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Corona
So leiden Kinder unter der Pandemie
Wenig Sport, fehlender Kontakt zu Freundinnen und Freunden, Familienstress. Kinder und Jugendliche mussten in den vergangenen Monaten viel zurückstecken.
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Darum geht’s:
Kinder und Jugendliche leiden unter der Pandemie
Sozialer Kontakt ist wichtig für die Entwicklung
Ein Grund: Für Kinder ist ein Jahr, in dem die Welt stillsteht, relativ zum bisher gelebten Leben viel mehr als für Erwachsene. Fehlt in dieser Zeit etwas, reißt das bei ihnen zuweilen größere Lücken auf, meint Ulfert Hapke vom Fachgebiet Psychische Gesundheit des Robert-Koch-Instituts. Sowohl Kinder als auch Jugendliche, die sich noch in der Entwicklung befinden, brauchen den Kontakt zu Gleichaltrigen, beispielsweise um soziale Interaktion außerhalb der Familie zu lernen. Die Corona-Isolation kann deshalb ihre Psyche belasten.
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Jungen Menschen fehlt Sport
Vielen Kindern und Jugendlichen fehlt zudem gerade ein wichtiger Ausgleich: Sie machen weniger Sport als vor der Pandemie. “Sport ist ganz wesentlich für das psychische und physische Wohlbefinden. Neben der für die gesunde Entwicklung so wichtigen Bewegung treffen Kinder und Jugendliche beim Sport auch ihre Freundinnen und Freunde, lernen, sich in ein Team einzuordnen und mit Konflikten, Siegen und Niederlagen umzugehen”, erklärt Ulrike Ravens-Sieberer, Forschungsdirektorin der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf.
Gleichzeitig verbringen Kinder mehr Zeit als sonst am Bildschirm. Handy, Tablet und PC sind nicht nur Freizeitbeschäftigung, sondern bestimmen auch durch den Onlineunterricht stärker den Alltag.
Die Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen hat sich also, wie die vieler Menschen während der Pandemie, stark verändert. Anders als jedoch manche Berufsgruppen haben sie keine starke Lobby, mithilfe derer sie ihre Interessen und Bedürfnisse durchsetzen könnten. Umso wichtiger, nach all der Anstrengung in den vergangenen Monaten einmal zu schauen: Wie sind Kinder und Jugendliche während der Pandemie klargekommen? Gibt es erste Daten und Fakten, wie es ihnen mit der Situation geht?
Sollten wir das Virus bei Kindern einfach durchlaufen lassen? Die Frage beantworten wir hier.
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Darum müssen wir drüber sprechen:
Psychische Belastungen haben zugenommen
Corona: Was soziale Isolation mit Erwachsenen macht, erfährst Du hier.
Jede dritte Person zeigt psychische Auffälligkeiten
Die Ergebnisse verglichen sie mit ähnlichen Daten von 2017 und 2018. Berichteten vor Corona 15 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen von einer geminderten Lebensqualität, fühlten sich im Sommer 2020 ganze 40 Prozent unwohl. In der zweiten Welle stieg die Zahl noch einmal leicht auf 48 Prozent.
Vor der Pandemie zeigte knapp jeder fünfte junge Mensch psychische Auffälligkeiten wie Sorgen und Lustlosigkeit, in der Corona-Pandemie etwa jeder dritte, so das Ergebnis der Umfrage. Diese können allerdings normale Anzeichen für eine psychische Belastung sein und stellen noch keine psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen dar.
Ob die durch Corona zugenommen haben, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sicher sagen, da bisher keine belastbaren Zahlen vorliegen. “Normalerweise dauert es mindestens ein oder zwei Jahre, bis entsprechende Statistiken zur Verfügung stehen”, erklärt Robert Schlack, der am Robert-Koch-Institut das Aufkommen psychischer Störungen bei Kindern untersucht. Erste Versorgungsdaten der Kaufmännischen Krankenkasse deuten aber darauf hin, dass 2020 etwas mehr Kinder und Jugendliche wegen psychischer Erkrankungen behandelt wurden.
Häufiger psychiatrische Diagnosen jungen Menschen
Tatsächlich zeigt sich dieser Trend schon seit Längerem: Kinder und Jugendliche erhielten in den letzten Jahren immer häufiger psychiatrische Diagnosen. Vor allem Depressionen nahmen auf den ersten Blick zu, wie zum Beispiel eine Analyse ärztlicher Abrechnungsdaten zwischen 2009 und 2017 zeigt.
Größeres Bewusstsein für psychische Probleme
Das ist allerdings auch ein Zeichen für das generell gewachsene Bewusstsein für psychische Probleme: Die Menschen gehen eher damit zum Arzt oder zur Ärztin als noch vor 20 Jahren, sodass die Erkrankungen nur scheinbar zunehmen. Vergleicht man epidemiologische Studien, bei denen Forschende repräsentative Stichproben aus der Bevölkerung ziehen und auf psychische Störungen untersuchen, zeigt sich ein anderes Bild.
“Die Prävalenz psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen ist in den letzten Jahrzehnten gleich geblieben oder teilweise sogar zurückgegangen. Das zeigt sich auch international”, stellt Robert Schlack klar. Bei Erwachsenen findet sich in solchen Studien ebenso kein Anstieg psychischer Erkrankungen.
