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Heißester Sommer
Woher kommen die krassen Extremwetter?
Hitze, Hurrikans und Hochwasser: Diesen Sommer hat das Wetter weltweit verrücktgespielt. Steckt dahinter der Klimawandel oder doch nur natürliche Schwankungen?
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Artikel Abschnitt: Darum geht’s:
Darum geht’s:
Dieser Sommer hat alle Hitzerekorde gebrochen – und nicht nur das
Für zwei Wochen war die Erde im Durchschnitt erstmals 1,5 Grad wärmer als in vorindustrieller Zeit und hat uns vielleicht einen Vorgeschmack geliefert, was uns in Zukunft häufiger erwarten könnte.
Südeuropa, Nordafrika, die USA, Mexiko und China litten unter beispiellosen Hitzewellen, vielerorts bis in den August hinein. In der marokkanischen Stadt Agadir wurde erstmals die 50-Grad-Grenze geknackt. Nordvietnam verzeichnete bereits im Juni Wasserstände so niedrig wie seit 20 Jahren nicht mehr – Kalifornien wiederum wurde erstmals seit 84 Jahren von einem Hurrikan heimgesucht.
Und in Chile haben gleich zwei Hochwasserkatastrophen hintereinander, ausgelöst durch Starkregen, Zehntausende Menschen aus ihrem Zuhause vertrieben – von den jüngsten Flutkatastrophen in Griechenland und Libyen ganz zu schweigen.
Es scheint, als würde das Wetter diesen Sommer weltweit besonders verrücktspielen. Aber warum passiert das? Tatsächlich ist es nicht allein der menschengemachte Klimawandel, der die Extremwetter dieses Jahres begünstigt – sondern auch natürliche Phänomene.
Artikel Abschnitt: Darum müssen wir drüber sprechen:
Darum müssen wir drüber sprechen:
Mitschuld hat das natürliche Wetterphänomen El Niño
In Mexiko, Peru und Chile wurden dieses Jahr Hunderte tote Seevögel angeschwemmt, weil sie verhungert sind. Es bahnt sich ein neuer starker El Niño an: Der tropische Ostpazifik war im Juli bereits 3,4 Grad wärmer als üblich. Klingt vielleicht im ersten Moment nicht so viel – doch das hat weltweite Auswirkungen.
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Wie entsteht El Niño?
Weil das warme Wasser dort verdunstet und aufsteigt, sorgt es für starken Regenfall. An Südamerikas Küste hingegen kann durch das Wegschieben des Oberflächenwassers kälteres und nährstoffreicheres Wasser aus der Tiefe des Pazifik aufsteigen – ein Segen für die Fische. Das Wetter dort bleibt eher trocken.
Alle paar Jahre schwächen die Passatwinde jedoch für neun bis zwölf Monate ab oder kehren sich sogar um. Das warme Oberflächenwasser wird also nicht mehr nach Südostasien und Australien geschoben, wodurch der übliche Regenfall dort ausbleibt.
Vor Südamerikas Küste kann dadurch kein kaltes Tiefenwasser aufsteigen und sich mit dem Oberflächenwasser vermischen, wodurch sich der Pazifik dort stark erwärmt – und dafür hier nun für starken Regenfall sorgt. Warum die Passatwinde dieses natürliche Verhalten zeigen, ist noch nicht völlig klar.
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- In Südostasien und Australien kann der Regen ausbleiben, was intensive Dürren, Wald- und Buschbrände begünstigt. Auch der indische Monsun war in den letzten Jahrzehnten meist deutlich schwächer, was zu erheblichen Ernteverlusten führen kann.
- In Teilen Südamerikas, Mexikos und der USA nehmen dagegen Starkregen, Überschwemmungen und Erdrutsche zu.
- Zugleich fördert das warme Pazifikwasser die Entstehung starker Wirbelstürme, die an der Westküste Mexikos und der USA sowie der Ostküste Asiens ihre zerstörerische Wirkung entfalten. An der Atlantikküste der USA kommt es dafür im Gegenzug zu weniger Wirbelstürmen.
