Was du über das kurze Leben eines Hähnchens wissen musst

"Länger als 42 Tage würden die Tiere unter dieser schnellen Mästung nicht durchhalten", heißt es bei der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Eine längere Mast hätte böse Folgen: Die Hähnchen könnten sich aufgrund des starken Ungleichgewichts nach vorne nicht mehr halten – und würden umkippen. Das könnte Knochenbrüche befördern und würde auch die Kreisläufe der Tiere so sehr durcheinander bringen, dass sie kaum überleben könnten. Die Hähnchen würden also sterben, bevor sie im Schlachthof wären.

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Hochleistungsfutter für schnelle Mast

Die schnelle Mast ist möglich, weil die Tiere Hochleistungsfutter bekommen, das sie extrem schnell zunehmen lässt. Das zeigen die Durchschnittszahlen: Beim Schlüpfen wiegt ein Küken 42 Gramm. Nach einer Woche wiegt das Tier schon 150 Gramm, also das 3,6-Fache. Nach fünf Wochen bringt ein Masthuhn durchschnittlich 1,5 Kilo auf die Wage, das 40-fache Gewicht. Nach 42 Tagen (oder sieben Wochen) sind teilweise 2,5 Kilo erreicht. Das bedeutet das 60-Fache des Startgewichts. Mit 42 Tagen sind die Tiere noch nicht einmal geschlechtsreif, sondern erst nach etwa 15 Wochen (circa 105 Tage).

Übertragen auf ein Menschenleben bedeutet das: Wenn ein Baby bei der Geburt 3500 Gramm wiegt, würde das Kind – auf die Wachs-Relationen von Masthühnern übertragen – bei der Einschulung 210 Kilo wiegen.

Längere Mast, aber weniger Futter

Die Legeperiode einer Masthenne dauert etwa ein Jahr. Um aber erst einmal Eier legen zu können, müssen die Tiere auch geschlechtsreif sein. Man kann die Tiere aber nicht einfach im normalen Mast-Tempo weiterfüttern, bis sie geschlechtsreif sind. Das sind sie erst nach etwa 105 Tagen. Die Tiere bekommen viel weniger Futter als die klassischen Masthühner, weil sie so eine lange Mästung nicht vertragen würden. Die Frage, ob diese speziellen Elterntiere hungern müssen, lässt sich noch nicht beantworten, da es noch an Evidenz und belastbaren Fakten fehlt. Die Experten sind sich darüber uneins.

Tiere aus der Kurzmast (28 bis 30 Tage Mast) haben am Ende weniger Platz als auf einem DIN-A5-Blatt plus Bierdeckel, heißt es bei der Albert-Schweitzer-Stiftung, eine Organisation, die sich für veganes Leben eingesetzt. Vergleichbar sind die Angaben der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in Frankfurt: Hiernach teilen sich 22 bis 23 Hähnchen einen Quadratmeter. Hähnchen aus der Langmast (also bis zu 42 Tage) für besonders pralles Filetfleisch haben im Durchschnitt etwas mehr Platz; sie sind aber auch dicker und schwerer.

Hühner-Füße gehen nach Südostasien

Die in unserer Kultur unbeliebten Teile des Geflügels wie der Rücken, die Innereien oder die Füße werden in vielen anderen Ländern gerne gegessen. Auch Mägen, Herzen oder Nieren gelten anderswo als Delikatessen. Die Füße werden sogar bis nach Südostasien verschifft. Ein Teil der Hähnchen wird zu Haustiernahrung weiterverarbeitet.

Weggeworfen wird – anders als von vielen kritisiert – kaum etwas: Insgesamt werden bei Geflügel nahezu 97 Prozent aller Teilstücke verwertet, sagt Dirk Hinrichs, Professor für Agrarwissenschaften an der Berliner Humboldt-Universität.

Die männlichen Tiere der Legehennen-Rasse sind für die Industrie wertlos und werden in der Regel direkt nach dem Schlüpfen getötet – meistens geschreddert. In der Summe sind das 42 Millionen männliche Küken jedes Jahr in Deutschland. Die Bundesregierung verspricht ein Ende und fördert Wissenschaftsprojekte im Wert von 6,5 Millionen Euro. Mehrere Wissenschaftlerteams arbeiten unabhängig an verschiedenen Methoden. Die gemeinsame Idee: Handelt es sich um ein Männchen, wird es nicht weiter ausgebrütet.

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Hähnchen versus Hühnchen

Masthähnchen und Masthühnchen sind dasselbe: "Der gängige Begriff in Deutschland ist Hähnchen, der sowohl die männlichen als auch die weiblichen Tiere umfasst", sagt Florian Anthes vom Verband der Deutschen Geflügelwirtschaft. Die agrarwissenschaftliche Bezeichnung für Masthähnchen ist Broiler.

So beginnen gesundheitliche Probleme: Hautausschläge, Erkrankungen an den Füßen oder auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Einigen dieser Probleme können Halter durch bessere Bedingungen vorbeugen. Hühnerrassen, die genetisch dazu veranlagt sind, langsamer zu wachsen, sind im Vergleich zu den konventionellen und weltweit häufig verwendeten Standartrassen gesünder.

In der Bio-Haltung wird daher eher auf sogenannte Zwei-Nutzungs-Hühner gesetzt. Diese Rassen können sowohl für die Eier- als auch für die Fleischproduktion eingesetzt werden. Die Hähnchen wachsen langsamer und sind gesünder.