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Nahrungsergänzung
Darum kannst du dir Proteinprodukte meistens sparen
Tolle Werbeversprechen auf Proteinprodukten halten nicht unbedingt Wort. Unter bestimmten Umständen können diese Nahrungsergänzungsmittel aber helfen.
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Artikel Abschnitt: Darum geht’s:
Darum geht’s:
Proteinprodukte sind beliebt
Aber was bedeutet High Protein eigentlich?
Das kommt sehr darauf an, was genau auf der Verpackung steht. Die Bezeichnungen „High Protein“ oder „proteinreich“ dürfen nur Produkte tragen, deren Kaloriengehalt zu mindestens 20 Prozent auf Eiweiße (das weniger coole Wort für Proteine) zurückgeht. Die Bezeichnung „Protein“ allein bedeutet, dass mindestens 12 von 100 Kalorien aus Eiweißen bestehen.
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Ein Beispiel für ein Proteinpulver, das sich häufig in den Läden findet, ist das Whey-Protein, ein Molke-Eiweiß. Da es leicht verdaulich ist, stehen die einzelnen Bestandteile, Aminosäuren genannt, dem Körper schnell zur Verfügung.
Wichtig für Proteinpulver und ähnliche Produkte sind die neun essenziellen Aminosäuren, die der menschliche Körper nicht selbst herstellen kann:
- Isoleucin
- Leucin
- Lysin
- Methionin
- Phenylalanin
- Threonin
- Tryptophan
- Valin
- Histidin
Andere Aminosäuren wie Arginin sind semi-essenziell, weil sie unter bestimmten Umständen wie Verletzungen, Erkrankungen oder in Wachstumsphasen ebenfalls über die Nahrung aufgenommen werden müssen. Der Körper kann sie dann nicht in ausreichender Menge herstellen. Histidin galt auch lange Zeit als semi-essentiell, mittlerweile wird es aber von vielen Fachleuten zu den essentiellen gezählt.
Was steckt in den Proteinprodukten?
Protein-Lebensmittel liefern dir also vor allem Eiweiße mit essenziellen oder semi-essenziellen Aminosäuren. Im Körper sind sie an verschiedensten Prozessen beteiligt: Etwa als Helfer bei der Herstellung anderer Stoffe, im Energiehaushalt, beim Muskelaufbau (dazu später mehr), in Stoffwechsel-Kreisläufen und bei der Wundheilung, um nur einige zu nennen.
Insofern klingt es erstmal nach einer guten Idee, wenn du auf eine ausreichende Protein-Versorgung achtest. Doch selbst bei den tatsächlich eiweißreichen Pulvern und Lebensmitteln gibt es Unterschiede in der Zusammensetzung: Es lohnt ein Blick auf das Etikett. Um die Proteine noch leichter zugänglich zu machen, werden sie häufig stark in kleinere Stücke gespalten – wodurch sie allerdings bitter werden. Das kompensieren die Hersteller oft mit Süßstoffen.
Dazu kommen manchmal Zusätze von (billigeren) Pflanzenproteinen. Und ganz wichtig: Die Verbraucherzentrale betont, nur Produkte aus sicheren Quellen zu beziehen, da gerade zum Muskelaufbau gedachte Mittel mit unzulässigen Doping-Substanzen wie Anabolika versetzt sein könnten.
Artikel Abschnitt: Darum sollten wir drüber sprechen:
Darum sollten wir drüber sprechen:
Wirken Proteinprodukte beim Muskelaufbau?
„Man vergisst dabei schnell, dass Muskelaufbau eher eine Frage des Lebensstils ist“, sagt Anja Carlsohn, Professorin für Ernährungswissenschaft an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg. „Wenn ich nur auf der Couch sitze, baue ich auch mit Proteinpulver keine Muskeln auf, dafür braucht es das richtige Training.“
Immerhin legen Studien nahe: Bei bestimmten Formen von Training (sogenannte Resistenztrainings, bei denen äußere Widerstände wie das eigene Körpergewicht, Bänder oder Gewichte genutzt werden) hilft eine etwas höhere Proteinzufuhr tatsächlich beim Muskelaufbau – aber nur mit Einschränkungen: Erstens beruhen die entsprechenden Untersuchungen oft auf wenigen Teilnehmenden, wodurch sie nur bedingt aussagekräftig sind.
Und zweitens scheint es eine obere Grenze zu geben: Einer Meta-Analyse zufolge zeigen mehr als 1,6 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht keine weitere Verbesserung. Das ist etwa das Doppelte der für gesunde Erwachsene empfohlenen Menge.
Helfen Proteinprodukte beim Abnehmen?
