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Self-Care – nur hip oder auch wissenschaftlich belastbar?
Ein heißes Bad, gemütliche Klamotten, Waldspaziergang – das sind Tipps, die im Netz unter dem Schlagwort "Self-Care“ zu finden sind. Aber ist das bloß Lifestyle oder können wir uns so mental stärken und stabil bleiben?
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Jede Menge Stress
Pandemie, Klimawandel, Inflation und Krieg. Im Moment dominieren schlechte Nachrichten und sie haben auch direkten Einfluss auf unser eigenes Leben: Kosten steigen, Löhne sinken und viele kommen auf der Arbeit an ihre Leistungsgrenzen. Bei einem Leben, das immer schneller und anstrengender wird, muss man zwischendurch mal innehalten und Wege finden, um Energie zu sammeln.
Self-Care soll es richten
Kein Wunder also, dass ein Schlagwort im Internet die große Runde macht: Self-Care. Oder auf Deutsch: Selbstfürsorge. Aber was genau ist das?
Wenn man den Begriff in eine Suchmaschine eingibt, dann raten einem viele Seiten: heißes Bad nehmen, Spaziergänge machen, Kuschelpulli anziehen. Das soll dabei helfen, die eigene Energie aufzuladen. Das klingt stark nach Produktwerbung getarnt als Lifestyle-Tipps. Doch es gibt tatsächlich psychologische Forschung zum Thema Self-Care. Und da wird das Thema plötzlich viel größer als Wellness und Entspannung.
Wie man Depressionen verhindert
Die klassische Psychopathologie hat sich lange Zeit auf die Frage konzentriert, was in unserem Kopf passiert, wenn wir psychisch erkranken. Außerdem hat sie nach Behandlungsmethoden gesucht. Seit den 1970ern hat aber eine andere Methode immer mehr Schwung bekommen: die Salutogenese. Ausgehend von den Arbeiten des amerikanisch-israelischen Soziologen Aaron Antonovsky. Die Salutogenese fragt nicht danach, wie Depressionen oder Burn-outs behandelt werden können, sondern wie man sie verhindert. Dabei spielen Begriffe wie Achtsamkeit, Selbstempathie und Selbstfürsorge eine wichtige Rolle: Wenn wir sie richtig anwenden, sollen sie uns dabei helfen, unsere Resilienz zu steigern. Womit wir beim nächsten Zauberwort wären.
Resilienz – die mentale Widerstandsfähigkeit
Wie wir mit Stress und großen Belastungen umgehen, hängt auch von unserer Resilienz ab. Resilienz bedeutet so viel wie Anpassungsfähigkeit oder auch Widerstandsfähigkeit. Forschung dazu gibt es seit den 1950er-Jahren, aber vor allem ein Buch aus den 70ern hat sie populär gemacht: Die Kinder von Kauai. Die Langzeitstudie der deutsch-amerikanischen Entwicklungspsychologin Emmy Werner begleitete auf der hawaiianischen Insel Kauai 698 Kinder, die entweder in ärmlichen Verhältnissen lebten oder unter Spätfolgen von Geburtskomplikationen litten.
Ein Ergebnis der Studie: Trotz der widrigen Umstände entwickelte sich ein Drittel der Kinder zu kompetenten Erwachsenen. Ihre Stärke schien eine mentale Anpassungsfähigkeit und ein Gefühl für die eigene Effektivität zu sein, das sie sich mithilfe ihrer Eltern und anderer Erziehungspersonen angeeignet hatten.
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Deutschlands erstes Institut für Resilienzforschung
In Mainz gibt es seit 2020 das Leibniz-Institut für Resilienzforschung, kurz LIR. Hervorgegangen ist es aus dem Deutschen Resilienz-Zentrum der Johannes-Gutenberg-Universität. Dort forscht man nicht nur an den Wirkungsmechanismen von Achtsamkeit, Selbstempathie und Selbstfürsorge, sondern auch an Methoden, die wir alle in unserem Alltag anwenden können, um unsere mentale Gesundheit zu stärken. Denn so wie eine ausgewogene Ernährung und Sport gut für unseren Körper sind, kann Self-Care gut für unseren Geist sein. Bloß gibt es nicht die eine Methode, die zu jedem und jeder passt.