- Vor Amerikas Pazifikküste bleichen die Korallenriffe vermehrt aus und der Fischmangel wird meist sowohl für Vögel und Seelöwen als auch für Fischer existenzbedrohend.
Aber nicht nur die direkten Anrainer des Pazifiks bekommen El Niño zu spüren. Das hat mit den globalen Luftzirkulationen zu tun, die das Wetterphänomen durcheinanderbringt.
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Walker-Zelle
Diese Zirkulation bildet eine sogenannte “Walker-Zelle” (siehe Grafik oben). Ähnliche Walker-Zellen finden sich überall entlang des Äquators. Sie sind alle miteinander verbunden – und bilden also eine gigantische Luftzirkulationskette, die entscheidend dafür ist, wo es viel Niederschlag gibt und wo wenig.
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Folgen in vielen Regionen der Erde spürbar
Typische Folgen sind zum Beispiel Dürren in Südafrika, der Sahelzone und Brasilien sowie Starkregen in Ostafrika und Zentralasien. Da die Extremwetter nicht nur Ernten, sondern auch Infrastruktur zerstören, hinterlassen sie gewaltige Schäden.
Allein der El Niño von 1997/98 hat einer aktuellen Studie zufolge zu globalen Einkommensverlusten von 5,7 Billionen US-Dollar geführt – also deutlich mehr als die gesamte Wirtschaftskraft Deutschlands.
Zugleich haben die letzten starken El-Niño-Ereignisse immer auch für ungeahnte Rekorde bei der globalen Durchschnittstemperatur gesorgt – so wie es sich auch dieses Jahr wieder abzeichnet. Denn der stark erwärmte Pazifik gibt seine Wärme im Laufe von El Niño an die Atmosphäre ab und sorgt so weltweit für intensivere Hitzewellen.
Waren die Extremwetter dieses Sommers letztlich also “nur” die Folge einer kurzen natürlichen Wetterschwankung und der Klimawandel spielt gar keine Rolle?
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Klimawandel bleibt der Haupttreiber, El Niño nur ein Verstärker
Vor allem Flutkatastrophen – wie jüngst wieder in Griechenland und Libyen – haben sich seit dieser Zeit mehr als verdoppelt. Denn wärmere Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen und dann in Form heftigen Starkregens auf uns abregnen.
Aber auch Stürme, Dürren, Waldfeuer und Hitzewellen treten deutlich häufiger auf. Dieser kontinuierliche Anstieg lässt sich nicht durch die mehr oder weniger regelmäßig auftretenden El-Niño-Ereignisse erklären.
Schaut man sich konkret die Hitzewelle dieses Sommers an, so ist das Ergebnis von Klimaforscher:innen des internationalen Kollaborationsprojekts World Weather Attribution, die mithilfe von Modellen unser Wetter mit und ohne menschengemachten Klimawandel vergleichen: Ohne das Verbrennen fossiler Rohstoffe wäre eine solche Hitzewelle in China nur alle 250 Jahre aufgetreten und in Südeuropa und den USA wäre sie quasi unmöglich.
Auch die Flutkatastrophen in Griechenland und Libyen werden demnach durch den Klimawandel wahrscheinlicher und auch intensiver. Die Studien haben noch kein Peer-Review-Verfahren durchlaufen, haben aber etablierte Modell-Methoden verwendet.
Von der Bremse aufs Vollgas
Wenn überhaupt ist El Niño also nur ein zeitlich begrenzter Verstärker der langfristigen Zunahme von Extremwettern – gewissermaßen ein Extra an Hitze und Wetterchaos, das diese besonders begünstigt.
Starkregen in Chile, Dürre in Vietnam, Hurrikans in Kalifornien – das alles sind laut dem Klimaforscher Josef Ludescher vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) Extremwetterereignisse, die El Niño bereits in seiner Anfangsphase typischerweise begünstigen kann und es dieses Jahr wahrscheinlich auch getan hat. Mit den Flutkatastrophen in Griechenland und Libyen hingegen hat das Pazifikphänomen nichts zu tun.