Manchen Menschen geht es gar nicht so sehr um Muskelaufbau, sondern vielmehr um das Abnehmen. Die Logik dahinter: Proteine machen satt, man isst also insgesamt weniger. Umgekehrt müssen Kalorien reduziert werden, um Gewicht zu verlieren. Das führt dann aber nicht nur zu Fettverlust, die Muskeln werden auch kleiner. Und dagegen sollen Proteinpulver und Co helfen, also die Muskelmasse vor dem Abbau bewahren, weil sie die nötige Bausubstanz liefern.

Angepriesen wird das auf verschiedenen Lifestyle-Webseiten: etwa „Die 6 besten Abnehm-Tricks mit Eiweißpulver“ oder „Protein Shakes zum Abnehmen“. Die wissenschaftliche Lage dafür ist allerdings dünn. Wenn überhaupt fokussieren sich entsprechende Studien auf Übergewicht oder Menschen mit Diabetes. Dabei zeigten sich zwar kurzfristig ein paar vielversprechende Effekte – aber was eine längerfristige Einnahme von Proteinpulvern bewirkt, ist unklar. Ebenso, was sie bei gesunden Menschen ohne Übergewicht bringen, wobei das wohl am ehesten die Zielgruppe der Marketing-Abteilungen sein dürfte.
Sind Proteinprodukte manchmal medizinisch notwendig?
Daneben gibt es aber eine zweite Seite der Proteine, erklärt Anja Carlsohn: „Es gibt Erkrankungen, bei denen ein Muskelaufbau auch über eine zusätzliche Proteinzufuhr sinnvoll ist, wie etwa bei übermäßigem Muskelschwund oder Mangelerkrankungen im Alter.“ Das werde allerdings in der Regel ärztlich begleitet und falle somit nicht in den Bereich der Nahrungsergänzungsmittel, die jede Person freiverkäuflich im Laden bekommt.
Artikel Abschnitt: Aber:
Aber:
Fast niemand braucht wirklich Proteinprodukte
Die gute Nachricht: Offenbar müssen sich ein Großteil der Menschen nicht anstrengen, um diese Mengen zu erreichen. Laut einer Befragung von 30.251 Europäer:innen im Jahr 2016 liegen die meisten ohnehin über den DGE-Werten.
Braucht man Protein-Pulver bei veganer Ernährung?
Und zwar unabhängig davon, wie sie sich ernährten: Die Wissenschaftler:innen teilten die Befragten in vier Gruppen ein. Wer Fleisch zu sich nahm, kam demnach auf durchschnittlich 1,28 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht, also fast ein halbes Gramm über der Empfehlung. Fisch-essende Vegetarier:innen lagen bei 1,17 Gramm, Milch- und Eier-essende Vegetarier:innen bei 1,04 Gramm, und selbst vegan lebende Menschen schafften pro Tag 0,99 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht.
„Die Frage ist also: Warum muss ich da noch etwas draufpacken, das der Körper ohnehin nicht in Muskelmasse einlagern kann?“, sagt Anja Carlsohn. Überschüssiges Protein in Energie umzuwandeln sei genauso ungünstig wie zu viel Schokolade zu essen.
Weitere Angaben zum Artikel:
Fehlen dem Körper bei veganer Ernährung bestimmte Aminosäuren?
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Brauchen die Sportbegeisterten extra Proteine?
Wer so viel Sport macht, muss den Proteinbedarf anhand bestimmter Faktoren individuell bestimmen. Denn der hängt dann von der Art und Frequenz des Sports ab, von den körpereigenen Bedürfnissen und was sich die Athlet:innen davon versprechen. „Bei leistungsambitionierten Freizeit- oder Leistungssportler*innen berechnet man anhand des Körpergewichts und den Empfehlungen für die Sportart in einer Spanne die zu empfehlende Menge“, erklärt Anja Carlsohn.

„Ausdauersportler*innen sollten im Spitzenbereich etwa 1,2 bis 1,6 Gramm pro Kilogramm Protein pro Tag aufnehmen.“ Das funktioniere allerdings normalerweise problemlos über die Nahrung.
Brauchen manche Menschen nicht doch Proteine?
Ein paar Ausnahmen, bei denen Proteinpräparate wie Shakes tatsächlich helfen können, sieht die Verbraucherzentrale. Das gilt etwa für Menschen, die Kau- oder Schluckprobleme haben oder sich generell zu wenig hungrig fühlen. Auch, wer sich extrem einseitig ernährt oder besondere Verdauungsprobleme hat, könnte davon profitieren. Allerdings sollten diese Menschen genau auf die Inhaltsstoffe achten, um Süßstoffe, Zucker und andere Zusatzstoffe nicht in zu großen Mengen zu sich zu nehmen.
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Und jetzt?
