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Quarks Daily Spezial
Erfolg und Macht – Wie verändert uns der Job?
Lebensereignisse können unsere Persönlichkeitsstruktur verändern. Dazu gehört auch unser Job - der prägt mehr als bislang angenommen. Vor allem, wenn wir Verantwortung und damit auch Macht bekommen.
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Was ist der Unterschied zwischen Charakter und Persönlichkeit?
Als Charaktereigenschaften betrachtet man in der Persönlichkeitspsychologie die Eigenschaften im Verhalten eines Menschen, die man von außen erkennen kann und über die man sich zum Großteil auch selbst bewusst ist – zum Beispiel Freundlichkeit, Disziplin oder Sorgfalt. Als Persönlichkeit bezeichnet man währenddessen ein Muster aus Denken, Fühlen und Verhalten, das mit vielen unbewussten Faktoren einhergeht.
In der Persönlichkeitspsychologie gibt es in diesem Zusammenhang den Begriff der sogenannten "Big Five": Fünf Eigenschaften, aus denen sich die menschliche Persönlichkeit zusammensetzt. Das sind: Extraversion – also unsere Neigung zur Geselligkeit, Offenheit für Erfahrungen, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Neurotizismus — die emotionale Stabilität und Labilität.
Wie werden Persönlichkeitsmerkmale gemessen?
Eine Übersicht zu den Tendenzen einer Person innerhalb der "Big Five" wird mithilfe von Frage-Tests erstellt. Der Originaltest aus den 1980er Jahren von den US-amerikanischen Psychologen Paul Costa und Robert McCrae – von ihnen stammt auch die Bezeichnung "Big Five" – besteht aus 60 Fragen, also 12 Fragen pro Merkmal.
Bei dem Fragebogen bekommt man mehrere Aussagen präsentiert und kreuzt dabei die Zustimmung auf einer Skala von "stimme überhaupt nicht zu" bis "stimme komplett zu" an. Insgesamt gibt es dabei fünf Abstufungen, man kann also auch nur teilweise zustimmen oder sich neutral verhalten. Diese Art der Fragebogengestaltung wird in der Psychologie übrigens Likert-Skala genannt.
Das Ergebnis eines solchen Tests bietet erstmal ein Überblick der Tendenzen, wie man sich in bestimmten Situationen verhält.
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Hat der Job Einfluss auf unsere Persönlichkeit?
Laut einer Studie von Jule Specht und Eva Asselmann von der Humboldt-Universität in Berlin aus dem Jahr 2021 wirkt sich der Berufseintritt vor allem auf die Merkmale Gewissenhaftigkeit und Extraversion aus.
Gewissenhaftigkeit beschreibt ein Verantwortungsgefühl, während Extraversion beschreibt, wie gesellig wir uns zeigen. Und bei Personen, die gerade mit ihrem ersten Job angefangen hatten, war die Gewissenhaftigkeit laut Studie im ersten Jahr des Arbeitslebens höher als in allen anderen Jahren. Die Extraversion, also Geselligkeit, war im und nach dem ersten Jahr im Beruf höher als davor und die Verträglichkeit nahm in den drei Jahren nach dem Eintritt ins Berufsleben langsam zu.
Welche Persönlichkeitseigenschaften können durch beruflichen Erfolg und beruflich bedingte Macht verändert werden?
Für eine repräsentative Studie aus dem Jahr 2021 von den Universitäten Bern und Gent wurden rund 4.700 berufstätige Erwachsenen über einen Zeitraum von acht Jahren dreimal zu Berufserfolg und Persönlichkeit befragt. Die Analysen der Studie zeigten, dass beruflich erfolgreichere Personen, die durch ihren Erfolg auch über mehr Macht verfügten, über die Zeit emotional stabiler und offener für Erfahrungen, aber gleichzeitig weniger extravertiert wurden.
Beruflicher Erfolg ging also mit einer emotionalen Entspanntheit einher, aber auch mit weniger geselligem Verhalten und mehr Distanz im sozialen Miteinander. Und dass der "moralische Kompass" auch in einer Art Wechselwirkung zu beruflicher Macht stehen kann, das zeigte eine Studie von der Universität Toronto aus dem Jahr 2012: Darin berichteten Berufstätige über ein höheres Maß an Fehlverhalten am Arbeitsplatz – also beispielsweise früheres Stempeln oder längere als die erlaubten Pausen - vor allem dann, wenn sie mehr Macht hatten. Menschen, die grundsätzlich aber großen Wert auf moralisches Handeln legten, neigten weniger zu Fehlverhalten am Arbeitsplatz, selbst wenn sie Macht hatten.
Wie kann man sich davor schützen, den inneren moralischen Kompass zu verlieren?
Die Persönlichkeitspsychologin und Professorin Wiebke Bleidorn, die an der Universität Zürich forscht, rät zur kritischen Selbstreflexion in Bezug auf die eigenen moralischen Standards und das eigene Selbstbild. Außerdem seien ehrliche Gespräche mit engen Bezugspersonen sehr hilfreich, um den eigenen moralischen Kompass im Blick zu behalten: "Da lernt man sehr viel über seine Blindspots, wenn man sagt: Wir gehen hier jetzt mal aufs Beobachtungsdeck und sagen uns alles ganz ehrlich, ohne das zu bewerten."
Diese Rückmeldungen können helfen, negative Veränderungen im eigenen Verhalten zu erkennen und darauf zu reagieren. Vor allem sogenannte "blind spots", die wir selbst in Bezug auf unser eigenes Verhalten nicht wahrnehmen, können durch solche Gespräche sichtbar – und damit möglicherweise auch veränderbar – werden.
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