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Lachen – Krampf oder Kunst?
Lachen und Humor wissenschaftlich erforschen? Das galt lange als abwegige Idee. Mittlerweile wissen Psycholog:innen und Neurowissenschaftler:innen, was Witz und Komik für Körper und Sozialleben bedeuten.
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Vom Reflex zum Kontrollverlust
Einmal ausgelöst, kann ein Lachkrampft skurrile Formen annehmen: tränende Augen, schmerzende Bauchmuskeln, seltsame Lachlaute oder sogar der ein oder andere Tropfen in der Hose. Herzhaftes Lachen kann dazu führen, dass wir jegliche Kontrolle verlieren.
Was dabei im Körper passiert, verstehen Forschende immer besser. Der Lachreflex lässt Gesichts- und Bauchmuskeln kontrahieren und kurbelt das Herz-Kreislauf-System an. Der Blutdruck steigt, die Atmung wird schneller und tiefer. Die Lunge nimmt dabei etwa dreimal so viel Sauerstoff auf wie im Normalzustand. Organe und Hirn werden besser versorgt. Die darauffolgende Entspannung senkt den Stresspegel und setzt Glückshormone frei. Kurz gesagt: Biochemisch und physiologisch ist Lachen eine Anspannung mit darauffolgender Entspannung, deswegen tut es uns so gut.
Lachen stärkt den Clan
Lachen scheint genug Vorteile für den Menschen gehabt zu haben, dass es sich evolutionär durchgesetzt hat. Warum wir lachen, lässt sich zwar nicht final beantworten. Doch es gibt durchaus plausible Theorien. "Lachen hat immer schon die Funktion gehabt, zwischen Menschen Beziehungen herzustellen und zu signalisieren, wer zu meinem Clan gehört und wem ich vertraue“, sagt Eva Ullmann, Leiterin des Deutschen Humorinstituts. "Und in einer Situation mit einem Fremden zu signalisieren, ich bin jetzt nicht auf Krawall gebürstet, nicht auf Kampf aus.“
Das gilt auch heute noch: Lächeln kann der erste Schritt zu einer Freundschaft sein. Wer miteinander lacht, fühlt sich verbunden.
Das Prinzip des Mitlachens
Eine Person in der Runde fängt an zu lachen und steckt die anderen an. Fachleute bezeichnen dieses Phänomen als reziproken Effekt. Mitverantwortlich dafür sind spezielle Nervenzellen, die sogenannten Spiegelneuronen. Sie sorgen dafür, dass wir Gefühle und Verhalten unseres Gegenübers nachempfinden können und intuitiv nachmachen.
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Lachen als Antistressmittel
Zahlreiche Studien zeigen, dass Lachen Stress reduzieren und angestaute Emotionen lösen kann. Forschende konnten messen, dass in der Entspannungsphase nach einem Lachanfall die Stresshormone Cortisol und Adrenalin im Körper signifikant abnehmen, gleichzeitig nimmt die Zahl der Endorphine, also der Glückshormone, zu.
Wegen dieser Wirkung werden Lachtherapien oder Lachyoga mittlerweile auch in der Behandlung von Depressionen und anderen seelischen Belastungen eingesetzt.
Humor erleichtert Schicksalsschläge
Humor kann die körperliche und geistige Widerstandskraft stärken und in schwierigen Situationen helfen, mit Schicksalsschlägen umzugehen. "Es ist sehr lohnenswert, die Perspektive schnell wechseln zu können. Von einer ernsten Stimmung in eine lustige zu gehen und dadurch Situationen leichter zu machen“, erklärt Eva Ullmann. Und meint, das gelte sowohl bei kleinen Sachen, wenn man blöd angemacht wird, als auch bei größeren Schicksalsschlägen wie Trennungen, wenn man seinen Job verliert, wenn jemand stirbt, der einem nahesteht. Dann kann ein humorvoller Umgang ungemein helfen.
Eine Studie der American Psychological Association kommt beispielsweise zu dem Ergebnis, dass Memes – also diese lustigen Fotos mit lustiger Bildunterschrift – dazu führen, dass Menschen die Pandemie hoffnungsvoller wahrnehmen. Durch die lustigen Corona-Memes haben die Teilnehmer:innen Distanz zur Situation bekommen und sie als leichter empfunden.
Wie man Lachen trainieren kann
Klar ist: Nicht für jede oder jeden ist Humor eine passende Umgangsform. Viele Menschen kommen auch ohne gut zurecht. Doch wer seine Lachmuskeln und Scherzerei wieder mehr aktivieren möchte, kann das mit etwas Training erreichen.
Es gibt verschiedene Herangehensweisen, wie zum Beispiel:
- Lustiges konsumieren
- Witze/Sprüche merken und weitererzählen
- Situationen im Alltag humorvoll umdeuten
- Lachyoga
Wichtig ist, dass man sich daran orientiert, was man wirklich lustig findet. Egal ob klassische Witze, Videos im Internet, Comedians, Erlebnisse mit Freunden oder lustige Filme.
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