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FAQ
Sind Milchalternativen gesünder und umweltfreundlicher?
Milchalternativen aus Soja, Reis oder Hafer: Kein Tierleid, weniger Treibhausgase und sogar gesünder? Nicht überall schneiden sie besser ab als gewöhnliche Kuhmilch.
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Artikel Abschnitt: Welche Milchalternativen gibt es?
Welche Milchalternativen gibt es?
Zu den häufigsten Milchalternativen gehören:
- Sojadrink
- Mandeldrink
- Haferdrink
- Reisdrink
Weitere Alternativen werden aus anderen Getreide- oder Nusssorten hergestellt. Dazu zählen Dinkel, Quinoa, Hirse, Buchweizen, Amaranth, Cashew, Haselnuss und Macadamia sowie Kokos, Lupinen, Hanf oder Erbsen.
Artikel Abschnitt: Was unterscheidet Milchdrinks von Kuhmilch?
Was unterscheidet Milchdrinks von Kuhmilch?
Bei den Makronährstoffen (Kohlenhydrate, Eiweiße und Fett) und dem Energiewert tut sich zwischen Kuhmilch und den Alternativen nicht viel, schließlich ist und bleibt das meiste in den Drinks Wasser.
Kuhmilch hat so ein breites Spektrum an Vitaminen, dass es helfen kann, das Risiko von Mangelernährung zu senken. Den Tagesbedarf an Vitaminen für Erwachsene kann sie alleine aber nicht decken.
An diese Mengen kommen Sojaprodukte oft nicht heran. Beispielsweise kommen die Vitamine C, K oder B12 natürlicherweise nicht in Produkten aus Soja vor, die Vitamine B2, oder B6 in geringerer Konzentration, Vitamin B1 und Vitamin E hingegen in größeren Mengen.
Am Ende sprechen wir hier allerdings von weniger als einem Milligramm pro 100 Gramm Sojadrink. In Relation zu einer ansonsten ausgewogenen Ernährung spielen diese Mengen ohnehin nur eine geringe Rolle.
Hersteller ergänzen Milchdrinks nachträglich
Grundsätzlich enthält Kuhmilch also eine größere Zahl an Makronährstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen, davon in der Regel auch höhere Mengen. Viele Hersteller statten ihre Milchalternativen daher mit Zusätzen aus, etwa indem sie Vitamine oder Calcium hinzugeben. Manche süßen die Drinks nach oder versetzen sie mit Aromen.
Ein wichtiger Unterschied liegt im Zucker: Nur Kuhmilch enthält den Milchzucker, die Laktose, auf den manche Menschen allergisch oder mit Unverträglichkeit reagieren. In Milchdrinks hingegen kommt die Süße durch andere Zucker.
Manche davon liegen als viel größere Zuckermoleküle vor und damit als gesunde Ballaststoffe. Bei 0,5 Gramm pro 100 Milliliter Drink macht das für den täglichen Bedarf von 25 Gramm allerdings nur einen geringen Teil aus.
Die Fachhochschule Münster hat die einzelnen Drinks unter dem Elektronenmikroskop untersucht:
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Artikel Abschnitt: Warum schmecken Milchdrinks anders?
Warum schmecken Milchdrinks anders?
Die Fachhochschule Münster hat die einzelnen Drinks unter dem Elektronenmikroskop untersucht.
Ein weiterer Unterschied liegt im Casein. Dieses Protein macht neben dem Molkeprotein (20 Prozent) den größten Teil des Eiweiß in der Milch aus. Das Casein bildet eine Mizellen-Struktur und wirkt in der Milch als Biotransporter etwa für Calcium und kann helfen, es dem Körper schneller zur Verfügung zu stellen.
Artikel Abschnitt: Wie gesund sind Milchalternativen?
Wie gesund sind Milchalternativen?
In den meisten Fällen können die Forschenden den Lebensstil der Probandinnen und Probanden nicht völlig aus ihren Untersuchungen herausrechnen. Ein Beispiel: Wer vegan lebt, regelmäßig Sport treibt und ein geringes Stresslevel hat, der könnte in einer Studie als überdurchschnittlich gesund abschneiden. Ob nun aber die vegane Lebensweise, der Sport oder der Stresslevel entscheidend sind und welchen Anteil das jeweils ausmacht, das bleibt in der Regel verborgen.
Ob Kuhmilch giftig ist oder Krebs verursacht, das haben wir hier erklärt.
Pflanzliche Proteine könnten gesünder sein
In einigen Studien schlagen sich pflanzliche Proteine besser als ihre tierischen Vertreter. Oftmals leitet sich daraus ab, dass Veganer damit gesünder und länger leben würden. Auf der anderen Seite gibt es gegensätzliche Zahlen und Zusammenhänge. Der Anteil tierischer Proteine in Australien liegt seit jeher hoch, trotzdem werden die Menschen alt und sind nicht überdurchschnittlich ungesund. In Ländern wie Japan, die eine besonders hohe Lebenserwartung zeigen, steigt der Anteil an tierischem Protein, die Lebenserwartung aber ebenfalls.
