Spenderorgane - Herzen und Nieren verzweifelt gesucht - Quarks Daily Spezial

Leben auf der Warteliste

Im Laufe eines Jahres werden in Deutschland etwa 600 Spendernieren verpflanzt. Aber mehr als 6000 Menschen brauchen ein neues Organ. Sie überleben zwar dank Dialyse, aber ihr Gesundheitszustand verschlechtert sich von Jahr zu Jahr. Die meisten warten vergeblich. Bei Herzen, Lebern und anderen Organen sieht es nicht besser aus.

Angst vor dem Hirntod

Die Bereitschaft zur Organspende stagniert seit Jahren auf niedrigem Niveau. Bei Umfragen erklären sich nur etwa 40 Prozent der Deutschen zur Organspende bereit. Viele möchten sich nicht mit dem Thema auseinandersetzen oder befürchten, dass bei der vor einer Organentnahme vorgeschriebenen Überprüfung des Hirntods etwas falsch laufen könnte. Oft müssen dann die Angehörigen eines Unfallopfers innerhalb kurzer Zeit entscheiden, ob sie die Organe eines soeben gestorbenen, geliebten Menschen zur Transplantation freigegeben wollen. Die Entscheidung fällt ihnen nicht leicht. Die meisten entscheiden sich dagegen.

Schweine als Organspender

Um dem wachsenden Organmangel zu begegnen, versuchen Ärzt:innen und Wissenschaftler:innen, Organe aus Tieren in Menschen zu verpflanzen (Xenotransplantation). Trotz zahlreicher Rückschläge haben sie nicht aufgegeben. Ein Team aus München konnte bestimmte Schweine genetisch so verändern, dass das menschliche Immunsystem die Schweineherzen nicht abstößt. Die Schweine wachsen in einem Spezialstall heran. Ihre Organe werden zu Versuchszwecken in Paviane eingepflanzt. Die Tiere überleben mit den Schweineorganen inzwischen länger als ein halbes Jahr. 2025 sollen erstmals Menschen Schweineherzen aus München erhalten.

Erste Herztransplantation vom Schwein in den USA

Am 7. Januar 2022 erhielt in den USA erstmals ein Mensch ein Schweineherz. Das Organ wurde nicht vom Immunsystem des Empfängers, David Bennett, abgestoßen. Die Ärzt:innen zeigten sich zufrieden und sprachen von einer gelungenen Operation. Dennoch verstarb der Patient nach 20 Tagen. Später wurden Viren im transplantierten Schweineherz entdeckt. Ob diese Viren für den Tod des Patienten verantwortlich waren, blieb ungeklärt. Eine Fortsetzung der Versuche ist geplant.

Organe aus Drucker oder Labor

Viele Hoffnungen richten sich seit Jahrzehnten auf die Organzüchtung im Labor. Stammzellforschenden ist es gelungen, kleine Organoide aus Darm- oder Gehirngewebe zu züchten. Die Miniorgane zeigen typische Eigenschaften der Organe und dienen der Forschung oder der Entwicklung von Medikamenten. Große Organe, die zur Transplantation geeignet wären, wachsen bisher nicht in den Laboren. Andere Forschungsteams arbeiten an Verfahren, bei denen knorpelähnliche Gerüste oder sogar lebende Gewebe mit einem 3-D-Drucker hergestellt werden. Viele Forschungsinstitute und Start-up-Unternehmen versprechen einen baldigen Durchbruch. Als Organersatz kommen gedruckte Organe bisher jedoch nicht infrage.