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Zu viel Sonne?
Wie Hautkrebs entsteht und wie gut die Früherkennung ist
Sonnenlicht tut uns gut. Aber es kann auch Hautzellen schädigen. Im Vergleich zu anderen Krebsarten ist Hautkrebs zwar selten und selten tödlich. Doch die Zahlen steigen.
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Gibt es mehr Hautkrebs als früher?
Die Erkrankungsrate hatte sich damals schon im Vergleich zu den 1980er Jahren laut RKI mehr als verdreifacht. Fachleute rechnen bis 2030 mit einem Anstieg der Häufigkeit und auch der Sterberate. Der Grund: Die Menschen werden immer älter, und wer jetzt im mittleren Lebensalter steht, hat in Kindheit und Jugend noch hohe Mengen an UV-Licht abbekommen.
Aber auch die Früherkennung selbst spielt eine Rolle, die 2008 als Screening neu strukturiert wurde, denn sie führt zu einem deutlichen Anstieg der Diagnosen. Experten vom Netzwerk Evidenzbasierte Medizin kritisierten schon 2015, dass es mit der Einführung des Screenings „zu einer erheblichen Zunahme an Hautkrebsdiagnosen und operativen diagnostischen und therapeutischen Eingriffen gekommen" sei. Das deute auf "eine erhebliche Rate an Überdiagnosen und Übertherapien hin". Das heißt: Es werden offenbar viele Hautveränderungen als Krebs diagnostiziert und behandelt, die mit großer Wahrscheinlichkeit niemals Symptome verursacht hätten.
Gleichzeitig hat die Früherkennung nicht bewirkt, dass weniger Menschen an Hautkrebs sterben. Beim hellen Hautkrebs gibt es so präzise Zahlen nicht, da die Fälle in Deutschland nicht flächendeckend erfasst werden. Orientiert man sich an den Angaben einiger Krebsregister, kommen Expert:innen auf bis zu 180.000 Neuerkrankungen pro Jahr für invasive Formen des hellen Hautkrebses. Mit rund 80 Prozent macht der Basalzellkrebs die häufigste Form aus, etwa 20 Prozent entfallen auf den Stachelzellkrebs (Plattenepithelkarzinom).
Somit ergibt sich eine Gesamtzahl von rund 200.000 Hautkrebs-Neuerkrankungen pro Jahr. Damit ist Hautkrebs mit seinen drei Ausprägungen die häufigste Krebserkrankung in Deutschland. Die Techniker Krankenkasse präsentierte in ihrem Hautkrebsreport 2019 sogar eine Hochrechnung auf gut 270.000 Neuerkrankungen – zusammengesetzt aus gut 37.000 Fällen von schwarzem Hautkrebs und rund 143.000 Basalzellkarzinomen sowie knapp 92.000 Neudiagnosen von Stachelzellkrebs.
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Drei Formen von Hautkrebs
Der Basalzellkrebs geht aus den Basalzellen der Epidermis hervor und ist der weltweit häufigste Hautkrebs. Er wächst sehr langsam und ist wegen seiner meist hautfarbenen Oberfläche am ehesten als kleine Verhärtung zu erkennen. Dieser Krebs kann benachbartes Gewebe zerstören, bleibt aber meist auf seinen Ursprungsort beschränkt. Das Basalzellkarzinom entwickelt sich vor allem auf sogenannten „Sonnenterrassen“, also Körperregionen, die besonders stark der Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Es wird vermutlich durch vereinzelte intensive Sonnenbestrahlung und Sonnenbrände begünstigt.
Der Stachelzellkrebs (Plattenepithelkarzinom) entwickelt sich aus zunächst harmlosen Hautveränderungen (aktinische Keratosen), meist scharf begrenzte, schwach rötliche und schuppende Erhebungen. An solchen Stellen kann sich, auch nach Jahren, ein Plattenepithelkarzinom in Form eines Knotens bilden. Diese Knoten wachsen rasch und können im Zentrum aufbrechen und nässen. Aktinische Keratosen treten ebenfalls auf den sogenannten Sonnenterrassen auf. Als Risikofaktor gilt jedoch vor allem die Dauer der Sonnenstunden, denen man insgesamt ausgesetzt ist.
Artikel Abschnitt: Wie entsteht Hautkrebs?
Wie entsteht Hautkrebs?
Durch intensive und dauerhafte UV-Strahlung können geschädigte Zellen zurückbleiben, aus denen über mehrere Jahrzehnte Hautkrebs entstehen kann. Wenn die Zellen außer Kontrolle geraten und sich ungebremst teilen, bilden sich Wucherungen. Oft bleibt es bei klar begrenzten Stellen. Erst wenn diese von der Oberhaut in die Lederhaut eindringen, spricht man von einem invasiven Krebs. Gelangen einzelne Krebszellen in die Blutbahn und setzen sich in anderen Organen fest, spricht man von einem metastasierten Tumor.