Kein Einfluss auf jüngste Hitzewellen
Auch auf die Hitzewellen dieses Sommers dürfte El Niño noch keinen großen Effekt gehabt haben. Denn die Auswirkungen auf die globalen Temperaturen treten zeitlich verzögert auf.
Der Pazifik hat gerade erst begonnen sich aufzuwärmen und wird seinen Höhepunkt erst im Dezember erreichen. Bis sich diese Wärme dann weltweit in der Atmosphäre ausgebreitet hat, vergehen noch einmal zwei bis fünf Monate. Die erste Jahreshälfte 2024 könnte wegen El Niño also durchaus wärmer als üblich werden.
Und trotzdem geht der heißeste Sommer seit Jahrtausenden im Jahr 2023 nicht allein auf das Konto des Klimawandels. Auch andere natürliche Wetterphänomene haben ihn zusätzlich begünstigt: zum Beispiel das Phänomen La Niña.
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La Niña
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Auch der Atlantik spielt verrückt
In Europa spielte diesen Sommer zudem noch ein weiterer Wetterfaktor verrückt, der gar nichts mit El Niño zu tun hat: der Nordatlantik. Der ist nämlich ebenfalls seit Monaten abnormal warm.
Da Ozeane über 90 Prozent der zusätzlichen Wärme aufnehmen, die der Klimawandel mit sich bringt, ist ein Anstieg ihrer Temperaturen generell erwartbar. Doch das diesjährige Ausmaß hat selbst Klimaforscher:innen überrascht: Im Juni war der Nordostatlantik 1,36 Grad wärmer als üblich.
Zum Vergleich: Die bisherige Rekordabweichung der letzten Jahrzehnte lag bei etwa 0,55 Grad, also nicht mal halb so viel.
Grund dafür ist aber nicht El Niño, vielmehr werden andere Faktoren erwogen:
- Hauptgrund sind wahrscheinlich die Passatwinde, die das warme Oberflächenwasser von der Westküste Afrikas wegschieben und kaltes von unten nachkommen lassen. Sie waren dieses Jahr ebenfalls schwach. Warum genau, ist auch hier unklar, aber der Erwärmungseffekt ist derselbe wie im Pazifik.
- Zugleich wehen die schwachen Passatwinde weniger Saharasand in die Luft über dem Atlantik, was mehr Sonnenstrahlung und damit Wärme durchkommen lässt.
- Und nicht zuletzt gelten seit drei Jahren schärfere Umweltauflagen für die internationale Schifffahrt. Die Containerschiffe stoßen inzwischen 70 Prozent weniger Schwefelaerosole aus, was ebenfalls mehr Sonnenstrahlung durchkommen lässt. Die Tatsache, dass gerade alle Ozeane der Erde unerwartet warm sind, könnte für einen Einfluss auch dieses Faktors sprechen – denn Containerschiffe fahren weltweit.
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Und jetzt?
Was ist von El Niño noch zu erwarten?
Andere Regionen – vor allem Amerika, Südostasien und Australien – bekommen El Niño weiterhin deutlich stärker zu spüren: Dürren, Waldbrände, Flutkatastrophen und Hurrikans werden dort je nach Region und Jahreszeit unterschiedlich stark begünstigt.
Je stärker sich El Niño ausprägt, desto höher steigt auch das Risiko für solche Extremwetter. Und die Wetter- und Ozeanografiebehörde der USA, die NOAA, geht dieses Jahr mit 66-prozentiger Wahrscheinlichkeit von einem starken El Niño aus.
Lokale Bedingungen können entgegenwirken
Ein starkes El-Niño-Ereignis ist aber noch keine Garantie für starke Extremwetter. Denn die lokalen Bedingungen können dem global erhöhten Risiko entgegenwirken. In Australien zum Beispiel hat die lange La-Niña-Phase viel Regen gebracht. Die Böden sind daher wahrscheinlich noch feucht genug, um verheerende Buschbrände zu vermeiden.
