Quarks Storys Folge 39 – Das Skelett der Täter:innen – neue Methoden der Verbrechensaufklärung

Ziemlich dreist: der Berliner Goldmünzenraub

Die Täter kommen mit einer Schubkarre, denn die Beute ist unhandlich und schwer. "Big Maple Leaf", eine der größten Goldmünzen der Welt, wiegt hundert Kilogramm und ist mehr als 3,7 Millionen Euro wert. In der Nacht auf den 27. März 2017 wird sie aus dem Berliner Bode-Museum gestohlen. Der dreiste Raub macht weltweit Schlagzeilen. Bei der Auswertung von Überwachungsvideos an einem S-Bahnhof ganz in der Nähe fallen drei Männer auf. Allerdings lassen sich ihre Gesichter nicht erkennen. Dirk Labudde soll die Videos analysieren und die Personen "charakterisieren". Es könnten die Goldmünzenräuber sein.

Verbrechensaufklärung: eine Wissenschaft für sich

Dirk Labudde ist promovierter Physiker und seit 2014 Professor für Digitale Forensik an der Hochschule Mittweida, einer Kleinstadt in Sachsen. "Forensik“ ist die Wissenschaft der Verbrechensaufklärung. Immer häufiger kommen dabei auch digitale Technologien zum Einsatz. Als Dirk Labudde und sein Team die Berliner Überwachungsvideos analysieren, bemerken sie: Zwei der drei Tatverdächtigen fallen durch ihren speziellen Gang auf. Nur wie lässt sich das objektiv beschreiben?

Wenn Strichmännchen abtanzen

Auch in Open-Pose-Dance-Videos werden Bewegungen dargestellt. Darin tanzen digital erstellte Strichmännchen. Die einzelnen Striche stehen in diesem Fall für die wichtigsten Knochen des Menschen. Zusammen ergeben sie das "Rig", eine Art virtuelles Skelett, mit dem sich Tanzpositionen besser erlernen lassen. Von Mensch zu Mensch ist das Skelett aber verschieden. Vielleicht lässt sich mit dessen Hilfe sogar eine Person identifizieren, überlegt Dirk Labudde, immer dann, wenn das Gesicht nicht zu erkennen ist. Lassen sich also auch aus den Berliner Überwachungsvideos Rigs herstellen? Inzwischen wurden im Fall des Goldmünzen-Raubs drei Männer verhaftet. Wenn er deren Knochen vermessen könnte, ließen sie sich mit den Rigs aus den Videos vergleichen.

Tatverdächtige auf dem Präsentierteller?

Parallel ist Dirk Labudde an der Aufklärung eines ungeklärten Todesfalls in Thüringen beteiligt. Es geht um ein zehnjähriges Mädchen, dessen Leiche vor mehr als 20 Jahren unter einer Autobahnbrücke gefunden wurde. Wurde das Kind von der Brücke gestoßen? Labudde rekonstruiert in einem 3D-Modell den Tatort. Im Fall des Berliner Goldmünzenraubs kann er unterdessen erstmals seine neue Rig-Methode einsetzen. "Warum machst du das?", raunt ihm einer der Beschuldigten zu. Als er ihn 2019 vor Gericht wiedertrifft, gerät aber plötzlich Dirk Labudde unter Druck.

Die Macher:innen:

Autorin: Cornelia Wegerhoff

Moderation: Sebastian Sonntag

Regie: Sophie Müller vom Hofe

Storyline: Sven Preger

Sounddesign: Olaf Dettinger

Redaktion: Anna Sebastian, Maike Westphal