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Quarks Daily Spezial
Vergesslich im Alltag – ganz normal oder frühe Demenz?
E-Mail geschrieben, Anhang vergessen? Brötchen gekauft, aber nur das Wechselgeld mitgenommen? Jeden Tag die Suche nach dem Schlüssel … Wir alle vergessen permanent Dinge, Termine, Namen. Aber – warum ist das eigentlich so? Und ab wann ist Vergessen vielleicht nicht mehr normal?
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Vergessen ist ein aktiver Prozess
Wie ein gut programmierter Spamfilter sortiert unser Gehirn die irrelevanten Informationen aktiv aus. Und das geht so: Wenn unser Gehirn etwas als Erinnerung speichern will, werden die Nervenzellen, die am Erinnerungsvorgang beteiligt sind, durch neue Synapsen verbunden.
Weil wir aber eben nicht alles speichern können, werden die meisten Synapsen schon in ihrer Entstehung durch ein Protein blockiert. So wird verhindert, dass die eine Nervenzelle mit der nächsten verbunden wird. Der Eindruck wird dann nicht gespeichert.
Wie genau die Auswahl funktioniert, was gespeichert wird und was nicht, und auch, wie das, was gespeichert wurde, wieder ausgelesen wird, das ist noch ein ziemlich großes Rätsel in der Gehirnforschung. Man geht aber davon aus, dass Dinge, die mit starken Emotionen verbunden sind, besser als Erinnerung gespeichert werden.
Jill Price – die Frau, die nicht vergessen kann
Es gibt aber auch Menschen, die können gar nichts vergessen: Im Jahr 2000 wandte sich Jill Price, eine Frau aus Kalifornien, verzweifelt an den Hirnforscher James McGaugh von der University of California. Denn sie kann sich an alles, was sie seit Februar 1980 erlebt hat, erinnern. Damals war sie 14 Jahre alt. Heute ist sie 58.
Jill Price erinnert sich an die banalsten Dinge: was sie gegessen hat, was sie anhatte, wie das Wetter war. Aber auch Ereignisse, über die in den Medien berichtet wurde, kann sie korrekt datieren – sofern sie damals davon gehört hat. Immer wieder haben die Wissenschaftler:innen Jill Price untersucht und sogar spezielle Fragebögen entwickelt, um sie zu testen. Inzwischen hat man noch 60 weitere Menschen gefunden, die ebenfalls unter dem sogenannten "hyperthymestischen Syndrom" leiden.
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Das "hyperthymestische Syndrom" – ein Glücksfall für die Forschung?
Und das könnte ein Glücksfall für die Forschung sein. Denn im Februar 2022 konnten zwei Wissenschaftler aus Basel ein Gen nachweisen, das für das Nicht-Vergessen-Können bei diesen Menschen verantwortlich ist. Dieses Gen scheint die Fähigkeit, zu vergessen, ausschalten zu können. Die Hypothese: Durch das Gen entstehen Proteine, die dafür sorgen, dass die Synapsen, die sich beim Erinnerungsprozess bilden, nicht blockiert werden. Sodass dann eben jeder Eindruck als Erinnerung abgespeichert wird.
Die Forschenden hoffen nun, dass sie daraus auf lange Sicht Medikamente entwickeln können, die das Vergessen "hemmen" könnten und dementielle Krankheiten, wie zum Beispiel die Alzheimer-Krankheit, behandelbar machen. Wie genau das funktionieren könnte, erzählen sie hier.
Die bisherigen Behandlungsmethoden und Medikamente gegen demenzielle Erkrankungen führen derzeit noch zu keiner Heilung. Näheres zur Alzheimererkrankung (erste Anzeichen, Verlauf, Stand der Forschung) erfahrt ihr hier.
Das Gehirn lässt sich trainieren
Auch wenn eine Demenz bisher nicht zu verhindern ist, trainieren lässt sich unser Gedächtnis auf jeden Fall. Dazu muss man keine 1000 Kreuzworträtsel machen oder sich permanent Zahlenreihen merken. Alles, was wir neu lernen, sorgt im Gehirn wieder für neue Strukturen, neue Synapsen. Eine neue Sprache lernen, einen neuen Sport – all das sorgt für viele neue Vernetzungen im Gehirn. Es gilt der Leitspruch der Gehirnforschung – Use it or loose it.
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Also wäre unser Gehirn doch nicht sofort überfüllt (s. erster Absatz)? Vermutlich von den Autoren beim Schreiben vergessen…
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