Was du über K.-o.-Tropfen wissen musst

• Benzodiazepine: Beruhigungsmittel wie Diazepam, Alprazolam oder Midazolam
• Antihistaminika: Wirkstoffe wie Diphenhydramin, die gegen allergische Reaktionen und Übelkeit sowie als Schlaf- und Beruhigungsmittel eingesetzt werden
• Anästhetika: Wirkstoffe zur Herbeiführung einer Narkose wie γ-Hydroxybuttersäure (Gamma-Hydroxybuttersäure oder GHB) oder Ketamin
• Neuroleptika: Wirkstoffe, die Psychosen verhindern können, wie Haloperidol

GHB ist ein hoch wirksames Allgemeinanästhetikum. Das bedeutet, dass GHB sowohl das Schmerzempfinden als auch das Bewusstsein ausschalten kann und somit geeignet ist, um eine Narkose einzuleiten. Ähnlich wie Ketamin wird dieser Wirkstoff allerdings als Partydroge missbraucht, da er in sehr niedrigen Dosierungen “high” macht.

GHB-Nachfrage steigt auf Schwarzmarkt

GHB ist ein Neurotransmitter, der im Gehirn jedes Menschen vorkommt. Schüttet man es aus, bindet es an den körpereigenen GHB-Rezeptor und wirkt dadurch euphorisierend, angstlösend, enthemmend und sexuell stimulierend. Von außen zugeführtes GHB hat in niedrigen Dosierungen anfangs den gleichen Effekt.

Der freiwillige Konsum von GHB steigert die Nachfrage auf dem Schwarzmarkt und sorgt dafür, dass GHB im Party-Kontext häufig sowieso im Verborgenen präsent ist. Diese Verfügbarkeit erleichtert Täter:innen ebenfalls den Missbrauch.

Ob Kiffen eine Psychose verursachen kann oder dabei nur ein Faktor von vielen ist, beschäftigt die Forschung seit vielen Jahren. Eine eindeutige Antwort gibt es nicht, ein Risiko schon.

Eine um wenige Mikroliter höhere Dosis GHB führt auch zu höheren Blutplasmakonzentrationen und hat dann eine narkotisierende Wirkung. Das liegt daran, dass GHB auch an sogenannte GABA-Rezeptoren im Nervensystem binden kann.

Da die Bindung jedoch nur schlecht funktioniert, wird eine unnatürlich hohe Dosis GHB benötigt. Wenn die GABA-Rezeptoren stimuliert werden, wird eine Art Schlafprogramm im Körper ausgelöst. Das GABA-System ist auch der Tatort vieler anderer Narkosemedikamente. Zusammen mit Alkohol wirkt GHB deutlich länger und stärker in derselben Dosierung.

GBL wirkt Sekunden nach Einnahme

Neben GHB gibt es noch den bereits erwähnten Wirkstoff γ-Butyrolacton (Gamma-Butyrolacton oder GBL), der innerhalb von Sekunden nach der Einnahme im Blut komplett zu GHB umgewandelt wird.

Allerdings erreicht GBL noch vor der Umwandlung deutlich höhere Blutplasmakonzentrationen als GHB, was bei gleicher Dosierung zu höheren GHB-Blutspiegeln und damit stärkeren Ausfallerscheinungen führt. GBL wird industriell als Lösungsmittel genutzt und ist deshalb vergleichsweise günstig und frei verkäuflich.

GHB/GBL-Anteil steigt europaweit

Das European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction (EMCDDA) beobachtet seit 2013 in einzelnen Krankenhäusern Europas, wie viele Einlieferungen in der Notaufnahme mit akuter Drogenintoxikation welcher Droge zugeordnet werden können. Der Anteil an GHB/GBL ist in den letzten Jahren europaweit gestiegen.

In den Großstädten Amsterdam, Barcelona, London, Paris und Oslo lagen die Anteile im Jahr 2021 bei 10 bis 30 Prozent. Ein Krankenhaus in München meldete einen Anteil von 6,8 Prozent. Diese Zahlen spiegeln allerdings Fälle des freiwilligen sowie des unfreiwilligen GHB/GBL-Konsums wider. Dennoch zeigt diese Statistik deutlich, dass GHB/GBL tatsächlich in einigen Städten Europas präsent ist.

Leider testen Krankenhäuser nicht standardmäßig auf GHB. Dafür braucht man einen Spezialtest, den Ärzt:innen nur bei Verdacht machen. Das erschwert das Aufdecken der Fälle.

So weit die Theorie. Doch auf das Armband sollte man sich besser nicht verlassen. In einer Anwendungsstudie des Instituts für Rechtsmedizin der Uniklinik Köln konnten die Wissenschaftler:innen mithilfe des Armbands nur bei 50 Prozent der untersuchten Getränke das enthaltene GHB erkennen.

Problematisch ist zudem, dass die Armbänder nur auf die Erkennung von GHB ausgelegt sind. Ralf Wischnewski von der Drogenhilfe Köln kritisiert diese gefährliche Scheinsicherheit: “Die Substanz, die aus unserer Sicht am meisten verabreicht wird, nämlich GBL, kann mit den Bändern gar nicht nachgewiesen werden.”

Wenn der Verdacht besteht, dass dir jemand K.-o.-Tropfen verabreicht hat, ist schnelles Handeln wichtig. Die Verabreichung von K.-o.-Tropfen ist eine schwere Körperverletzung und damit eine Straftat. Auch wenn keine Vergewaltigung, kein Raub oder Ähnliches zusätzlich stattgefunden hat, kannst du daher Anzeige erstatten.

Die Hormone spielen verrückt – und wir gleich mit. Schlechte Stimmung, Schlafstörungen, Stress: Wir schauen uns die wichtigsten Hormone genau an. 

Du bist irgendwie nach Hause gekommen und fühlst dich am nächsten Morgen einfach schrecklich? Sammle deinen Morgenurin: Nimm ein sauberes Gefäß mit Deckel und bewahre so etwa 100 Milliliter Urin im Kühlschrank auf. Die rechtliche Verwertbarkeit dieses Urins kann nicht garantiert werden, aber er kann dir persönlich unter Umständen Aufschluss darüber geben, was dir verabreicht wurde. Erste Anlaufstellen am nächsten Morgen sind der ärztliche Bereitschaftsdienst (116117), der Giftnotruf, die Polizei oder der Weiße Ring.