Bislang ist also noch umstritten, ob tierisches Protein für den Körper schädlicher ist und die Evidenz für diese These reicht nicht aus.
Am Ende ist es vor allem eine Frage der Verhältnismäßigkeit: Wer nur für sein Müsli Kuhmilch gegen Haferdrinks austauscht oder das Kakaopulver in Sojamilch umrührt, der wird gesundheitlich keinen Unterschied merken. Und ein Marathonläufer, der auch Milch trinkt, wird gesünder leben als eine vegane Couch-Potato.
Artikel Abschnitt: Welche Milchalternative ist besonders umweltschonend?
Welche Milchalternative ist besonders umweltschonend?
Die meistzitierte Arbeit zur Umweltverträglichkeit von Soja-, Hafer-, Reis- und Mandeldrinks im Vergleich zu Kuhmilch stammt von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Oxford.
Kurz und knapp: Bei den Milchalternativen entstehen deutlich weniger Treibhausgase. Auch bei den übrigen Faktoren schneiden sie meist besser ab, mit einer Ausnahme: Mandel- und Reisdrinks: Für beide sind große Mengen an Wasser erforderlich.
Die Herkunft zählt
Der Großteil der Mandeln aus den USA stammt aus dem trockenen Kalifornien. Zwar zeigen die Mandeln keine großen Treibhausgasemissionen, aber die Mandelproduktion belastet die Ökosysteme vor Ort. Es lohnt sich, die Herkunft der Mandeln auf der Verpackung oder auf den Internetseiten der Hersteller genauer anzuschauen. Allerdings wird der Wasserverbrauch europäischer Mandeln aus Spanien oder Italien ebenfalls hoch liegen.
Auch Reisfelder benötigen viel Wasser und erzeugen gleichzeitig eine höhere Menge an Treibhausgasen als etwa Mandeln oder Hafer.
Weitere Angaben zum Artikel:
Wie sehr helfen Milchalternativen dabei, den Klimawandel zu bremsen?
Eine Person in Deutschland hat im Schnitt einen CO2-Fußabdruck von 7,9 Tonnen pro Jahr, also täglich etwa 21,6 Kilogramm CO2. Wer von Kuhmilch auf Haferdrinks wechselt, spart täglich bis zu 0,64 Kilogramm CO2 oder drei Prozent ein. Der Klimaretter-Effekt hält sich in Grenzen.
Wo man mehr CO2 einsparen kann
Auf Rindfleisch zu verzichten (Schweinefleisch und Geflügel haben einen deutlich niedrigeren CO2-Fußabdruck als Rindfleisch) ist effektiver, als auf Milch zu verzichten, auch weniger Kaffee hätte einen größeren Effekt. Entscheidend sind neben den CO2-Emissionen pro Kilogramm letztlich die tatsächlich produzierten und konsumierten Mengen. Die Deutschen trinken laut nationaler Verzehrsstudie etwa dreimal so viel Kaffee und Tee pro Tag, wie sie Milch verzehren.
Wer wirklich CO2 einsparen will, der kann im Bereich Energie- und Verkehr besonders viel einsparen. In Deutschland ist die Energiewirtschaft für rund 40 Prozent der Treibhausgase verantwortlich. Davon wiederum fast die Hälfte allein durch Braunkohle. Strom aus Erneuerbaren Energien reduziert den eigenen Fußabdruck drastisch. Der Verkehrssektor erzeugt rund 20 Prozent der CO2-Emissionen — und durch stärkeren PKW-Verkehr sind die Emissionen im Gegensatz zu allen anderen Bereichen seit 1990 sogar gestiegen.
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Lokal ist nur eins — der Haferdrink
Positiv in seiner Umweltbilanz schneidet laut einer Science-Studie vor allem der Haferdrink ab. Das Getreide lässt sich lokal produzieren, das spart zum einen große Mengen an Wasser gegenüber der Mandel- und Reisproduktion und zum anderen Transportemissionen, die bei Soja anfallen können.
Ein weiterer Umweltfaktor ist die Fläche, die pro Liter Milch nötig ist. Grundsätzlich haben tierische Lebensmittel einen höheren Landverbrauch, weil nicht nur das Futter angebaut, sondern auch die Tiere gehalten werden müssen. Das Land steht dann weniger Arten zur Verfügung, was wiederum schlecht für die Böden ist und vor allem für die Insektenmenge und Artenvielfalt.
Landverbrauch bei Bio höher, bei Milchalternativen geringer
Biomilch braucht besonders viel Land. Denn bei Bioprodukten schreiben die Richtlinien den Tieren eine größere Fläche pro Tier vor. Auch durch den Verzicht auf typische Pestizide benötigen Biolandwirte im Schnitt eine größere Fläche für denselben Ertrag wie konventionelle Landwirte. Dadurch können Biobetriebe im Schnitt sogar auf mehr Treibhausgas-Emissionen pro Menge erzeugter Milch kommen.
