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Quarks Daily Spezial
Pornos - Was sie mit unserem Sex machen
Pornos stehen immer wieder in der Kritik: Sie sollen der Sexualität schaden und sogar süchtig machen. Was ist da dran?
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Wie viele Menschen gucken Pornos?
Laut Umfrageergebnissen gucken über 90 % der Männer und über 50 % der Frauen mehr oder weniger regelmäßig Pornos im Internet. Jugendliche sehen durchschnittlich zum ersten Mal mit 12 Jahren einen Porno – meist auf dem Smartphone. Der erste Kontakt damit ist bei Jungen meist gewollt oder geplant – Mädchen stoßen eher zufällig darauf.
Wie ist die Wirkung von Pornokonsum auf die partnerschaftliche Sexualität?
Es gibt viele Studien, die untersucht haben, wie sich Pornokonsum psychisch und körperlich auswirken kann. Bei Umfragen kam heraus, dass Männer, die viele Pornos gucken, sich öfter scheiden lassen als Männer, die weniger Pornos gucken, außerdem unzufriedener in der Beziehung sind und öfter fremdgehen.
Insgesamt zeigt die Studienlage, dass Männer, die Pornos konsumieren sexuell eher verunsichert sind und Frauen, die Pornos gucken, sexuell selbstbewusster.
Haben Pornos auch körperliche Auswirkungen?
Auch Erektionsstörungen sind laut einigen Studien statistisch häufiger bei Männern, die viele Pornos gucken im Vergleich zu Männern, die weniger Pornos gucken.
In Hirnscans konnten Forschende außerdem sehen, dass Männer, die viele Pornos gucken, eine veränderte Hirnstruktur haben.
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Warum sind die Ergebnisse von Pornostudien nicht so eindeutig?
Fast alle Studien, die den Zusammenhang zwischen Pornografiekonsum und Sexualität oder auch Veränderungen im Gehirn untersucht haben, weisen zwar einen zeitlichen Zusammenhang nach, aber keinen kausalen Zusammenhang. Häufig wird in Studienergebnisse zu viel hineininterpretiert.
Generell ist es gar nicht so leicht, den Einfluss von Pornografiekonsum generell zu untersuchen, da vieles auf Umfragen beruht. Nachprüfen, ob die Befragten die Wahrheit sagen, ist fast nicht möglich.
Gibt es dann überhaupt so etwas wie Pornosucht?
Die Diagnose Pornosucht gibt es nicht. Allerdings gibt es seit 2022 in der Internationalen Klassifikation von Krankheiten (ICD11) der Weltgesundheitsorganisation WHO die Diagnose „zwanghaftes sexuelles Verhalten“. Dazu zählt auch der in der Fachsprache als Pornografienutzungsstörung bezeichnete zwanghafte Konsum von (Internet-)Pornografie.
Darunter leiden schätzungsweise 3-5 % der Männer und 1-2 % der Frauen. Betroffene können nicht anders, als Pornos zu gucken, obwohl sie darunter leiden. Sie vernachlässigen Arbeits- oder Alltagsaufgaben und Sozialleben.
Wie groß ist also das Problem?
Internetpornos gehören zu unserer Gesellschaft dazu und auch zur Sexualität von Jugendlichen und Erwachsenen. Die meisten Menschen haben keine Probleme mit ihrem Pornografiekonsum und können dadurch ihre eigenen sexuellen Fantasien, die sie vielleicht nicht mit einem Partner oder einer Partnerin verwirklichen können, ausleben und ihre eigene sexuelle Identität besser kennenlernen.
Einige Menschen, die nicht gut zwischen Inszenierung und Realität unterscheiden können, weil sie beispielsweise Gewalt in Beziehung erfahren haben, können mit Pornografie aber Probleme bekommen.
Was ist wichtig im Umgang mit Pornos?
Fachleute sprechen von der Vermittlung von Pornokompetenz. Das bedeutet, dass Jugendliche bereits in der Schule, durch erwachsene Bezugspersonen oder in der Peergroup darüber aufgeklärt werden, dass es einen Unterschied zwischen inszenierten Pornofilmen und realer partnerschaftlicher Sexualität gibt. Damit ist Pornokompetenz auch Medienkompetenz, die in Zeiten von KI immer wichtiger wird.
DIE MACHER:INNEN
Julia Demann hat Germanistik und Biologie studiert und ist leidenschaftliche Wissenschafts- und Medizinjournalistin.
Marlis Schaum ist Radiomoderatorin und Podcast-Host mit Leib und Seele.
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