktivieren, dass es zu hohem Fieber, Kopfschmerzen und einem Kreislaufschock oder sogar Organversagen kommen kann.
Es gibt die Theorie, dass das Risiko für TSS niedriger ist, wenn anstelle von Tampons eine Menstruationstasse verwendet wird: Denn das in der Tasse gesammelte Blut steht nicht in direktem Kontakt mit der Schleimhaut der Vagina, die besonders gut Stoffe aufnimmt. Doch es gibt nur zwei Studien, die diesen Vergleich getestet haben: mit gegensätzlichen Ergebnissen.
Hinzu kommt: Die Forschenden fanden zwar nur fünf Fälle, in denen die Nutzerin einer Menstruationstasse am toxischen Schocksyndrom erkrankte. Das bewerten sie als selten, aber: Derzeit gibt es keine Zahlen darüber, wie viele Frauen weltweit Menstruationstassen verwenden. Daher kann weder eine genaue Angabe über das TSS-Risiko gemacht werden noch darüber, ob nun Tampons oder Tassen ein geringeres Risiko für TSS mit sich bringen.
2. Einfluss auf die Spirale
In ihrer Übersichtsarbeit stellten die Forschenden fest: Tassen sitzen ähnlich gut wie Tampons. Manche Frauen, die eine Spirale tragen, fürchten, dass durch den leichten Unterdruck, den eine Menstruationstasse erzeugt, die Spirale verrutschen oder sogar herausgezogen werden könnte. Eine Studie, die vergleicht, wie groß dieses Risiko für Nutzerinnen von Tampons oder Menstruationstassen ist, zeigt: Hier gibt es keinen Unterschied zwischen Tampon und Tasse.
3. Schadstoffe
Über die Schleimhaut der Vagina werden besonders leicht Stoffe ins Blut aufgenommen. Umso erschreckender, dass 2007 die Zeitschrift Ökotest feststellte: Mehrere der untersuchten Tampons enthielten möglicherweise krebserregende Stoffe. Ein weiterer Test ergab 2018 deutlich bessere Ergebnisse: Nur in einem Tampon und in einer Menstruationstasse fanden sich Schadstoffe.
Man kann also derzeit davon ausgehen, dass Tampons und Menstruationstassen in der Regel keine Schadstoffe enthalten – jedenfalls nicht oberhalb der Grenzwerte, die für Lebensmittel gelten. In einem Fachartikel von 2014 wird kritisiert, dass diese Grenzwerte für Tampons und Menstruationstassen niedriger liegen sollten – eben weil sie stundenlang sehr dicht an der Vagina-Schleimhaut liegen.
Die Autorin des Artikels kritisiert: Zwar zeigten Studien an Labormodellen kein Problem mit den aktuellen Grenzwerten – doch es gebe keine Studien, bei denen direkt an Frauen überprüft wird, ob sich über Tampons und Co Schadstoffe im Körper ansammeln. Außerdem werde bisher zu wenig bedacht, dass auch über die Plastikverpackung von Tampons oder über Tampon-Applikatoren aus Plastik störende Stoffe in den Körper der Frau gelangen könnten.
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Und jetzt?
Über Frauengesundheit muss mehr geforscht werden!
Generell steht im Mittelpunkt der Medizin meistens der Mann: So wurden vor einigen Jahren Frauen mit einem Herzinfarkt im Durchschnitt später und schlechter behandelt. Der Grund: Sowohl bei Ärzt:innen als auch bei Laien war nicht bekannt, dass sich ein Herzinfarkt bei Frauen mit anderen Beschwerden bemerkbar macht als bei Männern.
Zu den Hygieneprodukten lässt sich daher lediglich sagen: Nach allem, was man derzeit weiß, sind Tampons und Menstruationstasse zwei gleichwertige, sichere Alternativen. Wichtig ist aber, egal ob Tampon oder Tasse:
- Vor und nach dem Einsetzen die Hände waschen, damit keine Keime in die Scheide gelangen.
- Sowohl Tampon als auch Tasse regelmäßig wechseln und nicht länger als 4-8 Stunden im Körper lassen.
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Bin Tubensterilisiert.Mens trotzdem.Dafür keine Hormone und sicherer GV ohne Folgen.Ist doch super.