Nach Meinung der zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehörenden International Agency for Research on Cancer (IARC) ist UV-Strahlung der bedeutendste Risikofaktor für die Entstehung von Hautkrebs, auch wenn dabei noch nicht alle Einzelheiten geklärt sind. In den meisten malignen Melanomen (schwarzer Hautkrebs) treten Erbgutschäden auf, die typischerweise von UV-Strahlung verursacht werden.
Artikel Abschnitt: Ab wie vielen Sonnenbränden steigt das Risiko für Hautkrebs?
Ab wie vielen Sonnenbränden steigt das Risiko für Hautkrebs?
Die beiden Formen des hellen Hautkrebses, der Basalzell- und der Stachelzellkrebs, entstehen vorwiegend dort, wo besonders viel Sonne ankommt: auf den sogenannten Sonnenterrassen wie Nase, Kopfhaut, Ohren, Nacken oder Fußrücken – ein Beleg für die krebserregende Wirkung der UV-Strahlen. Menschen mit heller Haut haben ein höhreres Risiko. Der Stachelzellkrebs, auch Plattenepithelkarzinom genannt, entsteht aus Vorstufen, sogenannten aktinischen Keratosen. Etwa aus jeder zehnten aktinischen Keratose wird tatsächlich ein Plattenepithelkarzinom. Das Risiko ist umso größer, je mehr Sonnenstunden die Haut im Laufe des Lebens ansammelt.
Beim schwarzen Hautkrebs besteht offenbar ein Zusammenhang zwischen schweren Sonnenbränden und der Anzahl gutartiger Leberflecken. Bei Menschen, die viele Sonnenbrände in der Kindheit hatten, kann sich dieses Risiko in etwa verdoppeln.
Artikel Abschnitt: Ist das Risiko auf Sonnenbänken noch höher?
Ist das Risiko auf Sonnenbänken noch höher?
Für Minderjährige sind Solarien in Deutschland verboten. Auch in anderen Ländern wird von Solarienbesuchen abgeraten. Die International Agency for Research in Cancer der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2009 die in Solarien verwendete UV-Strahlung (wie auch die natürliche) als potenziell krebserregend eingestuft. Da sowohl UV-A- als auch UV-B-Strahlung Hautkrebs verursachen können, kann ein Solarium ebenso wie die echte Sonne Hautkrebs verursachen.
Wer sich regelmäßig „künstlich“ bräunt, kann das Erbgut einzelner Hautzellen intensiv schädigen, auch ohne Sonnenbrand. Vor allem war früher die Bestrahlungsstärke vieler Solarien deutlich zu hoch. Seit 2012 ist die maximale UV-Dosis für die Geräte gesetzlich beschränkt.
Artikel Abschnitt: Wie gut ist die Hautkrebs-Früherkennung?
Wie gut ist die Hautkrebs-Früherkennung?
Zwar dürfen seit 2008 nur noch Hautärzte und Hausärzte mit besonderer Qualifikation die Untersuchung mit den gesetzlichen Krankenkassen abrechnen. Aber ob dieses so genannte Hautkrebs-Screening Menschen vor dem Tod durch Hautkrebs bewahren kann, ist bislang unklar. Das Deutsche Netzwerk evidenzbasierte Medizin (DNEbM) kritisierte 2015, dass auch sieben Jahre nach der Einführung des Screenings ein Nutzen nicht belegt sei.
Alle zwei Jahre kann jeder, der mindestens 35 Jahre alt und bei einer gesetzlichen Krankenkasse versichert ist, diese Untersuchung in Anspruch nehmen. Die gesamte Haut wird nach verdächtigen Stellen abgesucht, auch im Intimbereich und unter den Füßen. Man muss sich also komplett ausziehen. Die Ärztin oder der Arzt sollte nach Hautkrebs in der Familie fragen und nach dem eigenen Umgang mit Sonne und Solarium. Gesucht wird nach den drei wichtigsten Hautkrebsarten: dem schwarzen Hautkrebs (malignes Melanom) und den beiden häufigsten Formen des weißen Hautkrebses, dem Basalzellkrebs und dem Stachelzellkrebs (Plattenepithelkarzinom).
Verdächtige Stellen werden herausgeschnitten und im Labor untersucht. Stellt sich heraus, dass die Stelle harmlos war, spricht man von einem Fehlalarm. Auf einen bestätigten Hautkrebsverdacht kommen drei bis 180 Fehlalarme. Da es also mehr Fehlalarme als korrekte Diagnosen gibt, bestätigt sich ein verdächtiger Befund später meist nicht. Allerdings liegt das Risiko, überhaupt jemals im Leben am malignen Melanom zu erkranken, bei nur zwei Prozent. Diese Hautkrebsform ist für rund ein Prozent aller Krebstodesfälle verantwortlich.
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