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Geburt –
mit Kaiserschnitt oder ganz natürlich?
mit Kaiserschnitt oder ganz natürlich?
Beim Thema Geburt wird es manchmal fast ideologisch. Ist eine Spontangeburt das einzig Wahre? Oder doch eher der Wunschkaiserschnitt?
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Kaiserschnitte und andere Interventionen nehmen zu
In Deutschland werden im Jahr mehr als 700.000 Kinder geboren. Die meisten davon im Kreißsaal. Auch dort können Kinder auf natürlichem Wege, also ohne medizinische Eingriffe, auf die Welt kommen. Die Realität sieht allerdings anders aus. Heute gibt es mehr als doppelt so viele Kaiserschnitte wie vor 30 Jahren. Auch andere Interventionen nehmen zu. Gleichzeitig gibt es einen gegenläufigen Trend: Frauen, die ihr Baby rundum natürlich oder sogar auf sich allein gestellt zur Welt bringen wollen.
Wann sind Interventionen notwendig?
Wenn es darum geht, in den natürlichen Ablauf einer Geburt einzugreifen, gibt es vor allem zwei Fragen: Wann ist eine Intervention nötig, um Mutter und Kind zu schützen? Und wann kann sie schaden? Antworten darauf geben unter anderem medizinische Leitlinien. Das sind wissenschaftliche geprüfte Empfehlungen der großen ärztlichen Fachgesellschaften, die regelmäßig auf den aktuellen Stand gebracht werden.
Einleitungen und Kaiserschnitte
Zu den besonders häufig vorgenommenen Eingriffen gehören Einleitungen und Kaiserschnitte. 20 Prozent der Geburten werden künstlich eingeleitet – meistens, wenn der errechnete Geburtstermin überschritten wurde. Studien zeigen nämlich, dass das Risiko, dass das Baby stirbt, ab der 38. Schwangerschaftswoche steigt. Zwar gering, aber kontinuierlich. In den Leitlinien wird deshalb empfohlen, spätestens ab der 40. Woche engmaschig zu kontrollieren, ob es Mutter und Kind gut geht. Aber es hängt auch vom Gesundheitszustand der Mutter und von vielen anderen Faktoren ab, ob eingeleitet wird. Mit anderen Worten: Es gibt Ermessensspielräume.
Ein Kaiserschnitt kann Leben retten
Ein Kaiserschnitt ist dann medizinisch notwendig, wenn es Anzeichen dafür gibt, dass es Mutter oder Kind oder beiden nicht gut geht. Zum Beispiel, wenn das Herz des Babys nicht im richtigen Rhythmus schlägt oder wenn es Probleme mit der Sauerstoffversorgung gibt. Auch wenn die Nabelschnur vor dem Kind liegt, geht es nicht ohne Kaiserschnitt. Oft ist die Lage aber auch hier nicht so eindeutig. Dann muss individuell entschieden werden – zum Beispiel, wenn das Baby mit dem Po voran liegt oder bei Mehrlingsgeburten.
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Keine Geburt ist ohne Risiko
Ein Kind auf die Welt zu bringen, birgt immer ein gewisses Risiko. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Mutter einen Kaiserschnitt nicht überlebt, ist allerdings dreimal höher als bei einer natürlichen Geburt – wenn auch insgesamt sehr gering. Besonders kritisch sind Notkaiserschnitte. Auch für die Kinder kann ein Kaiserschnitt Folgen haben. Sie haben zum Beispiel direkt nach der Geburt häufiger Atemprobleme und sind später öfter übergewichtig. Deshalb empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe in ihren Leitlinien, dass höchstens 15 Prozent aller Geburten mit einem Kaiserschnitt enden sollten.
Stress im Kreißsaal
Eine Geburt ist eine herausfordernde Situation. Gebärende sind deshalb darauf angewiesen, dass Ärzte und Ärztinnen gute Entscheidungen treffen. Die Statistik zeigt aber auch, dass viel häufiger eingegriffen wird, als medizinisch nötig wäre. Viele Frauen berichten außerdem von Grenzüberschreitungen im Kreißsaal. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat auch deshalb in ihren aktuellen Empfehlungen darauf hingewiesen, dass die Frauen und ihre individuellen Bedürfnisse bei der Geburt im Vordergrund stehen sollen.
Gut vorbereitet auf die Geburt
Auch wenn alles ganz anders kommen kann: Werdende Eltern, die sich vorher informieren und gemeinsam überlegen, was ihnen bei der Geburt wichtig ist, tun sich sowie Geburtshelfern und Geburtshelferinnen einen großen Gefallen. Dabei hilft ein Geburtsplan. Darin kann man schriftlich festhalten, ob beispielsweise Schmerzmittel gegeben werden sollen oder in welcher Position die Geburt stattfinden soll. Aber das Wichtigste ist: Jede Mutter sollte darüber entscheiden dürfen, wie sie ihr Kind auf die Welt bringen möchte. Und: Sie sollte sich dafür nicht rechtfertigen müssen – ganz gleich, ob sie sich einen Kaiserschnitt wünscht oder eine Hausgeburt.
DIE MACHER:INNEN
Christiane Tovar ist Wissenschaftsjournalistin. Sie macht Podcasts und Radio für Quarks und berichtet besonders gern über Medizin, Ernährung, Nachhaltigkeit und Psychologie.
Sebastian Sonntag ist leidenschaftlicher Radiomoderator und Quarks-Daily-Host.
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