Heißes Bad und Yoga oder doch eher Party und laute Musik?
Es ist etwas dran am Phänomen Self-Care, sagen die Expert:innen am LIR. Bloß muss es sich dabei nicht zwangsläufig um das heiße Bad oder eine Stunde Yoga handeln. Stattdessen sollten wir tun, was auch immer uns gut tut. Das kann eine Wanderung durch den Wald sein, aber genauso gut eine Party mit Freund:innen, wenn das eher unsere Batterien auflädt.
Viel wichtiger ist: Wir müssen für uns selbst herausfinden, was uns guttut und was nicht. Deswegen spielen Achtsamkeit und Meditationsmethoden eine wichtige Rolle im Ansatz des LIR. Selbstfürsorge bedeutet auch zu lernen, innezuhalten, in sich hineinzuhören und die eigene Gemütslage kennenzulernen. Und im Zweifelsfall auch nein zu sagen, wenn uns etwas zu viel wird oder wir Zeit für uns brauchen. Nicht nur gegenüber Freund:innen und der Familie, sondern auch gegenüber Kollegen oder der Chefin.
Self-Care bedeutet auch, Konflikte auszutragen
Es ist etwas dran am Self-Care-Ansatz. Und reine Lifestyle-Tipps zum Thema greifen zu kurz. Dort geht es in der Regel nämlich nur um das Rundum-Wohlfühlprogramm in den eigenen vier Wänden. Allerdings sollte Selbstfürsorge nicht bedeuten, dass nur noch jeder und jede Einzelne als Individuum für das eigene Wohlbefinden verantwortlich ist. Auch Arbeitgeber:innen und die Gesellschaft als Ganzes sollten den Self-Care-Ansatz mittragen, fordern die Expert:innen in Mainz. Dann könne Self-Care nämlich mehr sein als nur Schaum im Lifestyle-Bad, sondern ein umfassender Ansatz für ein besseres Zusammenleben.
Die Macher:innen
Felix Schledde ist als freischaffender Journalist für Quarks unterwegs. In Zukunft will er nicht nur selbstständig, sondern auch häufiger selbstfürsorglich sein.
Sebastian Sonntag ist leidenschaftlicher Radiomoderator und Quarks-Daily-Host
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Heißes Bad? Pfui, überhaupt daran zu denken. Kostet viel zu viel Energie und ist damit komplett unsolidarisch. Außerdem hat sich das „Self“ bitte den staatlichen Zielen unterzuordnen. Heutzutage ist das Individium ohnehin nur noch ein reiner CO2-Produzent. Und je mehr dieses an sich selbst denkt, umso schlimmer.
Beim Verfassen dieses Artikels hätte der Autor wohl besser selbst noch einmal kurz innegehalten. Bitte nochmal auf Kommasetzung überprüfen, diese kommt hier wirklich sehr zu kurz.
Danke für den Hinweis.
Wer bitte sollen „Expert:innen“ sein? Dieses Wort kennt die deutsche Sprache nicht. Es diskriminiert im Übrigen das männliche Geschlecht. Der männliche Plural von Experte ist „Experten“. Sofern also Gendersprache genutzt wird, sollte doch bitte in aller Höflichkeit auf diskiminierungsfreie Varianten wie „Experten und Expert:innen“ zurückgegriffen werden. Insbesondere gilt dies im… Weiterlesen »
In diesem Video geht es ums Gendern https://www.youtube.com/watch?v=to9lbR8JvyM
Menschen wie du sind unglaublich nervtötend. Informiere dich gefälligst zum Thema gendern, Wandel der Sprache & ECHTER Diskriminierung. Dein Vorschlag „Experten und Expert:innen“ macht zudem null Sinn, also lass es doch einfach sein.
Ja, kann die Inhalte nur bestätigen. Ich bin gerade mitten drin im Lernprozess zu mehr „Self-Care“.
Zeit für sich selbst nehmen, ist immer gut und braucht keine „Buzz Wörter“ und Industrie die dieses ausschlägt. Sondern einfach nur ein gutes Gefühl dafür, wann an der Zeit ist, mal ein wenig was anderes zu tun!