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Quarks Daily Spezial
Digital Detox – Pause von Social Media und Co.?
Soziale Medien können uns im Alltag nutzen, aber auch schaden. Wie genau, das merken wir, wenn wir eine Pause machen.
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Wir verbringen viel Zeit im Netz
Videos schauen, Artikel lesen, liken, posten und teilen gehört bei zwei Dritteln der Jüngeren zum Alltag. Menschen zwischen 14 und 29 Jahren nutzen in Deutschland täglich 4,5 Stunden das Internet. Die Nutzungsdauer sinkt zwar mit dem Lebensalter, aber Menschen zwischen 30 und 49 surfen täglich immerhin drei Stunden im Netz. Versuche zeigen, dass der Verzicht aufs Smartphone oder das gewohnte Netzwerk zu Entzugserscheinungen führen kann. Vielen fällt es schwer, eine bewusste Pause länger als ein paar Stunden durchzuhalten.
Wer zu viel Zeit im Netz verbringt, lebt ungesund
Schon im Alltag kann die Social-Media-Nutzung ein Problem für unsere Gesundheit werden. Ein Versuch in Texas hat gezeigt, dass Studierende, die eine Woche lang auf Facebook verzichten, in dieser Zeit öfter Sport getrieben und sich gesünder ernährt haben. Sie verbrachten mehr Zeit mit Lernen, Entspannen und mit ihren Freund:innen.
Forschende auf der ganzen Welt untersuchen, ob Social-Media-Nutzung krank machen kann. Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass ein Prozent der Gesamtbevölkerung die Kriterien einer Onlinesucht erfüllt. Studien zeigen Zusammenhänge zu depressiven Gefühlen, aber auch zu Magersucht bei Menschen, die soziale Medien nutzen. Doch so weit kommt es nur bei wenigen. In solchen Fällen brauchen Betroffene ärztliche Hilfe.
Auf Instagram sehen viele Jugendliche Bilder, die perfekt wirken. Aussehen und auch Ernährung sind ein Thema, dem sie auf Instagram immer wieder begegnen. Studien untersuchen, ob die Nutzung des Netzwerks oder anderer Plattformen bestehende Essstörungen wie Magersucht verstärken kann.
Auch Nutzende von Facebook können depressive Symptome entwickeln. Seit die frühere Facebook-Mitarbeiterin Frances Haugen interne Papiere des Konzerns veröffentlicht hat, aus denen aus ihrer Sicht hervorgeht, dass die Nutzung von Instagram Teenagern schadet, wird intensiv über die Wirkung des Netzwerkes diskutiert. Allerdings zeigt sich in Studien auch, dass viele junge Menschen das Netzwerk nutzen, ohne davon krank zu werden. Es kommt auf die persönliche Situation an, in der sich die Nutzenden befinden, und wie sie mit den Netzwerken und den konsumierten Inhalten umgehen.
Belohnungen steuern unser Verhalten
Die Netzwerke enthalten verschiedene Elemente, die uns dazu motivieren, immer weiter online zu sein. Dazu gehört die Möglichkeit, uns mit anderen auszutauschen. Wir können uns über die Netzwerke aber auch messen und vergleichen, weil die Menge der Likes, Kommentare der Freunde und Follower angezeigt werden. Auch die Sammelleidenschaft wird durch die Netzwerke bedient. Wir können unendlich weiterscrollen. Es fällt uns schwer, die App zu verlassen, weil immer wieder neue Videos starten oder neue Bilder zu sehen sind.
Wenn wir selbst Inhalte veröffentlichen, kommt bei TikTok und Co ein weiteres Element hinzu. Dann handeln wir nach den Regeln des Belohnungslernens. Je mehr Zustimmung wir virtuell bekommen, desto schneller posten wir wieder. Das führt dazu, dass wir mehr Zeit auf den Plattformen verbringen.
Auf MRT-Aufnahmen ist zu sehen, wie die Hirnregion, die für Belohnungen zuständig ist, aktiviert wird, wenn wir soziale Netzwerke nutzen. Besonders aktiv ist sie, wenn unsere Beiträge geliked werden. Wer nicht selbst postet, kann diese positiven Gefühle durch die Belohnung nicht erleben. Das Forschungsteam hält die populäre Darstellung von Social Media als sogenannte Skinner Box für den modernen Menschen für glaubwürdig. Eine Skinner-Box nutzen Verhaltensforschende, um zu zeigen, dass Ratten oder andere Tiere durch Belohnung lernen. Drückt das Tier einen Hebel in der Box, erhält es Futter. Das erwünschte Verhalten wird durch das Belohnungslernen immer wieder ausgelöst. Die Ratte drückt also immer wieder auf den Hebel. Menschen posten immer mehr, je mehr Likes sie für ihre Postings bekommen.
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Ein Verzicht auf die Netzwerke ist nicht leicht
Viele Menschen, die bewusst auf die Apps der sozialen Netzwerke verzichten, spüren in den ersten 24 Stunden des Verzichts ein starkes Verlangen nach ihrem Smartphone oder nach den Lieblingsnetzwerken, das sogenannte “Craving”. Sie sind unruhig und irritiert.
Soziale Medien sind auch wertvoll
Gleichzeitig haben die sozialen Netzwerke für viele Menschen auch einen großen praktischen Nutzen, denn viele Menschen informieren sich auf den sozialen Netzwerken über das Geschehen in der Welt und in ihrer Stadt.
Die Medienanstalten haben durch Befragung festgestellt, dass 46 Prozent der unter-40-Jährigen in Deutschland täglich soziale Netzwerke nutzen, um sich zu informieren. Experimente zeigen, dass sich Internetnutzende während einer kurzen Pause kaum anderen Nachrichtenquellen zuwenden. Sie lesen also kaum mehr Zeitung, hören ähnlich viel Radio und schauen auch nicht deutlich öfter Nachrichtensendungen im TV.
Die Versuchspersonen waren nach einem Facebook-Verzicht schlechter über das Weltgeschehen informiert und konnten verfälschte Zeitungsüberschriften schlechter erkennen.
Zudem sind soziale Medien schnell und effektiv in der Lage, Menschen zu erreichen, wenn es darum geht, über Ausnahmesituationen zu informieren, schnell großflächige Unterstützung zu generieren. Nach der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Sommer 2021 haben engagierte Helfer:innen über soziale Netzwerke sehr schnell Menschen, Maschinen und Material organisiert.
Apps helfen, das richtige Maß zu halten
Auf vielen Smartphones sind Apps verfügbar, die die Onlinezeit messen, zeigen, wie oft das Handy entsperrt wird, oder hinterfragen, wenn man ganz nebenbei schon wieder eine bestimmte App öffnen will. Auf diese Weise wird für Nutzende schnell ersichtlich, wie viel Zeit sie täglich im Netz und mit Aktivitäten auf Social Media verbringen. Eine bewusste Pause kann zunächst schwerfallen. aber helfen zu klären, ob die eigene Zeit vielleicht auch mehr in anderen Interessensgebieten eingesetzt werden sollte. Pausen helfen, das richtige Maße für sich zu finden . Wer sich sehr schlecht oder krank durch die Onlinenutzung fühlt, braucht Hilfe. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bietet Orientierung: https://www.ins-netz-gehen.de/
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