Rechnet man alle Faktoren, die bei der Produktion entstehen, zusammen, ergeben sich große Unterschiede beim Blick auf die Umweltkosten. In einem Bericht des Umweltbundesamtes haben Forschende berechnet, welche Kosten die Milchproduktion in Deutschland für die Umwelt hat. Dazu haben sie unterschiedliche Haltungsmodelle in unterschiedlichen Regionen betrachtet. Gleich, ob bio- oder konventionelle Haltung: Kühe, die draußen auf der Weide grasen, schaden der Umwelt weniger, als Kühe, die nur im Stall stehen.
Artikel Abschnitt: Und jetzt?
Und jetzt?
Ein Wechsel auf alternative Milchprodukte wird das Leben nicht verlängern, ein gesamter Lebensstilwandel vermutlich schon. Wer also sein Herzinfarkt- oder Diabetesrisiko reduzieren will, sollte daher vermutlich den Fleischkonsum reduzieren, mehr pflanzliche Fettsäuren, Nüsse und vor allem Obst und Gemüse im Rezeptbuch einplanen und Bewegung und Freizeit überdenken.
Haferdrinks belasten die Umwelt weniger
Ein großer Vorteil der Milchalternativen ist natürlich, dass für ihre Produktion keine Tierzucht und -haltung erforderlich sind. Was die Umweltverträglichkeit angeht, da schneiden unter den prominenten Milchalternativen Soja- und Haferdrinks deutlich besser ab – und zwar dann, wenn man nicht nur auf den CO2-Fußabdruck schaut, sondern auch Wasserverbrauch, Gewässerbelastung und Landnutzung mit einbezieht. Aber: Das Klima lässt sich damit nicht retten. Ein Kaffee mit Sojadrink ist weiterhin klimaschädlicher als ein reines Glas Kuhmilch. Etwas weniger Bingewatching spart mitunter mehr CO2 als ein Haferdrink-Müsli – und damit wäre auch wieder Zeit für den oben erwähnten Sport im Freien.
Ob Hafer- und Reisdrinks geschmacklich überzeugen, das muss natürlich jeder für sich selbst herausfinden.
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„Grundsätzlich haben tierische Lebensmittel einen höheren Landverbrauch, weil nicht nur das Futter angebaut, sondern auch die Tiere gehalten werden müssen. Das Land steht dann weniger Arten zur Verfügung, was wiederum schlecht für die Böden ist und vor allem für die Insektenmenge und Artenvielfalt.“ Das stimmt so nicht, im Gegenteil, Weidehaltung… Weiterlesen »
Dennoch ist der Landverbrauch aufgrund der Erzeugung tierischer Lebensmittel in der Regel höher als bei rein pflanzlichen Lebensmitteln. Es mag stimmen, dass Weideflächen auch positive Effekte auf z.B. bestimmte Käferarten haben. Das schließt aber nicht aus, dass diese beweideten Flächen gleichzeitig auch zahlreiche andere Arten abschrecken können.
Ein wirklich spannender und interessanter Artikel, der eben auch aufzeigt, dass Alternativen zur Kuhmilch nicht automatisch gesünder oder besser für die Umwelt sind. Umso wichtiger ist es bei der derzeitigen Faktenlage zu bleiben. Eine überwiegend pflanzliche Ernährung scheint zwar insgesamt einen positiven Effekt zu haben, d.h. aber nicht, das gelegentlicher… Weiterlesen »
Sind bei dem Co2-Fußabdruck der Reismilch auch die Methan-Emissionen durch die Bewässerung der Reisfelder inkludiert?
Ja, die Methan-Emissionen sind in den CO2-Äquivalenten („CO2eq“) eingeschlossen (siehe u.a. hier auf S. 13: https://ora.ox.ac.uk/objects/uuid:b0b53649-5e93-4415-bf07-6b0b1227172f/download_file?file_format=pdf&safe_filename=Reducing_foods_environment_impacts_Science%2B360%2B6392%2B987%2B-%2BAccepted%2BManuscript.pdf&type_of_work=Journal+article).
Wir schreiben dazu im Artikel als allgemeine Info: „Auch Reisfelder benötigen viel Wasser und erzeugen gleichzeitig eine höhere Menge an Treibhausgasen als etwa Mandeln oder Hafer.“
Danke für die Info!!
Ich brauche keine Milch, bin längst abgestillt.
Based
Wer sich gesünder als mit tierischen Proteinen ernähren möchte, sollte mehr Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen und Linsen zu sich nehmen. Die kosten nicht viel, lassen sich in Dosen oder getrocknet ewig aufbewahren und das Eiweiß ist gut verträglich. Bei häufigem Verzehr treten die sprichwörtlichen Blähungen auch nicht auf.