In Peru hingegen deutet laut Josef Ludescher ab Januar alles auf intensiven Starkregen hin. Und Indonesien hatte bereits vor dem Sommer angekündigt, seine Reisimporte 2023 mehr als zu versechsfachen – in Erwartung eigener Ernteverluste durch intensive Dürren mit einem Höhepunkt im September.
Verstärkt der Klimawandel Phänomene wie El Niño?
So natürlich El Niño und dessen Folgen auch sein mögen, so haben wir Menschen am Ende eventuell doch einen Einfluss darauf. Zum einen ist klar: Extremwetter treten generell seltener und milder auf, wenn wir es schaffen, die Erderwärmung zu begrenzen.
Eine aktuelle Studie der Ocean University of China behauptet zudem, dass starke El-Niño-Ereignisse wegen des Klimawandels seit 1960 häufiger aufträten. Auch was die Stärke angeht, muss man feststellen: Die letzten drei starken El Niños seit 1982 waren jedes Mal Jahrhundertereignisse, die sich immer wieder überboten haben – auch wenn das aktuelle Ereignis den letzten Rekord wahrscheinlich nicht brechen wird.
Aber: Weil starke El Niños relativ selten auftreten, ist es unter Forscher:innen noch umstritten, ob der Klimawandel hier wirklich eine langfristige Veränderung bewirkt. Würde sich das aber bestätigen, würde Klimaschutz nicht nur Extremwetter im Allgemeinen bekämpfen, sondern auch das Extra an Extremen: ein starkes El Niño.
Autor: Patrick Jütte
Quellenangaben zum Artikel:
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An alle Leute die versuchen bei Quarks ernsthaft zu diskutieren sei gesagt, dass die Zensur hier gnadenlos zuschlägt. Sie verteidigen unverschämt alles was die Rockefeller/Gates Clique ihnen vorgibt und veröffentlichen keine Kritik.
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Sie behaupten: «Zum einen ist klar: Extremwetter treten generell seltener und milder auf, wenn wir es schaffen, die Erderwärmung zu begrenzen.» Woher wissen Sie das? Denn die globale Erderwärmung liegt seit 1850 [13.7 °C]- seit dem Ende der «Kleinen Eiszeit» bis heute [2022] weiterhin unterhalb von 15 °C aus dem natürlichen… Weiterlesen »
Das thematisieren wir u.a. auch in dem Artikel. Es ist gut belegt, dass Extremwetter mit der kontinuierlichen Erderwärmung generell zunehmen. Von 1980 bis 1999 wurden weltweit etwa 4200 Extremereignisse – in den zwei Jahrzehnten danach waren es bereits über 7300. Es ist kein Zufall, dass genau in dem Zeitraum der… Weiterlesen »
traue keiner Statistik die du nicht selber gefälscht hast!!!!!
Diese Extremwetter ha t es auch schon immmer. Nur halt nicht in unsren Breiten. Wie Es aussioeht, stehen wieder eine Klimazonenverändrungen an, wie Sie auch seit die RErde lebt, imvorkommen können. Schließlich war ja unsere Zone auch schon mal eine subtropische Zone und Dies kann wieder so werden. Und Nichts… Weiterlesen »
Schon seit den 40zigern wird an der Beeinflussung von Wetten geforscht um es millitärich nutzen zu können! es existieren mehr als 40 US Patente diesbezüglich! Jetzt tut nicht so als könne das nicht sein!
Millitärische Forschungen zu Wetterbeeinflussung und zur biologischen Kriegsführung werden schon mehr als 70 Jahre durchgeführt!
Lesen Sie doch bitte mal die Langfassung des Weltklimarates, da stehen sehr gute Dinge bezüglich des sogenannten Klimawandel drinnen.Wem nützt denn diese Panik mache….sollten sich mal einige fragen 😉