Die Symptome unterscheiden sich je nach Alter
Die Corona-Pandemie, die als Jahrhundertereignis in die Geschichtsbücher eingehen wird, war allerdings für Groß und Klein eine besondere Belastungsprobe, sagen Forschende. In Bezug auf Kinder und Jugendliche zeigte die Längsschnittstudie COPSY: Jüngere Kinder litten in der Pandemie eher unter Ängsten und depressiven Symptomen, Verhaltensauffälligkeiten, Hyperaktivität und emotionalen Problemen, während Jugendliche verstärkt mit psychosomatischen Beschwerden wie Kopfschmerzen zu kämpfen hatten. Bei Jungen führte die veränderte Lebenssituation eher zu Hyperaktivität, bei Mädchen schlug sich der Stress in Ängstlichkeit und Bauchschmerzen nieder.
Die Lebenszufriedenheit der Kinder ist gesunken
Zu einem ähnlichen Ergebnis wie die COPSY-Studie kam auch eine bundesweite Befragung von 14.000 Schülern und Schülerinnen der Klassen fünf bis zehn, die das Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung im Schuljahr 2020/21 im Auftrag der DAK durchführte. Die Lebenszufriedenheit der Kinder und Jugendlichen ist demnach im Schnitt gesunken. Was sich außerdem zeigte: Jede dritte Person fühlt sich in der Schule nicht ausreichend vor dem Virus geschützt.
Insgesamt gaben rund drei Viertel der in der COPSY-Studie befragten Kinder und Jugendlichen an, dass die Pandemie eine Belastung für sie darstellt. Als Gründe dafür nannten sie, dass das eigenständige Lernen für die Schule ihnen schwer fiel, dass sie ihre Freundinnen und Freunde weniger sahen und dass es mehr Streit in der Familie gab.
Artikel Abschnitt: Aber:
Aber:
Nicht alle trifft es gleich schwer
Unterschiedliche Voraussetzungen
Wo es keinen Internetanschluss gibt, nicht für alle Geschwister ein eigener Laptop fürs Homeschooling zur Verfügung steht oder die Eltern nicht bei den Schulaufgaben unter die Arme greifen können, ist die Situation besonders schwierig. Auch junge Menschen mit Lernbehinderungen oder anderen Einschränkungen waren durch Schulschließungen und Co. stärker als andere benachteiligt.
Kinder mit schlechten Startbedingungen haben es also auch in der Coronakrise um einiges schwerer. “Wer vor der Pandemie gut dastand, Strukturen erlernt hat und sich in seiner Familie wohl und gut aufgehoben fühlt, wird auch gut durch die Pandemie kommen. Wir brauchen aber verlässlichere Konzepte, um insbesondere Kinder aus Risikofamilien zu unterstützen und ihre seelische Gesundheit zu stärken”, sagt Ulrike Ravens-Sieberer, die die COPSY-Studie leitete.
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Und jetzt:
Familien brauchen mehr Unterstützung
Jetzt, wo sich die Lage langsam entspannt, gilt es, den verpassten Schulstoff gemeinsam aufzuholen und auch die sozialen Bedürfnisse nach Anschluss und Anlehnung der Kinder zu befriedigen. Insgesamt müssten wir die seelischen Belastungen und Bedürfnisse von Familien und Kindern während der Pandemie stärker berücksichtigen, fordert Ravens-Sieberer. Die Politik müsse überforderte Mütter und Väter stärker entlasten.
Der Stress der Eltern betrifft auch die Kinder
Die gute Nachricht: Ein harmonisches Familienleben dämpft offenbar die psychischen Folgen der Coronakrise – und das sogar bei besonders gefährdeten Kindern.
Umgekehrt war elterlicher Stress während der Zeit von Schulschließungen ein wichtiger Faktor für seelische Probleme bei Kindern, wie eine Untersuchung aus den USA zeigte. Unsicherheit, finanzielle Nöte, Sorgen um erkrankte Verwandte und Zukunftsängste, unter denen in der Coronakrise viele Eltern litten, blieben dem Nachwuchs nicht verborgen.
Beratungs- und Therapieangebote zugänglicher machen
Fachleute gehen davon aus, dass dieser Stress auch dazu führen kann, dass Eltern sich während der Krise strenger verhalten und schneller ungehalten werden. Leicht zugängliche Therapie- und Beratungsangebote für Eltern sind also nötiger denn je, um das Klima in Familien zu verbessern.
Der Umgangston wird nicht bloß rauer. In manchen Familien verschärfte die Pandemie die Situation offenbar derart, dass es zu Gewalt kam. In der Zeit der strengsten Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen im Frühjahr 2020 wurden in knapp sieben Prozent der Haushalte Kinder geschlagen. Das ergab eine repräsentative Umfrage zur Zeit der schärfsten Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen im Frühjahr 2020.
Die Gesundheitsforscherin Janina Steinert von der Technischen Universität München empfiehlt deshalb, dass Notbetreuungen für Kinder geschaffen werden sollten, die nicht nur Eltern in systemrelevanten Berufen zur Verfügung stehen.
Außerdem rät die Wissenschaftlerin: “Da Depressionen und Angstzustände das Gewaltpotenzial erhöhen, sollten psychologische Beratungen und Therapien auch online angeboten und ohne Hürden genutzt werden können.” Frauenhäuser und andere Stellen, die Hilfen anbieten, müssten systemrelevant bleiben.
Mittlerweile sind die Schulen in Deutschland weitgehend zum Präsenzunterricht in voller Klassenstärke zurückgekehrt. Für den Fall eines erneuten Lockdowns könnte es sich trotzdem lohnen, entsprechende Strukturen zu schaffen. Und auch unabhängig von der Pandemie kann ein leichterer Zugang zu Beratung und Therapien Familien helfen, in denen es Probleme gibt.
Was passiert, wenn die Schule ausfällt oder zuhause stattfindet, erklären wir hier.
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