Auf die Ernährung kommt es an
Besser ist es dennoch, alle Nährstoffe über „echtes Essen“ aufzunehmen. Um Proteinpulver herzustellen, werden die Proteine von den tierischen oder pflanzlichen Quellen zusammengestellt. Alle anderen Dinge, die sich in frischem Essen finden – Mineralien, Vitamine und vor allem die sekundären Pflanzenstoffe und Ballaststoffe sind in Proteinprodukten in der Regel nicht oder in nicht nachvollziehbaren Zusammensetzungen enthalten.
„Das bedeutet, wenn ich mich von Proteinpulvern und Riegeln ernähre, schaue ich zwar auf die Makronährstoffebene, also auf das Verhältnis von Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen“, sagt Anja Carlsohn, „aber die Mikronährstoffe und sekundären Pflanzenstoffe, die gesundheitsförderlich und essenziell sind, bekomme ich so gar nicht.“ Dafür brauche es echte Lebensmittel, selbst wenn manche Proteinprodukte mit einigen wenigen Vitaminen angereichert sind.
Proteinpulver liefern also, wenn überhaupt, zwar meist alle wichtigen Aminosäuren – die wir ebenfalls in Lebensmitteln ausreichend finden – aber das war‘s dann auch schon.
Weitere Angaben zum Artikel:
Sind Protein-Produkte gefährlich?
Allerdings legt eine Studie aus 2024 nahe, dass sich das Risiko für die Gefäßerkrankung Artherosklerose erhöhen kann, wenn man dauerhaft mehr als 22 Prozent der täglichen Kalorien (oder 25 Gramm pro Mahlzeit) aus Proteinen bezieht. Daran scheint vor allem die Aminosäure Leucin schuld zu sein. Die Untersuchung bezog sich auf 23 gesunde Männer und Frauen - also nur eine sehr kleine Gruppe, die zudem noch auf zwei Studien aufgeteilt waren. Andererseits zeigten die Forschenden anhand von Maus- und Zellversuchen, auf welchem Weg die Aminosäure die Arterien beeinträchtigt. Alles zusammengenommen gibt sie zumindest einen Hinweis darauf, es nicht leichtfertig mit den Proteinen zu übertreiben. Um allerdings die Ernährungsrichtlinien als zutreffend zu bestätigen oder zu überarbeiten, seien laut den Autor:innen zusätzliche mechanistische und klinische Studien nötig.
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Über den/die AutorIn:
Quellenangaben zum Artikel:
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Sehr geehrte Frau Stefanie Uhrig, (ist promovierte Neurobiologin)
es wäre lesenswert, wenn Sie Ihr Leser mit dem höflichen „SIE“ ansprechen.
Oder mögen Sie es, wenn man Sie von Sudenten mit „DU“ anspricht?
Übrigens, in der Aufforderung, eine Kommentar zu senden, steht: Bitte beachte unsere Netiquette.
Mit freundlichen Grüßen
Hanna Jade
Hallo, wir sprechen auf allen unseren Kanälen und Plattformen unsere Nutzer*innen mit „Du“ an. Das war eine redaktionelle Entscheidung – wir finden das nahbarer. Auch im journalistischen Alltag ist Duzen ganz normale Kultur am Arbeitsplatz. Liebe Grüße aus dem Quarks-Team
Was ein schlechter Beitrag der komplett an der Realität vorbeigeht
Das hätte ich von quarks nicht erwartet
An welcher Stelle hast du denn einen Fehler entdeckt?
Zwei Sachen die ich dazu sagen möchte: 1,6g Protein pro KG Körpergewicht ohne Proteinpulver wird schwer. 400g Hühnchen oder 600g Kichererbsen pro Tag zu essen kann auch nicht jeder. Zudem: lieber zwischendrin eine Shake mit Beeren o.ä. als die Käselaugenstange vom Bäcker. Wo ihr recht habt: Nicht jedem Werbevesprechen/Influencer blind… Weiterlesen »
„Proteinpulver sollte immer Teil einer ausgewogenen Ernährung sein“. Nein. Richtig ist: Eine ausgewogene Ernährung kommt meistens komplett ohne Proteinpulver aus.
Proteine ist nicht das „coolere“ Wort für „Eiweiß“, sondern der Fachbegriff. Der Begriff Eiweiß hat sich eingebürgert, da Proteine früher aus dem Eiklar gewonnen wurden.
Der Grund weshalb Eiweiss Produkte beim Abnehmen helfen ist nicht nur dass Eiweiss mehr satt macht, sondern auch dass Eiweiss weniger Kalorien hat als Fett. Die meisten high Protein Produkte haben deutlich weniger Fett und deshalb auch weniger Kalorien als ein normales Produkt. Ich finde ihr widerspricht euch auch etwas.… Weiterlesen »